Mit dem Sparschwein gegen die Rezession

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zit1:

Mit dem Sparschwein gegen die Rezession

 
26.11.01 14:50
dpa-AFX-Nachricht
Sparen ist eine Tugend, das lernen wir von klein auf. Wer spart, der macht nichts falsch und erntet noch dazu viel Anerkennung. Das dachte sich wohl auch Hans Eichel, als er mit seiner Sparpolitik vor rund drei Jahren auf den Plan trat; und es kam an. Aber jetzt sind andere Tugenden gefragt. Eine davon ist ökonomisches Verständnis.

Deutschland geht es nicht besonders gut. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession. Auch wenn es technisch gesehen vielleicht noch keine endgültige Evidenz für dieses unschöne Phänomen gibt, wird es wohl kaum jemand mehr abstreiten wollen. Darum geht es auch nicht mehr. Weit entscheidender ist unter anderem die Frage, wie lange und schwerwiegend der wirtschaftliche Abschwung ausfallen wird.

Die Meinungen darüber gehen auseinander. Nur in einem Punkte sind sich alle einig: Die Rezession wird viel länger dauern, als ursprünglich angenommen. "Es wird auch im zweiten Quartal 2002 noch keinen Aufschwung geben", so Jörg Krämer von Invesco Asset Management. Und das macht wenig Hoffnung. Doch das Wissen um Ausmaß und Dauer des Abschwungs nützt wenig. Wirklich essentiell ist die Bereitschaft zu Maßnahmen, die gegen rezessive Entwicklungen in der Wirtschaft unternommen werden könnten - und da kommt dem Staat die tragende Rolle zu.

Genau dort aber hapert es in Deutschland gewaltig. Während in den USA schon die ersten fiskalpolitischen Maßnahmenbündel geschnürt wurden, weigerte man sich hierzulande noch zuzugeben, daß die Wirtschaft ins Stocken gekommen ist. Jetzt sind wir zwar weiter. Auch Herr Eichel spricht mittlerweile davon, daß die Wirtschaft im dritten und vierten Quartal und wahrscheinlich im ersten Quartal 2002 "unten sein" wird. Aber das war´s dann auch schon mit der Einsicht. Dass man dagegen auch etwas machen könnte bzw. sollte, scheint nicht auf der Agenda des Finanzministers zu stehen. Konjunkturprogramme, wie sie die Wirtschaftsforschungsinstitute fordern, werden noch abgelehnt. Die Konsolidierungspolitik wird erbarmungslos weiter betrieben. Für die SPD ist das wirtschafts- und finanzpolitische Verläßlichkeit und Kontinuität. Dass Minister Eichel und seine Mannen damit gefährlich nah an eine Parallelpolitik herankommen, die den Abschwung noch verstärkt, scheint genauso wenig zu stören, wie die Tatsache dass diese Strategie vom Stabilitäts- und Wachstumsgesetz implizit abgelehnt wird. Es bleibt dabei: Auf Biegen und Brechen sollen die Konsolidierungsziele erreicht werden.

Dass sich die wirtschaftliche Situation wirklich zuzuspitzen droht, zeigen auch die jüngsten Äußerungen hochrangiger EZB-Vertreter. Die EZB sei offen für fiskalpolitische Maßnahmen und deswegen bereit, den Regierungen der EU mehr Zeit für die Konsolidierung ihrer Staatshaushalte zu gewähren. Der EU-Stabilitäts- und Wachstumspakt, den die SPD eisern einhalten will, könne im Abschwung flexibler interpretiert werden. Das Placet der Währungshüter ist also vorhanden. Jetzt kommt es auf die Einsicht des Finanzministers an. Ob er dann die Investitionen ankurbelt oder den Konsum belebt, ist dabei im Prinzip egal, denn im Sinne von Nachfrage nach Endleistung sind Konsum und Investitionen gleich, der konjunkturelle Impuls, der von ihnen ausgeht, ist derselbe. Wichtig ist nur, dass gehandelt wird, bevor es zu spät ist.


Und wie wird sich der deutsche Durchschnittsbürger zukünftig verhalten?
Ich glaube kaum, das er unter diesen Vorzeichen sein sauer erspartes Geld leichtfüßig verkonsumieren wird, geschweige denn in Aktien anlegt...

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