Microsoft enthüllt seine Monopol-Margen
Von Oliver Wihofszki, Hamburg
Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft hat in einer Pflichtmitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC überraschend tiefe Einblicke in sein Innenleben gewährt. In dem Bericht hat Microsoft erstmals Angaben über Gewinne beziehungsweise Verluste für die einzelnen Sparten des Konzerns bekannt gegeben.
Das überraschende Ergebnis: Fünf der insgesamt acht aufgelisteten Bereiche hatten im Ende September abgeschlossenen Quartal das operative Geschäft mit einem Verlust beendet. Mit den Details aus der Pflichtveröffentlichung liefert Microsoft erstmals Informationen, die Analysten tiefe Einblicke über den Geldfluss im Inneren des Softwaregiganten ermöglichen. Bisher hatte Microsoft lediglich den Umsatz der einzelnen Sparten veröffentlicht und gemeldet, dass der Gesamtkonzern schwarze Zahlen schreibt. Über die Profitabilität der einzelnen Bereiche hatte der Konzern vorher nie berichtet.
Die zusätzlichen Zahlen könnten Kritikern von Microsoft im noch anhängigen Kartellrechtsprozess der Europäischen Union neue Nahrung liefern. Die Microsoft-Gegner argumentieren, der Konzern würde sein Quasimonopol in angestammten Märkten nutzen, um neue Segmente zu erobern. Microsofts jetzt vorgestellte Zahlen belegen die These, dass der Konzern mit Gewinnen aus dem traditionellen Geschäft mit dem Computerbetriebssystem Windows und dazugehöriger Anwendungssoftware wie der Textverarbeitung Word neue und bisher unprofitable Segmente wie beispielsweise das Geschäft mit der Videospielkonsole X-Box oder dem Internetdienst MSN finanziert.
Operatives Plus nur in einigen Sparten
Die Pflichtveröffentlichung an die Börsenaufsicht SEC zeigt, das Microsoft im abgeschlossenen Quartal lediglich in den Sparten Betriebssysteme für Personal Computer (PC), Betriebsysteme für Hochleistungsrechner in Firmennetzwerken sowie Anwendungssoftware ein operatives Plus erwirtschaftet hat. Im PC-Bereich lag der Gewinn bei 2,5 Mrd. $. Mit Betriebssystemen für Hochleistungsrechner schaffte Microsoft ein Plus von 519 Mio. $. Anwendungssoftware brachte einen operativen Gewinn von 1,88 Mrd. $ ein.
Operative Verluste hingegen brachten die Sparten Unternehmenssoftware mit einem Fehlbetrag von 68 Mio. $, der Internetdienst MSN mit einem Minus 97 Mio. $, der Bereich Betriebssysteme für Kleinstcomputer mit minus 33 Mio. $ sowie die Sparte Heim- und Unterhaltungselektronik mit einem Verlust von 177 Mio. $. Zudem kommen Verluste von 455 Mio. $ aus dem Bereich "Reconciling Amounts". Hier bilanziert Microsoft Wertberichtigungen sowie alle Einnahmen, die sich keiner der anderen Divisionen zuordnen lassen.
Im abgeschlossenen Quartal blieb Microsoft also ein Gewinn aus dem operativen Geschäft von 4 Mrd. $. Nach Abzug aller Steuern und Zinsen blieb unter dem Strich ein Plus von 2,7 Mrd. $. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn lediglich bei 1,3 Mrd. $. Der Umsatz stieg binnen eines Jahres von 6,1 Mrd. $ auf 7,7 Mrd. $.
Expansion bringt noch keinen Gewinn
Diese Zahlen hatte der Konzern bereits Mitte Oktober gemeldet, ohne dabei allerdings Zahlen für die einzelnen Sparten zu veröffentlichen. Erkenntnisreich sind die zusätzlichen Informationen, weil Microsoft seit einiger Zeit versucht, sein traditionelles Geschäft auf neue Märkte auszudehnen. Das Unternehmen nutzt dabei seine Bargeldreserven von etwa 40 Mrd. $. Die jüngsten Zahlen zeigen nun, dass die Expansion dem Konzern bisher zwar Umsatz, aber noch keinen Gewinn bringt.
So hat Microsoft erst im Mai dieses Jahres den dänischen Anbieter von Unternehmenssoftware Navision für etwa 1, 4 Mrd. Euro aufgekauft. Navision stellt Programme her, mit denen kleine und mittelständische Unternehmen ihre internen Prozesse steuern. Mit dem Navision-Kauf wurde Microsoft zu einem Rivalen des badischen Konzerns SAP, dem Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Zudem versucht Microsoft unter hohen Kosten seine Konsole X-Box für Videospiele gegen die etablierten Konzerne Sony und Nintendo in den Markt zu drücken.
Microsoft wurde mit Computerbetriebssystemen und dazugehörende Bürosoftware zu einem Weltkonzern. Experten schätzen, dass über 90 Prozent aller weltweit existierenden PC mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows laufen. In den vergangenen beiden Jahren litt der PC-Markt allerdings unter der schlimmsten Krise der Branche.
© 2002 Financial Times Deutschland
Von Oliver Wihofszki, Hamburg
Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft hat in einer Pflichtmitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC überraschend tiefe Einblicke in sein Innenleben gewährt. In dem Bericht hat Microsoft erstmals Angaben über Gewinne beziehungsweise Verluste für die einzelnen Sparten des Konzerns bekannt gegeben.
Das überraschende Ergebnis: Fünf der insgesamt acht aufgelisteten Bereiche hatten im Ende September abgeschlossenen Quartal das operative Geschäft mit einem Verlust beendet. Mit den Details aus der Pflichtveröffentlichung liefert Microsoft erstmals Informationen, die Analysten tiefe Einblicke über den Geldfluss im Inneren des Softwaregiganten ermöglichen. Bisher hatte Microsoft lediglich den Umsatz der einzelnen Sparten veröffentlicht und gemeldet, dass der Gesamtkonzern schwarze Zahlen schreibt. Über die Profitabilität der einzelnen Bereiche hatte der Konzern vorher nie berichtet.
Die zusätzlichen Zahlen könnten Kritikern von Microsoft im noch anhängigen Kartellrechtsprozess der Europäischen Union neue Nahrung liefern. Die Microsoft-Gegner argumentieren, der Konzern würde sein Quasimonopol in angestammten Märkten nutzen, um neue Segmente zu erobern. Microsofts jetzt vorgestellte Zahlen belegen die These, dass der Konzern mit Gewinnen aus dem traditionellen Geschäft mit dem Computerbetriebssystem Windows und dazugehöriger Anwendungssoftware wie der Textverarbeitung Word neue und bisher unprofitable Segmente wie beispielsweise das Geschäft mit der Videospielkonsole X-Box oder dem Internetdienst MSN finanziert.
Operatives Plus nur in einigen Sparten
Die Pflichtveröffentlichung an die Börsenaufsicht SEC zeigt, das Microsoft im abgeschlossenen Quartal lediglich in den Sparten Betriebssysteme für Personal Computer (PC), Betriebsysteme für Hochleistungsrechner in Firmennetzwerken sowie Anwendungssoftware ein operatives Plus erwirtschaftet hat. Im PC-Bereich lag der Gewinn bei 2,5 Mrd. $. Mit Betriebssystemen für Hochleistungsrechner schaffte Microsoft ein Plus von 519 Mio. $. Anwendungssoftware brachte einen operativen Gewinn von 1,88 Mrd. $ ein.
Operative Verluste hingegen brachten die Sparten Unternehmenssoftware mit einem Fehlbetrag von 68 Mio. $, der Internetdienst MSN mit einem Minus 97 Mio. $, der Bereich Betriebssysteme für Kleinstcomputer mit minus 33 Mio. $ sowie die Sparte Heim- und Unterhaltungselektronik mit einem Verlust von 177 Mio. $. Zudem kommen Verluste von 455 Mio. $ aus dem Bereich "Reconciling Amounts". Hier bilanziert Microsoft Wertberichtigungen sowie alle Einnahmen, die sich keiner der anderen Divisionen zuordnen lassen.
Im abgeschlossenen Quartal blieb Microsoft also ein Gewinn aus dem operativen Geschäft von 4 Mrd. $. Nach Abzug aller Steuern und Zinsen blieb unter dem Strich ein Plus von 2,7 Mrd. $. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn lediglich bei 1,3 Mrd. $. Der Umsatz stieg binnen eines Jahres von 6,1 Mrd. $ auf 7,7 Mrd. $.
Expansion bringt noch keinen Gewinn
Diese Zahlen hatte der Konzern bereits Mitte Oktober gemeldet, ohne dabei allerdings Zahlen für die einzelnen Sparten zu veröffentlichen. Erkenntnisreich sind die zusätzlichen Informationen, weil Microsoft seit einiger Zeit versucht, sein traditionelles Geschäft auf neue Märkte auszudehnen. Das Unternehmen nutzt dabei seine Bargeldreserven von etwa 40 Mrd. $. Die jüngsten Zahlen zeigen nun, dass die Expansion dem Konzern bisher zwar Umsatz, aber noch keinen Gewinn bringt.
So hat Microsoft erst im Mai dieses Jahres den dänischen Anbieter von Unternehmenssoftware Navision für etwa 1, 4 Mrd. Euro aufgekauft. Navision stellt Programme her, mit denen kleine und mittelständische Unternehmen ihre internen Prozesse steuern. Mit dem Navision-Kauf wurde Microsoft zu einem Rivalen des badischen Konzerns SAP, dem Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Zudem versucht Microsoft unter hohen Kosten seine Konsole X-Box für Videospiele gegen die etablierten Konzerne Sony und Nintendo in den Markt zu drücken.
Microsoft wurde mit Computerbetriebssystemen und dazugehörende Bürosoftware zu einem Weltkonzern. Experten schätzen, dass über 90 Prozent aller weltweit existierenden PC mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows laufen. In den vergangenen beiden Jahren litt der PC-Markt allerdings unter der schlimmsten Krise der Branche.
© 2002 Financial Times Deutschland