Software von Handys, Organizern, Spielkonsolen - aggressiv will Microsoft immer neue Gerätetypen erobern. Wird der Big Brother bald von Redmond aus den Welt-Datenverkehr regieren?
Lange währt nun der Stellungskrieg: Die US-Wettbewerbshüter hatten Microsoft herausgefordert, eines der mächtigsten Unternehmen der Welt. Nach bald fünf Jahren juristischer Scharmützel scheint es nun, als bleibe der Angriff auf den Software-Giganten ohne Erfolg.
Zwar bestreitet niemand, dass der Quasi-Monopolist aus dem amerikanischen Redmond den Markt der PC-Betriebssysteme mit über 90 Prozent dominiert. Zwar sind auch die rüpelhaften Methoden, mit denen der Gigant seine Software in den Markt drückt und Konkurrenten vernichtet, nur zu gut bekannt. Doch der Gerichtsmarathon, der im Jahr 1997 startete, läuft trotzdem zielstrebig auf einen Vergleich zu, eine Art sanfte Rüge, die voraussichtlich in den nächsten Wochen von der zuständigen Richterin Colleen Kollar-Kotelly verkündet wird.
Neun US-Bundesstaaten sind mit diesem Ausgang unzufrieden und fordern härtere Maßnahmen. Und auch Philip Lowe, der am 1. September als Generaldirektor für Wettbewerb der EU-Kommission antritt, will die bereits laufende Untersuchung von Microsofts Geschäftsgebaren weiter vorantreiben.
Trotzdem sinkt die Hoffnung all jener, die geglaubt hatten, dem Computerkraken mit juristischen Mitteln beikommen zu können: Die Rechtsabteilung von Microsoft umfasst über 600 Mitarbeiter - mehr als die gesamte Mitarbeiterzahl so manches Konkurrenten. Und der Konzern verfügt über eine Kriegskasse von aberwitzigen 40 Milliarden Dollar - so viel wie der Haushalt ganzer Staaten von der Größe Irlands.
Unbeirrt von allen Gerichtsprozessen, verfolgt Microsoft genau jene aggressive Expansionspolitik, die den Konzern seit 1991 immer wieder in Konflikt mit den Kartellwächtern gebracht hat: Die Dominanz von Windows wird als eine Art Brechstange missbraucht, um neue Märkte zu erobern.
Die Methode ist so simpel wie effektiv: Microsoft sattelt einfach auf jede neue Version des dominanten Windows-Betriebssystems zusätzliche Software-Komponenten huckepack drauf; diese landen dann fast von selbst auf dem Kundenrechner. So gebiert ein Monopol das nächste. Und auch der Kunde hat davon zunächst nur Vorteile: Ohne mühsam zusätzliche Software installieren zu müssen, und ohne sich mit nicht zueinander passenden Programmen herumzuärgern, kann er im Internet surfen, Musik hören oder Filme schauen.
Die Rechnung für diesen Komfort folgt erst viel später: wenn die Konkurrenz vom Markt gefegt und Microsoft zum unangefochtenen Preisdiktator aufgestiegen ist. Dann nämlich bestimmt nur noch der Gigant aus Redmond Geschäftsbedingungen und technische Details.
Derzeit schickt sich der Konzern an, die gesamte digitale Welt mit seiner Monokultur zu durchdringen. Wo immer Daten verarbeitet werden, sollen dann Ableger des Windows-Betriebssystems regieren: in Organizer, Handy und TV-Gerät, in Wohnzimmer, Auto und Büro, bei Filmen, Spielen und Musik.
Als strategisches Vorbild dient die Art, mit der Microsoft-Gründer Bill Gates das Internet eroberte, nachdem er Mitte der Neunziger dessen rasante Entwicklung fast verschlafen hatte. Hastig ließ er damals einen Webbrowser entwickeln und fügte ihn dem Betriebssystem Windows 95 hinzu. Nach wenigen Jahren war die Firma Netscape, die anfangs den Markt dominierte, fast komplett verdrängt. Dank seines "Raubmonopols", wie es ein Gericht formulierte, hatte Microsoft im "Browser-Krieg" obsiegt.
Mit ähnlichen Raubmonopol-Methoden erobert Microsoft derzeit den Unterhaltungsmarkt: Ein Programm namens Windows Media Player zum Abspielen von Filmen und Musik ist zu diesem Zweck ins neue Betriebssystem Windows XP integriert - ein Frontalangriff, dem Programme wie Quicktime und RealPlayer trotz Schützenhilfe durch die Kartellbehörden kaum werden standhalten können: Der Browser-Krieg wiederholt sich als Schlacht auf dem Unterhaltungssektor.
Frühzeitig haben die Microsoft-Strategen diesmal erkannt, welch tief greifenden Umbruch die Branche gerade durchlebt. So wie Anfang der achtziger Jahre der Schreibtisch-PC den zentralen Großrechner nach und nach ersetzte, werden nun immer mehr PC-Funktionen von vernetzten Kleingeräten übernommen - und sie alle will Microsoft beherrschen.
Für Ende des Jahres ist die Auslieferung der ersten Mobiltelefone geplant, auf denen eine neue Variante des Betriebssystems "Windows CE" läuft. Die Software verspricht, Termine, Telefondaten und Multimedia nahtlos mit der PC-Welt zu verknüpfen. Damit zettelt der Gates-Konzern nach dem "Organizer-Krieg", der vor allem auf Kosten des Marktführers Palm geht, nun auch eine Schlacht um den Handy-Markt an.
Kaum ein Lebensbereich wird vom Feldzug des Monopolisten ausgespart: Im Wohnzimmer steht die Spielkonsole X-Box, am Arbeitsplatz der für nächstes Jahr angekündigte tragbare Rechner namens "Windows powered Smart Display"; in Bibliotheken läuft das Interaktiv-Lexikon Encarta, und beim Shoppen per Internet verwaltet der Online-Dienst "Passport" alle relevanten Nutzerdaten.
Sogar Autos werden derzeit zu rollenden Windows-Rechnern umgebaut. Im neuen BMW der 7er Klasse zum Beispiel läuft eine abgespeckte Windows-Variante namens "Windows CE for Automotive", die es in der neuesten Version dem Fahrer erlaubt, per Sprachbefehl Streckeninformationen, E-Mails oder Termine abzurufen und einzugeben. Auch Citroën, Mitsubishi, Subaru und Volvo verwenden das System. "Autos werden schon bald die zweitgrößte technische Plattform für drahtlos vernetzte Geräte darstellen", prophezeit der zuständige Microsoft-Produktmanager Gonzalo Bustillos.
In ein paar Jahren soll dann der Datenbürger durch das Sicherheitssystem "Palladium" in seinem Windows-Freigehege eingeschlossen, das Microsoft-Imperium nach außen abgeriegelt werden: Jeder Prozessor erhält dazu eine spezielle Identifikationsnummer, die als digitales Wasserzeichen in jede bearbeitete Datei eingewirkt werden soll, um sie im Zweifelsfall zum Urheber zurückverfolgen zu können - ein Alptraum für Datenschützer und Kartellbehörden.
Bricht folglich eine Ära an, in der ein Big Brother von Redmond aus den gesamten Welt-Datenverkehr überwacht? Sehr wohl möglich, doch ganz sicher ist es nicht. Noch ist nicht entschieden, ob Microsoft die Vielzahl der verschiedenen spezialisierten Einzelgeräte wird beherrschen können, auf die sich derzeit das Käuferinteresse richtet. Noch dominieren die Windows-Ableger keinen dieser neuen Märkte.
Von der vor einem Jahr eingeführten Spielkonsole X-Box zum Beispiel verkaufte Microsoft trotz Werbeausgaben von einer halben Milliarde Dollar nur 3,9 Millionen Stück - die erste Runde im "Konsolen-Krieg" ging damit klar an den Marktführer Sony und seine Playstation 2.
Natürlich lässt sich Microsoft von derlei Rückschlägen nicht schrecken. Der Konzern kündigt vielmehr Investitionen von weiteren zwei Milliarden Dollar an - denn Geld steht im Reich des Bill Gates stets mehr bereit als in dem jedes Konkurrenten. Nun muss sich zeigen, ob das reicht, die etablierten Spielkonsolen aus dem Feld zu schlagen.
Zugleich aber droht dem Redmonder Riesen in seinem Kerngeschäft Gefahr: Während der Konzern sein Reich immer weiter auf die zersplitterte Welt der Kleingeräte auszudehnen sucht, regt sich erstmalig seit vielen Jahren wieder zaghaft so etwas wie Konkurrenz im Markt der Betriebssysteme.
Immer mehr europäische Regierungen setzen in ihren Büros ganz oder teilweise auf das freie Betriebssystem Linux, zum Beispiel Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien. Und der Computerkonzern IBM, der einst der wichtigste Kunde für Microsofts Ur-Betriebssystem MS-Dos war, macht sich stark für Rechner, auf denen Linux läuft.
Einen dritten Weg schlägt China ein: In der Volksrepublik soll sich ein eigenes Betriebssystem namens Yangfan durchsetzen, das wohl auf Linux aufbaut, aber anmutet wie Windows 98 und neben kostenlosen Programmen auch die komplette Palette der weit verbreiteten Office-Software unterstützt, wie etwa Word, Excel und Powerpoint. Vollmundig kündigen die beteiligten 18 Firmen und Universitäten an: "Damit wird das Monopol ausländischer Büro-Software in China gebrochen."
In den USA greift ein ähnlicher Windows-Klon an: Zu Kampfpreisen von 299 bis 599 Dollar verkauft der Einzelhandelsriese Wal-Mart Billigrechner, auf denen das Betriebssystem Lindows läuft. Der Name setzt sich aus Linux und Windows zusammen, denn unter Lindows sollen Programme aus beiden Welten laufen.
Hinter Lindows.com, einem knapp 40köpfigem Startup aus San Diego, steckt Michael Robertson, ein Überzeugungstäter, der sich gern in der Rolle des David im Kampf gegen Goliath sieht. Berühmt wurde er, als sich sein Online-Dienst MP3.com mit der mächtigen Musikindustrie anlegte. Schließlich verkaufte er den Dienst für 372 Millionen Dollar an den Medienkonzern Vivendi - nur, um mit Lindows sofort einen neuen Stein des Anstoßes ins Rollen zu bringen.
Microsoft versuchte, Robertson an der Verwendung des Namens Lindows zu hindern. Doch der Schuss ging nach hinten los, der zuständige Richter John Coughenour bezweifelte in seiner Urteilsbegründung, dass sich ein Allerweltswort wie "Windows" (deutsch: "Fenster") überhaupt schützen lasse - ein Freibrief für weitere Klone und Konkurrenten der AllerweltsSoftware aus Redmond.
Lange währt nun der Stellungskrieg: Die US-Wettbewerbshüter hatten Microsoft herausgefordert, eines der mächtigsten Unternehmen der Welt. Nach bald fünf Jahren juristischer Scharmützel scheint es nun, als bleibe der Angriff auf den Software-Giganten ohne Erfolg.
Zwar bestreitet niemand, dass der Quasi-Monopolist aus dem amerikanischen Redmond den Markt der PC-Betriebssysteme mit über 90 Prozent dominiert. Zwar sind auch die rüpelhaften Methoden, mit denen der Gigant seine Software in den Markt drückt und Konkurrenten vernichtet, nur zu gut bekannt. Doch der Gerichtsmarathon, der im Jahr 1997 startete, läuft trotzdem zielstrebig auf einen Vergleich zu, eine Art sanfte Rüge, die voraussichtlich in den nächsten Wochen von der zuständigen Richterin Colleen Kollar-Kotelly verkündet wird.
Neun US-Bundesstaaten sind mit diesem Ausgang unzufrieden und fordern härtere Maßnahmen. Und auch Philip Lowe, der am 1. September als Generaldirektor für Wettbewerb der EU-Kommission antritt, will die bereits laufende Untersuchung von Microsofts Geschäftsgebaren weiter vorantreiben.
Trotzdem sinkt die Hoffnung all jener, die geglaubt hatten, dem Computerkraken mit juristischen Mitteln beikommen zu können: Die Rechtsabteilung von Microsoft umfasst über 600 Mitarbeiter - mehr als die gesamte Mitarbeiterzahl so manches Konkurrenten. Und der Konzern verfügt über eine Kriegskasse von aberwitzigen 40 Milliarden Dollar - so viel wie der Haushalt ganzer Staaten von der Größe Irlands.
Unbeirrt von allen Gerichtsprozessen, verfolgt Microsoft genau jene aggressive Expansionspolitik, die den Konzern seit 1991 immer wieder in Konflikt mit den Kartellwächtern gebracht hat: Die Dominanz von Windows wird als eine Art Brechstange missbraucht, um neue Märkte zu erobern.
Die Methode ist so simpel wie effektiv: Microsoft sattelt einfach auf jede neue Version des dominanten Windows-Betriebssystems zusätzliche Software-Komponenten huckepack drauf; diese landen dann fast von selbst auf dem Kundenrechner. So gebiert ein Monopol das nächste. Und auch der Kunde hat davon zunächst nur Vorteile: Ohne mühsam zusätzliche Software installieren zu müssen, und ohne sich mit nicht zueinander passenden Programmen herumzuärgern, kann er im Internet surfen, Musik hören oder Filme schauen.
Die Rechnung für diesen Komfort folgt erst viel später: wenn die Konkurrenz vom Markt gefegt und Microsoft zum unangefochtenen Preisdiktator aufgestiegen ist. Dann nämlich bestimmt nur noch der Gigant aus Redmond Geschäftsbedingungen und technische Details.
Derzeit schickt sich der Konzern an, die gesamte digitale Welt mit seiner Monokultur zu durchdringen. Wo immer Daten verarbeitet werden, sollen dann Ableger des Windows-Betriebssystems regieren: in Organizer, Handy und TV-Gerät, in Wohnzimmer, Auto und Büro, bei Filmen, Spielen und Musik.
Als strategisches Vorbild dient die Art, mit der Microsoft-Gründer Bill Gates das Internet eroberte, nachdem er Mitte der Neunziger dessen rasante Entwicklung fast verschlafen hatte. Hastig ließ er damals einen Webbrowser entwickeln und fügte ihn dem Betriebssystem Windows 95 hinzu. Nach wenigen Jahren war die Firma Netscape, die anfangs den Markt dominierte, fast komplett verdrängt. Dank seines "Raubmonopols", wie es ein Gericht formulierte, hatte Microsoft im "Browser-Krieg" obsiegt.
Mit ähnlichen Raubmonopol-Methoden erobert Microsoft derzeit den Unterhaltungsmarkt: Ein Programm namens Windows Media Player zum Abspielen von Filmen und Musik ist zu diesem Zweck ins neue Betriebssystem Windows XP integriert - ein Frontalangriff, dem Programme wie Quicktime und RealPlayer trotz Schützenhilfe durch die Kartellbehörden kaum werden standhalten können: Der Browser-Krieg wiederholt sich als Schlacht auf dem Unterhaltungssektor.
Frühzeitig haben die Microsoft-Strategen diesmal erkannt, welch tief greifenden Umbruch die Branche gerade durchlebt. So wie Anfang der achtziger Jahre der Schreibtisch-PC den zentralen Großrechner nach und nach ersetzte, werden nun immer mehr PC-Funktionen von vernetzten Kleingeräten übernommen - und sie alle will Microsoft beherrschen.
Für Ende des Jahres ist die Auslieferung der ersten Mobiltelefone geplant, auf denen eine neue Variante des Betriebssystems "Windows CE" läuft. Die Software verspricht, Termine, Telefondaten und Multimedia nahtlos mit der PC-Welt zu verknüpfen. Damit zettelt der Gates-Konzern nach dem "Organizer-Krieg", der vor allem auf Kosten des Marktführers Palm geht, nun auch eine Schlacht um den Handy-Markt an.
Kaum ein Lebensbereich wird vom Feldzug des Monopolisten ausgespart: Im Wohnzimmer steht die Spielkonsole X-Box, am Arbeitsplatz der für nächstes Jahr angekündigte tragbare Rechner namens "Windows powered Smart Display"; in Bibliotheken läuft das Interaktiv-Lexikon Encarta, und beim Shoppen per Internet verwaltet der Online-Dienst "Passport" alle relevanten Nutzerdaten.
Sogar Autos werden derzeit zu rollenden Windows-Rechnern umgebaut. Im neuen BMW der 7er Klasse zum Beispiel läuft eine abgespeckte Windows-Variante namens "Windows CE for Automotive", die es in der neuesten Version dem Fahrer erlaubt, per Sprachbefehl Streckeninformationen, E-Mails oder Termine abzurufen und einzugeben. Auch Citroën, Mitsubishi, Subaru und Volvo verwenden das System. "Autos werden schon bald die zweitgrößte technische Plattform für drahtlos vernetzte Geräte darstellen", prophezeit der zuständige Microsoft-Produktmanager Gonzalo Bustillos.
In ein paar Jahren soll dann der Datenbürger durch das Sicherheitssystem "Palladium" in seinem Windows-Freigehege eingeschlossen, das Microsoft-Imperium nach außen abgeriegelt werden: Jeder Prozessor erhält dazu eine spezielle Identifikationsnummer, die als digitales Wasserzeichen in jede bearbeitete Datei eingewirkt werden soll, um sie im Zweifelsfall zum Urheber zurückverfolgen zu können - ein Alptraum für Datenschützer und Kartellbehörden.
Bricht folglich eine Ära an, in der ein Big Brother von Redmond aus den gesamten Welt-Datenverkehr überwacht? Sehr wohl möglich, doch ganz sicher ist es nicht. Noch ist nicht entschieden, ob Microsoft die Vielzahl der verschiedenen spezialisierten Einzelgeräte wird beherrschen können, auf die sich derzeit das Käuferinteresse richtet. Noch dominieren die Windows-Ableger keinen dieser neuen Märkte.
Von der vor einem Jahr eingeführten Spielkonsole X-Box zum Beispiel verkaufte Microsoft trotz Werbeausgaben von einer halben Milliarde Dollar nur 3,9 Millionen Stück - die erste Runde im "Konsolen-Krieg" ging damit klar an den Marktführer Sony und seine Playstation 2.
Natürlich lässt sich Microsoft von derlei Rückschlägen nicht schrecken. Der Konzern kündigt vielmehr Investitionen von weiteren zwei Milliarden Dollar an - denn Geld steht im Reich des Bill Gates stets mehr bereit als in dem jedes Konkurrenten. Nun muss sich zeigen, ob das reicht, die etablierten Spielkonsolen aus dem Feld zu schlagen.
Zugleich aber droht dem Redmonder Riesen in seinem Kerngeschäft Gefahr: Während der Konzern sein Reich immer weiter auf die zersplitterte Welt der Kleingeräte auszudehnen sucht, regt sich erstmalig seit vielen Jahren wieder zaghaft so etwas wie Konkurrenz im Markt der Betriebssysteme.
Immer mehr europäische Regierungen setzen in ihren Büros ganz oder teilweise auf das freie Betriebssystem Linux, zum Beispiel Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien. Und der Computerkonzern IBM, der einst der wichtigste Kunde für Microsofts Ur-Betriebssystem MS-Dos war, macht sich stark für Rechner, auf denen Linux läuft.
Einen dritten Weg schlägt China ein: In der Volksrepublik soll sich ein eigenes Betriebssystem namens Yangfan durchsetzen, das wohl auf Linux aufbaut, aber anmutet wie Windows 98 und neben kostenlosen Programmen auch die komplette Palette der weit verbreiteten Office-Software unterstützt, wie etwa Word, Excel und Powerpoint. Vollmundig kündigen die beteiligten 18 Firmen und Universitäten an: "Damit wird das Monopol ausländischer Büro-Software in China gebrochen."
In den USA greift ein ähnlicher Windows-Klon an: Zu Kampfpreisen von 299 bis 599 Dollar verkauft der Einzelhandelsriese Wal-Mart Billigrechner, auf denen das Betriebssystem Lindows läuft. Der Name setzt sich aus Linux und Windows zusammen, denn unter Lindows sollen Programme aus beiden Welten laufen.
Hinter Lindows.com, einem knapp 40köpfigem Startup aus San Diego, steckt Michael Robertson, ein Überzeugungstäter, der sich gern in der Rolle des David im Kampf gegen Goliath sieht. Berühmt wurde er, als sich sein Online-Dienst MP3.com mit der mächtigen Musikindustrie anlegte. Schließlich verkaufte er den Dienst für 372 Millionen Dollar an den Medienkonzern Vivendi - nur, um mit Lindows sofort einen neuen Stein des Anstoßes ins Rollen zu bringen.
Microsoft versuchte, Robertson an der Verwendung des Namens Lindows zu hindern. Doch der Schuss ging nach hinten los, der zuständige Richter John Coughenour bezweifelte in seiner Urteilsbegründung, dass sich ein Allerweltswort wie "Windows" (deutsch: "Fenster") überhaupt schützen lasse - ein Freibrief für weitere Klone und Konkurrenten der AllerweltsSoftware aus Redmond.