Microsoft attakiert bayrischen Händler

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Microsoft attakiert bayrischen Händler

 
02.01.07 10:19
HANDELSBLATT, Dienstag, 2. Januar 2007, 09:10 Uhr
Handel mit gebrauchter Software

Microsoft attackiert bayerischen Händler

Von Joachim Hofer und Jens Koenen

Der Handel mit gebrauchter Software ist in den vergangenen Monaten kräftig in Fahrt gekommen. Immer mehr Firmen kaufen Programme aus zweiter Hand, weil sie damit eine Menge Geld sparen können. Branchenprimus Microsoft sieht das aber gar nicht gerne und geht deshalb auf die Händler los. Jetzt haben sich die Amerikaner einen kleinen bayerischen Betrieb ausgeguckt.


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Microsoft attakiert bayrischen Händler 2997828Das neue Windows Vista kommt auf den Markt. Da dürften sich einige Nutzer von ihrem alten XP trennen. Screenshot: ap

MÜNCHEN/FRANKFURT. Zwischen Microsoft und und dem Münchener Handelshaus Usedsoft ist ein heftiger Streit entbrannt. Dem US-Konzern ist vor allem der schwunghafte Handel mit gebrauchten Programmen, die er einst mit Mengenrabatt verkauft hat, ein Dorn im Auge.

In Briefen an seine Kunden warnt Microsoft, dass sie keine Software aus so genannten Volumenlizenzverträgen kaufen sollten, ohne vorher das Einverständnis des Konzerns eingeholt zu haben. „Ohne diese Zustimmung hergestellte Programminstallationen sind nach den Microsoft-Lizenzbestimmungen rechtswidrig, ihr Einsatz ist gegebenenfalls sogar strafbar“, heißt es in den Schreiben.

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Bildergalerie Bildergalerie: Screenshots der neuen Windows- und Office-Versionen


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Dass Microsoft derart schweres Geschütz auffährt, hat seinen Grund. „Diese Lizenzen wurden in der Regel mit einem Abschlag oder Rabatt von uns an die Kunden gegeben. Wenn diese Pakete dann aufgeschnürt und einzeln weiterverkauft werden, verstößt das nach unserer Auffassung gegen die Nutzungsrechte.“ Microsoft empfiehlt in diesen Fällen, Rücksprache mit dem Anbieter zu nehmen.

Das sieht Peter Schneider, Chef und Eigentümer von Usedsoft, ganz anders. „Die Lizenzbedingungen von Microsoft haben den Wert von Hausmeisterordnungen“, sagt der Unternehmer. Er ist der Auffassung, dass Software rechtlich zu behandeln ist wie jedes andere Gut: „Ein Autovermieter kauft Autos auch mit Mengenrabatt ein und verkauft sie später weiter. Daran stört sich niemand.“

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Lesen Sie weiter auf Seite 2: Rechtlich wackelig.

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Nach Auffassung von Joachim Schrey, Rechtsanwalt und IT-Experte der internationalen Sozietät Clifford Chance, bewegt sich der Handel mit gebrauchter Software allerdings auf rechtlich unsicherem Terrain. Zwar habe der BGH mit seinem Verweis auf den Erschöpfungsgrundsatz eigentlich klargestellt, dass der Handel mit gebrauchten Softwarelizenzen urheberrechtlich nicht angreifbar ist. „Man erwirbt mit dem Kauf ein Vervielfältigungsstück, das nicht mit dinglicher – also fortdauernder – Wirkung an einem bestimmten Computer, an eine bestimmte Hardware gebunden ist.“

Doch das jüngste Urteil des Landgerichts München zum Fall Oracle/Usedsoft habe das in Zweifel gezogen und damit die vermeintliche Rechtssicherheit wieder in Frage gestellt. „Allerdings ging es in diesem Fall nicht um dingliche Software, also Programme auf CDs, sondern um Kennwörter für den Download von Software“, sagt Schrey.

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Tabelle Tabelle: Preise für Windows Vista


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Unternehmenschef Schneider von Usedsoft steht schon seit längerem im Konflikt mit Microsoft. Auf Betreiben der Amerikaner hat die Staatsanwaltschaft bereits seine Büros in der Münchener Innenstadt durchkämmt. Das Verfahren wurde letztlich eingestellt.

Ingenieur Schneider hat Usedsoft vor drei Jahren gegründet und kauft seither in großem Stil gebrauchte Software ein, um sie dann weiter zu veräußern. Die meisten Programme stammen von führenden Anbietern wie Microsoft, Oracle und SAP.

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Lesen Sie weiter auf Seite 3: „Einfach mal drauf ankommen lassen.“

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Inwiefern die Warnungen von Microsoft potenzielle Kunden davon abhalten, gebrauchte Software zu kaufen, ist offen. Bislang decken sich auch namhafte Unternehmen wie Wacker Chemie, der Heinrich Bauer Verlag oder Edeka bei Usedsoft mit Secondhand-Software ein.

Rechtsexperte Schrey sieht jedenfalls kein Anlass zur Panik. „Je nach Größenordnung des Werts des in Frage stehenden Pakets gebrauchter Software kann man es als Erwerber gebrauchter Software im Zweifel sogar einmal darauf ankommen lassen“, lautet sein Rat. „Auch ein Nutzer gebrauchter Softwarelizenzen ist am Ende ein Wartungskunde der Softwarelieferanten. Und seine Kunden verklagt eigentlich keiner. Es sind eher die Händler, die die Software-Anbieter im Visier haben.“


Software aus zweiter Hand

Vorteile: Firmen sparen mit Secondhand-Software mindestens ein Viertel im Vergleich zu neuen Programmen. Der Verkäufer verdient hingegen Geld mit Programmen, die er nicht mehr nutzt. Oft sind es denn auch Insolvenzverwalter oder Firmen, die Stellen streichen, die gebrauchte Software anbieten.

Anbieter: Im Vergleich zum Milliardenkonzern Microsoft ist Usedsoft winzig. 2006 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von sechs Mill. Euro. In fünf bis sieben Jahren will Usedsoft Europas Marktführer mit 100 Mill. Euro Umsatz werden. Daneben gibt es noch ein halbes Dutzend Wettbewerber in Deutschland.

Markt: Noch ist der Markt für gebrauchte Software in Deutschland vergleichsweise klein. Die Spezialisten des Beratungshauses Experton Group schätzen das Volumen auf derzeit etwa 30 Mill. Euro im Jahr. Die Experten prognostizieren allerdings ein mächtiges Wachstum auf mehr als eine Mrd. Euro in den nächsten acht Jahren.


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