07. Februar 2003 In Mexiko riecht es förmlich nach Krise. Mit Kursen von mehr als elf Peso je Dollar oder mehr als zwölf Peso je Euro erreicht die mexikanische Währung in den vergangenen Tagen neue Tiefstände. Den die Regierung ist schon zum zweiten Mal in diesem jungen Jahr daran gescheitert, den weiteren Währungsverfall durch die Einschränkung der Kreditvergabe an Banken zu verhindern.
Die Zentralbank scheint einen deutlichen Anstieg der Inflationsrate nicht mehr verhindern zu können, sagen manche Anleger und Analysten. „Dies ist das falsche geldpolitische Mittel, denn es wirkt nicht mehr“, erklärt beispielsweise Analyst Jesus Almazan von der Bursametrica SA. „Die Notenbank muss andere Instrumente wählen“ ergänzt er.
Einschränkung der Kreditvergabe soll Peso stärken ...
Die Notenbank versucht mit der Einschränkung der Kreditvergabe die preistreibende Wirkung der rasanten Währungsabwertung auf Konsumgüter zu verhindern und den Peso wieder stärker werden zu lassen. Allerdings hat dieser Versuch schon im vergangenen Monat fehlgeschlagen. Die Notenbank hatte angekündigt, einen Leitzins zu verkünden, sobald die aktuelle Inflationsentwicklung unter Kontrolle gebracht sei.
Allerdings ziehen Marktteilnehmer die Professionalität der Notenbanker in Zweifel. „Wenn die wirklich aggressiv wären, dann hätten sie die Währung im vergangenen Jahre erst gar nicht so stark fallen lassen“, erläuter Fondsmanager Scott Grannis von Western Asset Management im kalifornischen Pasadena. „Der Kursverfall ist nicht konsistent mit einer Zentralbank, die fanatisch versucht die Inflation unter Kontrolle zu bekommen“, fügt er hinzu.
Bis vor Kurzem war es noch gelungen, die größte Wirtschaftsnation Lateinamerikas auf Grund einer relativ kontrollierten Inflation vor dem Schlimmsten zu bewahren. Immerhin hat die regionale Krise einige der Länder in eine Rezession getrieben. Die Wirtschaft ist immerhin noch mit einem Prozent gewachsen, nachdem der Tagesgeldzinssatz von acht Prozent im Jahr 2001 bis auf 4,97 Prozent gefallen ist.
... und Inflation dämpfen
Gleichzeitig ist allerdings die Inflation im vergangenen Jahr von 4,4 auf 5,7 Prozent gestiegen und hat das Ziel der Notenbank zum ersten Mal seit dem Jahr 1998 überschritten. Während Zentralbankchef Guillermo Ortiz darüber nachdachte, die Währungsreserven im Gegenwert von knapp 50 Milliarden Dollar zu nutzen, um den Peso zu stützen, haben das Präsident Vicente Vox und Finanzminister Francisco Gil Diaz ausgeschlossen. So bleibt der Notenbank nur eine Zinserhöhung.
Allerdings „hat die Notenbank nur einen sehr geringen Spielraum, denn sonst wird sie die wirtschaftliche Erholung unterminieren“, erklärt der Ökonom Jose Miguel Moreno von Stone & McCarthy Research. Auf der einen Seite kann eine schwache Währung zwar die Exporte günstiger machen.
Begrenzter Spielraum
Allerdings hilft das wenig, wenn die Weltwirtschaft - vor allem in den benachbarten USA - nicht in die Gänge kommt und sogar auf Grund der Auswirkungen eines Golfkriegs noch weiter gedämpft werden könnte. Gleichzeitig werden für Unternehmen importierte Maschinen deutlich teurer und die Bedienung in Dollar denominierter Schulden wird zu einer echten Belastung.
Die in jüngster Zeit deutlich angestiegene Anzahl offener Kontrakte im Peso-Future an der Chicago Mercantile Exchange deutet auf starke Spekulationen hin. Sie dürften nur durch beherztes Eingreifen der Notenbank gekontert werden können. Vor allem im unsicheren Umfeld der Golfkrise bleibt die Lage kritisch.
Text: @cri