ftd.de, Di, 14.5.2002, 8:04, aktualisiert: Di, 14.5.2002, 15:44, nächste Aktualisierung: Di, 14.5.2002, 17:30
Dax & Stoxx am Nachmittag: Infineon und Telekom mit frischem Rückenwind
Von Heino Reents und Thorsten Kramer, Hamburg
Der über den Erwartungen ausgefallene Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze im April hat den europäischen Aktienmärkten am Dienstagmittag einen weiteren positiven Impuls verliehen. Die Indizes bauten ihre Gewinne aus. Im Dax profitierten Infineon und Deutsche Telekom am stärksten von der optimistischen Stimmung.
Der Dax gewann zuletzt 1,8 Prozent auf 5063 Zähler, der Stoxx 50 für die europäischen Werte legte 1,9 Prozent auf 3535 Stellen zu. Die deutlich über den Erwartungen ausgefallenen Daten nährten weitere Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung in den USA, sagte Analyst Alfred Kaiser vom Bankhaus Nols. Das Konsumentenverhalten sei im April sehr positiv gewesen. Das US-Handelsministerium hatte mitgeteilt, dass der Einzelhandelsumsatz im April zum Vormonat um 1,2 Prozent gestiegen sei. Die Einzelhandelsumsätze ohne die Automobilbranche legten um ein Prozent zu.
Schon vor der Bekanntgabe der Einzelhandelsumsätze hatten sich die Märkte freundlich präsentiert. Börsianer erklärten den Anstieg mit den verbesserten Konjunkturerwartungen für die US-Volkswirtschaft, verwiesen zugleich aber auch auf die starke Nervosität der Anleger. Am Montagabend hatten die US-Volkswirte der National Association for Business Economics ihre Prognose für das US-Wirtschaftswachstum im Jahr 2002 von 1,5 Prozent auf 2,8 Prozent angehoben. Diese Nachricht bewege einige Investoren, die zuletzt mit geliehenen Aktien auf fallende Kurse gesetzt hatten, ihre Positionen zu schließen und die Papiere zurückzukaufen, sagte ein Aktienhändler.
Vor allem die Hightechs setzten ihren Aufwärtstrend des Vortages fort. Der Stoxx-Branchenindex verbesserte sich um 4,7 Prozent. Nokia stiegen 5,1 Prozent, Ericsson legten 5,2 Prozent zu, und Alcatel kletterten 6,5 Prozent.
Im Dax verteuerten sich Infineon um 7,2 Prozent auf 20,03 Euro. Der Chiphersteller will seine Kosten bei der Produktion von DRAM-Speicherchips bis Herbst 2003 um bis zu 40 Prozent senken. Das sagte Konzernchef Ulrich Schumacher auf einer Investorenkonferenz in Barcelona. SAP legten 4,4 Prozent zu, Siemens gewannen3,7 Prozent.
Die europäischen Telekomwerte stiegen durchschnittlich um 4,3 Prozent. Deutsche Telekom kletterten nach kurzem Ausflug in die Verlustzone zuletzt 5,4 Prozent auf 13,48 Euro. Am Markt existierten Gerüchte über eine bevorstehende Ablösung von Ron Sommer an der Telekom-Spitze durch den ehemaligen Mannesmann-Vorstand Klaus Esser, berichteten Marktteilnehmer. Vodafone stiegen 6,3 Prozent.
Abstufung belastet France Telecom
Die Aktien der France Telecom (plus 3,4 Prozent auf 21,45 Euro) hinkten leicht hinterher, nachdem die Analysten von Julius Bär die Aktie von "buy" auf "sell" heruntergestuft haben. Das Kursziel setzten die Experten auf 14 Euro fest.
Deutlich gestiegene Verluste in der Autosparte haben den italienischen Industriekonzern Fiat im ersten Geschäftsquartal in die roten Zahlen gebracht. Das Unternehmen bezifferte den Konzern-Nettoverlust auf 529 Mio. Euro nach einem Gewinn von 193 Mio. Euro im ersten Quartal 2001. Die Aktie verbesserte sich dennoch um 2,4 Prozent.
UBS bei Anlegern gefragt
Der Schweizer Finanzkonzern UBS hat die Ertragslage weiter verbessert. Im ersten Quartal 2002 erzielte UBS einen Reingewinn von 1363 Mio. Schweizer Franken und übertraf damit die Analystenerwartungen. Die Aktie verteuerte sich um 2,9 Prozent.
Vivendi Universal kletterten 4,7 Prozent. Der französische Misch- und Medienkonzern will 251 Millionen Aktien des britischen TV-Konzerns British Sky Broadcasting (BSkyB) verkaufen. Das Aktienpaket entspreche rund 13,4 Prozent an BSkyB und soll rund 1,7 Mrd. britische Pfund erlösen. BSkyB-Aktien verteuerten sich nach anfänglichen Verlusten um 2,0 Prozent auf 695,5 Pence. Merrill Lynch hatte den Wert mit "Strong Buy" bestätigt.
Nach negativen Analystenkommentaren standen die Aktien des Spezialchemiekonzerns Degussa unter Abgabedruck. Nach Auskunft von Händlern hat die US-Investmentbank Lehman Brothers die Prognosen für das Ergebnis je Aktie (EPS) von Degussa für die Jahre 2002 und 2003 gesenkt. Auch das Kursziel sei von 38 auf 37 Euro reduziert worden, hieß es. Am Montag hatte das Unternehmen Quartalszahlen vorgelegt, die schwächer als erwartet ausfielen. Die Aktie verlor 4,3 Prozent auf 33,10 Euro.
Euro schwächer
Der Kurs des Euro notierte am Dienstagnachmittag mit 0,9023 $. Ohne Impulse von fundamentaler Seite hätten die Devisenmärkte unter dem Einfluss der US-Aktienmärkte gestanden, heißt es in einem Kommentar von HSBC Trinkaus & Burkhardt.