M arathon-Einsätze am Computer können äußerst schmerzhafte Folgen habe, Maus-Arm und Joystick-Finger sind besonders gefürchtet. Mit dem Tennis-Arm verwandt, heißt der Maus-Arm im Fachjargon „Repetitive Strain Injury“ (RSI). Durch permanentes Klicken auf den Maus-Knopf, kann der Arm dauerhaft ruiniert werden.
Ein ähnliches Phänomen ist der „Joystick-Finger“. Durch pausenlose Bedienung des Steuerknüppels verhärten sich die Fingerglieder. Betroffen sind vor allem Kinder mit extremer Neigung zu Computerspielen. Obwohl solche Gelenkschädigungen eher selten vorkommen, werden Kopfschmerzen, Übergewicht, Haltungsschäden und zunehmende Gewaltbereitschaft öfters festgestellt, sagt Hans-Iko Huppertz, Chef der Bremer Professor-Hess-Kinderklinik.
Sieben Stunden Vibrationsmodus
In manchen Fällen ruft die Liebe zu „Lara Croft“, „Super Mario“ oder anderen Computer-Helden aber sogar Rheumatologen auf den Plan. Laut Berichten des British Medical Journal, wurde bei einem 15-Jährigen aus Großbritannien die Weißfingerkrankheit festgestellt. Normalerweise kommt dieses Leiden bei Bauarbeitern vor, die oft Presslufthämmer oder Kettensägen in den Händen halten. Der Junge hatte bis zu sieben Stunden pro Tag Autorennen mit Vibrationsmodus gespielt.
Die Zahl der vom „Maus-Arm“ betroffenen Erwachsenen ist noch unerforscht. Da RSI ein völlig undefinierter und offener Begriff ist, konnten bis jetzt keine Statistiken erstellt werden. Fest steht jedoch, dass die Zahl der Muskel-Skelett-Erkrankungen im Arm-, Schulter- und Nackenbereich in Deutschland in den vergangenen Jahren konstant geblieben ist.
Von den 20 Millionen Büroangestellten in der Bundesrepublik habe viele RSI-typische Symptome: „In Nordrhein-Westfalen leidet ein Viertel unter Schmerzen im Arm, zwölf Prozent verspüren Kribbeln und Schmerzen in der Hand, rund zwei Drittel haben Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich“, bekundet Nicole Benteler von der Landesanstalt für Arbeitsschutz Nordrhein-Westfalen. Allerdings muss das nicht bedeuten, dass alle diese Menschen RSI haben, beruhigen Experten.
Bis Gelenke und Gewebe dauerhaft geschädigt sind, muss der Patient seine Beschwerden über längere Zeit ignoriert haben. Dies ist allerdings keine Kunst, wenn der Mensch ständig unter Leistungsdruck und Stress steht.
Helfen können eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes oder Krankengymnastik, beruhigt der Darmstädter Schmerzforscher Prof. Hardo Sorgatz. Aber er berichtet auch von Patienten, die ihre Schmerzen nach Jahren noch nicht losgeworden sind. „Die Hand eines hoch bezahlten Programmierers wurde einfach nicht besser. Er arbeitet nun mit Praktikanten, die für ihn tippen.“
17.10.02, 10:10 Uhr