Ein Paradies für Anleger sind Wandelanleihen. Die Gewinnchancen bei geringem Risiko sind beeindruckend, besonders bei Fonds
von Torsten Schubert
Die Suche nach dem idealen Einstiegszeitpunkt, im Börsenlatein auch Timing genannt, ist eine der herausforderndsten Übungen eines Anlegers. Logisch, wer möchte schon beispielsweise Aktien kaufen, wenn die Kurse ganz oben stehen und der Absturz unvermeidbar erscheint. So wie Anfang 2000.
Sind die Kurse dann im Keller, gewinnt aber nicht automatisch der alle Börsenzocker verbindende Optimismus wieder die Oberhand. Im Gegenteil: Die Kurse könnten ja eventuell noch ein ganzes Stückchen weiter zusammenbrechen. Sicherheit bei Anlage ist also immer noch gefragt. Auf der anderen Seite erwacht spätestens jetzt die (alte) Gier. Wenn es hoch geht, will eben doch jeder rechtzeitig dabei sein.
Klar: Mit modernen Garantieprodukten, etwa Garantiefonds, begrenzen Investoren ihr Risiko auf ein Minimum. Nur mit dem Gewinn ist es so eine Sache. Der Profit beschränkt sich nämlich auf einen verhältnismäßig kleinen Teil des tatsächlichen Kursanstiegs.
Die geniale Alternative: Wandelanleihen. Das sind Festverzinsliche mit niedrigem Kupon. Zum Ausgleich dafür erhält der Anleger das Recht, die Anleihe in Aktien des Emittenten zu tauschen - und das zu einem festen Kurs. Der Anleger muss aber nicht wandeln. Behält er die Anleihe, gibt's am Ende der Laufzeit den Nominalwert der Anleihe zurück. Eine Variante der Wandler sind Umtauschanleihen (Exchangeables). Bestes Beispiel in diesem Zusammenhang ist der deutsche Elektroriese Siemens, der eine Umtauschanleihe auf seine Tochter Infineon an die Börse gebracht hat. Heißt: Bei Fälligkeit gibt's keine Siemens-, sondern Infineon-Aktien. Die Anteile für die mögliche spätere Wandlung hält Siemens bereits im firmeneigenen Depot.
Allerdings sind Wandelanleihen als Direktanlage für private Investoren zumeist eine problematische Angelegenheit. „Erstens haben wir es hier mit relativ illiquiden Märkten zu tun, und zweitens treffen Anleger auf zum Teil sehr komplizierte und schwer nachvollziehbare Konstruktionen", weiß Sven Pfeil, Wandelanleihenexperte bei der Vereinsbank-Tochter Nordinvest.
Der Ausweg sind professionell gemanagte Wandelanleihenfonds. Nur sie bieten privaten Anlegern das, was ansonsten den Großanlegern vorbehalten ist: den Anteil am Gewinn eines Marktes, dessen Marktkapitalisierung weltweit bei rund 460 Milliarden Dollar liegt.
In den USA hat der Markt für die auch Convertible Bonds genanten Papiere längst ein Volumen von über 140 Milliarden Dollar erreicht. Innerhalb Europas (insgesamt 115 Milliarden Dollar) gilt Frankreich mit einem Anteil von rund 30 Prozent als ältester und größter Markt. Eines der Schlusslichter ist Deutschland, wo eine Wandelanleihen-Kultur erst in diesen Tagen entsteht.
Doch vor allem die Flaute an den Finanzmärkten könnte den Wandlern einen unverhofften Boom bescheren. Hintergrund: Bei der Wandelanleihe handelt es sich um eine Zwitterform aus Anleihe und Aktien; eben mit dem Recht, die Anleihe innerhalb einer bestimmten Frist zu einem festen Umwandlungsverhältnis in Aktien des Emittenten zu tauschen.
Wobei eine Wandlung dann lohnt, wenn der Aktienkurs den Wandelpreis überschritten hat. Letzterer ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen Nennbetrag der Anleihe und Anzahl der wandelbaren Aktien. Steigt nun die zu Grunde liegende Aktie, steigt in der Regel unabhängig von der Zinsentwicklung auch der Kurs des Convertible. Der Anleger realisiert so - ganz nebenbei bemerkt - den größten Teil des Gewinns steuerfrei. Der Fiskus partizipiert lediglich am Zinskupon, der im Gegensatz zu „normalen" Anleihen recht niedrig ist.
Für den Fall auf der anderen Seite, dass die Aktie weit unter den Wandelpreis fällt, wird das Papier immer weniger auf kleinere Schwankungen des Aktienkurses reagieren. Der Wandler koppelt sich gewissermaßen von der Aktienkursentwicklung ab und wird bei einem noch weiter sinkenden Kurs nicht mehr zurückgehen, sondern sich auf einem bestimmten Niveau einpendeln.
„Die Wandelanleihe nimmt so quasi den Charakter eines normalen Festverzinslichen an", erklärt Pfeil. Dies ist nach Ansicht von Kurt Fisch, Geschäftsführer der auf das Management von Wandelanleihenfonds spezialisierten Fisch Asset Management aus Zürich, ein gewichtiger Grund, jetzt auf Convertibles zu setzen. „Wandelanleihen entsprechen in Marktphasen wie der heutigen einer Kaufoption ohne Verlustrisiko", so seine treffende Kurzbeschreibung.
Einer Option noch viel ähnlicher sind Mandatories - Wandelanleihen mit Zwangsumtausch. „Ein Mandatory ist faktisch eine vorweggenommene Kapitalerhöhung", erläutert Pfeil. Am Ende der Laufzeit hat der Anleger kein Wahlrecht, er muss in Aktien tauschen. Dass diese Form der Wandelanleihe fast identisch ist mit einer Aktie, beweist eine aktuelle Emission der Deutschen Telekom. Der Kurs ihres Zwangswandlers hat seit Emission am 19. Februar dieses Jahres prozentual fast genauso viel verloren wie die Aktie. Wandler-Fonds gehören zur Familie der Rentenfonds, nicht zu Aktienfonds oder sonstigen Spezialitäten. Was ihre Eignung für eher risikoscheue Investoren unterstreicht. Wer jetzt nicht ernsthaft über eine Anlage in Wandelanleihenfonds nachdenkt, ist selbst Schuld. Denn einerseits ist die Zeit günstig. Die Zinsen sind niedrig, die Aktienkurse im Keller. Die Aktienbörse bietet auf der anderen Seite vor allem auf Grund der geopolitischen Lage und der Krise in der Golfregion ein noch eher schlechtes Umfeld für Investitionen.
Sollten Aktien indes wieder zulegen, dürften insbesondere die zahllosen Anleger, die in den vergangenen drei Jahren in Rentenwerte geflüchtet waren, sich wieder an der Börse engagieren, um drohenden Kursverlusten infolge steigender Zinsen aus dem Weg zu gehen. Diesen (kostenintensiven) Schritt können sich Inhaber von Wandler-Fonds sparen. Denn mit steigenden Aktienpreisen nehmen Convertibles einem Chamäleon gleich wieder Stück für Stück die Farbe einer Aktie an. Ein Schlaraffenland für Anleger.
von Torsten Schubert
Die Suche nach dem idealen Einstiegszeitpunkt, im Börsenlatein auch Timing genannt, ist eine der herausforderndsten Übungen eines Anlegers. Logisch, wer möchte schon beispielsweise Aktien kaufen, wenn die Kurse ganz oben stehen und der Absturz unvermeidbar erscheint. So wie Anfang 2000.
Sind die Kurse dann im Keller, gewinnt aber nicht automatisch der alle Börsenzocker verbindende Optimismus wieder die Oberhand. Im Gegenteil: Die Kurse könnten ja eventuell noch ein ganzes Stückchen weiter zusammenbrechen. Sicherheit bei Anlage ist also immer noch gefragt. Auf der anderen Seite erwacht spätestens jetzt die (alte) Gier. Wenn es hoch geht, will eben doch jeder rechtzeitig dabei sein.
Klar: Mit modernen Garantieprodukten, etwa Garantiefonds, begrenzen Investoren ihr Risiko auf ein Minimum. Nur mit dem Gewinn ist es so eine Sache. Der Profit beschränkt sich nämlich auf einen verhältnismäßig kleinen Teil des tatsächlichen Kursanstiegs.
Die geniale Alternative: Wandelanleihen. Das sind Festverzinsliche mit niedrigem Kupon. Zum Ausgleich dafür erhält der Anleger das Recht, die Anleihe in Aktien des Emittenten zu tauschen - und das zu einem festen Kurs. Der Anleger muss aber nicht wandeln. Behält er die Anleihe, gibt's am Ende der Laufzeit den Nominalwert der Anleihe zurück. Eine Variante der Wandler sind Umtauschanleihen (Exchangeables). Bestes Beispiel in diesem Zusammenhang ist der deutsche Elektroriese Siemens, der eine Umtauschanleihe auf seine Tochter Infineon an die Börse gebracht hat. Heißt: Bei Fälligkeit gibt's keine Siemens-, sondern Infineon-Aktien. Die Anteile für die mögliche spätere Wandlung hält Siemens bereits im firmeneigenen Depot.
Allerdings sind Wandelanleihen als Direktanlage für private Investoren zumeist eine problematische Angelegenheit. „Erstens haben wir es hier mit relativ illiquiden Märkten zu tun, und zweitens treffen Anleger auf zum Teil sehr komplizierte und schwer nachvollziehbare Konstruktionen", weiß Sven Pfeil, Wandelanleihenexperte bei der Vereinsbank-Tochter Nordinvest.
Der Ausweg sind professionell gemanagte Wandelanleihenfonds. Nur sie bieten privaten Anlegern das, was ansonsten den Großanlegern vorbehalten ist: den Anteil am Gewinn eines Marktes, dessen Marktkapitalisierung weltweit bei rund 460 Milliarden Dollar liegt.
In den USA hat der Markt für die auch Convertible Bonds genanten Papiere längst ein Volumen von über 140 Milliarden Dollar erreicht. Innerhalb Europas (insgesamt 115 Milliarden Dollar) gilt Frankreich mit einem Anteil von rund 30 Prozent als ältester und größter Markt. Eines der Schlusslichter ist Deutschland, wo eine Wandelanleihen-Kultur erst in diesen Tagen entsteht.
Doch vor allem die Flaute an den Finanzmärkten könnte den Wandlern einen unverhofften Boom bescheren. Hintergrund: Bei der Wandelanleihe handelt es sich um eine Zwitterform aus Anleihe und Aktien; eben mit dem Recht, die Anleihe innerhalb einer bestimmten Frist zu einem festen Umwandlungsverhältnis in Aktien des Emittenten zu tauschen.
Wobei eine Wandlung dann lohnt, wenn der Aktienkurs den Wandelpreis überschritten hat. Letzterer ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen Nennbetrag der Anleihe und Anzahl der wandelbaren Aktien. Steigt nun die zu Grunde liegende Aktie, steigt in der Regel unabhängig von der Zinsentwicklung auch der Kurs des Convertible. Der Anleger realisiert so - ganz nebenbei bemerkt - den größten Teil des Gewinns steuerfrei. Der Fiskus partizipiert lediglich am Zinskupon, der im Gegensatz zu „normalen" Anleihen recht niedrig ist.
Für den Fall auf der anderen Seite, dass die Aktie weit unter den Wandelpreis fällt, wird das Papier immer weniger auf kleinere Schwankungen des Aktienkurses reagieren. Der Wandler koppelt sich gewissermaßen von der Aktienkursentwicklung ab und wird bei einem noch weiter sinkenden Kurs nicht mehr zurückgehen, sondern sich auf einem bestimmten Niveau einpendeln.
„Die Wandelanleihe nimmt so quasi den Charakter eines normalen Festverzinslichen an", erklärt Pfeil. Dies ist nach Ansicht von Kurt Fisch, Geschäftsführer der auf das Management von Wandelanleihenfonds spezialisierten Fisch Asset Management aus Zürich, ein gewichtiger Grund, jetzt auf Convertibles zu setzen. „Wandelanleihen entsprechen in Marktphasen wie der heutigen einer Kaufoption ohne Verlustrisiko", so seine treffende Kurzbeschreibung.
Einer Option noch viel ähnlicher sind Mandatories - Wandelanleihen mit Zwangsumtausch. „Ein Mandatory ist faktisch eine vorweggenommene Kapitalerhöhung", erläutert Pfeil. Am Ende der Laufzeit hat der Anleger kein Wahlrecht, er muss in Aktien tauschen. Dass diese Form der Wandelanleihe fast identisch ist mit einer Aktie, beweist eine aktuelle Emission der Deutschen Telekom. Der Kurs ihres Zwangswandlers hat seit Emission am 19. Februar dieses Jahres prozentual fast genauso viel verloren wie die Aktie. Wandler-Fonds gehören zur Familie der Rentenfonds, nicht zu Aktienfonds oder sonstigen Spezialitäten. Was ihre Eignung für eher risikoscheue Investoren unterstreicht. Wer jetzt nicht ernsthaft über eine Anlage in Wandelanleihenfonds nachdenkt, ist selbst Schuld. Denn einerseits ist die Zeit günstig. Die Zinsen sind niedrig, die Aktienkurse im Keller. Die Aktienbörse bietet auf der anderen Seite vor allem auf Grund der geopolitischen Lage und der Krise in der Golfregion ein noch eher schlechtes Umfeld für Investitionen.
Sollten Aktien indes wieder zulegen, dürften insbesondere die zahllosen Anleger, die in den vergangenen drei Jahren in Rentenwerte geflüchtet waren, sich wieder an der Börse engagieren, um drohenden Kursverlusten infolge steigender Zinsen aus dem Weg zu gehen. Diesen (kostenintensiven) Schritt können sich Inhaber von Wandler-Fonds sparen. Denn mit steigenden Aktienpreisen nehmen Convertibles einem Chamäleon gleich wieder Stück für Stück die Farbe einer Aktie an. Ein Schlaraffenland für Anleger.