19. März 2003 In den vergangenen Tagen erlebten die Anleger die turbulenteste Zeit des Jahres. Der Euro gab gegenüber dem Dollar deutlich nach, die Rentenmärkte stehen kurz vor der Kernschmelze und auch der Öl- als auch der Goldpreis korrigierte kräftig. In diesem Umfeld lösten sich auch die Aktienbörsen von ihren Tiefstkursen. Der Dax setzte zu einem gewaltigen Spurt an und konnte über 20 Prozent zulegen. Damit hat er auch endlich seine Stabilitätsschwelle hinter sich gelassen.
Offensichtlich orientieren sich die Anleger am Golfkriegs- Szenario von 1991 - nur haben sie diesmal schneller mit den Käufen begonnen als damals. Sie sind sogar dem Ultimatum des amerikanischen Präsidenten zuvorgekommen. Von echten Parallelen lässt sich also nicht direkt sprechen. Höchstens dann, wenn klar sein sollte, dass die jüngsten Tiefkurse wirklich den Boden im Dax darstellen. Dann wird man wahrscheinlich später einmal mit einem dicken Stift auf der Chart einen roten Pfeil einzeichnen, der den Kriegsbeginn mit dem Tiefpunkt im Dax vereint.
Marktteilnehmer werden weniger optimistisch ...
Allerdings haben sich die im Rahmen einer Umfrage von Cognitrend regelmäßig befragten Akteure über das Kursfeuerwerk der vergangenen Tage nicht sonderlich gefreut. Denn der Bull/Bear-Index, der den Grad an Optimismus dieser Investoren widerspiegelt, hat sogar leicht nachgegeben. Untätig scheinen die Marktteilnehmer dennoch nicht gewesen zu sein. Im Gegenteil: Der Drang der Händler, sich zu positionieren, ist unübersehbar geworden. Die meisten der ehemals auf eine Seitwärtstendenz Spekulierenden setzen nun keinen Pfifferling mehr darauf, dass der Dax auf Einmonatssicht noch auf dem gleichen Niveau handelt.
Das Lager der Neutralen liegt nur noch bei zehn Prozent, der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung. Das Gros zog es mit einem Plus von sieben Prozent zu den Bären und nur einen kleinen Teil - plus zwei Prozent - zu den Bullen. Die Verschiebungen zeigen deutlich, dass für viele der Anstieg wohl zu schnell gegangen ist. Die Tatsache, dass der Anteil der Pessimisten trotz der Stärke des Dax-Index so kräftig zugelegt hat, bedeutet nach der Interpretation von Cognitrend nichts anderes, als dass einige Anleger Kursniveaus von 2.500 bis 2.600 Punkten mittlerweile schon wieder als „teuer“ empfinden.
... was positiv für den Marktverlauf sein könnte
Allerdings sei dieser Umstand als positiv für den zukünftigen Marktverlauf zu werten. Denn die „neuen Bären“ stellten bei Kursrückschlägen potenzielle Nachfrager dar und könnten dann unterstützende Wirkung zeigen. Allerdings müssen sich solche „Pullbacks“, um die neu erlangte Stabilität des Dax nicht zu gefährden, auf 2.350 Punkte beschränken. Die verbleibenden Bullen stellen nicht zwangsläufig eine Gefahr dar. Wer schnelle Gewinne sehen wollte, hat bereits die Möglichkeit gehabt, sie zu realisieren. Den Optimisten scheinen die jüngsten Zugewinne des Dax aber noch nicht genug zu sein. Oder sie glauben an eine echte Trendwende. Das hieße, dass frühestens bei 2.780 oder erst bei 3.150 mit deren Offerten zu rechnen wäre. Bis zu diesen Niveaus könnte sich deswegen der Dax unter Umständen vorarbeiten.