Marktsegment Neuer Markt - INTERESSANT!

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patznjeschniki:

Marktsegment Neuer Markt - INTERESSANT!

 
08.01.01 14:56
Aus meinem aktuellen Börsenbrief der folgende Bericht!

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 SORGENKIND NEUER MARKT / Vertrauensverlust nimmt ueberhand
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 Das Boersenjahr 2000 begann fuer die Wachstumsmaerkte so gut,
 wie das alte geendet hatte. Das Kursfeuerwerk setzte sich weiter
 fort und trieb den Neuen Markt in ungeahnte Hoehen. Jetzt, knapp
 10 Monate spaeter gab die NASDAQ seit ihrem Hoechststand vom
 Maerz rund 52 % ab und der NEMAX 50 verlor seitdem gar 76 %.
 Wenn also ein Anleger zum Hoehepunkt der Euphorie im Maerz mit
 einem Depotvolumen von 100.000 Euro eingestiegen ist, besitz
 sein Depot aktuell nur noch einen Wert von 24.000 Euro.

 Ein Wertverlust eines Index von 76 % in weniger als einem Jahr
 kann nicht als Korrektur oder Baissephase bezeichnet werden.
 Nein, es handelt sich hier um einen ausgewachsenen, schlimmen
 Crash. Einen derartigen Verlust erlitt noch nicht einmal der
 Nikkei im Rahmen der Asienkrise. Zum letzten Mal sahen wir einen
 derart vehementen Wertverfall eines mehr oder weniger bedeuten-
 den Index im Jahr 1919-1922 waehrend der historischen US-
 Depression, als sich der Markt innerhalb von 3 Jahren um rund
 80 % ermaessigte. Der Neue Markt ist hiervon nicht weit ent-
 fernt, allerdings mit dem Unterschied, dass sich der Rueckgang
 in noch kuerzerer Zeit ereignete.

 Dass Anleger hierbei Anzeichen von Resignation verspueren, ist
 mehr als verstaendlich. Was also ist geschehen, das ein solch

 vehementes Wegbrechen der Kurse ueber einen derart langen Zeit-
 raum ausloest? Um eines vorweg zu nehmen: Die Analysten sind
 nicht die alleinig Schuldigen. Wenden wir uns also den funda-
 mentalen und marktpsychologischen Hintergruenden des andauernden
 Crashs am Neuen Markt zu:

 Zuallererst kam Ende 99 eine irrationale Euphorie auf, die sich
 zu Jahresbeginn 2000 weiter fortsetzte. Gleiches vollzog sich
 entsprechend an der Nasdaq. Alan Greenspan sprach in diesem
 Zusammenhang von der Irrationalitaet der Maerkte. Es setzte sich
 an den Maerkten die Meinung durch, dass in den neueren Branchen
 wie Internet etc. unbegrenztes Umsatz- und Gewinnwachstum zu
 erzielen sei. Entsprechend wanderten die Bewertungen der Unter-
 nehmen ins Uferlose. Ausgeloest durch verschiedene Faktoren
 wurde jedoch ersichtlich, dass auch die New Economy realwirt-
 schaftlichen Gesetzmaessigkeiten mit ordinaeren Problemen wie
 Wettbewerbs- und Margendruck, Verdraengungswettbewerb, substitu-
 ierende Technologien, Nachfrageschwankungen etc. unterliegt.

 Diese heute selbstverstaendliche Erkenntnis erscheint zwar
 banal, reflexiv betrachtet zerstoerte sie jedoch das schoene
 aber truegerische Bild vom unbegrenzten Wachstum. Dieser Traum
 zerplatzte im Lauf der Zeit immer mehr. Als anschliessend nach
 einem Kursruckgang von 20 oder 25 % Anleger die vermeintliche
 Kursdelle zum Nachkaufen oder zum Wiedereinstieg nutzten, nahm
 das Unheil seinen Lauf. Denn die Maerkte erholten sich nicht wie
 erwartet, sondern liefen weiter nach unten. Bei vorgenannten
 Anlegern bedingt dies einen Schock, der meist den verlustreichen
 Verkauf saemtlicher Papiere bedingt. Anschliessend kamen in den
 USA Inflationsaengste auf, die durch den zeitweise horrenden
 Oelpreis weiter verstaerkt wurden, so dass sich die Aussichten
 auch fundamental verschlechterten.

 Nun begannen sich auch institutionelle Investoren zunehmend aus
 den Wachstumssegmenten zu verabschieden und schichteten ihre
 Mittel in weniger volatile, defensivere Sektoren der Old Economy
 um. Als sich dann in den USA die ersten Zeichen einer konjunktu-
 rellen Abkuehlung verdichteten - zuvor angekuendigt durch eine
 Reihe von Gewinnwarnungen vornehmlich im Tech-Sektor - kamen die
 ersten echten Rezessionsaengste auf. Und bekannterweise reagie-
 ren die US-Maerkte allergisch auf das Wort Rezession. Zu diesem
 Zeitpunkt war die Marktstimmung bereits seit geraumer Zeit sehr
 schlecht. Die vielen Wachstumsunternehmen, die zum Boersengang
 Kapitalmassnahmen in ihrem Businessplan als festen Finanzie-
 rungsbestandteil aufnahmen, waren entweder bereits an den Rand
 der Insolvenz abgeglitten oder mussten einen harschen Sparkurs
 fahren.

 Bei den erforderlichen Einsparungen, vornehmlich im Bereich
 Personal und Marketing zu erreichen, bleibt das Wachstum natur-
 gemaess auf der Strecke. Gewinn- und Umsatzwarnungen waren somit
 auch die zwangslaeufige Folge der anhaltend schlechten Marktver-
 fassung, die es den Unternehmen unmoeglich machte, die dringend
 erforderlichen frischen Mittel ueber Kapitalmassnahmen zu gene-
 rieren. Doch am gravierendsten waren und sind die Probleme am
 Neuen Markt. So produzieren immer noch etwas mehr als die Haelf-
 te aller Unternehmen am Neuen Markt Verluste. Diese Verlustbrin-
 ger werden in einem schlechten Marktumfeld gnadenlos abverkauft,
 sie sind das schwaechste Glied in der Wertschoepfungskette und
 die ersten, die zum Penny-Stock degradiert werden. Das Kursaus-
 gangsniveau der Vergangenheit spielt dabei kaum eine Rolle.  

 Auch der harte Kampf im IPO-Bereich sorgte fuer mannigfaltige
 Fehlentwicklungen. Um Nachfrage zu generieren, sahen sich viele
 der in diesem Jahr neuemittierten Werte veranlasst, ihre Finanz-
 planungen ueberzogen positiv darzustellen. Auch dies bedingte
 anschliessend eine Fuelle von Enttaeuschungen. Wenn jedoch
 kleine und hochgepushte Werte enttaeuschen, ist das eine Sache,
 enttaeuschen jedoch die bisher etablierten Highflyer des Neuen
 Marktes mit weisser Weste, ist das eine ganz andere Sache. Prae-
 destiniertes Beispiel hierfuer ist EM.TV, wobei sich stets mehr
 der Eindruck konkretisiert, dass die Anleger hier manipulativ
 informiert und regelrecht verschaukelt wurden. Verhaelt sich ein
 Unternehmen wie EM.TV derart anlegerfeindlich und selbstgerecht,
 zerstoert dies auch das Vertrauen des gesamten Marktsegments.

 Als weiterer wichtiger Faktor kam hinzu, dass das Deutsche Volk
 kaum Erfahrungen an den Aktienmaerkten sammeln konnte, denn noch
 bis vor kurzem waren die Deutschen noch ein Immobilien- und Ren-
 ten-Volk. Durch die anfangs positive Marktentwicklung und durch
 die Medien angestachelt, engagierten sich viele Anleger am Neuen
 Markt, die entweder noch nie in Risikopapiere investiert hatten,
 oder sich gar zum allerersten Mal in Aktien engagierten. Als
 charakteristisches Beispiel hierfuer fuehren wir eine eMail
 eines Lesers aus dem Jahre 1999 an. Wir hatten zuvor einige
 Gewinne mit InternetMediaHouse in unserem Musterdepot verbucht.
 Daraufhin schrieb uns ein Leser eine eMail mit folgendem Wort-
 laut:

 "Toll, dass ihr InternetMediaHouse auch in euer Musterdepot
 aufgenommen habt, ich halte sie ebenfalls fuer aussichtsreich
 und kaufte fuer rund 20.000 bereits etwas frueher. PS., koennt
 ihr mir vielleicht sagen, was das KGV ist?"

 Derartige eMails waren damals leider kein Einzelfall. Mehr
 braucht zu diesem Thema nicht gesagt zu werden. Auch realisier-
 ten viele Anleger nicht, dass der Neue Markt kein Qualitaetsseg-
 ment nach dem Vorbild von DAX, DAX 100 oder M-DAX darstellt,
 sondern ein klassischer Wagnis-Kapitalmarkt ist. Die meisten
 aller Unternehmen am Neuen Markt sind deutlich juenger als zehn
 Jahre und haben noch nie Gewinne produziert. Und im Wagnis-
 Kapitalbereich gilt die Devise, dass von 10 Investments 2 posi-
 tive, 3 neutrale, 2 schlechte, 2 Totalausfaelle und 1 Ueberflie-
 ger dabei sind. Laesst man den Neuen Markt noch ein wenig rei-
 fen, halten wir diese Quote im Nemax all share fuer durchaus
 realistisch. Entsprechend schockiert zeigten sich weniger
 versierte Anleger.

 Kommen wir nun zur Rolle der institutionellen Anleger. So wird
 den grossen Fonds meist eine erhebliche Teilschuld fuer den
 Kursverfall am Neuen Markt gegeben. Dies mag bei einzelnen Titel
 hin und wieder durchaus zutreffen, insgesamt entbehrt diese
 oberflaechliche Schuldzuweisung jedoch jeglicher Grundlage. Denn
 letztendlich sind Fonds nichts anderes als verwaltete Sammel-
 portfolien, die aus den investierten Geldern vieler Tausender
 Privat- und Kleinanleger bestehen. Erhalten bspw. schwerpunkt-
 maessig am Neuen Markt investierende Fonds Mittelzufluesse,
 muessen diese umgehend in Aktien des Neuen Marktes investiert
 werden. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage steigen die Kurse
 entsprechend. Im umgekehrten Fall muessen die Papiere verkauft
 werden, falls Anleger ihre Fondsanteile liquidieren, so dass dem
 Fondsmanagement bei halbwegs stabiler Liquiditaetsquote gar
 nichts anderes uebrig bleibt, als zu verkaufen - und zwar zum
 jeweils aktuellen Marktpreis.

 Letztendlich sind demnach die vom Privatanleger ausgeloesten
 Faktoren weitgehend fuer die langfristigen Trends verantwort-
 lich. Vor einigen Jahren war dies noch anders, so beteiligten
 sich ueberwiegend institutionelle oder versierte Anleger am
 Marktgeschehen, die zugleich aus Erfahrung wissen, wie man die
 in letzter Zeit vielfach verschriehenen Analystenmeinungen zu
 deuten hat. Zwar stammten damals viele Gelder auch vom Privatan-
 leger, sie kamen jedoch vornehmlich tertiaer bspw. ueber die
 Lebensversicherer etc. an den Markt.

 Um das Vertrauen der Anleger am Neuen Markt zu staerken und die
 Transparenz zu erhoehen, fuehrt die Deutsche Boerse AG neue
 Richtlinien und Auflagen ein. So muessen Insiderverkaeufe - d.h.
 Verkaeufe bspw. der Vorstaende von eigenen Aktien - demnaechst
 angezeigt werden. Sicher gilt es allgemein als schlechtes Zei-
 chen, wenn Vorstaende Aktien des eigenen Unternehmens abstossen.
 Verallgemeinernd deutet dies auf mangelndes Vertrauen in das
 eigene Unernehmen hin. Ueberbewertet sollten Insiderverkaeufe
 zwar auch nicht werden - denn auch Vorstaende von Aktiengesell-
 schaften sollten eine sinnvolle Vermoegens-Diversifikation
 beherzigen - dennoch erhoeht diese Auflage die Transparenz am
 Neuen Markt nach amerikanischem Vorbild ganz erheblich.

 Zudem verpflichteten sich die Emissionsbanken selbst, der Risi-
 kopruefung von Boersenkandidaten mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
 Zwar erhoehen sich hierdurch unter anderem die Researchkosten,
 die Prospekt- und Boerseneinfuehrungskosten; es verlaengern sich
 die IPO-Einfuehrungszeiten, doch dies alles wiegt schliesslich
 weniger als der teilweise nicht wieder gutzumachende Vertrauens-
 verlust bei Fehlentscheidungen der Banken. Der neue Markt befin-
 det sich also auch regulatorisch auf dem richtigen Weg.
 Hinzu kommt die fundamentale Marktbereinigung, wobei bspw.
 Unternehmen automatisch herausselektiert werden, die Umsatzzu-
 waechse nur ueber immense Marketingausgaben erzielen koennen
 oder die ueber ein allgemein defizitaeres Geschaeftsmodell
 verfuegen.

 Darueber hinaus lernten weniger versierte und juengere Anleger
 im aktuellen Crash, dass die Baeume nicht unbegrenzt in den
 Himmel wachsen und dass Eigenverantwortlichkeit oberstes Prinzip
 im Wertpapiergeschaeft ist. Zwar kann man Analysten zurecht oder
 zu unrecht im Nachhinein beschimpfen, das hierdurch verlorene
 eigene Geld erhaelt man dadurch jedoch nicht wieder zurueck.
 Diese zwar schmerzhaften, aber im Zuge der Evolution von Inves-
 toren und Maerkten wichtigen Erfahrungen markieren einen der
 bedeutendsten Eckpunkte der in Deutschland noch jungen Aktien-
 kultur. Hierzu moechten wir einen Beitrag leisten - so verfolgen
 wir mit unseren Newslettern neben den ueblichen monetaeren spe-
 ziell das ideelle Ziel, mehr Transparenz fuer Deutsche Anleger
 zu schaffen und die massgeblichen Hintergruende verstaendlich zu
 dokumentieren. Denn je besser der Anleger den Markt versteht,
 desto effektiver kann er sich vor Verlusten schuetzen. Und die
 Minimierung der Verluste ist am Aktienmarkt bekanntermassen die
 beste Basis fuer attraktive Gewinne und eine langfristig erfolg-
 reiche Anlagetaetigkeit.


Na, was sagt ihr dazu??

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Patznjeschniki

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