Marktausblick

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Marktausblick

 
03.05.03 18:22
Marktausblick: Ertrags- und Währungssorgen belasten Aktien
Von Doris Grass, Frankfurt, und Christian Schwalb, New York

Diese Woche steht an den Finanzmärkten im Zeichen der laufenden Quartalsberichte, neuer Konjunkturdaten und der Zinsentscheidungen der Notenbanken. Analysten erwarten Konsolidierung in Europa und sind für US-Titel positiver gestimmt.




Vor allem für die Euro-Zone sind die Prognosen der Volkswirte eher düster, nachdem auch die Wirtschaftszahlen der vergangenen Woche enttäuschten. Hinzu kommt, dass der starke Euro, der ein Vier-Jahres-Hoch zum Dollar erklommen und die Marke von 1,12 $ überschritten hat, die Wirtschaft auf dem alten Kontinent zunehmend belastet.

Ifo-Chef Hans-Werner Sinn sagte am Freitag: "Es besteht das Risiko einer scharfen Abwertung des Dollar mit negativen Wirkungen auf den Welthandel, besonders auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften. Die Entwicklung ist alles andere als gesund."



Aufwärtstrend verlangsamt


Allerdings verlangsamte sich der Aufwärtstrend gegen Wochenschluss, so dass Devisenexperten dem Euro zunächst nur noch Potenzial bis 1,1350 $ geben. Die Einheitswährung sei charttechnisch stark überkauft, so dass die Situation für Korrekturen in Richtung 1,1150 $ spreche, erklärten die Devisenexperten der Landesbank Hessen-Thüringen.


Von der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten Volkswirte zunächst keine Hilfe, um der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Sie dürften nach übereinstimmender Ansicht der Banken bei den Leitzinsen diese Woche still halten.


Fed-Chef Alan Greenspan selbst dämpfte vergangene Woche vor dem Senat Spekulationen über eine Zinssenkung. Die Fed habe zwar den entsprechenden Spielraum, gleichzeitig aber glaube er nach der Erholung der Finanzmärkte und dem Rückgang der Energiepreise an einen Aufschwung im zweiten Halbjahr, sagte er. Auch die Arbeitsmarktdaten für April vom Freitag nehmen den Handlungsdruck von der Fed, sagt Ian Shepherdson, Chef Volkswirt von High Frequency Economics. "Die Zinssenkung hat sich erledigt", kommentierte Shepherdson den Abbau von 48 000 Stellen, der milder als erwartet ausfiel: "Am Markt hatte es Gerüchte gegeben, die Wirtschaft hätte 100.000 Jobs verloren - insofern können wir uns nicht beschweren, auch wenn der Arbeitsmarkt unter dem Strich weiterhin nicht gut aussieht."



Zinsschritt in England erwartet


Einen Zinsschritt erwarten Analysten allerdings am Donnerstag von der Bank of England. Wegen der nachlassenden Binnennachfrage und des abebbenden Immobilienbooms könnte sie ihre Wachstumsprognosen nach unten revidieren und die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 3,5 % zurücknehmen, schreiben die Experten der Deutschen Bank.


An den Aktienmärkten verlor die Aufwärtsbewegung zuletzt an Fahrt. Binnen Wochenfrist legte der Dax um 5,2 Prozent auf 2986 Punkte zu , der Stoxx 50 verlor 0,74 Prozent auf 2285 Zähler. Der Dow Jones stieg um 3,3 Prozent, und der Nasdaq Composite kletterte um 4,7 Prozent.


Nach Ansicht der Analysten der Commerzbank signalisiert die Charttechnik eine Marktberuhigung und den Beginn einer Konsolidierungsphase in Europa. Der Dax kämpfe mit der wichtigen Marke von 3000 Punkten. Nach Ansicht der Bankgesellschaft Berlin fehlt es den Börsen in der Euro-Zone noch an fundamentaler Unterstützung, um diesen Widerstand im Dax und die 2400 Punkten beim Eurostoxx 50 zu überwinden. Deshalb halten auch sie eine längere Konsolidierungsphase für möglich.



Bitterer Beigeschmack bei guten Quartalszahlen


Die Firmenergebnisse im ersten Quartal hätten zwar eher positiv überrascht, doch gebe es auch Wermutstropfen wie Umsatzrückgänge und vorsichtige Geschäftsausblicke für das zweite Quartal. Die Bankgesellschaft konstatiert ähnlich wie Sal. Oppenheim negative Auswirkungen des starken Euro auf die Erträge.


Zwar schließen auch die Strategen der DZ Bank in den kommenden Wochen Gewinnmitnahmen und Kursrückgänge nicht aus, doch haben sie ihre Indexprognosen auf Sicht der nächsten sechs Monate erhöht und siedeln den Dax dann bei 3400 und den Stoxx 50 bei 2700 Punkten an.


Diese Woche stehen in Europa noch zahlreiche Quartalsergebnisse an. Den Reigen startet heute Continental. Morgen folgen Aixtron, Altana, Credit Suisse, Henkel und Telecom Italia. Am Mittwoch sind unter anderem Bayer, BNP Paribas, Commerzbank, Epcos, Deutsche Post und VW an der Reihe. Am Donnerstag berichten BMW und die Deutsche Börse. Daneben geht die Hauptversammlungssaison unter anderem mit BASF (Dienstag), Adidas-Salomon (Donnerstag), Hoechst, Degussa und SAP (alle Freitag) weiter.



Freudliche Stimmung an den US-Börsen


Insgesamt positiver gestimmt sind die Analysten für die US-Börsen. Die DZ Bank rechnet diese Woche mit einer freundlichen Stimmung. Die Berichtssaison habe erfreulich gute Ergebnisse produziert. "Inzwischen ist die Wahrscheinlichkeit sogar sehr hoch, dass die Gewinnzuwächse im ersten Vierteljahr erstmals seit langem wieder im zweistelligen Bereich liegen." Sollte sich diese Tendenz bestätigen, dann lägen die Ergebnisse der US-Unternehmen um rund 12 Prozent über dem Stand vor einem Jahr und damit weit über den erwarteten 7 Prozent.


In den Vereinigten Staaten ist der Höhepunkt der Berichtssaison überschritten. Im Mittelpunkt stehen die Zahlen von Cisco (Morgen) als einem der traditionellen Gradmesser für die Lage im High-Tech-Sektor. Die Analysten erwarten einen Gewinn von 14 Cent nach 11 Cent je Aktie Vorjahresquartal. Außerdem berichten der Versicherer MetLife (Heute) und Gillette (Morgen).


Von den anstehenden Konjunkturindikatoren in Europa erwarten die meisten Volkswirte eine Verschlechterung. Der Einkaufsmanager-Index für den Dienstleistungssektor (Morgen) dürfte in Deutschland und der Euro-Zone im April gesunken und die deutsche Arbeitslosenzahl (Mittwoch) weiter gestiegen sein. Beim deutschen Auftragseingang im März (Mittwoch) wird ebenso wie bei der Industrieproduktion im März (Freitag) ein Rückgang erwartet.



Risiken für festverzinsliche Wertpapiere größer


In Amerika steht nur heute mit dem ISM-Einkaufsmanagerindex für den Service-Sektor im April ein interessanter Konjunkturwert an. Volkswirte sagen mehrheitlich trotz des starken Rückgangs im verarbeitenden Gewerbe einen Anstieg von 47,9 auf 50,0 Punkte voraus.


Die Rentenmärkte gaben zum Wochenschluss auf beiden Seiten des Atlantiks nach, so dass die Renditen, besonders in den USA, kräftig anzogen. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Risiken für festverzinsliche Wertpapiere in den nächsten Monaten eher größer sind als die Chancen und rät Anlegern ähnlich wie andere Institute bei Neuengagements zu Laufzeiten zwischen zwei und fünf Jahren. In den USA muss der Markt eine Rekordflut neuer Staatspapiere im Volumen von insgesamt 58 Mrd. $ verkraften, was die Renditen weiter in die Höhe treiben könnte. Im zehnjährigen Bereich werden wieder 4 Prozent angepeilt nach 3,91 Prozent (Stand 19.30 MESZ) am Freitag.



© 2003 Financial Times Deutschland
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