> Das Kapital: An Marconi gefällt höchstens der Preis
> Aus der FTD vom 6.7.2001
>
> Tabula rasa bei Marconi? Von wegen. Über dem britischen
> Telekom-Ausrüster kreisen die Geier. Und auf dem Tisch gibt es noch mehr
als ein paar
> Restkrümmel.
>
> So klar es ist, dass das Management seine Glaubwürdigkeit verspielt
> hat, so fraglich ist es, ob es überlebt. Kaum zu sagen, was schwerer
> wiegt, die irrige Geschäftsplanung oder die desaströse
> Kommunikationspolitik. Die neuen Prognosen stehen jedenfalls schon von der
ersten Minute an
> unter Vorbehalt; vermutlich sind sie immer noch zu positiv. Bei den
Kunden,
> den Telekom-Betreibern, sind die Geldbeutel eng und die Kapazitäten hoch.
> Für Ausrüstung gibt es viele Anbieter und wenig Abnehmer. Die Hersteller
> werden sich daher bei den Betreibern die Klinke in die Hand geben, um ihre
> Netzwerke loszuwerden. Mit der Menge werden also die Preise weiter unter
Druck
> geraten. Schön für die Betreiber.
>
> Neben dem gestutzten Umsatz- und Ertragsziel ist deshalb aber auch
> der Vorsatz, die Netto-Schulden auf 2,5 Mrd. £ zu reduzieren, mehr als
> fraglich. Die Restrukturierungsaufwendungen von 550 Mio. £ sollen aus dem
> operativen Cash-flow finanziert werden. Doch das wird schwer, auch wenn
10.000
> Mitarbeiter abgehen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der operative
Cashflow mit
> 106 Mio. £ im Minus. Dass die Medizintechnik billig an Philips verhökert
> wurde, zeugt ein bisschen von Panik. Die Kreditagenturen haben das
> Unternehmen bereits ins Visier genommen.
>
> Zu den möglichen operativen Hiobsbotschaften gesellt sich vielleicht
> noch eine bilanzielle. Durch die vielen Zukäufe im Zuge der Neuausrichtung
> hat Marconi einen Goodwill in Höhe von rund 5,4 Mrd. £ angehäuft. Da die
> Firma nicht mit dem Pfennig gefuchst hat, ist deutlicher
> Abschreibungsbedarf so gut wie sicher. Nortel lässt grüßen.
>
> Der Pluspunkt ist die Bewertung. Den Planungen des Managements
> zufolge notiert das Unternehmen jetzt noch mit dem gut 1,1fachen des
> Umsatzes. Wenn es Marconi schaffen sollte, die alten Werte in Sachen
> Profitabilität und Wachstum nur annähernd wieder zu erreichen, wäre das
ein Klacks.
> Und obwohl die Aussichten so verschwommen sind, liegt darin sicher eine
> Chance.
>
> Aber Marconi ist klein, möglicherweise zu klein in einer Industrie,
> in der es mehr und mehr auf Größe ankommen wird. Auf sich allein
> gestellt muss das Unternehmen vielleicht sogar ums pure Überleben kämpfen.
Da
> die Industrie sich konsolidieren wird, ist es noch die beste Hoffnung,
> dass Marconi übernommen wird. Allerdings ist die Frage nicht von der Hand
> zu weisen, ob sie überhaupt jemand haben will.
>
> Aus der FTD vom 6.7.2001
>
> Tabula rasa bei Marconi? Von wegen. Über dem britischen
> Telekom-Ausrüster kreisen die Geier. Und auf dem Tisch gibt es noch mehr
als ein paar
> Restkrümmel.
>
> So klar es ist, dass das Management seine Glaubwürdigkeit verspielt
> hat, so fraglich ist es, ob es überlebt. Kaum zu sagen, was schwerer
> wiegt, die irrige Geschäftsplanung oder die desaströse
> Kommunikationspolitik. Die neuen Prognosen stehen jedenfalls schon von der
ersten Minute an
> unter Vorbehalt; vermutlich sind sie immer noch zu positiv. Bei den
Kunden,
> den Telekom-Betreibern, sind die Geldbeutel eng und die Kapazitäten hoch.
> Für Ausrüstung gibt es viele Anbieter und wenig Abnehmer. Die Hersteller
> werden sich daher bei den Betreibern die Klinke in die Hand geben, um ihre
> Netzwerke loszuwerden. Mit der Menge werden also die Preise weiter unter
Druck
> geraten. Schön für die Betreiber.
>
> Neben dem gestutzten Umsatz- und Ertragsziel ist deshalb aber auch
> der Vorsatz, die Netto-Schulden auf 2,5 Mrd. £ zu reduzieren, mehr als
> fraglich. Die Restrukturierungsaufwendungen von 550 Mio. £ sollen aus dem
> operativen Cash-flow finanziert werden. Doch das wird schwer, auch wenn
10.000
> Mitarbeiter abgehen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der operative
Cashflow mit
> 106 Mio. £ im Minus. Dass die Medizintechnik billig an Philips verhökert
> wurde, zeugt ein bisschen von Panik. Die Kreditagenturen haben das
> Unternehmen bereits ins Visier genommen.
>
> Zu den möglichen operativen Hiobsbotschaften gesellt sich vielleicht
> noch eine bilanzielle. Durch die vielen Zukäufe im Zuge der Neuausrichtung
> hat Marconi einen Goodwill in Höhe von rund 5,4 Mrd. £ angehäuft. Da die
> Firma nicht mit dem Pfennig gefuchst hat, ist deutlicher
> Abschreibungsbedarf so gut wie sicher. Nortel lässt grüßen.
>
> Der Pluspunkt ist die Bewertung. Den Planungen des Managements
> zufolge notiert das Unternehmen jetzt noch mit dem gut 1,1fachen des
> Umsatzes. Wenn es Marconi schaffen sollte, die alten Werte in Sachen
> Profitabilität und Wachstum nur annähernd wieder zu erreichen, wäre das
ein Klacks.
> Und obwohl die Aussichten so verschwommen sind, liegt darin sicher eine
> Chance.
>
> Aber Marconi ist klein, möglicherweise zu klein in einer Industrie,
> in der es mehr und mehr auf Größe ankommen wird. Auf sich allein
> gestellt muss das Unternehmen vielleicht sogar ums pure Überleben kämpfen.
Da
> die Industrie sich konsolidieren wird, ist es noch die beste Hoffnung,
> dass Marconi übernommen wird. Allerdings ist die Frage nicht von der Hand
> zu weisen, ob sie überhaupt jemand haben will.
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