Marc Faber bei EMFIS - Aber eines Tages endet die Musik 15:06 18.06.07
EMFIS: Die Aktienbewertungen sind weltweit auf hohem Niveau. Auch die Rohstoffpreise legten in den vergangenen Jahren stark zu. In welchen Asset-Klassen sehen Sie momentan noch attraktive Chancen?
Marc Faber: Es ist klar, dass seit 2002 und bereits Anfang der 80er Jahren die Märkte stark gestiegen sind. Es kam zu einer gewaltigen Geldentwertung. Nicht bei Produkten, aber bei bestehenden Vermögensgütern, die heute weniger Wert haben. Die Frage ist nun, in welchem Umfang wir uns in einer Asset-Bubble befinden und wie lange es dauert, bis alles zusammenbricht. Es gibt viele Theorien. In den USA haben wir seit 2001 ein hohes Geldmengenwachstum. Das Leistungsbilanzdefizit ist auf 800 Milliarden US Dollar angestiegen, was zu einer hohen Liquidität für die Welt führte. Die überschüssige Liquidität bei einer Verknappung von Vermögenswerten führt zu steigenden Preisen. Knapp ist nicht der US Dollar. Aber Öl und Industrierohstoffe. Sie werden gegenüber dem US Dollar steigen. Es gibt keinen Mangel an Vermögenswerten. Das ist Unsinn. Aber es gibt relativen Mangel. Der Siegeszug des Kapitalismus führte zu einer Nachfrageausweitung bei Rohstoffen wie beispielsweise Öl. Deshalb steigen sie stark. Was noch günstig ist sind Baumwolle und Zucker nach der Korrektur. Auch Gold. Immobilien in Deutschland sind nicht teuer. Vor allem in den Nebenstädten. Aber auch in Schwellenländern wie unter anderem Brasilien und Ländern, die niedrig bewertet sind.
EMFIS: Energie ist und bleibt ein heißes Thema. Der Ölpreis hat sich nach der Korrektur wieder erholt. Die Nachfrage in China und Indien steigt rasant. Wie schätzen Sie die Entwicklung vom Öl- Gas- und Kohlepreis ein? Und wie wirkt sich dies auf die Kursentwicklung der Energierohstoffunternehmen aus den Emerging Markets aus?
Marc Faber: Die letzte Frage ist am einfachsten zu beantworten. Wenn die Rohstoffpreise steigen, profitieren vor allem die Rohstoffaktien der Emerging Markets. Die Unternehmen sind NICHT teuer bewertet. Vor allem im Vergleich zu Technologieaktien. Die USA haben keine andere Möglichkeit als Geld zu drucken. Die USA-Gelder fließen ins Ausland und kreieren dadurch Wachstum in Schwellenländern. Die Nachfrage wird steigen. Asien hat über 3,6 Milliarden Einwohner. Der Verbrauch liegt in Asien mit 22 Millionen Barrel pro Tag nicht hoch. Die USA brauchen ebenfalls 22 Millionen Barrel. Der Verbrauch könnte sich in Asien in den nächsten Jahren auf 40 Millionen Barrel erhöhen. Dabei kann die Weltproduktion mit 85 Millionen Barrel eher nicht erhöht werden. Die Preise werden deshalb eher steigen und möglicherweise stärker als man annimmt.
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EMFIS: Steigende Energienachfrage und Produktionswachstum führt zu Umweltverschmutzung. China setzt sich in Sachen Umweltverschmutzung an die Weltspitze. Es werden erst 25% der Abwässer in China geklärt. Massive Investitionen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung wurden mit 175 Milliarden US Dollar von der chinesischen Regierung entschieden. Sehen Sie im Umweltsektor weiteres Potential? Oder ist es eher eine Modeerscheinung, die momentan das Kapital in diese Story lenkt?
Marc Faber: In Bezug auf den CO2 Ausstoß ist China gar nicht so ein großer Verschmutzer wie die USA und schließlich spricht man in Asien auch von über drei Milliarden Menschen. Aber klar, Umweltverschmutzung ist ein Thema. Die westliche Welt hat bislang wenig getan. Der Westen war auch kein gutes Beispiel. Vor allem nicht die USA. Die USA verschmutzen mit sinnlosen Produkten und ihrer Außenpolitik die Welt ebenfalls. Aber es ist denkbar, dass man Probleme erfolgreich angehen kann. Ich kenne es noch aus Zürich, wo ich aufgewachsen bin und der Züricher See stark verschmutzt war. Der Züricher See ist heute sauber. Problematisch sind in China das Wachstum und die zunehmende Metropolisierung. Ob Kläranlagen so schnell aufgebaut werden können wie die Industrie wächst, ist eine andere Frage.
EMFIS Zwischenfrage: Glauben Sie, dass dieser Sektor Umwelt langfristig ein interessantes Potential hat?
Marc Faber: Ja, das glaube ich schon. Insbesondere diejenigen Industrien, die mit der Verarbeitung von Wasser zu tun haben. In Bezug auf Autoabgase wird die Nachfrage nach Autos aus China und Indien weiter zunehmen. Diese haben einen geringeren Ausstoß als die US-Hummers. Die Lösung könnte sein, dass Autofahren weltweit teurer wird bzw. vor allem für Autos mit mehr Abgasen. In Kanada werden beispielsweise Hybrid-Fahrzeuge geringer besteuert.
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EMFIS: China: Blase oder Aufschwung? Der A-Share Markt scheint mit KGVs von rund 40 überhitzt. Unternehmensgewinne stiegen 2006 jedoch auch um 90%. Erwarten Sie an Chinas Börse eine Korrektur oder gar einen Crash und könnten die Finanzwerte (Versicherer und Banken) dadurch unter Druck kommen?
Marc Faber: Ich nehme an wir haben eine Blase. Die andere Frage ist, ob China teuer ist und was langfristig passiert. Ein Beispiel: die ganzen Crashs wie Gold 1974-1976 oder 1987, als 50% des Vermögens in den gecrashten Sektoren vernichtet wurden, haben sich danach teilweise wieder verzehnfacht. Vieles spricht für eine Finanzblase. Auf der anderen Seite sind beispielsweise die Industriemetalle langfristig positiv zu werten. Es ist denkbar, dass der A-Share Markt fällt. Aber er ist nur für Inländer zugänglich. Mein Ratschlag ist, momentan nur selektiv in China-Aktien oder Emerging Markets zu investieren. Diese sind seit 2001 stark gestiegen und wir haben eine globale Spekulation. In dieser Phase (seit 2002/03 bis heute) hat der S&P nicht einmal um 10% korrigiert. Aber eines Tages endet die Musik. Wenn eine Korrektur kommt, dann erwarte ich für längere Zeit keine neuen Höchstkurse. Ich bin davon überzeugt, dass dann alles runter gehen wird. Es ist egal ob der Markt dann um 10% oder 20% oder ein Crash wie 1929 in den USA oder 1989 in Japan kommt. Aber in einem Umfeld wo viel Geld gedruckt wird ist mir der Zeitpunkt nicht ganz klar. Im Zeitalter der Inflation, dem wachsenden Kreditvolumen und der Geldmenge, der die Vermögenswerte hochgetrieben hat, kann ich mir das schon vorstellen. Es ist noch keine Inflation in den Löhnen oder Konsumentenpreisindex, weil die typischen Lebenshaltungskosten in der US-Statistik nicht widergespiegelt werden. Dieser Korb ist völlig verkehrt. Nach meiner Meinung beträgt die tatsächliche Inflation in den USA zwischen 5 und 6%.
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EMFIS: Der Immobilien-Boom ist in Hong Kong und Singapur ausgebrochen. Die Immobilien- und Mietpreise liegen in Singapur immer noch weit unter jener Hong Kongs. Gleichzeitig ist Singapur eine der gesündesten Volkswirtschaften. Wie sehen Sie die Entwicklung des Immobilienmarktes in Singapur?
Marc Faber: Was in Singapur und Hong Kong passiert ist ein gespaltener Markt wie Deutschland. Luxusimmobilien in New York, London, Hong Kong und Singapur sind gestiegen. Aber nicht der Markt für den Mittelstand. Die Preise steigen dort, wo sich Liquidität konzentriert. In den letzten 20 Jahren hat die Klasse der 3% Reichsten auf Kosten der Arbeiter gelebt. Ich habe auch von der Finanzblase profitiert. Aber es führt zu Missständen in der Welt. Reiche kaufen Luxusgüter während der Mittelstand nachhinkt. Es trifft zu, dass Singapur günstiger als Hong Kong, New York und auch Shanghai ist. Die Preise werden mehr steigen. Auch Luxusimmobilien in Malaysia, Indonesien und Thailand werden steigen. Die Quadratmeterpreise liegen in diesen asiatischen Ländern bei Kondominien bei 3.000 US Dollar. Andere Metropolen wie New York oder London haben Quadratfußpreise von 5.000 bis 6.000 US Dollar und sind somit 15mal teurer! Ich glaube, dass Immobilien in Malaysia, Thailand, Philippinen und im Übrigen auch China weiter steigen werden.
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EMFIS: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Rainer Hahn (EMFIS) in Chiang Mai. Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Verantwortlich für den Inhalt ist allein der jeweilige Autor.
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