Manager ohne Moral

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Nassie:

Manager ohne Moral

 
27.02.03 22:30
Wirtschaftskriminelle richten mehr als die Hälfte der Schäden durch Verbrechen in Deutschland an. Die meisten Täter sind Manager aus den Führungsetagen großer Unternehmen.



Mannesmann und Deutsche Bank, TUI und Babcock Borsig, Comroad und EM.TV - Namen deutscher Firmen, die einst für unternehmerische Integrität standen oder als gewieft agierende Newcomer galten, die den Wohlstand ihrer Aktionäre geschickt zu mehren verstanden, geraten immer häufiger ins Zwielicht. Ihr guter Ruf ist in Gefahr, einige Unternehmen, deren Manager sich in den Schlagzeilen finden, haben ihre Reputation schon gänzlich verspielt: Staatsanwälte ermitteln, Vorstände landen vor Gericht, Manager müssen mit Geldstrafen oder Gefängnis rechnen.

Die Liste der betroffenen Unternehmen ließe sich fortsetzen. Immer mehr Manager deutscher Unternehmen schadem durch ihren lockeren Umgang mit den Gesetzen dem Image ihrer Zunft - und richten dabei beträchtliche Schäden an, zu Lasten von ehrlichen Mitbewerbern, Kunden, Aktionären oder der Gemeinschaft der Steuerzahler.



Mentalitätswandel im Management


Allein im Jahr 2001 nahm die Zahl der ermittelten Straftaten um 23 Prozent auf 110.000 Fälle zu, die Gesamtsumme der ermittelten Schäden lag nach Angaben des Bundeskriminalamtes bei 6,7 Mrd. Euro. Das entspricht mehr als 60 Prozent aller Schäden, die durch Verbrechen entstehen - dabei machen Wirtschaftsdelikte nur 1,7 Prozent aller registrierten Straftaten aus.


Und meist werden die Gesetzesverstöße in den Führungsetagen vorbereitet: "Der gefährlichste Wirtschaftsstraftäter ist der Manager aus dem eigenen Unternehmen", sagt Steffen Salvenmoser, Experte für Wirtschaftskriminalität bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).


Bei ihren Ermittlungen in Unternehmen haben es Salvenmoser und seine Kollegen ebenso wie die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft mit den Auswüchsen eines offenkundigen Mentalitätswandels im Management zu tun: "Wir müssen leider feststellen, dass der Anteil der Manager wächst, für die Geld eine zu hohe Priorität hat. Zu viele handeln wenn nicht unmoralisch, so doch amoralisch", sagt auch Helmut Hersberger, Partner bei der Baseler ONRA Corporate Integrity, die seit mehr als zehn Jahren Unternehmen in ganz Europa beim Kampf gegen Wirtschaftskriminalität berät.


Der klassische Inhaber-Unternehmer, der seine Geschäfte mit langfristiger Perspektive führte, ist fast ausgestorben. Die meist angestellten Spitzenmanager agieren unter wachsendem Druck, kurzfristig Erfolge präsentieren zu müssen. "Wenn Vorstände alle drei Monate Zahlen vorzulegen haben, von denen ihr Einkommen und ihre Karriere abhängen, sind die Anreize für moralisches Fehlverhalten sehr groß", sagt Josef Wieland, Leiter des Zentrums für Wirtschaftsethik an der Fachhochschule Konstanz. "Große und komplexe Unternehmen schaffen zudem mehr Gelegenheiten für Betrügerisches Handeln", sagt PwC-Experte Salvenmoser: "Wo der Chef noch jeden kennt, fällt das sehr schwer, in weniger überschaubaren Unternehmen ist das viel leichter."



Hohe kriminelle Energie


Zudem gehen die Täter immer skrupelloser vor: "Beim Gewicht der Straftaten, der Größenordnung der Schäden und der kriminellen Energie gibt es auffällige Häufungen", stellt Uwe Hellmann, Jura-Professor an der Universität Potsdam, fest. "Es geht darum, möglichst viel Erfolg zu erzielen - egal mit welchen Mitteln."


Der Stuttgarter Anwalt Martin Sorg, der mit seiner Strafanzeige die Ermittlungen gegen den Ex-Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser und seine Aufsichtsräte ins Rollen gebracht hat, sieht die Straftäter im Management gar von "schonungsloser Gier" getrieben. Allein an Esser und seine Vorstandskollegen seien nach der Übernahme durch Vodafone mehr als 100 Mio. Euro geflossen. "Leistung und Vergütung stehen bei Managern in Deutschland in keinem Verhältnis mehr", sagt Anwalt Sorg. "Mannesmann ist dafür das extreme Beispiel." Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat gegen Esser & Co. Anklage wegen Untreue erhoben.


Ob die Angeklagten am Ende verurteilt werden, ist allerdings fraglich. "Untreue ist ein problematischer Tatbestand", erklärt der Potsdamer Jurist Hellman. Strafbar macht sich laut Gesetz, wer seine Befugnisse als Manager zum Schaden des Unternehmens missbraucht. Die Grenze zwischen erlaubtem unternehmerischem Handeln und der verbotenen Pflichtverletzung ist oft nur schwer zu ziehen.



Unternehmerische Freiheit endet bei kriminellen Delikten


Rechtsexperten wie der Frankfurter Wirtschaftsrechtler Theodor Baums fordern weiterreichende Möglichkeiten für geschädigte Aktionäre, Ansprüche gegen Manager durchzusetzen. "Die Durchsetzung der persönliche Haftung der Vorstände gegenüber der Gesellschaft müsste erleichtert werden", so der Rechtsexperte, der im Auftrag der Bundesregierung den Corporate Governance Kodex vorbereitet hat. Dass die Manager dadurch in ihrer Freiheit beschnitten werden könnten, lässt Baums nicht gelten: "Wenn es um kriminelle Delikte geht, hat das mit der Freiheit bei unternehmerischen Entscheidungen nichts mehr zu tun."


Der Gesetzgeber tut sich schwer, gegen den Widerstand der Interessenvertreter der Wirtschaft schärfere Regelungen durchzusetzen. So wurde im Rahmen des seit Juli 2002 geltenden Finanzmarktförderungsgesetzes die Freiheitsstrafe für Kursbetrug von drei auf fünf Jahre angehoben - zugleich wurden aber die Anforderungen erhöht, sodass die Staatsanwälte umfangreicher ermitteln müssen.


Auch der unter der Leitung von ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme erarbeitete Corporate Governance Kodex verstreicht nach Ansicht von Baums in einem wichtigen Punkt "nur weiße Salbe": Es müsse über die Entlohnung von Managern über Aktienoptionen nachgedacht werden, die allein am Kurs des eigenen Unternehmens festgemacht sind: "Das ist ein starker Anreiz, die Bilanzen zu fälschen."


Immerhin: Die Ermittler sind besser gerüstet als früher, den Staatsanwälten stehen Betriebswirtschaftler und Bilanzbuchhalter zur Seite. Doch über den Vorsprung durch Technik verfügen die Straftäter aus den gut ausgestatteten Chefetagen auch weiterhin. "Die Polizei hinkt bei der technischen Ausstattung immer ein bis zwei Generationen hinterher", weiß Hans See von der Interessengemeinschaft Business Crime Control. Und die globale Beweglichkeit krimineller Manager erschwert regelmäßig den Zugriff: "Wir sind nicht so frei wie die Straftäter", seufzt der Mannheimer Staatsanwalt für Wirtschaftskriminalität Hubert Jobski, "die mal schnell nach Rimini oder Frankreich fahren können."


Dennoch hat der wachsende Druck der Öffentlichkeit für Bewegung in den Unternehmen gesorgt, in Zeiten schwacher Konjunktur wird den Managern genauer auf die Finger geschaut: "Heute kommen die Fakten schneller ans Licht", sagt Unternehmensberater Hersberger. "Noch vor zehn Jahren hatten wir im deutschsprachigen Raum Mühe, im Management ein Risikobewusstsein zu wecken." Aufsichtsräte und Vorstände müssten verstärkt damit rechnen, für das Fehlverhalten von Mitarbeitern haftbar gemacht zu werden, erklärt PwC-Experte Salvenmoser: "Da kann man die Dinge nicht mehr einfach unter den Tisch kehren."

DarkKnight:

Und?

 
28.02.03 00:06
Die einen ruhen sich auf ihren Bahn-, Post oder Telekomhintern im Rahmen der Unkündbarkeit aus. Andere, wie im öffentlichen Dienst genießen die Vorzüge des Beamtentums. Ein "Manager" ist ein Arsch auf Zeit, der keine zweite Chance kriegt: er muß in fünf Jahren das durch Leistung verdienen, was andere in 40 Jahren durch Butterbrotschmieren kriegen, weil ein Rauswurf keinen weiteren Job erlaubt.

Da frage ich mich: wer ist der Verbrecher?
Pieter:

DarkKnight, der Manager, der sich seine Zustimmun

 
28.02.03 08:56
g zu etwas, daß das Unternehmen betrifft, durch Zahlungen auf sein Privatkonto vergüten läßt, ist kein "Arsch auf Zeit" sondern schlicht ein Verbrecher und als solcher gehört er behandelt.

Und ein Arsch und Totengräber der Deutschen Wirtschaft ist so Typ obendrein.

Ein Rauswurf erlaubt keinen weiteren Job ? Du scheinst null Ahnung zu haben. Wer regiert den gerade VW.
Hat der Typ mit seinen Fehlentscheidungen zu Rover nicht fast die Zerschlagung von BMW verursacht. Hat den Aktionären von BMW viel Geld gekostet.
Hat aber seiner Karriere nicht geschadet und er kann ruhig weiter machen. Nun VW steht ja mittlerweile auch nicht mehr so doll da.

Pieter
MadChart:

@Pieter:

 
28.02.03 09:06
Das mit Pischetsrieder ist recht einfach zu erklären:

Für Vorstandsposten werden genauso Leute mit Berufserfahrung bevorzugt wie für jeden anderen Job. Und naturgemäß gibt es da nicht viele Leute auf dem Markt.

Folge: hast Du einmal das große Rad gedreht, bist Du immer wieder gerne genommen. Ob Du dabei erfolgreich warst oder den Kahn auf Grund gesetzt hast, steht dabei nicht im Vordergrund. Ist auch kein Einzelfall, exemplarisch erwähnt sei hier der legendäre Heinz Dürr, dem die Bahn seinerzeit den roten Teppich ausgerollt hat, nachdem er zuvor AEG in die Pleite gewirtschaftet hatte.

BTW: Pischetsrieder musste vieles ausbaden, was ihm vorher von Herrn v. Kuenheim eingebrockt worden ist. Auch hat er die Rover-Übernahme nicht alleine entschieden. Aber einer muss nunmal den Kopf hinhalten...


Viele Grüße

Manager ohne Moral 955890

MadChart
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