HANDELSBLATT, Montag, 20. März 2006, 07:06 Uhr
Führungskräfte versilbern Mitarbeiteraktien
Manager erwarten fallende Kurse
Von Gertrud Hussla
Die Top-Manager deutscher Firmen haben in den vergangenen Wochen verstärkt Aktien der eigenen Unternehmen verkauft. Auch in den USA zeigen die Statistiken, dass Führungskräfte zuletzt mehr Titel ihrer Konzerne abgestoßen haben als in den Monaten zuvor. Experten werten dies als Hinweis, dass auf den Aktienmärkten in den nächsten ein bis zwei Monaten mit Kursverlusten zu rechnen ist.
Olaf Koester, der bei der VCH-Investmentgruppe einen an „Insidergeschäften“ orientierten Fonds verwaltet, sagt: „Aus dem Material, das wir haben, erwarten wir früher oder später eine Korrektur.“ Im Branchenjargon werden solche meldepflichtigen Transaktionen von Führungskräften vielfach als Insidergeschäfte bezeichnet. „Die Daten waren besonders in den vergangenen zwei Jahren ein sehr guter Indikator für die Richtung der Märkte“, sagt auch David Coleman vom Researchinstitut Vickers in New York. „Zurzeit zeigt das Signal eindeutig nach unten“, fügt er hinzu . Vorstände und Aufsichtsräte kennen gewöhnlich ihr Unternehmen besser als jeder Außenstehende und können daher eher beurteilen, ob die Titel unterbewertet oder zu teuer sind.
Im Februar kamen bei deutschen börsennotierten Unternehmen auf zehn Verkaufstransaktionen der Manager nur noch sechs Käufe, wie Experte Volker Dietrich von der Vermögensverwaltung BN & Partners aus den Veröffentlichungen der Finanzaufsicht BaFin ermittelte. Im November hatten die Top-Manager noch je zehn Verkäufe zwölf Käufe getätigt. Ähnlich ist das Bild in den USA. Nach Angaben von Coleman kamen in der ersten Märzwoche auf jeden Aktienkauf durch Führungskräfte 6,7 Verkäufe; der langfristige Durchschnitt liege bei 2,5 Verkäufen je Kauf. Das Researchhaus Vickers ermittelt die Zahlen bereits seit 1971.
Von so langen Datenreihen können europäische Analysten nur träumen. Erst seit vergangenem Juli bestehen in Deutschland verschärfte Meldevorschriften; als absolut zuverlässig gelten die Zahlen trotzdem noch nicht. Das Signal der Manager gilt bei der Auswahl einzelner Titel dennoch als hilfreich.
Henning Gebhardt, der Leiter für deutsche Aktien bei der Fondsgesellschaft DWS, sagt: „Wir achten darauf, aber den Informationsgehalt bewerten wir nicht über.“ Ernst zu nehmen sei auf jeden Fall, wenn ein Manager außer der Reihe eine große Stückzahl kaufe. So haben die Vorstände von Stada Mitte 2004 kräftig eigene Aktien erworben. Seither hat sich der Kurs des Arzneimittelherstellers verdoppelt. Derzeit falle auf, dass beim von Bayer abgespaltenen Chemieunternehmen Lanxess Vorstand und Aufsichtsräte nur kauften. Offenbar hielten sie das Unternehmen für unterbewertet, sagt VCH-Fondsmanager Koester. Unter den Verkäufen sticht die Deutsche Bank heraus. Seit Mitte vergangenen Jahres haben die Vorstände praktisch nur noch Titel abgegeben und dabei hohe Millionenbeträge erzielt.
Unter den kleineren Firmen interpretiert Koester auch die Verkäufe des Mediendienstleisters Edel Music als bedenklich. Auch bei der United Internet AG wurde kräftig Kasse gemacht. In den USA hatten sich die Google-Vorstände bereits vor dem jüngsten Kurseinbruch von größeren Aktienpaketen getrennt.
Führungskräfte versilbern Mitarbeiteraktien
Manager erwarten fallende Kurse
Von Gertrud Hussla
Die Top-Manager deutscher Firmen haben in den vergangenen Wochen verstärkt Aktien der eigenen Unternehmen verkauft. Auch in den USA zeigen die Statistiken, dass Führungskräfte zuletzt mehr Titel ihrer Konzerne abgestoßen haben als in den Monaten zuvor. Experten werten dies als Hinweis, dass auf den Aktienmärkten in den nächsten ein bis zwei Monaten mit Kursverlusten zu rechnen ist.
Olaf Koester, der bei der VCH-Investmentgruppe einen an „Insidergeschäften“ orientierten Fonds verwaltet, sagt: „Aus dem Material, das wir haben, erwarten wir früher oder später eine Korrektur.“ Im Branchenjargon werden solche meldepflichtigen Transaktionen von Führungskräften vielfach als Insidergeschäfte bezeichnet. „Die Daten waren besonders in den vergangenen zwei Jahren ein sehr guter Indikator für die Richtung der Märkte“, sagt auch David Coleman vom Researchinstitut Vickers in New York. „Zurzeit zeigt das Signal eindeutig nach unten“, fügt er hinzu . Vorstände und Aufsichtsräte kennen gewöhnlich ihr Unternehmen besser als jeder Außenstehende und können daher eher beurteilen, ob die Titel unterbewertet oder zu teuer sind.
Im Februar kamen bei deutschen börsennotierten Unternehmen auf zehn Verkaufstransaktionen der Manager nur noch sechs Käufe, wie Experte Volker Dietrich von der Vermögensverwaltung BN & Partners aus den Veröffentlichungen der Finanzaufsicht BaFin ermittelte. Im November hatten die Top-Manager noch je zehn Verkäufe zwölf Käufe getätigt. Ähnlich ist das Bild in den USA. Nach Angaben von Coleman kamen in der ersten Märzwoche auf jeden Aktienkauf durch Führungskräfte 6,7 Verkäufe; der langfristige Durchschnitt liege bei 2,5 Verkäufen je Kauf. Das Researchhaus Vickers ermittelt die Zahlen bereits seit 1971.
Von so langen Datenreihen können europäische Analysten nur träumen. Erst seit vergangenem Juli bestehen in Deutschland verschärfte Meldevorschriften; als absolut zuverlässig gelten die Zahlen trotzdem noch nicht. Das Signal der Manager gilt bei der Auswahl einzelner Titel dennoch als hilfreich.
Henning Gebhardt, der Leiter für deutsche Aktien bei der Fondsgesellschaft DWS, sagt: „Wir achten darauf, aber den Informationsgehalt bewerten wir nicht über.“ Ernst zu nehmen sei auf jeden Fall, wenn ein Manager außer der Reihe eine große Stückzahl kaufe. So haben die Vorstände von Stada Mitte 2004 kräftig eigene Aktien erworben. Seither hat sich der Kurs des Arzneimittelherstellers verdoppelt. Derzeit falle auf, dass beim von Bayer abgespaltenen Chemieunternehmen Lanxess Vorstand und Aufsichtsräte nur kauften. Offenbar hielten sie das Unternehmen für unterbewertet, sagt VCH-Fondsmanager Koester. Unter den Verkäufen sticht die Deutsche Bank heraus. Seit Mitte vergangenen Jahres haben die Vorstände praktisch nur noch Titel abgegeben und dabei hohe Millionenbeträge erzielt.
Unter den kleineren Firmen interpretiert Koester auch die Verkäufe des Mediendienstleisters Edel Music als bedenklich. Auch bei der United Internet AG wurde kräftig Kasse gemacht. In den USA hatten sich die Google-Vorstände bereits vor dem jüngsten Kurseinbruch von größeren Aktienpaketen getrennt.