Private-Equity-Häuser haben sich Kauf schon durchgerechnet
Finanzinvestoren an MAN interessiert
Von Peter Köhler, Jens Koenen und Robert Landgraf, Handelsblatt
Nach dem Ausstieg der Großaktionäre Münchener Rück, Commerzbank und Allianz beim Mischkonzern MAN wittern Finanzinvestoren Übernahmechancen. „Mit dem neuen Management und der veränderten Aktionärsstruktur eröffnen sich neue Perspektiven“, sagt ein hochrangiger Manager eines europäischen Beteiligungsfonds, der nicht genannt werden will.
§
§MAN weckt das Interesse von Finanzinvestoren. Foto: dpa
FRANKFURT/M. Unter dem früheren MAN-Chef Rudolf Rupprecht war eine Neuordnung des Konzerns immer wieder gescheitert. Doch jetzt werden die Karten unter Konzernlenker Hakan Samuelsson neu gemischt. „Das Unternehmen ist grundsätzlich auch für Beteiligungshäuser interessant“, sagt ein deutscher Private-EquityManager. MAN war zu einer Stellungnahme nicht erreichbar.
Dabei könnten sich viele Finanzinvestoren einen so genannten „Club-Deal“ vorstellen, bei dem sich mehrere Beteiligungsfonds zusammenschließen, um das Risiko zu minimieren. „Für eine Übernahme braucht man zwei bis drei Milliardenfonds, je nachdem, welche Bereiche gekauft werden sollen“, schätzt ein angelsächsischer Beteiligungsmanager. MAN sei ein klassisches Konglomerat, bei dem man nicht erkennen könne, wo der gemeinsame Nenner liege. Ein Übernahmeerfolg für einzelne Konzernteile setze aber das Einverständnis durch das MAN-Management voraus. Eine feindliche Übernahme des gesamten Unternehmens gilt als ausgeschlossen. Potenzielle Interessenten seien Blackstone, Carlyle oder auch Bain Capital, die alle schon Erfahrungen mit „Club-Deals“ gesammelt hätten, sagt ein Branchenkenner. Auch Permira, Cinven, BC Partners und CVC seien in der Lage, solche Transaktionen zu stemmen. „Jedes Private-Equity-Haus hat sich den Deal schon einmal durchgerechnet, das gehört zu den Hausaufgaben“, heißt es in der Branche.
Positiv sei, dass nun die Allianz und damit deren Finanzvorstand Paul Achleitner ausgestiegen sind, da er einen Verkauf oder die Aufspaltung immer am liebsten selbst dirigieren wollte, sagt ein Beteiligungsmanager. Der Ausstieg der Großaktionäre verringere die Anzahl der potenziellen Verhandlungsparteien, was positiv sei. Commerzbank, Allianz und Münchner Rück hatten sich am Mittwoch von ihrem 25-Prozent-Paket getrennt und es bei Großanlegern platziert. Der Streubesitzanteil an der Börse ist damit auf 95 Prozent gestiegen.
Finanzinvestoren spielen mittlerweile eine große Rolle beim Umbau der Deutschland AG. Sie sammeln etwa von Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften sowie Stiftungen Milliarden, um damit Unternehmen oder Konzernteile zu kaufen. Nach einigen Jahren der Umstrukturierung verkaufen sie die Unternehmen in der Regel zu einem höheren Preis.
Bei MAN gelten vor allem die Bereiche Dieselmotoren, Turbomaschinen und LKW als attraktive Sparten. Die Druckmaschinen seien dagegen langweilig und schwer zu kalkulieren, was die Erträge angeht, sagte ein Beteiligungsmanager. Den LKW-Bereich würde aber kaum ein Finanzinvestor lange halten. Wegen des hart umkämpften und konsolidierten Marktes werde man die Sparte eher rasch an einen strategischen Interessenten verkaufen, etwa an VW.
Bereits im ersten Quartal 2005 erwarten Banker einige Deals im Volumen von bis zu fünf Mrd. Euro. Dazu gehören neben dem Verkauf des Reisevertriebssystems Amadeus, an dem unter anderem Lufthansa beteiligt ist, auch das Kunsstoffunternehmen Basell durch die Eigentümer BASF und Shell. Außerdem will sich der Energieriese Eon von seiner Immobilientochter Viterra trennen.
Matthias Mosler, Chef von Merrill Lynch in Deutschland, sieht die Finanzinvestoren in diesem Jahr erneut in einer wichtigen Rolle. „Sie können den Hecht im Karpfenteich spielen“ und Zwischenlösungen entwickeln für eine Phase, in der andere Spieler wie Unternehmen blockiert seien. „Von dieser Seite werden wieder wichtige Deals kommen“, sagte er.
HANDELSBLATT, Freitag, 14. Januar 2005, 07:57 Uhr