An welchen Kriterien kann man festmachen, ob gute Zahlen eines Unternehmens "Eintagsfliegen" sind, oder ob man langjährige Freude erwarten darf ?
- Schon mal vorab: Richtig sichere Kriterien gibt es selbstverständlich nicht, aber man kann einen "Daumen" dafür bekommen.
Im folgenden möchte ich Kriterien aus der "zweiten Reihe" bringen, d.h. solche, die schon sehr Unternehmens- und Branchen-spezifisch sind, also nicht für eine Vorauswahl, einen "Scan quer Gemüsegarten" taugen. Bezüglich solcher Kriterien verweise ich auf meinen Thread "Zeit für Substanzwerte".
Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist m.E. die Umsatzrendite. Fällt diese sehr niedrig aus, so dürfen wir davon ausgehen, daß schon ein "Windhauch" bei den erzielbaren Preisen oder auch im Umsatzvolumen ausreicht, um unser Unternehmen vom Gewinnerpfad in das Tal der Tränen zu befördern. Diese Größe ist allerdings sehr Branchen- und Zeitpunkt-spezifisch. In Branchen mit hoher Preis- und Kostenvolatilität ist eine höhere mittlere Umsatzrendite zu fordern als in Branchen mit relativ ausgeglichenen Verhältnissen. Im Verdrängungskampf müssen wir diesbezüglich ebenfalls Abstriche machen. Insbesondere müssen wir uns die Frage stellen, ob speziell unser Liebling die "Potenz" besitzt, einen Dumping-Feldzug zu gewinnen. Ein weiterer sehr wesentlicher Faktor ist in Bezug auf die Umsatzrendite das Verhältnis von Umsatz zu eingesetztem Kapital. Ist dieser sehr hoch, so ist eine relativ kleine Umsatzrendite nicht so schwerwiegend wie bei relativ niedrigem Umsatz. Aber aufgepaßt - im Zweifelsfall ist ein dickes Renditepolster immer beruhigender, denn hoher Umsatz bei niedriger Rendite bedeutet auch hohe variable Kosten. Hier kommt es darauf an, was "variabel" konkret bedeutet, d.h., wie schnell die Kosten (nach unten) angepaßt werden können. Insbesondere, wenn in Adhocs gewaltige Umsatzsteigerungen gemeldet werden, sich diese aber nicht in den EBITs niederschlagen, so ist dies kein Anlaß zur Freude, sondern ein Alarmsignal - der Schuß könnte gewaltig nach hinten losgehen. Auch der Faktor Umsatz zu Kapitaleinsatz ist ausserordentlich Branchen-spezifisch zu sehen.
Ein für mich ebenfalls sehr wichtiger Gesichtspunkt ist für mich die Frage: Welche Ernte fährt das eingesetzte Kapital während seiner "mittleren Lebensdauer" ein (zunächst völlig unabhängig vom dazu erforderlichen Zeitraum). Dieser "Kapitalerntefaktor" läßt sich berechnen als EBITDA/(EBITDA-EBIT). Ist dieser Faktor sehr hoch, so bleibt unterm Strich auch dann noch was übrig, wenn die Auslastung unserer Anlagen mal nicht so prope ausfällt. Dieses Kriterium sollte man m.E. insbesondere heranziehen, wenn es darum geht, zu entscheiden, wie weit man bei einem Investment in "Vorleistung" auf die zu erwartende Performance gehen möchte (KBV), bzw. welchen absoluten und dynamischen Verschuldungsgrad des Unternehmens man für vertretbar hält. Aber aufgepaßt: Auch diese Größe ist wieder stark von der Branche abhängig. Unternehmen mit hohem Kapitalerntefaktor sind entweder arbeitsintensiv oder Energie-/Rohstoff-intensiv. Kennzeichnend ist aber, daß die Kosten zu einem größeren Anteil variabel sind. Als "Öko"-Merkmal im Branchenvergleich taugt die Größe nur, wenn man sichergestellt hat, daß der geringere Kapitaleinsatz nicht einfach daraus resultiert, daß mehr Wegwerfmaterial eingesetzt wird (Rohstoff-intensive Produktion). In der Regel sind hohe Kapitalerntefaktoren dann anzutreffen, wenn die Kapital-Lebensdauer (Gesamtkapital/(EBITDA-EBIT)) recht hoch ausfällt. Dies bedeutet aber für den Investor auch, daß er einen "längeren Atem" benötigt (nichts für Zocker) und daß er die "Langfristsolidität" mit höherem kalkulatorischen Zins (größere Kapitalbindung) bezahlen muß. Der wertbeständigen Substanz steht das Risiko des vorzeitigen "Veraltens" gegenüber, die den Substanzwert mit aufkommenden technischen Veränderungen schnell in den Keller befördern könnte. Dieser Punkt muß also ebenfalls sehr Unternehmens-spezifisch berücksichtigt werden. Generell sollte man momentan hohe Eigenkapital- oder Buchwertrenditen eines Unternehmens nicht über den Zeitraum der mittleren Kapitallebensdauer fortschreiben. Der Aufpreis, den wir auf den Substanzwert bezahlen, sollte möglichst innerhalb dieses Zeitraums "abbezahlt" sein.
Diesmal wars (in der Natur der Sache liegend) mehr qualitativ, aber hoffentlich für die Anlageentscheidung dennoch hilfreich. Ein Vergleich der genannten Größen bezüglich verschiedener Unternehmen und Branchen mit deren Langfristcharts kann ein Gefühl für die Einordnung der beiden genannten Kriterien geben.
Gruß
Bronco
- Schon mal vorab: Richtig sichere Kriterien gibt es selbstverständlich nicht, aber man kann einen "Daumen" dafür bekommen.
Im folgenden möchte ich Kriterien aus der "zweiten Reihe" bringen, d.h. solche, die schon sehr Unternehmens- und Branchen-spezifisch sind, also nicht für eine Vorauswahl, einen "Scan quer Gemüsegarten" taugen. Bezüglich solcher Kriterien verweise ich auf meinen Thread "Zeit für Substanzwerte".
Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist m.E. die Umsatzrendite. Fällt diese sehr niedrig aus, so dürfen wir davon ausgehen, daß schon ein "Windhauch" bei den erzielbaren Preisen oder auch im Umsatzvolumen ausreicht, um unser Unternehmen vom Gewinnerpfad in das Tal der Tränen zu befördern. Diese Größe ist allerdings sehr Branchen- und Zeitpunkt-spezifisch. In Branchen mit hoher Preis- und Kostenvolatilität ist eine höhere mittlere Umsatzrendite zu fordern als in Branchen mit relativ ausgeglichenen Verhältnissen. Im Verdrängungskampf müssen wir diesbezüglich ebenfalls Abstriche machen. Insbesondere müssen wir uns die Frage stellen, ob speziell unser Liebling die "Potenz" besitzt, einen Dumping-Feldzug zu gewinnen. Ein weiterer sehr wesentlicher Faktor ist in Bezug auf die Umsatzrendite das Verhältnis von Umsatz zu eingesetztem Kapital. Ist dieser sehr hoch, so ist eine relativ kleine Umsatzrendite nicht so schwerwiegend wie bei relativ niedrigem Umsatz. Aber aufgepaßt - im Zweifelsfall ist ein dickes Renditepolster immer beruhigender, denn hoher Umsatz bei niedriger Rendite bedeutet auch hohe variable Kosten. Hier kommt es darauf an, was "variabel" konkret bedeutet, d.h., wie schnell die Kosten (nach unten) angepaßt werden können. Insbesondere, wenn in Adhocs gewaltige Umsatzsteigerungen gemeldet werden, sich diese aber nicht in den EBITs niederschlagen, so ist dies kein Anlaß zur Freude, sondern ein Alarmsignal - der Schuß könnte gewaltig nach hinten losgehen. Auch der Faktor Umsatz zu Kapitaleinsatz ist ausserordentlich Branchen-spezifisch zu sehen.
Ein für mich ebenfalls sehr wichtiger Gesichtspunkt ist für mich die Frage: Welche Ernte fährt das eingesetzte Kapital während seiner "mittleren Lebensdauer" ein (zunächst völlig unabhängig vom dazu erforderlichen Zeitraum). Dieser "Kapitalerntefaktor" läßt sich berechnen als EBITDA/(EBITDA-EBIT). Ist dieser Faktor sehr hoch, so bleibt unterm Strich auch dann noch was übrig, wenn die Auslastung unserer Anlagen mal nicht so prope ausfällt. Dieses Kriterium sollte man m.E. insbesondere heranziehen, wenn es darum geht, zu entscheiden, wie weit man bei einem Investment in "Vorleistung" auf die zu erwartende Performance gehen möchte (KBV), bzw. welchen absoluten und dynamischen Verschuldungsgrad des Unternehmens man für vertretbar hält. Aber aufgepaßt: Auch diese Größe ist wieder stark von der Branche abhängig. Unternehmen mit hohem Kapitalerntefaktor sind entweder arbeitsintensiv oder Energie-/Rohstoff-intensiv. Kennzeichnend ist aber, daß die Kosten zu einem größeren Anteil variabel sind. Als "Öko"-Merkmal im Branchenvergleich taugt die Größe nur, wenn man sichergestellt hat, daß der geringere Kapitaleinsatz nicht einfach daraus resultiert, daß mehr Wegwerfmaterial eingesetzt wird (Rohstoff-intensive Produktion). In der Regel sind hohe Kapitalerntefaktoren dann anzutreffen, wenn die Kapital-Lebensdauer (Gesamtkapital/(EBITDA-EBIT)) recht hoch ausfällt. Dies bedeutet aber für den Investor auch, daß er einen "längeren Atem" benötigt (nichts für Zocker) und daß er die "Langfristsolidität" mit höherem kalkulatorischen Zins (größere Kapitalbindung) bezahlen muß. Der wertbeständigen Substanz steht das Risiko des vorzeitigen "Veraltens" gegenüber, die den Substanzwert mit aufkommenden technischen Veränderungen schnell in den Keller befördern könnte. Dieser Punkt muß also ebenfalls sehr Unternehmens-spezifisch berücksichtigt werden. Generell sollte man momentan hohe Eigenkapital- oder Buchwertrenditen eines Unternehmens nicht über den Zeitraum der mittleren Kapitallebensdauer fortschreiben. Der Aufpreis, den wir auf den Substanzwert bezahlen, sollte möglichst innerhalb dieses Zeitraums "abbezahlt" sein.
Diesmal wars (in der Natur der Sache liegend) mehr qualitativ, aber hoffentlich für die Anlageentscheidung dennoch hilfreich. Ein Vergleich der genannten Größen bezüglich verschiedener Unternehmen und Branchen mit deren Langfristcharts kann ein Gefühl für die Einordnung der beiden genannten Kriterien geben.
Gruß
Bronco