Astronomische Ausblicke: Krumme Sache
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Die seltsam verschlungenen Arme einer Spiralgalaxie haben die
Betreiber des Hubble-Teleskops in ihren Bann gezogen. Die verkrümmte
Scheibe deutet wahrscheinlich auf die Spuren eines Unfalls hin.
Von Alexander Stirn
Animation anschauen (16 Sek.): Ein Flug durch die Galaxie
Eigentlich sind Spiralgalaxien, zumindest wenn sie von der Seite
betrachtet werden, eine flache Angelegenheit. Nicht so bei einer
Sternenansammlung, die das Hubble-Weltraumteleskop jetzt beobachtet
hat.
Das Bild
Die Kontraste könnten kaum stärker sein: Im Hintergrund strahlt die
helle zentrale Ausbeulung der Galaxie. Kleine blaue Regionen deuten
auf Geburtsstätten junger Sterne hin. Und über allem thronen die
seltsam geformten Spiralarme der Galaxie, auf deren Gas und
Staubwolken der Betrachter direkt von der Seite blickt.
Dabei wird ESO 510-G13, wie die erstmals von der Europäischen
Südsternwarte (ESO) fotografierte Spiralgalaxie heißt, erst durch
einen glücklichen Zufall sichtbare. Da das Sternenzentrum der 150
Millionen Lichtjahre von der Erde entfernten Galaxie interstellares
Gas indirekt zum Leuchten bringt, werden die filigranen Spiralarme
vor diesem Hintergrund für alle sichtbar.
Der Hintergrund
Die starke Verformung der Galaxie deutet darauf hin, dass sich im
südlichen Sternbild Hydra erst vor kurzer Zeit eine kosmische
Katastrophe ereignet hat - zumindest in astronomischen Zeitmaßstäben.
Wahrscheinlich ist ESO 510-G13 mit einer anderen Galaxie
zusammengestoßen, die sie nun langsam aber beharrlich in sich
integriert.
Während sich Gas, Staub und Sterne über die Jahrmillionen vermischen,
wirbeln deren Gravitationskräfte das gesamte Gebilde durcheinander.
Erst wenn der Verdauungsprozess beendet ist, wird ESO 510-G13 wieder
ihre gewohnte flache Form annehmen.
Besonders am rechten Rand des Bildes sind dunkler Staub und helle
Wolken voller bläulicher Sterne zu sehen. Dies deutet, so Astronomen,
darauf hin, dass sich in den verschlungenen Bereichen junge, heiße
Sterne bilden. Wahrscheinlich wurde erst durch die Kollision und die
Kompression des interstellaren Gases die Sternenbildung angeregt.
Die Kamera
Mit dem im April 2001 aufgenommenen und jetzt veröffentlichten
Schnappschuss kann die so genannte Wide Field and Planetary Camera 2
(WFPC2) des Hubble-Teleskops einen neuen Rekord feiern. Während der
mehr als dreistündigen Beobachtungen der seltsam gekrümmten Galaxie
schoss die Kamera, erst 1993 von Astronauten des Space Shuttles
montiert, ihr Bild Nummer 100.000.
WPFC2 ist eines von fünf wissenschaftlichen Instrumenten an Bord des
schwebenden Teleskops. Da die Vorgängerkamera, immerhin von April
1990 bis November 1993 in Betrieb, mit der verschobenen Hubble-Optik
nicht zurecht kam, musste sie ersetzt werden. Dank einer Optik, die
Licht vom Primärspiegel des Teleskops nochmals fokussiert, verhilft
WPFC2 Hubble wieder zu seiner ursprünglich geplanten Sehkraft.
Das Blickfeld der hochmodernen Kamera ist viergeteilt und setzt sich
aus drei Weitwinkelapparaten und einer Kamera mit einer etwas
besseren Auflösung zusammen. Während die ersten drei Instrumente dank
ihrer hohen Lichtempfindlichkeit bei Panoramaaufnahmen zum Einsatz
kommen, werden mit der vierten Kamera hauptsächlich Planeten und
verwandte Objekte ins Visier genommen. Alle Kameras der WPFC2 können
Licht vom ultravioletten Bereich bis hinein ins die infraroten
Abschnitte des Spektrums registrieren.
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(C) SPIEGEL ONLINE 2001
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet AG
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Diesen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL
www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,148435,00.html
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Kontext:
- Animation: Ein Flug durch ESO 510-G13
www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,148399,00.html
- Astronomische Ausblicke: Volle Kante
www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,121115,00.html
- Astronomische Ausblicke: Kosmische Kollision
www.spiegel.de/wissenschaft/0,1518,147496,00.html
Im Internet:
- Hubble Weltraumteleskop
hubble.gsfc.nasa.gov/
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Die seltsam verschlungenen Arme einer Spiralgalaxie haben die
Betreiber des Hubble-Teleskops in ihren Bann gezogen. Die verkrümmte
Scheibe deutet wahrscheinlich auf die Spuren eines Unfalls hin.
Von Alexander Stirn
Animation anschauen (16 Sek.): Ein Flug durch die Galaxie
Eigentlich sind Spiralgalaxien, zumindest wenn sie von der Seite
betrachtet werden, eine flache Angelegenheit. Nicht so bei einer
Sternenansammlung, die das Hubble-Weltraumteleskop jetzt beobachtet
hat.
Das Bild
Die Kontraste könnten kaum stärker sein: Im Hintergrund strahlt die
helle zentrale Ausbeulung der Galaxie. Kleine blaue Regionen deuten
auf Geburtsstätten junger Sterne hin. Und über allem thronen die
seltsam geformten Spiralarme der Galaxie, auf deren Gas und
Staubwolken der Betrachter direkt von der Seite blickt.
Dabei wird ESO 510-G13, wie die erstmals von der Europäischen
Südsternwarte (ESO) fotografierte Spiralgalaxie heißt, erst durch
einen glücklichen Zufall sichtbare. Da das Sternenzentrum der 150
Millionen Lichtjahre von der Erde entfernten Galaxie interstellares
Gas indirekt zum Leuchten bringt, werden die filigranen Spiralarme
vor diesem Hintergrund für alle sichtbar.
Der Hintergrund
Die starke Verformung der Galaxie deutet darauf hin, dass sich im
südlichen Sternbild Hydra erst vor kurzer Zeit eine kosmische
Katastrophe ereignet hat - zumindest in astronomischen Zeitmaßstäben.
Wahrscheinlich ist ESO 510-G13 mit einer anderen Galaxie
zusammengestoßen, die sie nun langsam aber beharrlich in sich
integriert.
Während sich Gas, Staub und Sterne über die Jahrmillionen vermischen,
wirbeln deren Gravitationskräfte das gesamte Gebilde durcheinander.
Erst wenn der Verdauungsprozess beendet ist, wird ESO 510-G13 wieder
ihre gewohnte flache Form annehmen.
Besonders am rechten Rand des Bildes sind dunkler Staub und helle
Wolken voller bläulicher Sterne zu sehen. Dies deutet, so Astronomen,
darauf hin, dass sich in den verschlungenen Bereichen junge, heiße
Sterne bilden. Wahrscheinlich wurde erst durch die Kollision und die
Kompression des interstellaren Gases die Sternenbildung angeregt.
Die Kamera
Mit dem im April 2001 aufgenommenen und jetzt veröffentlichten
Schnappschuss kann die so genannte Wide Field and Planetary Camera 2
(WFPC2) des Hubble-Teleskops einen neuen Rekord feiern. Während der
mehr als dreistündigen Beobachtungen der seltsam gekrümmten Galaxie
schoss die Kamera, erst 1993 von Astronauten des Space Shuttles
montiert, ihr Bild Nummer 100.000.
WPFC2 ist eines von fünf wissenschaftlichen Instrumenten an Bord des
schwebenden Teleskops. Da die Vorgängerkamera, immerhin von April
1990 bis November 1993 in Betrieb, mit der verschobenen Hubble-Optik
nicht zurecht kam, musste sie ersetzt werden. Dank einer Optik, die
Licht vom Primärspiegel des Teleskops nochmals fokussiert, verhilft
WPFC2 Hubble wieder zu seiner ursprünglich geplanten Sehkraft.
Das Blickfeld der hochmodernen Kamera ist viergeteilt und setzt sich
aus drei Weitwinkelapparaten und einer Kamera mit einer etwas
besseren Auflösung zusammen. Während die ersten drei Instrumente dank
ihrer hohen Lichtempfindlichkeit bei Panoramaaufnahmen zum Einsatz
kommen, werden mit der vierten Kamera hauptsächlich Planeten und
verwandte Objekte ins Visier genommen. Alle Kameras der WPFC2 können
Licht vom ultravioletten Bereich bis hinein ins die infraroten
Abschnitte des Spektrums registrieren.
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- Astronomische Ausblicke: Volle Kante
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- Astronomische Ausblicke: Kosmische Kollision
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Im Internet:
- Hubble Weltraumteleskop
hubble.gsfc.nasa.gov/