Die GoingPublic-Kolumne: Segment-wechsle-dich
WOLFRATSHAUSEN (GoingPublic) - Auf der Suche nach Bekanntheit - und höheren
Aktienkursen - haben inzwischen neun Unternehmen einen Segmentwechsel an den
Neuen Markt vollzogen. Doch die Bilanz fällt ernüchternd aus.
Was treibt ein Unternehmen an, aus dem Geregelten Markt oder dem Amtlichen
Handel an das Wachstumssegment der Deutschen Börse zu ziehen? Offiziell ist es
natürlich die Steigerung des Bekanntheitsgrades bei den Investoren sowie bei den
Vertretern der Fachpresse. Hinter den Kulissen ist es hingegen ein offenes
Geheimnis, dass sich am Neuen Markt die Kurse viel leichter steigern lassen als
in den stiefmütterlich behandelten anderen Marktsegmenten. Das ist vor allem für
den Fall von Vorteil, wenn sich ein Unternehmen über eine Kapitalerhöhung
nochmals frisches Geld beschaffen will.
So zumindest verhielt es sich in der Vergangenheit. Seit Ende 1999 hat aber
kein Unternehmen mehr diesen Umweg an den Neuen Markt beschritten. Aus gutem
Grund, denn die Bilanz der vergangenen vier Jahre zeigt, dass diese Strategie
nur in zwei Fällen von Erfolg gekrönt war. Unternehmen, die schon im Amtlichen
Handel oder Geregelten Markt keine Beachtung fanden, erging es auch am Neuen
Markt nicht besser.
Nur für zwei der neun Unternehmen hat sich der Wechsel bezahlt gemacht:
Qiagen und Fortec Elektronik . Qiagen war 1997 eines der
ersten Unternehmen am Neuen Markt und kann seitdem auf eine Vervierfachung des
Kurses zurückblicken - trotz der Kursdrittelung in den letzten Monaten. Der
Spezialist für die Trennung und Reinigung von Nukleinsäuren hat es in den
vergangenen vier Jahren eindrucksvoll geschafft, sich bei Investoren in Szene zu
setzen. Und zwar so stark, dass sich der Aktienkurs während der Boomphase am
Neuen Markt jenseits von Gut und Böse bewegte und schon zwangsläufig viele
potentielle Jahre kommenden Wachstums eingepriced hatte.
Auch beim Elektronik-Distributor Fortec Elektronik ging die Rechnung auf.
Nach dem Segmentwechsel Anfang 1999 dümpelte der Kurs erst ein halbes Jahr vor
sich hin, kletterte dann aber kontinuierlich nach oben. Das volatile Treiben am
Neuen Markt ging fast spurlos an Fortec vorüber. Zwar notieren die Aktien ein
Drittel unter dem Höchstkurs, doch präsentiert sich der Kursverlauf auffallend
konstant - den Unternehmensgewinnen sei Dank.
Die Liste der Unternehmen mit Doppelfehlern (glücklos in beiden
Marktsegmenten) ist indes länger. Der Baustoffzulieferer Mühl hatte im
letzten Jahr seinen Höhenflug, als ein bekannter Fondsmanager dem Unternehmen
e-Business-Aktivitäten andichtete. Das bewirkte in den letzten Monaten aber
genau das Gegenteil von dem, was ursprünglich beabsichtigt war. Der Kurs brach
in sich zusammen. Auch Cybernet rückte nur kurz in das Interesse der
Öffentlichkeit. Vor allem dem Schuldenberg kam jedoch eine erhöhte
Aufmerksamkeit zu. Seit dem Segmentwechsel hat sich der Kurs des
Internet-Providers gezehntelt. Für den Anbieter von Telekommunikationsgeräten,
Tiptel , gilt genau das gleiche.
Anfang Juli wagt nun der Laserspezialist Rofin-Sinar
den Segmentwechsel. Obwohl das Unternehmen rund 70 % europäische Investoren
aufweist, ist Rofin-Sinar hierzulande weniger bekannt als vielmehr in den USA,
wo die Aktien bereits an der Nasdaq notieren. Das Geschäftsfeld umfasst eher die
konservativen Lasertechnologien (Schweißen, Schneiden, Markieren), die Bewertung
ist daher vergleichsweise moderat. Die am Neuen Markt befindlichen Lambda Physik
und LPKF (gerade nach den Gewinnwarnungen!) sind dagegen
extrem teuer. Der Gang an den Neuen Markt könnte in der Tat für einen Abbau des
Bewertungsunterschieds sorgen - entweder bei Rofin-Sinar oder aber bei Lambda
bzw. LPKF...
Neu!! askGoingPublic - auf www.goingpublic.de!
Stellen Sie GoingPublic Ihre Fragen zu Neuemissionen und Neuer Markt-Aktien!
Die GoingPublic-Kolumne ist ein Service des GoingPublic Magazins,
Deutschlands führendem Börsenmagazin zu Neuemissionen und Neuer Markt. Bezogen
werden kann das Magazin unter www.goingpublic.de. GoingPublic ist allein für die
Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen
stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne
erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX./bw/
info@dpa-AFX.de
Nachzulesen unter GoingPublic-Kolumne
PS: War mir etwas zu mühsam, alle Deadlinks rauszuwerfen, habt bitte dafür Verständnis.
Good tradesCP