Standpunkt: Männer oder Memmen
Am Sonntag ist es soweit, der wichtigste Tag im Leben einer Demokratie, der Tag der Wahl, ist gekommen. An diesem Tag wählen wir den Weg, den wir als Nation in den nächsten Jahren gehen, und diejenigen, die uns auf diesem Weg führen.
Wir entscheiden über wirtschaftliches Wohlergehen, über Sicherheit für Leib und Leben, über Hab und Gut, über die Zukunftschancen unserer Kinder, das Ansehen unserer Nation in der Welt und vieles mehr.
Diese Entscheidung will wohl überlegt sein. Sie ist zu wichtig, um sie von flüchtigen Stimmungen und Gefühlen, von Sympathien oder Antipathien prägen zu lassen. Niemand von uns käme auf die Idee, bei einer ernsthaften Erkrankung sein Heil in die Hände eines Arztes zu legen, ohne sich zuvor sorgfältig zu vergewissern, dass es dort bestens aufgehoben ist.
Bei der Wahl unserer Regierung sollte dies nicht anders sein – zumal wir uns als Wähler am Sonntag alle gemeinsam durchaus in der Lage eines schwer kranken Patienten befinden. Die Symptome unserer, der deutschen, Krankheit sind seit Jahren unübersehbar: Wachstumsschwäche, Massenarbeitslosigkeit, Bildungsnotstand, zerrüttete Staatsfinanzen, zerfallende Sozialsysteme, schwindende öffentliche Sicherheit, um nur die wichtigsten zu nennen.
Die Ursache der Krankheit
Auch die Ursache der Krankheit ist klar: Es ist das schleichende Gift der Leistungsverweigerung, das die sogenannten 68er diesem Gemeinwesen vor über 30 Jahren in die Muttermilch eingeträufelt haben. Dieses Gift hat die Kräfte unseres Landes im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte derart zersetzt, dass wir uns gemeinsam schon lange mehr leisten, als wir leisten.
Vor wenigen Wochen noch sah es danach aus, als würde eine Mehrheit der Wähler nicht nur diesen Krankheitsbefund teilen, sondern wäre endlich auch bereit, die einzig richtige Therapie dafür, die Rückbesinnung auf das Leistungsprinzip, zu akzeptieren und mit der Behandlung diejenigen zu betrauen, die dafür die größten Hoffnungen bieten. Doch dann kamen Elbeflut, TV-Duelle und vor allem Kriegsangst, spülten alle Klarheit weg, trübten den Blick und verwirrten die Geister. Deutschlands Demokratie ist offensichtlich immer noch anfällig für Demagogie.
Angst als Ratgeber?
Die Wahl am Sonntag wird daher nicht nur die künftige Regierung für unser Land bestimmen, sondern auch ein Test sein für unsere Reife als Wähler und damit für die Belastbarkeit unserer Demokratie. Die Wahl wird die Frage beantworten, ob Angst der Deutschen Ratgeber ist, ob uns der Bauch oder der Kopf steuert, ob wir in der Lage sind, Wahres von Unwahrem und Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Am Sonntag wird sich zeigen, ob wir imstande sind, uns endlich von der Spaßgesellschaft zu verabschieden, die ja im Kern darin besteht, dass wir als Nation über unsere Verhältnisse leben, ob wir Manns (und Fraus) genug sind, uns endlich der Realität zu stellen.
Eines ist sicher: Je länger wir uns um diese Realität herumdrücken, je länger wir die Behandlung unserer Krankheit hinauszögern, desto schmerzlicher muss diese am Ende ausfallen – und desto mehr schwinden zugleich auch die Chancen auf Heilung überhaupt. Denn je älter unsere Gesellschaft wird, desto mehr scheut sie Veränderungen. Vielleicht bietet der kommende Sonntag schon die letzte Gelegenheit für eine vollständige Genesung.
Deutschland - ein großes Volk?
Die Wahl ist also eine Wahl zwischen Verzagtheit und Bequemlichkeit auf der einen sowie Mannhaftigkeit und Leistungswille auf der anderen Seite, zwischen einer lebendigen und einer erstarrten Gesellschaft, zwischen Wiederaufstieg und weiterem Abstieg.
Am Sonntag wird sich zeigen, ob die Deutschen noch ein großes Volk sind und bleiben wollen, ein Volk, das nach über einem Jahrzehnt der Verdrängung endlich die Kraft findet, seinen Problemen ins Auge zu sehen und sie zu lösen, oder ob wir ein Volk von Memmen geworden sind, das sich innerlich schon aus dem Kreis der führenden Nationen dieser Welt verabschiedet hat.
Von Stefan Baron, Chefredakteur der WirtschaftsWoche
Am Sonntag ist es soweit, der wichtigste Tag im Leben einer Demokratie, der Tag der Wahl, ist gekommen. An diesem Tag wählen wir den Weg, den wir als Nation in den nächsten Jahren gehen, und diejenigen, die uns auf diesem Weg führen.
Wir entscheiden über wirtschaftliches Wohlergehen, über Sicherheit für Leib und Leben, über Hab und Gut, über die Zukunftschancen unserer Kinder, das Ansehen unserer Nation in der Welt und vieles mehr.
Diese Entscheidung will wohl überlegt sein. Sie ist zu wichtig, um sie von flüchtigen Stimmungen und Gefühlen, von Sympathien oder Antipathien prägen zu lassen. Niemand von uns käme auf die Idee, bei einer ernsthaften Erkrankung sein Heil in die Hände eines Arztes zu legen, ohne sich zuvor sorgfältig zu vergewissern, dass es dort bestens aufgehoben ist.
Bei der Wahl unserer Regierung sollte dies nicht anders sein – zumal wir uns als Wähler am Sonntag alle gemeinsam durchaus in der Lage eines schwer kranken Patienten befinden. Die Symptome unserer, der deutschen, Krankheit sind seit Jahren unübersehbar: Wachstumsschwäche, Massenarbeitslosigkeit, Bildungsnotstand, zerrüttete Staatsfinanzen, zerfallende Sozialsysteme, schwindende öffentliche Sicherheit, um nur die wichtigsten zu nennen.
Die Ursache der Krankheit
Auch die Ursache der Krankheit ist klar: Es ist das schleichende Gift der Leistungsverweigerung, das die sogenannten 68er diesem Gemeinwesen vor über 30 Jahren in die Muttermilch eingeträufelt haben. Dieses Gift hat die Kräfte unseres Landes im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte derart zersetzt, dass wir uns gemeinsam schon lange mehr leisten, als wir leisten.
Vor wenigen Wochen noch sah es danach aus, als würde eine Mehrheit der Wähler nicht nur diesen Krankheitsbefund teilen, sondern wäre endlich auch bereit, die einzig richtige Therapie dafür, die Rückbesinnung auf das Leistungsprinzip, zu akzeptieren und mit der Behandlung diejenigen zu betrauen, die dafür die größten Hoffnungen bieten. Doch dann kamen Elbeflut, TV-Duelle und vor allem Kriegsangst, spülten alle Klarheit weg, trübten den Blick und verwirrten die Geister. Deutschlands Demokratie ist offensichtlich immer noch anfällig für Demagogie.
Angst als Ratgeber?
Die Wahl am Sonntag wird daher nicht nur die künftige Regierung für unser Land bestimmen, sondern auch ein Test sein für unsere Reife als Wähler und damit für die Belastbarkeit unserer Demokratie. Die Wahl wird die Frage beantworten, ob Angst der Deutschen Ratgeber ist, ob uns der Bauch oder der Kopf steuert, ob wir in der Lage sind, Wahres von Unwahrem und Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Am Sonntag wird sich zeigen, ob wir imstande sind, uns endlich von der Spaßgesellschaft zu verabschieden, die ja im Kern darin besteht, dass wir als Nation über unsere Verhältnisse leben, ob wir Manns (und Fraus) genug sind, uns endlich der Realität zu stellen.
Eines ist sicher: Je länger wir uns um diese Realität herumdrücken, je länger wir die Behandlung unserer Krankheit hinauszögern, desto schmerzlicher muss diese am Ende ausfallen – und desto mehr schwinden zugleich auch die Chancen auf Heilung überhaupt. Denn je älter unsere Gesellschaft wird, desto mehr scheut sie Veränderungen. Vielleicht bietet der kommende Sonntag schon die letzte Gelegenheit für eine vollständige Genesung.
Deutschland - ein großes Volk?
Die Wahl ist also eine Wahl zwischen Verzagtheit und Bequemlichkeit auf der einen sowie Mannhaftigkeit und Leistungswille auf der anderen Seite, zwischen einer lebendigen und einer erstarrten Gesellschaft, zwischen Wiederaufstieg und weiterem Abstieg.
Am Sonntag wird sich zeigen, ob die Deutschen noch ein großes Volk sind und bleiben wollen, ein Volk, das nach über einem Jahrzehnt der Verdrängung endlich die Kraft findet, seinen Problemen ins Auge zu sehen und sie zu lösen, oder ob wir ein Volk von Memmen geworden sind, das sich innerlich schon aus dem Kreis der führenden Nationen dieser Welt verabschiedet hat.
Von Stefan Baron, Chefredakteur der WirtschaftsWoche