Ist sehr interessant und füllt einen Tag vollkommen aus.
siehe Artikel der FTD von heute
Trend: Mit der Autostadt macht VW es allen vor
Von Annette Entreß, Hamburg
Autokonzerne werben mit Freizeitangeboten um Kunden. VW lockt täglich Tausende Besucher in seine Autostadt, BMW baut demnächst ein neues Erlebniszentrum in München. Über den Nutzen solcher Projekte herrscht allerdings in der Branche Uneinigkeit.
BMW: Auslieferungs- und Erlebniszentrum im Modell
BMW hat seine Pläne auf den Tisch gelegt. Das Unternehmen baut in München ein Auslieferungs- und Erlebniszentrum. Ab Ende 2004 will der Bayerische Autobauer täglich bis zu 5300 Menschen mit Präsentationen und Kultur unterhalten. Nur ein kleiner Teil der Gäste - maximal 250 pro Tag - werden Kunden sein, die sich ihren BMW abholen und gegebenenfalls die Überfühungskosten sparen. Das Stichwort heißt Kundenbindung. Durch Freizeiterlebnisse will der Auto-Konzern positiv in Erinnerung bleiben - und den einen oder anderen Mercedes-Fahrer als BMW-Käufer gewinnen.
Autostadt als Freizeitpark
Das Projekt erinnert an die Autostadt von Volkswagen, ist allerdings etliche Nummern kleiner. Während die Autostadt mit ihren Parkanlagen, Restaurants, Geschäften, dem 5-Sterne-Hotel, den Pavillons der Konzern-Marken, Ausstellungen und Kinder-Attraktionen 25 Hektar beansprucht, wird das geplante BMW-Zentrum auf einem Zehntel der Fläche Platz haben. Auch verschlingt es weniger Geld. So wollen die Münchner 100 Mio. Euro in ihr Erlebniszentrum stecken, die Wolfsburger ließen sich die Autostadt gut 430 Mio. Euro kosten.
Die Wolfsburger haben Erfolg - darauf zumindest weisen die Besucherzahlen hin. Bevor die VW-Stadt ihre Tore öffnete, hatte der Konzern immer ein Ziel von jährlich einer Million Gästen genannt, was schließlich um mehr als das Doppelte übertroffen wurde. 3,5 Millionen sind seit Juni 2000 gekommen, um sich die 80 Attraktionen anzusehen. Eintritt: 14 Euro. Die Autostadt sieht sich als der zweitgrößte Freizeitattraktion Deutschlands - nach dem Europapark Rust. Die meisten Menschen kämen nicht, um ihren neuen VW abzuholen, sondern um sich für einige Stunden zu unterhalten, sagt Geschäftsführer Otto-Ferdinand Wachs. Pro Tag werden 350 bis 450 Fahrzeuge abgeholt. Die Gesamtzahl der Besucher sei mit 6000 wesentlich höher.
Bedenken der Händler
Als Auslieferungsort ist die Autostadt allerdings nicht unwichtig. Längerfristig will Volkswagen 20 Prozent seiner Fahrzeuge, die in Deutschland bestellt werden, in Wolfsburg an die Kunden übergeben. 15 bis 16 Prozent werde man in diesem Jahr erreichen, sagt Wachs. Mögliche Bedenken von Händlern, längerfristig ausgebootet zu werden, zerstreut der Manager. Der neue VW werde in Wolfsburg nur abgeholt. Probefahrten und Verträge gibt's beim Händler.
Volkswagen misst dem Freizeiterlebnis einen großen Wert bei. Die Gläserne Manufaktur in Dresden ist ein Touristenmagnet in der sächsischen Landeshauptstadt, und auch die Ingolstädter Konzerntochter Audi bietet mit ihrem Forum samt Museum ein Programm, das sich nicht nur an Kunden richtet.
Teurer Spaß
Die Konkurrenz kann dem Konzept der Erlebniswelten allerdings relativ wenig abgewinnen. Für viele wäre eine Autostadt á la VW schon wegen der Kosten undenkbar. Mehr erwärmen können sie sich für die Auslieferung ab Werk. So gibt es bei Opel Überlegungen, diese in der neuen Vectra-Fabrik anzubieten. Opel hatte einmal einen Erlebnispark, sammelte aber schlechte Erfahrungen. Im vergangenen April musste "Opel Live" nach rund zwei Jahren zumachen, weil nicht genug Besucher kamen. Ein paar technische Spielereien hätten eben nicht ausgereicht, um genügend Gäste anzulocken, hieß es damals hämisch in der Presse.
Auch bei Ford gibt es das Auto nur beim Händler. Grundsätzlich beschäftige man sich aber auch hier mit dem Thema Werksauslieferung, sagt Pressesprecher Erik Walner. Für Peugeot hat Abholung ab Fabrik dagegen einen etwas negativen Touch. Das Unternehmen setze ausschließlich auf die Beziehung zum Händler, um Kunden zu binden, sagt Unternehmenssprecher Gordian Heindrichs.
USA: Hingehen und mitnehmen
DaimlerChrysler spricht von positiven Erfahrungen. Der Konzern bietet seinen Kunden in vier Fabriken die Möglichkeit, den neuen Benz ab Fabrik in Empfang zu nehmen und dabei ein Rahmenprogramm mit Werksführungen zu absolvieren. Das sei gut fürs Image. Sogar in die USA haben die Schwaben ihr Konzept exportiert. Die Auslieferungen im Mercedes-Werk in Tuscaloosa sei für US-Verhältnisse ungewöhnlich, sagt Pressesprecherin Edith Meißner. Denn in Amerika werden Autos normalerweise eben anders gekauft: Man geht zum Händler und nimmt eines mit. Bei der US-Tochter Chrysler macht man sich daher über Fabrik-Auslieferungen erst gar keine Gedanken. Diese sind bislang eine recht deutsche Erscheinung.
© 2002 Financial Times Deutschland
siehe Artikel der FTD von heute
Trend: Mit der Autostadt macht VW es allen vor
Von Annette Entreß, Hamburg
Autokonzerne werben mit Freizeitangeboten um Kunden. VW lockt täglich Tausende Besucher in seine Autostadt, BMW baut demnächst ein neues Erlebniszentrum in München. Über den Nutzen solcher Projekte herrscht allerdings in der Branche Uneinigkeit.
BMW: Auslieferungs- und Erlebniszentrum im Modell
BMW hat seine Pläne auf den Tisch gelegt. Das Unternehmen baut in München ein Auslieferungs- und Erlebniszentrum. Ab Ende 2004 will der Bayerische Autobauer täglich bis zu 5300 Menschen mit Präsentationen und Kultur unterhalten. Nur ein kleiner Teil der Gäste - maximal 250 pro Tag - werden Kunden sein, die sich ihren BMW abholen und gegebenenfalls die Überfühungskosten sparen. Das Stichwort heißt Kundenbindung. Durch Freizeiterlebnisse will der Auto-Konzern positiv in Erinnerung bleiben - und den einen oder anderen Mercedes-Fahrer als BMW-Käufer gewinnen.
Autostadt als Freizeitpark
Das Projekt erinnert an die Autostadt von Volkswagen, ist allerdings etliche Nummern kleiner. Während die Autostadt mit ihren Parkanlagen, Restaurants, Geschäften, dem 5-Sterne-Hotel, den Pavillons der Konzern-Marken, Ausstellungen und Kinder-Attraktionen 25 Hektar beansprucht, wird das geplante BMW-Zentrum auf einem Zehntel der Fläche Platz haben. Auch verschlingt es weniger Geld. So wollen die Münchner 100 Mio. Euro in ihr Erlebniszentrum stecken, die Wolfsburger ließen sich die Autostadt gut 430 Mio. Euro kosten.
Die Wolfsburger haben Erfolg - darauf zumindest weisen die Besucherzahlen hin. Bevor die VW-Stadt ihre Tore öffnete, hatte der Konzern immer ein Ziel von jährlich einer Million Gästen genannt, was schließlich um mehr als das Doppelte übertroffen wurde. 3,5 Millionen sind seit Juni 2000 gekommen, um sich die 80 Attraktionen anzusehen. Eintritt: 14 Euro. Die Autostadt sieht sich als der zweitgrößte Freizeitattraktion Deutschlands - nach dem Europapark Rust. Die meisten Menschen kämen nicht, um ihren neuen VW abzuholen, sondern um sich für einige Stunden zu unterhalten, sagt Geschäftsführer Otto-Ferdinand Wachs. Pro Tag werden 350 bis 450 Fahrzeuge abgeholt. Die Gesamtzahl der Besucher sei mit 6000 wesentlich höher.
Bedenken der Händler
Als Auslieferungsort ist die Autostadt allerdings nicht unwichtig. Längerfristig will Volkswagen 20 Prozent seiner Fahrzeuge, die in Deutschland bestellt werden, in Wolfsburg an die Kunden übergeben. 15 bis 16 Prozent werde man in diesem Jahr erreichen, sagt Wachs. Mögliche Bedenken von Händlern, längerfristig ausgebootet zu werden, zerstreut der Manager. Der neue VW werde in Wolfsburg nur abgeholt. Probefahrten und Verträge gibt's beim Händler.
Volkswagen misst dem Freizeiterlebnis einen großen Wert bei. Die Gläserne Manufaktur in Dresden ist ein Touristenmagnet in der sächsischen Landeshauptstadt, und auch die Ingolstädter Konzerntochter Audi bietet mit ihrem Forum samt Museum ein Programm, das sich nicht nur an Kunden richtet.
Teurer Spaß
Die Konkurrenz kann dem Konzept der Erlebniswelten allerdings relativ wenig abgewinnen. Für viele wäre eine Autostadt á la VW schon wegen der Kosten undenkbar. Mehr erwärmen können sie sich für die Auslieferung ab Werk. So gibt es bei Opel Überlegungen, diese in der neuen Vectra-Fabrik anzubieten. Opel hatte einmal einen Erlebnispark, sammelte aber schlechte Erfahrungen. Im vergangenen April musste "Opel Live" nach rund zwei Jahren zumachen, weil nicht genug Besucher kamen. Ein paar technische Spielereien hätten eben nicht ausgereicht, um genügend Gäste anzulocken, hieß es damals hämisch in der Presse.
Auch bei Ford gibt es das Auto nur beim Händler. Grundsätzlich beschäftige man sich aber auch hier mit dem Thema Werksauslieferung, sagt Pressesprecher Erik Walner. Für Peugeot hat Abholung ab Fabrik dagegen einen etwas negativen Touch. Das Unternehmen setze ausschließlich auf die Beziehung zum Händler, um Kunden zu binden, sagt Unternehmenssprecher Gordian Heindrichs.
USA: Hingehen und mitnehmen
DaimlerChrysler spricht von positiven Erfahrungen. Der Konzern bietet seinen Kunden in vier Fabriken die Möglichkeit, den neuen Benz ab Fabrik in Empfang zu nehmen und dabei ein Rahmenprogramm mit Werksführungen zu absolvieren. Das sei gut fürs Image. Sogar in die USA haben die Schwaben ihr Konzept exportiert. Die Auslieferungen im Mercedes-Werk in Tuscaloosa sei für US-Verhältnisse ungewöhnlich, sagt Pressesprecherin Edith Meißner. Denn in Amerika werden Autos normalerweise eben anders gekauft: Man geht zum Händler und nimmt eines mit. Bei der US-Tochter Chrysler macht man sich daher über Fabrik-Auslieferungen erst gar keine Gedanken. Diese sind bislang eine recht deutsche Erscheinung.
© 2002 Financial Times Deutschland