Ich will ja die allgemeine Euphorie nicht bremsen, aber:
Sicher ist Red Hat die bekannteste Linuxdistribution. Aber hier gibt
es zwei Dinge anzumerken:
1. Die Software gehört nicht Red Hat! Und aufgrund der Linux-Lizenz
(GPL) müssen die meisten Weiterentwicklungen auch wieder unter der
GPL veröffentlicht und damit kostenlos und im Sourcecode zugänglich
gemacht werden. Vorsprünge verschwinden daher relativ schnell und
positive Neuerungen werden rapide von anderen Distributionen (die
Regel: alle 3 - 6 (!!) Monate eine neue Distribution) übernommen,
so wie Red Hat ebenfalls Neuerungen von außerhalb von Red Hat übernimmt.
Als Linuxer finde ich diese Politik gut, garantiert sie doch ein
technisch hervorragendes Produkt mit offenen Standards, ohne die es
das Internet nicht gäbe. Wenn man sich dort auf Microsoft alleine
verlassen würde, würde die Rakete Internet am Boden verglühen und
von Monopolgebühren microsoftscher Art ausgesaugt werden. Die Gewinne
Microsofts beruhen im Wesentlichen auf der Übernahme guter Ideen anderer
(Apple etc.), der schnellen Marktdurchdringung und der Absicherung derselben
durch proprietäre Datenformate, sprich die Verneinung von allgemein
zugänglichen Standards. Diese Möglichkeit ist Red Hat nicht gegeben!
2. Es gibt außer Red Hat noch eine stetig wachsende Zahl anderer Distributoren. Im Prinzip kann jeder hingehen und lädt sich die aktuelle
Red Hat Distribution von deren Web Server und CD-Roms verkaufen. Ich denke,
daß das Rennen in diesem Bereich offen bleiben wird, weil Innovationen
immer schon in der nächsten Distribution der Konkurrenz auch enthalten
sein werden. Das ist gut für den Kunden, aber für die im Linuxgeschäft
tätigen Firmen bedeutet dies ständigen Wettbewerb und damit sinkende
Margen. Letztlich kann man im Linuxumfeld eigentlich nur durch Service
Geld verdienen. Und dort liegen die Margen bekanntlich niedriger als im
Lizenzgeschäft der traditionellen Softwareindustrie.
Wie man sieht tummeln sich Linuxfirmen auf extrem bestreitbaren Märkten
und wenn sich da irgendwo eine Einkommensquelle erschließt, wird sie in
kürzester Zeit viele Anbieter anziehen. Und viele Jäger sind bekanntlich
der Hasen Tod. Ich denke, daß das Geschäft mit den Distributionen relativ
schnell seine Grenzen erreichen wird. (Für 1.99$ kann man bei cheapbytes.com
die neueste Red Hat als Internetabzug bekommen!) Was dann noch größeren
Gewinn verspricht, sind spezialisierte Services wie etwa die Errichtung
von Linuxclustern (Superrechner zum Discountpreis!) und für die nähere
Zukunft Linuxschulungen.
Mit Linuxclustern beschäftigt sich unter anderem die Firma VA Research,
aber mit diesen Clustern sind solche Einsparungen gegenüber herkömmlichen
Großrechnern drin, daß sich bald noch mehr Firmen darauf stürzen dürften...