23. Februar 2007 http://www.crn.de/news/...rticle.jhtml?articleID=197008110&pgno=1
Verhandlungen mit chinesischen Herstellern
Lintec will größeres Rad drehen
von Martin Fryba
Der ostdeutsche PC-Assemblierer Lintec will nach der Übernahme von Computerbauer Chiligreen nun ein weiteres Standbein ausbauen. Firmenchef Thomas Goletz streckt seine Fühler in Richtung China aus und stößt offenbar auf reges Interesse.
Lintec-Chef Thomas Goletz hat mit der Übernahme des österreichischen PC-Bauers Chiligreen wieder für eine Auslastung der Produktionskapazitäten am Firmenstandort Taucha gesorgt. Das soll zunächst der erste Schritt der »neuen« Lintec sein, die künftig in Chiligreen AG umbenannt wird. Bisher ließ Chiligreen-Geschäftsführer Gerald Wirtl in der Tschechischen Republik assemblieren. Vergangenes Jahr erzielten die Österreicher einen Umsatz von 50 Millionen Euro bei rund 0,6 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern. Goletz plant im laufenden Jahr bereits mit einem sportlichen Umsatz von über 80 Millionen, die Gewinne kann der CEO mit Hardware freilich kaum in die Höhe treiben. Daher setzt Goletz auf das zweite Standbein der künftigen Chiligreen AG.
Wie Goletz dem Börsenbrief Betafaktor verraten hat, ist der Manager derzeit in China aktiv und akquriert dort Verträge mit Herstellern, die in den europäischen Markt drängen und Partner für eine Markterschließung sowie After-Sales-Unterstützung suchen. Theoretisch könnten sich chinesische Hersteller den Einfuhrzoll von 14 Prozent sowie Transportkosten sparen, wenn sie bei Lintec gleich produzieren lassen würden.
Ostdeutschland so günstig wie Asien
Wir kommen durch diese Effekte in Taucha auf ähnliche Produktionskosten wie die Asiaten zuhause«, zitiert Betafaktor Goletz. Nur zu gut weiß der Lintec-Chef aber auch, dass sich die vorsichtigen Chinesen nicht darauf einlassen werden, in Europa produzieren zu lassen. Also setzt Goletz auf Dienstleistungen wie Garantieabwicklung und Reparaturen für chinesische Hersteller. Mit dem Elektronikunternehmen Contel hat er bereits einen Vertrag abgeschlossen, »mit 20 weiteren stehen wir teilweise in sehr fortgeschrittenen Verhandlungen«, verrät der Lintec-Chef.
Um das Wachstum des eigenen Geschäfts zu finanzieren, verkauft Lintec seine Immobilie in Taucha. Es lägen mehrere Kaufangebote bis zu 8 Millionen Euro vor, berichtet Betafaktor. Nach Rückführung der Kreditlinien rechnen die Analysten mit einem außerordentlichen Ertrag von 2 Millionen Euro.
Ein Geschäftsmodell wie Medion wolle man nicht aufziehen, sagte der neue Lintec-Großaktionär und Chiligreen-Geschäftsführer Gerald Wirtl. Man setzte auf Flexibilität, so Wirtl, der in den Vorstand von Lintec rückt und dort das PC-Geschäft verantworten wird, während sich Goletz ganz auf Dienstleistungen konzentriert. Dass der umtriebige Lintec-Chef Gastdozent an der Uni Shenzhen (nahe Hongkong) ist und dort über Handelsbeziehungen China-Europa referiert, dürfte seinen Ambitionen außgesprochen entgegenkommen.