Leo Kirchs grosser Tag

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vega2000:

Leo Kirchs grosser Tag

 
28.03.02 00:33

Entscheidender Tag für Kirch


Die Verhandlungen über eine Rettung der bedrohten Kirch Media gehen am Donnerstag in die entscheidende Runde. Die Gruppe um die Medienunternehmer Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi wird den Gläubigerbanken bei einem Treffen in München am Donnerstag ihre Bedingungen für eine Übernahme der Geschäfte des Leo Kirch nennen.

Dabei zeichnet sich bereits ab, dass Berlusconi und Murdoch die operative Kontrolle über Kirch quasi gratis anstreben. Sie lehnen es strikt ab, sich an einer nötigen Kapitalspritze für den milliardenschwer verschuldeten Münchner Medienkonzern zu beteiligen.
"Wir haben nicht die Absicht, noch weiter Geld in diese Angelegenheit zu stecken", sagte der Chef von Berlusconis Fernsehfirma Mediaset, Fedele Confalonieri, gestern in Mailand. Die Abschreibung auf die bisherigen Anteile an Kirch benannte er mit 172 Mio. Euro. Ähnlich ablehnend äußerten sich Vertreter von Murdochs News Corp.

Damit spielen sie den Schwarzen Peter der Bayerische Landesbank, der Hypo Vereinsbank, der DZ Bank und der Commerzbank zu. Sollten sich diese vier Banken am Donnerstag nicht bereit erklären, Kirch bis unmittelbar nach den Osterfeiertagen weitere 200 Mio. Euro zu geben, muss die Gruppe Insolvenz anmelden. Kirch kann offenbar nicht einmal mehr die fälligen Gehälter der knapp 10.000 Beschäftigten bezahlen. Zu der mit 6,5 Mrd. Euro veschuldeten Gruppe gehören unter anderem die Pro Sieben Sat 1 Media AG sowie das Abo-Fernsehen Premiere, wo bereits Entlassungen angekündigt wurden.

Sture Haltung der Investoren

Die Banken ärgern sich über die sture Haltung der Investoren, die Minderheitsaktionäre bei Kirch Media sind. "Damit verringeren sich die Chancen, eine Pleite zu verhindern, auf unter fünfzig Prozent", sagte ein Banker. Neben Murdoch und Berlusconi sind dies der saudische Prinz Al-Walid, die Bank Lehman Brothers sowie das Investmenthaus Capital Research.

Murdoch und Berlusconi spekulieren jedoch, dass sich die Banken aus politischen Gründen eine Insolvenz von Kirch nicht leisten können. Das gilt besonders für die Bayerische Landesbank, die zur Hälfte dem Freistaat gehört und mit rund zwei Mrd. Euro der größte Kreditgeber von Kirch ist.

In der Vergangenheit haben bayerische Politiker für Darlehen an Leo Kirch interveniert. Sollte dieser nun Pleite gehen, würde das den Wahlkampf von Edmund Stoiber stören. Bei der CSU gibt man sich nun kleinlaut. "Mir wäre eine Lösung unter deutscher Führung lieber", sagte der Vorsitzende der Medienkommission Markus Söder. Bei der SPD gibt es Sorge, dass der rechte italienische Ministerpräsident Berlusconi und der für Propaganda gefürchtetet Australier Murdoch wichtige deutsche Fernsesender führen. SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte aber: "Die Politik kann das nicht beeinflussen, und das wollen wir auch nicht beeinflussen."

Wunsch nach "nationaler Lösung"

Die Gruppe um Murdoch ist sich der Brisanz bewusst. In den letzten Tagen gab es nach FTD-Informationen Bemühungen, deutsche Investoren ins Boot zu holen. Um dem Wunsch einer "nationalen Lösung" nachzukommen, soll die Kirch-Mehrheit in deutscher Hand bleiben. Vorgeschlagen wurde eine Aufteilung von 33 Prozent bei den Banken und rund 20 Prozent beim Handelskonzern Rewe sowie ein bis zwei weiteren Gruppen.

Ein Interessent könnte der Axel Springer Verlag sein. Springer-Chef Mathias Döpfner verhandelte gestern darüber. Springer hält eine Forderung von 767 Mio. Euro gegen Kirch in der Hand, die dieser bestreitet. Mit Springer als Gesellschafter wäre dieses Problem wohl gelöst.

Dass Murdoch und Berlusconifinanzielle Engagement ablehnen, liegt vor allem an Angst vor Hollywood. "Wenn wir jetzt neues Geld hineinpumpen, sind die Filmstudios niemals bereit, die Verträge für die sündteuren Output-Deals neu zu verhandeln", so ein Vertreter. Kirch Media hat mit sechs Studios Filmbezugsverträge bis 2006 abgeschlossen, die sich aufgrund der Misere von Premiere als völlig überbezahlt erweisen. Die Investoren wollen dieses Problem bis Ende Mai lösen.

Quelle:ftd

Dr.UdoBroem.:

Leo Kirch eine tragische Figur?

 
28.03.02 02:09
Aus der FTD vom 27.3.2002
                                                                 www.ftd.de/kirch

                Das Ende des Paten Kirch
                Von Thomas Clark, Hamburg, und Sven Clausen, München

                Leo Kirch steht vor dem Nichts. Nach fast 50 Jahren verliert der Medienmogul sein
                Lebenswerk, weil der bodenständige Franke nie den Schritt zum Konzernchef
                vollzogen hat - und den falschen Leuten vertraute.

                               Leo Kirch knipst das Licht aus. Leise verlässt er sein Büro. Es ist
                               spät geworden. Wieder einmal verlässt er als einer der Letzten
                               die Zentrale seines Medienkonzerns, das weiße, sterile Gebäude
                               im Münchner Vorort Ismaning, gegenüber einer Schreinerei und
                               einem Bauernhof.

                               Draußen wartet ein Fahrer mit dem Firmen-Audi. Kirch lässt sich
                               nicht aus Statusgründen chauffieren, er muss. Die schwere
                               Diabetes, an der er seit Jahrzehnten leidet, hat vor allem sein
                Augenlicht angegriffen. Seitdem kann der 75-Jährige noch nicht mal seine eigenen Filme
                sehen. Jetzt gehören sie ihm eh bald nicht mehr.

                Vorbei an Rübenfeldern und hässlichen Industriebauten fährt der Wagen mit Kirch Richtung
                Innenstadt, mitten durch Unterföhring. Hier sitzen Premiere, Pro Sieben, Kabel 1, die Pro
                Sieben Sat 1 Media AG, Beta Digital und zahlreiche andere Kirch-Firmen. Auch das
                berühmt-berüchtigte Filmlager ist hier. Wohltemperiert, bei zwölf Grad Celsius.
                Unterföhring ist "Kirch Village". Selbst ein Weg ist nach einer Kirch-Firma benannt: die
                Betastraße. Die Hälfte der Firmengebäude gehört hier direkt oder indirekt dem Münchner
                Medienmogul. Gehörte.

                Als Leo Kirch vergangene Woche immer wieder spätnachts nach Feierabend an seinem
                Fernseh-Satellitendorf vorbeigefahren ist, wusste er schon, was alle anderen noch nicht
                glauben konnten: Dieses Reich wird bald anderen gehören - den Banken und Murdoch,
                den Hollywood-Studios und Berlusconi. Aktionären an der Börse, die er so hasst. Denn Leo
                Kirch war ein Unternehmer vom alten Schlag. Und dürfte sich jetzt sagen: Hätte ich es
                doch bleiben können. Denn schief gegangene Abenteuer in der modernen Medienwelt
                waren es, die ihn jetzt den Kopf kosten.

                Strenge Diät, null Protz

                Der Wagen fuhr stets weiter in Richtung Herzogpark, wo die Kirchs wohnen. Auch dort
                zeigt sich die Eigenart Kirchs, die Mischung aus Machtmensch und bodenständigem
                Unternehmer: Zwar wohnen die Kirchs in einer noblen Gegend, für seine Mittel haust der
                Medienzar jedoch bescheiden. Keine Spur von demonstrativer Protzigkeit, wie sie
                beispielsweise Kirchs einstiger Mitarbeiter Thomas Haffa pflegt, der zu Fall gekommene
                Shootingstar von EM.TV. Haffa wohnt in einem Prachtbau, Kirch in einer kleinen Villa.

                Eine Etage reichen ihm und seiner Frau Ruth. Seit 49 Jahren ist er mit ihr verheiratet. Sie
                hat ihn gepflegt, als er vor zwei Jahren eine schwere Herzoperation hatte. Sie berät ihn
                bei seiner strengen Diät. "Ohne die Ruth würde es den Leo schon lange nicht mehr
                geben", sagt ein enger Vertrauter. Auch sie ahnte wohl schon seit rund 14 Tagen, dass
                Kirch bald nicht mehr Kirch gehört. Dass es nach 48 Jahren Aufbauarbeit plötzlich heißen
                wird: Das war’s.

                Was für das Ehepaar Kirch schon seit einigen Tagen klar ist, macht die meisten in der
                Branche fassungslos bei dem Gedanken, dass es schon bald eine Fernsehlandschaft ohne
                das Schwergewicht Kirch geben könnte. Ohne Kirch, den Visionär. Jenen Mann, der sich in
                der Öffentlichkeit so gerne rar gemacht hat und von dem doch jeder wusste, dass er das
                Geschäft mit Filmrechten in Deutschland erfunden hat. Was alte Kirch-Kenner allerdings
                noch vielmehr verwundert, ist die Frage: Wie konnte er es so weit kommen lassen?
                Ausgerechnet Kirch, der studierte Mathematiker, der immer alle Zahlen im Kopf hatte statt
                in der Aktentasche; der bis heute jeden Deal auswendig rezitieren kann und damit
                regelmäßig seine Gegenüber verblüfft. "Für mich war es lange Zeit unerklärlich, wieso
                dieser beste Unternehmer, den ich in der Medienbranche kannte, sich dermaßen
                übernimmt", sagt ein früherer Berater kopfschüttelnd.

                Spieler ohne Geld

                Na gut, Kirch war schon immer ein Spieler. Und er hatte nie Geld. Seit seinem Beginn im
                Jahre 1954 musste er sich von den Banken Geld pumpen, um seine Visionen vom
                lukrativen Filmhandel zu verwirklichen. Doch es ist ein Unterschied, ob ein kleiner
                Filmkaufmann, der gerade mal ein paar Leute anstellt, alles aufs Spiel setzt, oder ein
                Mann, der 10.000 Menschen beschäftigte. Kirch, so viel ist gewiss, hat den Übergang vom
                mittelständischen Firmenpatriarchen zum Konzernherrn geistig niemals vollzogen. Ein
                Freund des Hauses zog einst einen Vergleich zu Mario Puzos Bestseller "Der Pate", um die
                eigenartigen Mechanismen der Kirch-Gruppe zu beschreiben: Loyalität ging über alles, und
                Charisma war der Kitt, mit dem Kirch seine Mitarbeiter ein Leben lang an sich zu binden
                wusste.

                Doch Leo Kirch war nicht dumm. Er wusste, dass er als Mitglied der so genannten
                Gründergeneration einer aussterbenden Gattung angehörte. Er wusste, dass sich die
                Kirch-Gruppe einer Rundumerneuerung stellen musste, um für das 21. Jahrhundert
                gerüstet zu sein. Kirch, der Dunkelmann, war bereit, Licht in seine Geschäfte kommen zu
                lassen, wenngleich zögerlich. Er selbst wollte sich weiterhin aus dem Scheinwerferlicht
                halten, aber einen anderen ließ er sich darin sonnen: Dieter Hahn.

                Ausnahmetalent Hahn

                Als der bullige, blonde Hahn vor zehn Jahren zu Kirch kam, war er gerade 32 Jahre alt.
                Kirchs Anwalt Ronald Frohne hatte den studierten Juristen als Ausnahmetalent empfohlen.
                Kirch setzte ihn auf den Chefsessel des Deutschen Sportfernsehens. Hahn gehörte zu
                jenen, die "nicht gleich Panik bekamen, wenn sie keinen Waschzettel von Kirch hatten und
                nicht wussten, was der Meister wollte", wie es ein Vertrauter ausdrückt. "Er konnte Kirch
                lesen und traute sich Sachen, die andere nie gewagt hätten."

                Im Frühjahr 1996 traute er sich sogar, bei der Fifa für die weltweiten Übertragungsrechte
                der Fußball-WMs 2002 und 2006 mitzubieten und bekam den Zuschlag. Es war der erste
                Milliardendeal des Dieter Hahn, und es sollte sein einzig lukrativer bleiben.

                Für Sport nicht allzu viel übrig

                Leo Kirch selbst, ein Freund der klassischen Musik und der bildenden Künste, hat für Sport
                nicht allzu viel übrig. Er liebt sein Produkt Film, das runde Leder lässt ihn ziemlich kalt.
                Bestechend fand er jedoch die Argumentation des jungen Hahn: Der Sportrechte-Handel
                würde in Zukunft ebenso boomen wie das Geschäft mit Spielfilmrechten. Kirch möge sich
                nur die Einschaltquoten im TV ansehen. Diese Sportverbände hätten gar nicht realisiert,
                auf welchen Werten sie saßen.

                Kirch war überzeugt. Und von Hahn so beeindruckt, dass er ihn nach dem WM-Deal direkt
                in die Geschäftsführung der Kirch-Gruppe holte. Dort war der junge Kronprinz für
                Kommunikation und Strategie verantwortlich. Sein Credo: Kirch für die Börse rüsten.

                Leo dachte strategisch

                Börse? Kirch hasste das ganze Klimbim rund um Quartalszahlen und Analysten mit ihren
                kurzlebigen Statements. Leo dachte langfristig. Als Georg Kofler 1997 die
                Pro-Sieben-Gruppe an die Börse brachte, musste der quirlige Südtiroler noch heftig gegen
                den Widerstand des Filmpaten ankämpfen. Doch mit zunehmender Zeit wurde dieser
                unsicher. War seine Abneigung vor dem Parkett wirklich gerechtfertigt? Oder
                anachronistisch in einer modernen Medienwelt?

                "Leo Kirch hat beeindruckt, was Thomas Haffa mit seinem Verkaufstalent schaffte",
                erinnert sich ein Manager bei Kirch. Als die Blase EM.TV platzte, waren für die Kirch-Gruppe
                die Weichen für den Börsengang bereits gestellt. Mit feurigen Versprechungen hatte Dieter
                Hahn während der Boom-Zeit für dreistellige Millionenbeträge kleine Häppchen des
                Kirch-Imperiums an Investoren verteilt. Sein Köder für die Investoren war der Gang aufs
                Parkett: Wenn EM.TV schon so viel wert sei, wie viel dann erst Kirch, so das Argument
                Hahns. Und das Beste kam zum Schluss: Ohne Börse - Geld zurück.

                Mit solchen Ausstiegsoptionen ging Hahn sehr locker um. Springer wurde im Zuge der
                Fusionsverhandlungen zwischen der Pro-Sieben-Gruppe und Sat 1 (wo Springer
                Großaktionär war) ein Ausstiegsrecht eingeräumt, ebenso Murdoch bei seinem Einstieg in
                Premiere.

                Kein Geld, viel Glauben

                Nur dadurch konnte Leo Kirch in den vergangenen drei Jahren Milliarden Investorengeld
                verprassen - das er heute zurückzahlen müsste. Sein Reich wurde auf Pump vergrößert.
                Kirch, der bislang in seiner Karriere jeden Pfennig von den Banken erbetteln musste, war
                sich dessen bestimmt bewusst. Trotzdem ließ er Dieter Hahn gewähren, der immer weiter
                Baustellen öffnete, anstatt sie zu schließen. Kauf der Fußball-Bundesliga: 1,5 Mrd. Euro.
                Einstieg beim Formel-1-Veranstalter: 1,55 Mrd. $.

                Mittlerweile ist Kirch aufgewacht - doch zu spät. Er hat bemerkt, dass er auf den falschen
                Mann gesetzt hat, dass der widerwillige Sprung zum modernen Unternehmen, zum
                börsennotierten Konzern, ihm, dem Haudegen alter Schule, prompt den Kopf gekostet hat.

                Zu spät aufgewacht

                Trotzdem käme Kirch niemals auf die Idee, Dieter Hahn demonstrativ zu feuern, um das
                Vertrauen der Banken zurückzugewinnen. Hahn war sein auserkorener Nachfolger, sein
                Firmen-Sohn. Niemals würde er ihm gegenüber illoyal werden. Dazu steht Kirch zu sehr zu
                seiner eigenen Verantwortung - er ist ein streng gläubiger Katholik. Der bodenständige
                Franke würde andere nie verraten. Lieber hofft er darauf, auch mit 75 Jahren noch eine
                zweite Chance zu bekommen.

                Er gibt sich weder wütend noch bitter, noch frustriert. Im Gegenteil: Als er jüngst zur
                Abschieds-Party von ZDF-Chef Dieter Stolte nach Mainz kam, gab er sich in bester
                Plauderlaune. "Er wirkt, als wäre er gerade vom Urlaub gekommen", sagte ein Teilnehmer
                des Festes. "Der Leo wird bei einem Austritt aus der Kirch-Gruppe gleich am nächsten Tag
                was Neues anfangen", prophezeit ein Kenner und fügt hinzu: "Der kann gar nicht anders.
                Wenn er sich jetzt zur Ruhe setzt, würde er seinen 76. Geburtstag nicht mehr erleben."


                © 2002 Financial Times Deutschland , © Illustration:  AP, Montage: ftd.de

Leo Kirchs grosser Tag 622497
Brummer:

Die Uhr tickt

 
28.03.02 07:26
Die Verhandlungen zur Rettung der KirchGruppe sollen festgefahren sein, angeblich braucht Kirch aber schon binnen 24 Stunden frisches Geld. Die Gespräche über eine Lösung der Krise gerieten wegen der Frage der finanziellen Beteiligung der Investoren ins Stocken.

Um die Geschäfte in den nächsten vier bis sechs Wochen fortführen zu können, braucht die KirchGruppe nach Informationen aus Finanzkreisen einen Überbrückungskredit in der Größenordnung von rund 200 Millionen Euro, wie die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch berichtete. Die Banken wollten diesen aber nur zahlen, wenn die Investoren rund um die Medienzaren Rupert Murdoch und den italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi bald Details zu ihren Übernahmeplänen für die KirchMedia vorlegen würden. Doch zumindest Berlusconi denkt nicht daran und wartet seinerseits auf Vorschläge der Banken.

Sein Fernsehkonzern Mediaset erklärte am Mittwoch, das Unternehmen habe „nicht die Absicht, in der jetzigen Situation mehr Geld“ bei KirchMedia zu investieren.

Black Box Leo Kirch

Die „Financial Times Deutschland“ berichtete, wenn der Medienzar Leo Kirch den Überbrückungskredit nicht in 24 Stunden habe, um offene Rechnungen zu bezahlen, müsse er Insolvenz anmelden. „Im Augenblick ist ein Bankrott von Kirch wahrscheinlicher als eine sofortige Übernahme durch uns“, zitierte das Blatt einen Vertreter der Investorengruppe, zu der Murdoch und Berlusconi gehören. Die Banken würden allerdings nach Angaben eines Finanzexperten versuchen, den Bankrott abzuwenden, so das Blatt. „Da hat keiner ein Interesse dran“, hieß es von Bankenseite.

Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Leo Kirch sich selbst doch noch entscheide, für sein Unternehmen Insolvenz anzumelden, so das Blatt. „Man weiß nicht, was in ihm vorgeht“, hieß es aus Bankenkreisen. Kirch habe die Wahl zwischen dem weitgehenden Rückzug aus seinem Unternehmen oder die Bankrott-Erklärung.

Die Banken hoffen nach Informationen aus Branchenkreisen darauf, dass die Medienkonzerne von Murdoch und Berlusconi zusammen mit den anderen Gesellschaftern einen möglichst hohen Anteil an der KirchMedia übernehmen. „Je mehr, desto besser“, hieß es. Leo Kirch solle künftig nur noch eine Nebenrolle in dem Medienkonzern spielen. Der 75-Jährige macht laut diesen Informationen zur Bedingung für seinen Rückzug, dass er an den Erlösen der Fußball-WM 2006 beteiligt bleibt.

Im Falle einer Insolvenz stünden 9500 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Murdoch schon auf dem Sprung

Die Gläubigerbanken stünden einer mehrheitlichen Übernahme der KirchMedia durch den anglo-amerikanischen Tycoon Murdoch und anderen Gesellschaftern nicht mehr im Weg, hatte es am Dienstag in Finanzkreisen geheißen.

Damit könnte Murdoch nach mehreren erfolglosen Versuchen nun der große Coup auf dem deutschen Medienmarkt gelingen. In den vergangenen Monaten hatten sich Kirch und Murdoch ein spektakuläres Duell um das Münchner Medienimperium geliefert.

Murdoch gilt in der Branche als machthungriger und gewiefter Geschäftsmann. „Das ist eine ganz andere Liga als das, was wir bis jetzt in Deutschland kennen“, sagte ein Medienexperte.

Während Murdoch mit seinen Milliardeninvestitionen in den verlustreichen Bezahlsender Premiere nicht viel Glück hatte, gilt die KirchMedia als das Juwel der KirchGruppe. In ihr ist das profitable Kerngeschäft mit dem Filmrechtehandel, den Fernsehsendern ProSieben und SAT.1 sowie den Fernsehübertragungsrechten für die Fußball-Bundesliga und die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 gebündelt. Auch auf die Spielfilmbibliothek mit 11 000 Titeln dürfte er es abgesehen haben.


Quelle: focus.de
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