Offener Streit zwischen Kirch-Gruppe und Springer
München/Hamburg (vwd) - Die Verhandlungen zwischen dem Axel Springer Verlag und der an ihm beteiligten Kirch-Gruppe über die Verkaufsoption für die Springer-Anteile an der ProSiebenSAT.1 Media AG, Unterföhring, haben sich zu einer offenen Konfrontation beider Unternehmen entwickelt. Der Münchner Medienkonzern kündigte rechtliche Schritte gegen die überraschende Entscheidung des Verlags an, die im Jahr 2000 vereinbarte Option zum Verkauf der ProSieben-Anteile von 11,5 Prozent zum Fixpreis von 766 Mio EUR auzuüben. Die Kirch-Gruppe hält nach eigenen Angaben die damals geschlossene Vereinbarung für unwirksam, da wesentliche Vertragselemente nicht geregelt worden seien.
Diese Auffassung werde durch ein Rechtsgutachten belegt, hieß es seitens Kirch. Im Verlauf der Verhandlungen seien dem Springer Verlag, an dem Kirch 40 Prozent der Anteile hält, Vorschläge unterbreitet worden, die Probleme "rechtlich eindeutig und im Interesse des Axel Springer Verlags" zu lösen. Allerdings habe der Verlag auf der damaligen Vereinbarung bestanden. Ungeachtet dessen sollen die Gespräche fortgeführt werden. Die Ausübung der Option ist unter anderem auch deshalb umstritten, weil dem damals vereinbarten Fixpreis nach den drastischen Kursverlusten bei Medienaktien inzwischen nur noch ein Wert von etwa 115 Mio EUR gegenübersteht.
Springer reagierte gelassen auf die Drohung der Kirch-Gruppe. Der Versuch, die ausgeübte Option anzufechten, werde rechtlich keinen Bestand haben, erklärte eine Sprecherin des Verlags. Zugleich verwies sie darauf, dass die Gespräche über eine Umgestaltung der Option auf Initiative von Kirch zustande gekommen seien. Der Verlag, der angesichts eigener Verluste im abgelaufenen Jahr ein drastisches Kostensenkungsprogramm aufgelegt hat, habe "wirtschaftlich und rechtlich keine Alternative" gesehen, sagte sie. Der Kirch-Gruppe wurde eine Zahlungsfrist von 90 Tagen eingeräumt.
Durch die Ausübung der Option gerät die hoch verschuldete Kirch-Gruppe zusätzlich unter Druck. Unklar ist bislang, wie das Münchner Unternehmen, dessen Gesamtverschuldung laut Medienberichten bei rund sechs Mrd EUR liegt, die Option einlösen soll. Nach Informationen aus Branchenkreisen hatte Kirch dem Verlag angeboten, einen Teil der Option in bar und einen Teil in Anteilen der KirchMedia AG zu zahlen, die wie bekannt im Juni dieses Jahres mit der ProSiebenSAT.1 Media AG verschmolzen werden soll. Allerdings ist der Börsenerfolg des fusionierten Unternehmens bislang völlig offen.
Zusätzliche Probleme drohen dem Münchener Konzern durch seinen defizitären Bezahlkanal PremiereWorld, an dem der Medienunternehmer Rupert Murdoch über den britischen Fernsehsender British Sky Broadcasting Group plc (BSKyB), London, 22 Prozent hält. Würde Murdoch seine Verkaufsoption auf diese Anteile im Herbst dieses Jahres wie urspünglich vereinbart ausüben, kämen auf Kirch weitere Forderungen in Milliardenhöhe zu. Nunmehr will Murdoch PremiereWorld Medienberichten zufolge jedoch selbst übernehmen. Ob und in welcher Höhe Kirch dann beteiligt bliebe, ist bislang offen.
vwd/30.1.2002/rne/bb
30. Januar 2002, 19:16
Axel Springer Verlag AG: 725090
ProSieben Media AG*: 777773
ProSiebenSAT1 Media AG: 777773
München/Hamburg (vwd) - Die Verhandlungen zwischen dem Axel Springer Verlag und der an ihm beteiligten Kirch-Gruppe über die Verkaufsoption für die Springer-Anteile an der ProSiebenSAT.1 Media AG, Unterföhring, haben sich zu einer offenen Konfrontation beider Unternehmen entwickelt. Der Münchner Medienkonzern kündigte rechtliche Schritte gegen die überraschende Entscheidung des Verlags an, die im Jahr 2000 vereinbarte Option zum Verkauf der ProSieben-Anteile von 11,5 Prozent zum Fixpreis von 766 Mio EUR auzuüben. Die Kirch-Gruppe hält nach eigenen Angaben die damals geschlossene Vereinbarung für unwirksam, da wesentliche Vertragselemente nicht geregelt worden seien.
Diese Auffassung werde durch ein Rechtsgutachten belegt, hieß es seitens Kirch. Im Verlauf der Verhandlungen seien dem Springer Verlag, an dem Kirch 40 Prozent der Anteile hält, Vorschläge unterbreitet worden, die Probleme "rechtlich eindeutig und im Interesse des Axel Springer Verlags" zu lösen. Allerdings habe der Verlag auf der damaligen Vereinbarung bestanden. Ungeachtet dessen sollen die Gespräche fortgeführt werden. Die Ausübung der Option ist unter anderem auch deshalb umstritten, weil dem damals vereinbarten Fixpreis nach den drastischen Kursverlusten bei Medienaktien inzwischen nur noch ein Wert von etwa 115 Mio EUR gegenübersteht.
Springer reagierte gelassen auf die Drohung der Kirch-Gruppe. Der Versuch, die ausgeübte Option anzufechten, werde rechtlich keinen Bestand haben, erklärte eine Sprecherin des Verlags. Zugleich verwies sie darauf, dass die Gespräche über eine Umgestaltung der Option auf Initiative von Kirch zustande gekommen seien. Der Verlag, der angesichts eigener Verluste im abgelaufenen Jahr ein drastisches Kostensenkungsprogramm aufgelegt hat, habe "wirtschaftlich und rechtlich keine Alternative" gesehen, sagte sie. Der Kirch-Gruppe wurde eine Zahlungsfrist von 90 Tagen eingeräumt.
Durch die Ausübung der Option gerät die hoch verschuldete Kirch-Gruppe zusätzlich unter Druck. Unklar ist bislang, wie das Münchner Unternehmen, dessen Gesamtverschuldung laut Medienberichten bei rund sechs Mrd EUR liegt, die Option einlösen soll. Nach Informationen aus Branchenkreisen hatte Kirch dem Verlag angeboten, einen Teil der Option in bar und einen Teil in Anteilen der KirchMedia AG zu zahlen, die wie bekannt im Juni dieses Jahres mit der ProSiebenSAT.1 Media AG verschmolzen werden soll. Allerdings ist der Börsenerfolg des fusionierten Unternehmens bislang völlig offen.
Zusätzliche Probleme drohen dem Münchener Konzern durch seinen defizitären Bezahlkanal PremiereWorld, an dem der Medienunternehmer Rupert Murdoch über den britischen Fernsehsender British Sky Broadcasting Group plc (BSKyB), London, 22 Prozent hält. Würde Murdoch seine Verkaufsoption auf diese Anteile im Herbst dieses Jahres wie urspünglich vereinbart ausüben, kämen auf Kirch weitere Forderungen in Milliardenhöhe zu. Nunmehr will Murdoch PremiereWorld Medienberichten zufolge jedoch selbst übernehmen. Ob und in welcher Höhe Kirch dann beteiligt bliebe, ist bislang offen.
vwd/30.1.2002/rne/bb
30. Januar 2002, 19:16
Axel Springer Verlag AG: 725090
ProSieben Media AG*: 777773
ProSiebenSAT1 Media AG: 777773