1. Schuster, bleib bei Deinen Leisten
2. Aus einem Esel wird nie ein Pferd
3. Wer immer mit dem Strom schwimmt, ist meist ein toter Fisch.
Bin für 2.
Dazu folg. Artikel aus der Börsen-Zeitung, m. E. lesenswert:
Aus der Traum! Die schönste Geschichte, die der Frankfurter Neue Markt in seiner gut dreijährigen Geschichte geschrieben hat, wird nur noch um unerquickliche Kapitel ergänzt. Die Überschriften für die weitere Story rund um EM.TV & Merchandising AG lauten Gewinnwarnung, weitere Kurskapriolen und Ausverkauf. Vom angestrebten globalen Medienkonzern wird nur eine Kleingartenversion übrig bleiben - immer noch beachtlich angesichts der Anfänge im Jahre 1989, aber zwergenhaft vor dem Hintergrund echter Global Player wie Disney. Keine Katastrophe; Pech nur für Beschäftigte und manche Investoren, die spät einstiegen, mag argumentiert werden. Schließlich gehören solche Abstürze zum Wirtschaftsleben wie der Unfall zum Autoverkehr.
Aber der Fast-Totalschaden bei EM.TV hat Bedeutung über die engen Unternehmensgrenzen hinaus. Nicht nur das interne Konzern-Controlling hat versagt, auch externe Kontrollmechanismen haben nicht gegriffen. Analysten, Journalisten, Fondsmanager - die (Fach-)Öffentlichkeit war zu unkritisch. Ursache hierfür sind nicht nur Unfähigkeit, eine allzu große Freude an der Erfolgsstory aus deutschen Landen oder interessegeleitete Interpretationen, sondern auch systemimmanente Schwächen in den Publizitätsvorschriften des Neuen Marktes.
Mit EM.TV fällt erstmals ein Schwergewicht des Wachstumssegments und keine angebliche "Klitsche" in ein Kursloch von aktuell gut 85%. Folgerichtig standen die Münchner schon seit langem im Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung, die aktuelle Überraschung rührt also nicht aus einer mangelnden Analysekapazität für diesen Wert. Trotzdem hat niemand das Debakel vorausgesagt. Noch im August berechneten Analysten munter einen fairen Wert von 72 Euro für EM.TV, von früheren Kurszielen ganz zu schweigen. Dabei hatte es Warnzeichen durchaus auch bei den Soft Facts gegeben. Beispiel Börsengänge: Aus dem IPO der israelischen Produktionsfirma Talit im ersten Halbjahr wurde nichts, die Platzierung von Junior Toys auf dem Kurszettel bis Ende 2000 ist nicht zu erkennen, vom Going Public der Formel 1 bis zu diesem Zeitpunkt ganz zu schweigen. Beispiel Web-Auftritt: Obwohl das Internet-Konzept angeblich schon im Februar 2000 fertig war, blieb der Startschuss für den Internet Service Provider für Kinder und Jugendliche mit dem Titel "JuniorWeb" - bis Ende August avisiert - reine Ankündigungspolitik. Beispiel USA-Expansion: Dort erlitt EM.TV mit Odyssey Channel im Prinzip Schiffbruch trotz späteren Aktientausches.
Doch wer Vermutungen verifizieren wollte, der biss sich an den vorgeblichen Hard Facts die Zähne aus. EM.TV lieferte zwar brav seine Quartalszahlen ab, doch sowohl Testat als auch Konsolidierung fehlten. Das ist regelkonform, der Neue Markt verlangt nicht mehr. Doch die Transparenz bleibt ohne konsolidiertes Zahlenwerk auf der Strecke - gerade in jenem Segment, dessen Werte per definitionem expandieren. So musste spekuliert werden, ob die Goodwill-Abschreibungen bei 150 Mill. DM liegen oder darunter. Die Ertragskraft der Akquisitionen Tele München Gruppe, Jim Henson und Formel-1-Gruppe blieben im Dunkeln. Nicht nur bei EM.TV, auch bei der viel gepriesenen Quartalsberichterstattung bleibt Raum zur Verbesserung.
2. Aus einem Esel wird nie ein Pferd
3. Wer immer mit dem Strom schwimmt, ist meist ein toter Fisch.
Bin für 2.
Dazu folg. Artikel aus der Börsen-Zeitung, m. E. lesenswert:
Aus der Traum! Die schönste Geschichte, die der Frankfurter Neue Markt in seiner gut dreijährigen Geschichte geschrieben hat, wird nur noch um unerquickliche Kapitel ergänzt. Die Überschriften für die weitere Story rund um EM.TV & Merchandising AG lauten Gewinnwarnung, weitere Kurskapriolen und Ausverkauf. Vom angestrebten globalen Medienkonzern wird nur eine Kleingartenversion übrig bleiben - immer noch beachtlich angesichts der Anfänge im Jahre 1989, aber zwergenhaft vor dem Hintergrund echter Global Player wie Disney. Keine Katastrophe; Pech nur für Beschäftigte und manche Investoren, die spät einstiegen, mag argumentiert werden. Schließlich gehören solche Abstürze zum Wirtschaftsleben wie der Unfall zum Autoverkehr.
Aber der Fast-Totalschaden bei EM.TV hat Bedeutung über die engen Unternehmensgrenzen hinaus. Nicht nur das interne Konzern-Controlling hat versagt, auch externe Kontrollmechanismen haben nicht gegriffen. Analysten, Journalisten, Fondsmanager - die (Fach-)Öffentlichkeit war zu unkritisch. Ursache hierfür sind nicht nur Unfähigkeit, eine allzu große Freude an der Erfolgsstory aus deutschen Landen oder interessegeleitete Interpretationen, sondern auch systemimmanente Schwächen in den Publizitätsvorschriften des Neuen Marktes.
Mit EM.TV fällt erstmals ein Schwergewicht des Wachstumssegments und keine angebliche "Klitsche" in ein Kursloch von aktuell gut 85%. Folgerichtig standen die Münchner schon seit langem im Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung, die aktuelle Überraschung rührt also nicht aus einer mangelnden Analysekapazität für diesen Wert. Trotzdem hat niemand das Debakel vorausgesagt. Noch im August berechneten Analysten munter einen fairen Wert von 72 Euro für EM.TV, von früheren Kurszielen ganz zu schweigen. Dabei hatte es Warnzeichen durchaus auch bei den Soft Facts gegeben. Beispiel Börsengänge: Aus dem IPO der israelischen Produktionsfirma Talit im ersten Halbjahr wurde nichts, die Platzierung von Junior Toys auf dem Kurszettel bis Ende 2000 ist nicht zu erkennen, vom Going Public der Formel 1 bis zu diesem Zeitpunkt ganz zu schweigen. Beispiel Web-Auftritt: Obwohl das Internet-Konzept angeblich schon im Februar 2000 fertig war, blieb der Startschuss für den Internet Service Provider für Kinder und Jugendliche mit dem Titel "JuniorWeb" - bis Ende August avisiert - reine Ankündigungspolitik. Beispiel USA-Expansion: Dort erlitt EM.TV mit Odyssey Channel im Prinzip Schiffbruch trotz späteren Aktientausches.
Doch wer Vermutungen verifizieren wollte, der biss sich an den vorgeblichen Hard Facts die Zähne aus. EM.TV lieferte zwar brav seine Quartalszahlen ab, doch sowohl Testat als auch Konsolidierung fehlten. Das ist regelkonform, der Neue Markt verlangt nicht mehr. Doch die Transparenz bleibt ohne konsolidiertes Zahlenwerk auf der Strecke - gerade in jenem Segment, dessen Werte per definitionem expandieren. So musste spekuliert werden, ob die Goodwill-Abschreibungen bei 150 Mill. DM liegen oder darunter. Die Ertragskraft der Akquisitionen Tele München Gruppe, Jim Henson und Formel-1-Gruppe blieben im Dunkeln. Nicht nur bei EM.TV, auch bei der viel gepriesenen Quartalsberichterstattung bleibt Raum zur Verbesserung.