Leben nach den Regeln des Altertums.

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Spitfire33:

Leben nach den Regeln des Altertums.

 
20.04.02 16:25
 
Steinigung bei Ehebruch.

Aus gegebenem Anlaß, da im Iran wieder 4 Steinigungen vorgesehen sind.

Viel Text. Aber in Anbetracht des ganzen Mülls am Board vielleicht keine Zumutung.

Prolog

Ein immer wieder die Gemüter aufwühlendes Thema ist die Frage, ob die Sharia als Strafe für Ehebruch die Steinigung vorsieht.

Diese Steinigungen - oder andere Formen der Tötung - erfolgen im "real existierenden Islam" immer wieder, insbesondere bei Frauen. Nicht selten sprechen anerkannte Rechtsgelehrte das Todesurteil, aber auch Familienangehörige nehmen immer wieder das "Recht" in die eigene Hand und ermorden eine Tochter, Schwester oder Ehefrau, die "Unehre" über die Familie gebracht hat.

Von besonderem Interesse ist die Frage, ob die Steinigung bei Ehebruch auch bei Nichtmuslimen - also etwa bei Christen - angewandt werden darf oder nicht. Diese Frage steht darum auch im Mittelpunkt dieses Artikels, der sich ja vor allem an Christen wendet, die sich über den Islam informieren wollen.

Ein aktueller Vorfall

Wie viele "Ehebrecher" - vor allem Frauen - ermordet werden (oder ihr Leben nach 100 Peitschenhieben in einem fensterlosen Verließ fristen), ist unbekannt. Die meisten Bestrafungen von "Ehebrecherinnen", "Unzüchtigen" usw. werden von der Weltöffentlichkeit gar nicht wahrgenommen. Nur selten erfährt die Welt etwas über dieses Thema, dem jedes Jahr unzählige Frauen und Männer zum Opfer fallen.

Nach einer Meldung von Radio Vatikan wurden im Jahr 2002 zwei junge Frau im Sudan und im muslimischen Norden Nigerias zum Tod durch Steinigung wegen Ehebruchs verurteilt (Radio Vatikan, 7.2.2002).

Eine Christin als Ehebrecherin

Fälschlicherweise erklärte Radio Vatikan zu der zum Tode verurteilten christlichen Sudanesin - dem Opfer einer Vergewaltigung -, "dabei darf dieses Recht bei ihr als Christin eigentlich gar nicht angewandt werden". Der katholische Erzbischof Laurent Monsengwo von Kisangani hatte erklärt: "Man darf außerdem nicht die Scharia anwenden auf Personen, die sich gar nicht zum Islam bekennen. Diese Verwirrung müssen wir absolut verwerfen: Man kann nicht staatliches und religiöses Recht durcheinanderwerfen, erst recht nicht gegen jemand, der dieser Religion nicht angehört." Der Erzbischof befindet sich vollkommen im Unrecht. Der Islam und die Sharia kennen keine Unterscheidung von einerseits Religiösem und andererseits Profanem wie Politik, Recht, Strafverfolgung, Moral usw. Im Islam und gemäß der Sharia sind Religion und Profanes eins, und es gibt nur ein Recht, das angewandt wird: die Sharia.

Die Sharia und die Nichtmuslime

Natürlich können etwa die Kultordnungen der Sharia nicht auf Nichtmuslime angewandt werden, aber die Sharia regelt immerhin auch den äußeren Rahmen für die Religionsausübung der Juden und Christen, denen die Sharia ausdrücklich die Religionsausübung zugesteht, aber eben innerhalb gewisser Grenzen, die kein Jude und kein Christ überschreiten darf (kein Neubau von Kirchen, kein lauter Kirchgesang, keine Mission, Christen dürfen nicht von der Konversion zum Islam abgehalten werden usw.). Innerhalb gewisser Grenzen (sozusagen im Rahmen des bürgerlichen Rechts) dürfen Juden und Christen in ihren eigenen Angelegenheiten Recht sprechen.

Doch die Sharia regelt ja nicht nur den Kult, sondern das ganze Leben des einzelnen Muslimen und ebenso der islamischen Gesellschaft, der Umma.

Wird ein Jude oder Christ nun straffällig, so ist nach islamischem Verständnis nicht nur die jüdische oder christliche Gemeinschaft, sondern ist vielmehr - und mit weit größerer Bedeutung - ebenso die islamische Gemeinschaft (Umma) als das islamische, allein Gott und seinem Propheten Muhammad verpflichtete Gemeinwesen betroffen, und über den Straftäter wird wie über jeden Muslim nach der Sharia Recht gesprochen, wobei es durchaus üblich ist, die Strafvorschriften der Juden und Christen (sprich das mosaische Gesetz) heranzuziehen, meist dann, wenn diese eine härtere Strafe vorsehen als das islamische Recht (was nicht häufig der Fall ist).

Die Einbeziehung des mosaischen Gesetzes in die Sharia zur Bestrafung von Juden und Christen geht auf eine Sitte Muhammads zurück. Dadurch fließt das mosaische Gesetz de jure in die Sharia ein und wird somit selbst Sharia-Recht, es wird gewissermaßen islamisiert. Eine Unterscheidung zwischen "mosaischem Gesetz" und "Sharia" ist also juristisch nicht von Belang, da das mosaische Gesetz in die Sharia aufgenommen und zur Anwendung gebracht wird.

Muslimische Apologetik

Die Empörung im Westen gegen das islamische Steinigen einer Ehebrecherin ruft natürlich eine islamische Apologetik auf den Plan.

Die muslimische Apologetik zum Thema "Steinigen bei Ehebruch" erklärt für gewöhnlich zwei Thesen:

1. Im Islam werde ein Ehebrecher angeblich nicht durch Steinigung bestraft, sondern durch Auspeitschen, Frauen würden zudem lebenslänglich im Haus eingesperrt

2. Ehebrecher durch Steinigung zu bestrafen, sei mosaisches Gesetz, und somit könne ja erstens weder Jude noch Christ etwas gegen diese Strafe haben, und zweitens sei es ja gerade im Falle jüdischer oder christlicher Ehebrecher durchaus gerechtfertigt, das mosaische Gesetz mit der Steinigung für Ehebrecher zur Anwendung zu bringen

Wir wolle diese Thesen nun untersuchen.

Erstens ist die Aussage, die Sharia kenne keine Steinigung für Ehebruch, unzutreffend. Tatsächlich findet sich im Koran kein Vers, nachdem die Strafe für Ehebruch die Steinigung wäre, aber dieser Vers hat nicht etwa nie existiert, sondern wurde abrogiert, das heißt aus dem Text entfernt. Hierin ist sich die Islamwissenschaft einig.

Der Islamkundler Dr. Christoph Heger schreibt zur Aussage, "im Islam soll die Frau mit Peitschenhieben bestraft werden, und lebenslang im Haus eingesperrt werden": "Das ist ein Irrtum. Nach Scharia-Recht sind männliche und weibliche Ehebrecher zu steinigen, wenn sie schon einmal in einer Ehe Geschlechtsverkehr hatten, und auszupeitschen, wenn noch nicht. Diese Regel stützt sich nicht nur auf die in diversen Hadithen behauptete Sunna ("Sitte") Muhammads, sondern auch auf den berühmten "Steinigungsvers", der nach der Theorie der Abrogation (al-naasiH wa l-mamsuwH zwar im Wortlaut (tilaawah) des Korans abrogiert ist, aber nicht in seiner Rechtskraft." (Quelle)

Die Islamwissenschaftlerin Dr. Christine Schirrmacher schreibt in ihrem Buch "Der Islam Band 1" (Neuhausen, 1994) auf Seite 329: "Ehebruch gilt im Islam generell als schweres Verbrechen, das nach den Bestimmungen des Korans mit je 100 Peitschenhieben für Mann und Frau bestraft (24,2) wird. Der Koran warnt hier ausdrücklich vor Milde aufgrund von Mitleid. Durchgesetzt im islamischen Recht hat sich jedoch nicht die Prügelstrafe, sondern die Todesstrafe durch Steinigung, da die Überlieferung diese Strafe benennt und davon ausgeht, daß auch der Koran einst diesen 'Steinigungsvers' enthalten habe. Ist der Täter unverheiratet, soll er mit der Prügelstrafe bestraft werden."

Übrigens ist die Behauptung, die Überführung einer Person des Ehebruchs sei nur durch vier Zeugen möglich, ist nicht ganz zutreffend. Tatsächlich kann eine Person sowohl durch Geständnis als auch durch vier Zeugen des Ehebruchs überführt werden.

Zur zweiten These, Ehebrecher durch Steinigung zu bestrafen, sei mosaisches Gesetz, und somit könne ja erstens weder Jude noch Christ etwas gegen diese Strafe haben, und zweitens sei es ja gerade im Falle jüdischer oder christlicher Ehebrecher durchaus gerechtfertigt, das mosaische Gesetz mit der Steinigung für Ehebrecher zur Anwendung zu bringen, ist folgendes zu sagen:

Das mosaische Gesetz ist für Christen ohne Bedeutung; zudem hat Jesus ja ausgerechnet eine wegen Ehebruch zum Tod durch Steinigung verurteilte Frau freigesprochen. Christen lehnen darum die Steinigung von Ehebrechern entschieden ab.

Hinter dieser These steckt freilich der kindische Gedankengang, "wenn die Juden und Christen die Steinigung als Strafe für Ehebruch kennen, können sie wohl kaum etwas gegen das Auspeitschen oder selbst die Steinigung von Ehebrechern im Islam sagen". Dieser Gedankengang, "was der darf, darf ich auch", muß wohl kaum kommentiert werden.

Freilich kann man auch schlecht eine christliche Frau, für die das mosaische Gesetz nicht gilt (aus der Sicht muslimischer Theologen und Rechtsgelehrter allerdings ist die "Abschaffung" des mosaischen Gesetzes durch die Christen nicht im Willen Gottes und somit ohnehin hinfällig, und sie setzen es in ihrer Rechtsprechung "stellvertretend" wieder ein) nach dem mosaischen Gesetz des Judentums bestrafen. Da es allerdings im Neuen Testament kein vergleichbares Strafgesetz wie im Alten Testament gibt, bleibt muslimischen Rechtsgelehrten, die eine christliche Ehebrecherin bestrafen wollen, entweder nur der Gang zum islamischen Recht (Auspeitschen und lebenslänglich einsperren oder aber Steinigung) oder zum mosaischen Gesetz. "Laufen lassen" will man eine solche Ehebrecherin natürlich nicht, vor allem dann nicht, wenn nicht nur eine Christin, sondern auch muslimische Männer in den Ehebruch einbezogen waren.

In diesem konkreten Fall ist aber die Frage, ob man eine christliche Ehebrecherin nun nach islamischem oder jüdischem Recht bestraft, irrelevant, weil die Frau in der Regel zum Tod durch Steinigung verurteilt wird. Da ist die Frage, ob nun das islamische oder das mosaische Gesetz greift, ohne jede praktische Bedeutung - und dient nur der Verteidigung des Islam: "Wir haben ja streng nach christlichem (!) Recht gehandelt".

Epilog

Bei der Abhandlung zu diesem Thema wurde eines sicherlich klar: Die Steinigung wegen Ehebruchs oder auch "nur" das Auspeitschen und lebenslange Einsperren im Hause betrifft vor allem Frauen. Männer kommen oftmals ohne Bestrafung weg - vor allem, wenn die Frau keine Muslimah ist, der Mann (oder die Männer) Muslime sind.

Die Steinigung von Ehebrechern ist in der Sharia vorgesehen und kann nicht wegdiskutiert werden. Die Anwendung der Sharia ist Pflicht für Muslime, freilich auch gegenüber Nichtmuslimen.

Was nun die Steinigung betrifft, so ist dieser Begriff für diese grausame Strafe eigentlich unpassend, verharmlosend. Das in einen weißen Umhang gekleidete Opfer wird bis zu den Schultern eingegraben und der Kopf dann mit Steinen beworfen, die nicht zu groß sein dürfen, bis - oft erst nach vielen Minuten - der Tod eintritt, meist durch einen "barmherzigerweise" besonders großen Stein.

Eines freilich fällt bei der muslimischen Apologetik "der Islam kennt nicht die Steinigung, sondern das Auspeitschen und Einsperren" völlig unter den Tisch: Die zur Verteidigung angeführte Prügelstrafe ist ebenso wenig wie das lebenslängliche Einsperren in irgend einer Form human. Es geht hier immerin um einhundert Peitschenhiebe - eine Strafe, die nicht selten ebenso tödlich ist wie die Steinigung. Und das lebenslange Einsperren einer Ehebrecherin (übrigens nach einigen islamischen Rechtsschulen auch einer Frau, die vom Islam abfällt) wird in der Regel so unmenschlich durchgeführt, wie man es sich kaum vorstellen kann: Die Frau wird in ein fensterloses Verließ eingemauert, zu dem nur eine kleine Klappe führt, durch die sie Nahrung und Wasser erhält. In diesem Loch muß die Frau dann bis zu ihrem Ende verharren, mitunter viele Jahre oder gar Jahrzehnte - ohne Licht, frische Luft, Gesellschaft oder irgend eine Form von Ablenkung.

Nicht umsonst bezeichnen manche Befürworter der Steinigung diese als die mildere Form der Bestrafung gegenüber dem Auspeitschen und dem lebenslangen Einsperren; obwohl das eigentlich im Widerspruch zum Koran steht, der den Gläubigen Milde in diesem Fall ausdrücklich verbietet.  
Spitfire33:

Kein Müll. Kein Interesse. Schade.

 
21.04.02 10:15
Rexini:

Fasse es in wenige aber einprägende worte

 
21.04.02 11:05
zusammen und du wirst jemand erreichen.
MaMoe:

Was willst du für eine Stellungnahme?

 
21.04.02 12:12
Eine persönliche, oder eine allgemeine ...

Es ist immer äußerst kritisch zu beäugen, wenn Aussenstehende einer Kultur sich zu Bewertungen eben dieser hinreissen lassen ...

Eine Diskussion über Shaira-Recht geführt von Deutschen ist an und für sich überflüssig: man lebt nicht als Teil dieser Kultur bzw. diese Kultur und sollte sich demnach ein Urteil darüber nicht erlauben ... eine persönliche Meinung ist erlaubt, nur sollte man diese niemals als das Maß aller Dinge sehen ...

Es wäre das Selbe, wenn hier ein Text über die Todesstrafe in den USA stehen würde ... die Diskussion über die Todesstrafe in den USA in Deutschland zu führen ist nach meiner Meinung nicht nachvollziehbar ... ein Land, in dem früher nur der Recht hatte, der den schnellern Colt um die Hüfte geschnallt hatte, beansprucht mit Recht die Mehrheit der Einwohner für die Todesstrafe....

Die Art der Bestrafung als Wiederherstellung des Rechts sei hier nicht zur Diskussion gestellt ... rein geschichtlich betrachtet haben demnach die Steinigung und US-Todesstrafe ihren festen Platz in der Landeskultur ...

Ob das ein Aussenstehender als unmenschlich bezeichnet oder nicht ist im Grunde egal ... er hat nicht das Recht darüber zu urteilen ... dieses Recht haben nur die Betroffenen ... und die rufen keineswegs nach einer Diskussion im Ausland bzw. nach Hilfe ... Menschenrechte sind Auslegungssache und werden meistens nur in Ländern ausgelegt, in denen man satt am Tisch sitzt und sich lieber darüber - als in Langeweile zu versinken - Gedanken macht ...

MaMoe ...
Spitfire33:

@MaMoe

 
21.04.02 13:51
Du hast Stellung bezogen und Deine Meinung gesagt. Das ist in Ordnung.

Meine Meinung ist eine andere. Die Todesstrafe (in diesem Falle Steinigungen), ob in Amerika oder Iran oder sonstwo, ist für mich nicht akzeptabel.

Ich habe sehr wohl das Recht, wenn zum Beispiel eine Iranerin weltweit um Hilfe in Form von E-Mails bittet, damit Steinigungen ( Todesurteile ) nicht vollzogen werden, auf dieses Verbrechen ( meine persönliche Meinung), diesen Zustand hinzuweisen.

Durch weltweite Kritik kann man somit vielleicht einigen Frauen das Leben retten, da diese Art der "Strafe" ja nur bei Frauen angewandt wird.  
ecki:

mamoe: Menschenrechte nicht universell?

 
21.04.02 14:00
Für dich ist jede Form der Barberei akzeptabel, wenn sie nur auf einem kulturellen und historischen Kontext fußt?

Z.B. rituelle Menschenfresserei oder wenn irgendwelche Indianer in Mexiko mal wieder Herzen aus ihren Menschenopfern schneiden um alte Traditionen wiederzubeleben?

Zugegeben etwas überspitzt formuliert, aber in der Konsequenz akzeptabel? Ich denke nicht!

Natürlich kann internationaler Druck helfen, Opfern in anderen Ländern beizustehen.

Nimm Afghanistan: Eine fanatische religiöse Gruppe hat sich im Bürgerkrieg durchgesetzt, ob Mehrheit oder nicht sei dahingestellt. Danach hatenn Frauen nichts mehr zu melden. Keine Arbeit, keine Bildung nichts. Es wurde aber weitgehend weggeschaut. War das richtig?
Schnorrer:

Altorientalisches:

 
21.04.02 14:29
Allgemeines
Unter den altorientalischen Relgionen hat die Gruppe der semitischen Religionen besondere Bedeutung. Nach der Bibel stammen die Semiten von einem Sohn Noahs (Sem) ab. Diese Erklärung ist zwar fragwürdig, jedoch sind die Semiten eine von anderen Völkern auch sprachlich stark unterschiedene Gruppe in Vorderasien. Es gibt drei Untergruppen:

1. Ostsemiten
Akkader, Babyloner, Assyrer
2. Westsemiten
Amoriter, Kanaanär, Phönizier, Hebräer, Moabiter, Juden, Aramäer und Syrer.
3. Südsemiten
Araber, Sabäer, Minäer und Äthiopier

Gemeinsame Grundzüge

Der älteste bekannte Kult ist die Verehrung einer großen Fruchtbarkeitsgöttin. Je nach Volkszugehörigkeit tritt sie unter anderen Namen auf (Ischtar, Astarte, Aschera, Anat). Ihr ist meist ein jugendlicher Gott beigesellt (Namen: Tammuds, Attis, Eschmun oder Adonis). Diese Götter stehen für das Entstehen und Vergehen der Vegetation. Sie werden durch Riten verehrt, die der Erneuerung des Lebens dienen sollen: Daß der gestorbene Gott wiedergeboren wird, weckt die Hoffnung auf Auferstehung des Menschen nach seinem Tode, falls dieser in rituelle unio mystico mit dem Gott tritt (auch im sakralen Beischlaf). Es gibt verschiedene Typen von Göttern:

1. Götter, die über Himmel, Erde und Unterwelt regieren (kosmische Funktionen)
2. Götter, die auf bestimmten Bergen in bestimmten Quellen oder in bestimmten Wäldern u.ä. wohnen. Sie sind Besitzer dieser heiligen Plätze und werden dort durch Gaben verehrt. Sie haben meist den Namen Baal (Herr, Besitzer) mit einem kennzeichnenden Zusatznamen.

3. Personengebundene Götter, die Gottheiten einer Familie oder eines Stammes sind. Sie werden gelegentlich als Gott des Mannes bezeichnet, der sie zuerst gesehen haben will und bei dessen Kindern dann als “Gott der Väter” angebetet.
4. Stadtgötter, in denen sich die Züge lokaler und personaler Verbindung vereinigen.
Diese sind besonders aus den Stadtstaaten des Zweistromlandes bekannt. Die Staatsgrenzen haben sich im Laufe der Zeit vielfach verschoben, so daß personale und oder kosmische Götter zu lokalen Göttern wurden, die an einem Ort besondere Anbetung genossen. Zahlreiche nichtsemitische Völker wurden durch semitische Religionen stark beeinflußt (Griechen, Perser) oder haben diese angenommen. Dies hängt mit der politischen Entwicklung (Assyrisch-babylonisches Reich, Persisches Reich usw.) oder auch mit Entwicklung von Wirtschaft und Handel (Phönizier und deren Kolonien) zusammen.


Einzelne Völker und ihre Religion

Amoriter
seit 2.400 vuZ aus Texten bekannt
Hauptgott Amuru, der später mit dem Wettergott Anu in Verbindung gebracht wurde.  
Muluk (auch Moloch, Schützer des Eides), dem Menschen geopfert wurden.

Araber
In vorislamischer Zeit hatten die Araber, als Halbnomaden lebend, einen geistigen Mittelpunkt in Mekka, wo der schwarze Stein (Kaaba) verehrt wurde. Ihre Götter sind Hobal, Al-Utza (die Mächtige), Manat und Allat, die im Koran Sure 3,19 genannt werden. Allah (Gott) wurde also schon als Gott verehrt, bevor ihn Mohammed im monotheistischen Sinne deutete.

Aramäer
Dieses in Syrien beheimatete Volk glaubte an eine Dreiheit von Göttern: Hadat (Gewittergott), Atargatis (Fruchtbarkeitsgöttin) und Adonis (das Kind der Beiden). Neben Vegetationsgottheiten wurde auch der babylonische Auferstehungsgott Tammuts verehrt.

Elamiter
Die Herkunft dieses Volkes ist dunkel. Verehrt wurden Pinikir (Himmelsherrin), ihr Gemahl Huban und ihr Sohn Hutran.

Huriter
Wanderten aus dem indoiranischen Osten im 2. Jahrtausend vuZ nach Mesopotamien ein. Ihre Könige tragen die Namen arischer Götter. Das gleiche gilt für die Mittani. Im hethitisch-mittanischen Staatsvertrag (um 1350 vuZ) sind als Eideshelfer neben zahllosen kleinasiatischen und babylonischen Göttern auch die indoarischen Götter Mitra, Waruna, Indra und Nasatyas genannt.

Die Kanaaniter waren die vorisraelitische Bevölkerung Palästinas und verehrten heilige Steine, Kultbäume und Berge, Pfähle, Quellen und Tiere. Der Hauptgott, einfach als Baal bezeichnet, ist Herr des Ackerbodens und weil er ihn fruchtbar macht auch Beherrscher des Regens. Dadurch ist er schließlich auch zum Sonnen- und Himmelsgott geworden. Baals Gattin Baalat wird mit der Fruchtbarkeitsgöttin Anad, Aschera, Astarte oder Ischtar (Der Göttin des Venussterns) identifiziert. In Ihrem Dienst war die sakrale Prostitution üblich. Menschenopfer wurden für besondere Zwecke gebracht, z.B. einem Bau Festigkeit zu verleihen. Bisweilen wurde das Erstgeborene Kind geopfert. Wie aus dem AT Richter 9,27 hervorgeht wurden exstatische Tänze und Orgien zu Ehren des Baal gefeiert.
Minäer und Sabäer (Südarabien, Jemen) verehrten astralen Götter: Den männlichen Mond, die weibliche Sonne und den männlichen Venusstern. Das Geschlecht dieser Götter ist also anders als bei den übrigen semitischen Völkern.

Die Moabiter hatten Kamosch als Hauptgott. Er wurde ähnlich wie Jahwe bei den Israeliten als Gott und Schirmherr des Landes und des Volkes angesehen.

Die Nabatäer, im 4. Jahrhundert vuZ einwandernd, siedelten südlich des Toten Meeres in Petra und im südlichen Ostjordanland. Es wurden Felsheiligtümer und Kultstätten gefunden, die zeigen, daß ein großes Pantheon von Göttern verehrt wurde.

Die Philister (Pelistim) wanderten wahrscheinlich erst um 1150 vuZ in Palästina (der Name ist aus Pelistim entstanden) ein. Sie sind nicht semitischer Herkunft und im kannten keine Beschneidung. In der Bibel werden ihre Götter Dagon und Beelzebub (Baal-Sebab) in außerbiblischen Quellen die Göttin Atargatis genannt.

Die Phönizier (griech. Phöniker = Purpurhändler) aus den Seestädten Sidon, Tyrus und Biblos waren ein Seefahrervolk mit vielen Handelsniederlassungen im Mittelmeerraum. Eine davon war die der Punier in Khartago. Ausgrabungen in Ras Schamra weisen auf den Kult des Baal, (El)l hin, der ein Gott der Weisheit und Gerechtigkeit war. Daneben existieren weibliche Gottheiten wie Anad und Aschera.

Die Phrygier sind ein indogermanisches Volk und waren Verehrer der Kybele (große Mutter) und des Patis. Der Mytras-Kult, der sich im Römischen Reich verbreitet zeigte, ist ihre ursprüngliche Mysterien-Religion.

Babylonisch-assyrische Religion

Die im Gebiet des Euphrat und Tigris ansässigen Stämme der Sumerer, Akkader, Babylonier und Assyrer standen in enger Verbindung und haben sich z.T. bedingt durch gegenseitige Eroberung miteinander vermischt. Die im Kriege besiegte Stadt nahm unter Beibehalt der eigenen Göttern noch Götterglauben und Rituale des Siegers an.

Die in den Stadtstaaten jeweils verehrten lokalen Hauptgottheiten waren z.B. in Lagasch (heute Tello) der Gott Ninurta, in Uruk (heute Warka) der Gott Anu.  
Als um 1850 vuZ Hamuarbi Babylonien unter seiner Herrschaft vereinigte machte er Babel zur Hauptstadt und die Kulturen begannen miteinander stark zu verschmelzen. Nach Eroberung des Landes durch die Hethiter und Kassiten herrschten diese, bis um 1350 vuZ die Assyrer in Babylon eingriffen. Die Hauptstadt Assur wurde später durch Kalach (heute Nimrud) und Ninive (bei Mosul) abgelöst. 612 vuZ erlagen die Assyrer dem Angriff der Babylonier und Meder. 539 vuZ wurde Babylon von den Persern erobert. Übereinstimmend berichten Daniel 5, und Herodot 1,191, daß dies während eines von Belsazar gegebenen Festes stattfand. Die aus der Bibliothek des Königs Assurbanipal (669 - 629 vuZ) mit rd. 30.000 Werken, die der König aus seinem Reich abschreiben und katalogisieren ließ, stammenden Überlieferungen religiöser Literatur sind umfangreich. Enthalten sind Hymnen, Gebete, Buspsalmen,  Zaubersprüche, Spruchweisheiten, Märchen, mythologische Epen und Werke über die Deutung von Vorzeichen. Die Epen sind im wesentlichen die Geschichte von Gilgamesch und die Geschichte von Ischtars Höllenfahrt. Ein Motiv, das auch in der griech. Mythologie anklingt.
Die Hymnen betreffen die Macht und Handlungsweise der Götter. Der Hymnus an den Gewittergott Adad z.B. lautet:
"Wenn der Herr zürnt, zittert der Himmel vor ihm. Wenn Adad grollt bebt die Erde vor ihm".
Der Sonnengot Schamasch wird mit folgenden Worten geehrt:
"Die gewaltigen Gebirge sind umgeben von Deiner Glorie,
von Deinem Strahlenglanz sind voll die flachen Länder".

So steht der in dieser Religion beheimatete Mensch vor der heiligen Majestät seines Gottes, die größere Machtfülle hat als sogar der König, der doch über Leben und Tod, über Krieg und Frieden bestimmten kann,  über Recht und Unrecht entscheidet. Welch eine seelische Ergriffenheit diese für unser Verhältnisse einfachen Menschen erlebte, wenn sie ihre Gotteserfahrungen machten entzieht sich unserer Kenntnis, kann jedoch aus Schriftzeugnissen erschlossen werden.
Das Wort des Gottes Marduk wird wie folgt beschrieben:
"Sein Wort, das unabwendbar wie ein Unwetter, nicht durchschaut werden kann....
Ein Wort, das oben den Himmel bewältigt,
Ein Wort, das unten die Erde niederdrückt ....
Sein Wort ist ein anstürmender Orkan, dem keiner widersteht ....
Sein Wort ist ein verdeckter Krug: Wer kennt sein Inneres?
Seines Wortes Inneres ist unergründlich".

Weltbild

Die zwei Teile des Weltalls (himmlisch und irdisch) zerfallen in Erde, die als Scheibe vorgestellt wird und Himmel, der als feste Halbkugel über die Erde gestülpt ist. Der Himmel besteht aus drei Teilen: Himmel Anus, Himmel der Igigi (bestimmter Götter), in dem auch Bel-Marduk wohnt und den Himmel der Sterne. Ein Fundament stützt den Himmel (Horizont). Pflöcke und Wall schützen den Himmel gegen Wasser und befestigen ihn an der Erde.
Die Erde hat ebenfalls drei Teile: Die Erde der Menschen (das Reich Enils), die Erde Eas (Wassergott), das Land der Unterweltgötter (der Anunaki). Von besonderer Bedeutung ist der Versammlungsort der Götter, das Ubschukinnaku mit der Schicksalskammer Duku, wo die Götter das Schicksal der Welt bestimmen.

Erde und Himmel werden vom Ozean umschlossen, den man im Grundwasser erreicht und der Ursprung aller Flüsse und Meere ist. Es gibt zwei Urprinzipien, die weibliche Tiamat (Salzwasser) und den männlichen Apsu (Süßwasser). Der letzte in einer Reihe von Göttergenerationen, die von diesen Prinzipien abstammen ist Marduk. Er besiegt die alten Götter und formt aus der erschlagenen Tiamat die gegenwärtige Welt. Der Mensch ist Diener der Götter und aus dem Blute eines aufsässigen Gottes geschaffen. In der Geschichte der Welt spielt auch die Sintflut eine Rolle, wie dies im Gilgamesch-Epos geschildert ist.

Erde und Himmel stehen nach Meinung der Babylonier in geheimnisvollen Zusammenhang. Der Sternenhimmel ist eine große Chiffre, deren Deutung die Voraussage des Schicksals und der Zukunft durch Kundige ermöglicht. Frühzeitig haben deshalb Babylonier Sternwarten geschaffen, einen Kalender entwickelt und sind zu Begründern der Astrologie geworden. Noch heute sind unsere Wochentage nach babylonischen Gottheiten (teilweise mit römischen Bezeichnungen) benannt.
Sonntag (Sonne, Schamasch), Montag (Mond, Sin), Dienstag (Mars, Nergal), Mittwoch (Merkur, Nabu), Donnerstag (Jupiter,  Marduk), Freitag (Venus, Ischtar), Samstag (Saturn, Ninurta). Nach babylonischem Glauben folgen bestimmte Weltalter aufeinander, die am Anfang vorhandene glückliche Zeit verschlechtert sind allmählich, um am Ende wieder zur glücklichen Zeit zu werden. Dies scheint für viele eschatologische Weltsichten beudeutungsvoll geworden zu sein.

Übernatürliche Mächte

Da jede Stadt einen Lokalgott hat und ein ausgedehnter Synkretismus (Beziehungsgeflecht der Götter untereinander) entstand, ist das Pantheon sehr reich.  Götterlisten aus dem Land der Sumerer weisen 638 Namen auf, die Zahl hat sich später sehr vermehrt. An der Spitze der babylonischen Götter steht die Dreiheit: Anu, Enlil und Ea. Anu ist der Himmelsgott, sein Haupttempel war in Uruk. Enlil ist Windgott und beherrscht den Luftraum. Seine Stadt war Nippur. Ea (sumerisch Enki), Herr der Tiefe, ist Gott des Wassers mit Heiligtum in Eridu. Die übrigen Götter werden in weiteren Triaden zusammengefaßt. Von dem Jagd- und Kriegsgott Ninurta stammt wahrscheinlich die Gestalt des Nimrod her. Nergal, Herr des Totenreiches, ist der Gott der sengenden Mittagshitze, die Fieber und Tod wie auch Genesung bringt. Während der Blütezeit Babylons überstrahlt Marduk, der lokale Hauptgott (Gott der Morgensonne und der Vegetation), zeitweilig alle anderen Götter. Die Götter haben Gemahlinnen, die jedoch hinter der dominierenden Ischtar zurücktraten oder mit ihr verschmolzen. Viele gute und böse Geister, Schutzgötter, Fieberdämonen und ähnliches sind außerdem vorhanden. Auch leblose Gegenstände wie Throne, Embleme und Waffen, auch zeitweilig Herrscher, wurden vergöttlicht. Göttliche Wesen wurden in menschlicher Gestalt mit einer Hörnerkrone dargestellt.
Mit Göttern Babylons sind z.B.Tiersymbole verbunden.
geflügelter Stier, Löwe, Adler, Mensch.
Diese Symbole wurden ins Christentum übernommen (Offenbarung Johannes 4,7). Häufig werden diesen Göttern die Schreiber der vier Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zugeordnet. Auch Symbolische Zahlen der Kabbala stammen aus babylonischen Quellen wo diese Zahlenmystik entwickelt wurde. Auch sie wurden später ins Christentum übernommen.(Die Zahl des Tieres ist 666: Ofennbarung des Johannes)
Der babylonische Polytheismus entwickelte sich nicht zu einem einheitlichen höchsten Prinzip des Weltenlenkers oder Weltbeherrschers. Kosmische Gesetzlichkeiten wurden als unpersönliches Gesetz angenommen.

Der Kult

Götter wurden in Tempeln verehrt, die mit ihren drei Haupträumen Wasserreich, Erde und Himmel darstellten. Neben dem Tempel stand die Ziggurat, ein Stufenturm, dessen 5 oder sieben Stockwerke den 5 Planeten oder den 7 Himmelslichtern (Sonne, Mond, Wandelsterne) entsprechen. In der Ziggurat wird die Verbindung zwischen Himmel und Erde hergestellt. Gott steigt bei Festen über sie herab und wieder empor. Die Tempel waren Zentren des Geldwesens (wurde das ebenfalls in die christliche Religion übernommen?). Dort wurden Gebete und Hymnen gesprochen und gesungen, Brandopfer (Zedernholz, Zypresse) gebracht, und landwirtschaftliche Produkte und in alter Zeit auch Menschen geopftert. Das wichtigste Fest des Jahres war das Neujahrsfest. Es wurden dann Götterbilder in Prozessionen durch die Stadt getragen. Wichtigstes Fest war das Neujahrsfest, in dem sich wie bei römischen Saturnalien Sklaven wie Herren benehmen durften.

Priestertum

In alter Zeit war der König gleichzeitig oberster Priester. Als kriegerische und andere Aufgaben vermehrt anfielen wurden weltliche und geistliche Gewalt getrennt. Die Folge war, daß der Oberpriester große politische Macht hatte. Bei den Priestern wurde eine Hierarchie von 30 Rangstufen ausgebildet, die vom Wahrsager über die Beschwörer und beschnittene Sängerpriester reichte. Priesterinnen waren in 20 Rangstufen vorhanden. In Ur z.B. war eine Prinzessin Oberpriesterin und Braut des Mondgottes. Bestimmte Priesterinnen hatten Keuschheit zu bewahren und in Klausur zu leben, andere boten sich im Tempel zum sakralen Beischlaf an.

Soziales Leben und Ehtik

Aus Tontafeln der Bibliothek des Assurbanipal wissen wir, daß das wichtigste Lebensgebot lautete: Fürchte Gott, ehre den König. Der König sollte Vorbild sein und mußte sich als Stellvertreter des Volkes kasteien für Missetaten des Volkes. Die Herrscher griffen dann zum bei vielen Völkern üblichen Mitteln der Einsetzung eines Ersatzkönigs, der die Strafe der Götter auf sich nehmen mußte. König Assarhaddon hatte, als zwei Mondfinsternisse das Land vor seinem Feldzug gegen Ägypten bedrohten, einen Sklaven namens Damqi zum König salben lassen. Nach einer Scheinregierung von 100 Tagen wurde er den Göttern geopfert und im Mausoleum beigesetzt. Sofern die Sünden weniger schwerwiegend waren konnte durch Sündenerkenntnis und Bußwilligkeit eine Versöhnung mit den Göttern herbeigeführt werden. Der Zorn der Götter war dann gesühnt. Unter den religiösen Keilschrifttexten befindet sich folgender Bußpsalm von ergreifendem Ernst:
"Oh Herr, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen.
Mein Gott, meiner Sünden sind viel, groß sind meine Vergehen.
Zu meinem barmherzigen Gott wende ich mich, flehe ich laut,
die Füße meiner Göttin küsse ich, rühre ich an".

Die moralischen Vorschriften waren im übrigen sehr streng und entsprachen im wesentlichen den 10 Geboten, so dass davon augegangen werden kann, dass diese, erst spät aufgezeichneten Gebote, babylonischer Herkuft sind. Die Vorstellung vom Leben nach dem Tode war wie später in Griechenland nicht sonderlich ausgeprägt. Die Unterweltgöttin Allatu beherrschte ein freudloses Land ohne Heimkehr, in dem staubbedeckte Tote in der Dunkelheit sitzen, Lehmklöse essen und trübes Wasser trinken, sofern ihnen nicht die Hinterbliebenen Speise und Trank spenden. Deshalb war es auch wichtig, daß man eine Sippe hinterließ, die für einen sorgen konnte. In den meisten Texten wird darauf hingewiesen, daß das Los der guten und bösen, der Fürsten und Armen nach dem Tode gleich sei. Die Vergeltung für schlechte und der Lohn für gute Taten spielten keine Rolle. Eine Ausnahme machen in der Schlacht Gefallene; sie hatten reines Wasser statt trübem Wasser zur Verfügung.

 
MaMoe:

@Ecki: Die einzige Identität eines Volkes ist ihre

 
21.04.02 16:22
Kultur ... die gesamte Diskussion könnte durchaus äußerst interessant werden ...

Daher bin ich tatsächlich der Meinung, dass rituelle Menschenopfer als keinesfalls menschenverachtend aus dem Blickwinkel eines an dieser Kultur teilhabenden Individuums zu sehen sind ... Sie sind Teil der Identität dieses Volkes. Ein Absprechen dieser Identität würde in weitester Form ein Untergang der Kultur und somit dieses Volkes bedeuten ...

Wie ich oben schon geschrieben hab: aus dem Blickwinkel des Europäers möge diese Art von gelebter Kultur barbarisch erscheinen, aber der Aussenstehende sollte es tunlichst vermeiden seine vorgebildete Meinung auf das besprochene Volk zu übertragen ... das haben im Altertum genug Kreuzritter auf ihren Kreuzzügen versucht ... es gibt Hunderte von Beispielen, die genau diesen Punkt belegen: "Befohlene Umerziehung = geht in die Hose" ...

Es ist korrekt, dass Unterdrückte meistens (bzw. so gut wie immer) nicht die Fähigkeit bzw. Gelegenheit besitzen ihre Situation zu artikulieren ... aus dem einfachen Grunde, da sie mit dem Überleben an sich selbst genug zu tun haben ... zum Sprachrohr der Entrechteten machen sich aber meistens andere, mit vollkommen anderen Hintergedanken ...

Das größte Problem scheint mir aber die Definition von "Menschenrecht" und "Moral" zu sein ... das diese Definitionen von den jeweiligen Umständen eines Lebensraumes und den darin festsitzenden Individuen abhängig ist scheint spätestens mit Aufstieg und Fall Adolfs in Deutschland eindeutig klar zu sein ... daher komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass es keinesfalls zulässig sein kann Maßstäbe einer Kultur bzgl. "Menschenrechte" und "Moral" auf die andere zu übertragen ...

Für mich ist daher Barbarei, sofern sie auf kulturellem Kontext beruht und zur Aufrechterhaltung einer gelebten Kultur und somit der Identität eines Volkes dient, akzeptabel ... diese Aussage kann ich unterschreiben ...

MaMoe ...
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