NordLB bleibt auf georderten Aktien sitzen
13. Mrz 11:31
Die Bankenszene schüttelt den Kopf über die NordLB: Sie kaufte in großem Stil Aktien für einen Kunden - der nun die Abnahme der Papiere verweigert. Dem Vernehmen nach steckt der einstige Vorzeige- Unternehmer Lars Windhorst dahinter.
Gut 15 Prozent am Handyzulieferer Balda, 13 Prozent am Klinikbetreiber Curanum und 20 Prozent am Systemhaus Euromicron: Die Norddeutsche Landesbank hat sich groß eingekauft bei mehreren Mittelständlern – wider Willen. Denn die insgesamt 13 Millionen Aktien wollte gar nicht die NordLB haben.
Eine seltsame Geschichte, die sich die Landesbank im Moment noch nicht richtig erklären kann. Den Händler, der offenbar ohne Absprache die Fehlkäufe für mehr als 100 Millionen Euro getätigt hat, hat sie jedenfalls gefeuert, wie das «Handelsblatt» berichtet. Nach Angaben der Bank kaufte sie die Aktien für einen Kunden ein, der sie nun aber nicht abnehmen wolle. Man befinde sich in Gesprächen mit dem Investor.
Zur Identität wollte die NordLB keine Angaben machen. Finanzkreisen zufolge handelt es sich um die Investmentfirma Vatas – einer ihrer Geschäftsführer ist der einstige Vorzeige-Jungunternehmer Lars Windhorst. Vatas äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall.
Wirft NordLB die Pakete auf den Markt?
Was die NordLB nun mit den Aktienpaketen vorhat, wollte ein Sprecher nicht sagen: «Die Gespräche mit dem Kunden laufen.» Ziel sei weiterhin, dass der Kunde die Aktien abnimmt. Immerhin hat die Bank bereits Vorsorge getroffen für den Fall, dass sie auf den Papieren sitzen bleibt: Da ein großer Teil der Käufe im vergangenen Jahr erfolgt ist, hat die Bank für alle drei Werte zusammen in der Bilanz für 2007 Rückstellungen über 82,5 Millionen Euro gebildet, weil die Papiere längst nicht mehr das wert sind, was die NordLB dafür bezahlt hat.
Die ganze Sache bringt auch die betroffenen Firmen in Bedrängnis. Bei Balda ist die NordLB durch die Geschichte zum größten Einzelaktionär geworden. Der Handyzulieferer – dessen Aktienkurs in den vergangenen Wochen wegen einer drohenden Zahlungsunfähigkeit ohnehin deutlich gefallen ist – muss nun fürchten, dass die NordLB sich mit einem Schlag von den Anteilen trennt, was den Kurs erheblich unter Druck brächte. Am Markt wird über einen solchen Aktienverkauf schon spekuliert: Balda verloren am Mittwoch mehr als sechs Prozent und gaben am Donnerstag weiter nach.
Vorgehen der NordLB verwundert Insider
In Bankenkreisen wundert man sich darüber, wie das Geschäft zustande kam. Schließlich kaufte die Bank schon vor längerer Zeit die Aktien zusammen, meldete dies in einer börsenpflichtigen Mitteilung aber erst jetzt. Insider vermuten, dass der Investor die Kauforder womöglich nur mündlich erteilt hat oder gar nicht garantiert hat, die Aktien abzunehmen, sondern sich nur eine Option auf die Papiere einräumen ließ. Damit sähe sich der NordLB-Kunde nun nicht in der Pflicht, die Aktien abzunehmen.
Das lässt die Bank aber in einem äußerst schlechten Licht dastehen – zumal, wenn es sich bei dem Kunden tatsächlich um Vatas bzw. Lars Windhorst handeln sollte. Windhorst, in den 90ern als Wirtschafts-Wunderknabe gefeiert und in der Politik herumgereicht, geriet später unter Betrugsverdacht, verspekulierte sich mit Projekten in Asien und musste Insolvenz für fast alle seine Firmen und für sich privat anmelden. Angesichts dieser Vorgeschichte sehe die NordLB «ziemlich dumm» aus, zitierte die «Financial Times Deutschland» einen nicht namentlich genannten Manager der Landesbank.
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