An den deutschen Aktienmärkten wird zum Handelsauftakt mit Gewinnen gerechnet. Die Vorgaben aus Japan und den USA sollten die Stimmung in Frankfurt beflügeln. Frankfurt am Main - Vor Börseneröffnung in Frankfurt standen die Weltleitbörsen im Blickpunkt der Händler: In den USA verzeichneten Dow Jones und Nasdaq am Freitag deutliche Gewinne, der Nikkei legte am Montag annähernd sechs Prozent zu.
Auch charttechnisch sieht der Dax wieder besser aus. Nachdem der deutsche Leitindex in den vergangenen Handelstagen in einer Spanne um 4800 bis 5000 bewegte, durchbrach das Börsenbarometer am Freitag die 5000-Punkte-Linie deutlich und könnte seine Erholung weiter fortsetzen.
Mahnende Stimmen kamen allerdings von den Analysten des Bankhauses HSBC Trinkaus & Burkhardt. Sie sehen die Gefahr, dass es neue Überraschungen durch fragwürdige US-Bilanzierungspraktiken geben könnte. Vorsicht sei bis April angesagt, "wenn die US-Quartalsergebnisse eine Erleichterungsrallye auslösen könnten".
Die am Donnerstag anstehende Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird von Händlern hingegen als nicht marktbeeinflussend angesehen. Kaum ein Börsianer erwartet eine Änderung des Leitzinssatzes. Auch Aktienanalyst Hans-Peter Wodniok von der Credit Lyonnais geht von gleich bleibenden Zinssätzen aus. "Die Börsen scheinen ohnehin relativ immun zu sein, egal was die EZB macht."
In den USA werden am Mittwoch unter anderem vom "Beige Book", dem Wirtschaftsbericht der US-Notenbank, neue Erkenntnisse über die Konjunkturentwicklung erwartet. Erst gegen Ende der Woche kommen neue Daten vom US-Arbeitsmarkt, die die DZ Bank neben den an diesem Montag erwarteten deutschen Industrieaufträgen zu den "wichtigsten Informationen" rechnet.
Von den im Dax notierten Unternehmen legt die Deutsche Telekom am Dienstag vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2001 vor. Analyst Helmer rechnet damit, dass Telekom-Chef Ron Sommer trotz des gescheiterten Kabelnetz-Verkaufs an Liberty Media einen positiven Ausblick geben wird. "Die Telekom könnte stattdessen auch Immobilien verkaufen oder ihre Beteiligung an der France Telecom verringern."
Auch Fresenius, Fresenius Medical Care und Continental werden sich in dieser Woche zu ihren Ergebnissen im Jahr 2001 äußern. Bei Henkel und Adidas stehen Bilanz-Pressekonferenzen an. Epcos lädt am Mittwoch zur Hauptversammlung.
Kursfeuerwerk in Tokio - Feste Börsen in New York
Die US-Börsen sind am Freitag nach einer Reihe positiv aufgenommener Konjunkturzahlen deutlich fester aus dem Handel gegangen. Der Dow Jones stieg bis Handelsschluss um 2,6 Prozent auf 10.368 Punkte. Dies war der höchste Schlusskurs seit Ende August. Der marktbreitere S&P-500-Index kletterte um 2,3 Prozent auf 1131 Punkte. Die Nasdaq gewann 4,1 Prozent auf 1802 Zähler.
Der ISM-Einkaufsmanagerindex war im Februar unerwartet auf 54,7 Punkte gestiegen nach 49,9 Punkten im Januar. Damit sei der Index zum ersten Mal seit Juli 2000 über die Marke von 50 Punkten gestiegen, teilte das Institute for Supply Management (ISM) am Freitag in Washington mit. Ein Wert über 50 Punkte deutet auf eine Expansion der wirtschaftlichen Aktivität im verarbeitenden Gewerbe hin. Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs auf 51,1 Punkte im Februar erwartet.
Die Einkommen privater Haushalte in den USA sind im Januar so stark gestiegen wie seit Juli 2001 nicht mehr. Wie das Handelsministerium am Freitag in Washington mitteilte, stiegen die Einkommen um 0,4 Prozent zum Vormonat. Der Anstieg fiel stärker aus als von Volkswirten erwarten. Die Experten hatten im Durchschnitt mit einem Plus von 0,1 Prozent gerechnet.
Japans Börse verzeichnet satte Aufschläge
Die Aktienbörse in Tokio ist mit einem wahren Kursfeuerwerk in die Woche gestartet. Der Nikkei-Index für 225 führende Aktienwerte schoss steil um 5,9 Prozent nach oben und schloss erstmals seit dem 26. November über der psychologisch wichtigen Marke von 11.000 Punkten.
Als Grund nannten Händler zum einen die positive Vorgabe der Wall Street vom Freitag. Zum anderen gebe es Hoffnung auf einen beschleunigten Abbau der massiven Problemkredite im angeschlagenen Bankensektor, nachdem das mittelgroße Bauunternehmen Sato Kogyo zuvor unter einem Schuldenberg zusammengebrochen und mit acht Tochterfirmen Gläubigerschutz hatte beantragen müssen. Vor rund drei Jahren hatten die Gläubigerbanken dem maroden Konzern noch einen großzügigen Schuldenerlass gewährt.
Die erneute Liquidierung eines börsennotierten Unternehmens sehen Experten denn auch als positives Signal für die Bereinigung strukturschwacher Branchen wie der Bauindustrie, nachdem erst vor drei Monaten der Baukonzern Aoki zusammengebrochen war. Es gilt als Hoffnungszeichen, dass sich die Banken des Landes ihrer noch immer massiven Problemkredite verstärkt entledigen werden.
Am Handelsende notierte der Nikkei-Index einen satten Gewinn von 638,22 Punkten beim Stand von 11.450 Zählern. Der breit angelegte Topix verzeichnete einen ebenfalls massiven Aufschlag von 48,87 Punkten oder 4,7 Prozent beim Schlussstand von 1079 Zählern.