Kupfer gehörte in diesem Jahr bislang sicherlich nicht zu den spannendsten Märkten. Immerhin bewegen sich die Notierungen des roten Metalls seit Jahresbeginn bis dato in einer relativ engen Trading-Range zwischen 8.000 und 8.600 Dollar je Tonne und man kann sich nur schlecht des Eindrucks erwehren, dass es sich dabei um die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm handelte. Die entscheidende Frage in diesem Zusammenlang lautet daher: In welche Richtung wird die demnächst aller Voraussicht nach dynamischere Entwicklung verlaufen?
LME-Lagerbestände vor Erholung
Das größte (und letztlich auch einzige) Argument für steigende Kupfer-Notierungen sind die zuletzt erkennbar rückläufigen Lagerbestände an der London Metal Exchance (LME). In der Tat sind die Londoner Kupfer-Vorräte, die in der ersten Jahreshälfte 2011 relativ konstant zwischen knapp 400.000 und rund 470.000 Tonnen bewegten, seither regelrecht kollabiert. Zur Stunde befinden sich gerade einmal noch 235.000 Tonnen des roten Metalls in den entsprechenden Lagerhallen. Einige Experten führen diese Entwicklung primär auf eine robuste Nachfrage zurück. Tatsache ist aber vielmehr, dass der Rückgang der Lagerstände vornehmlich auf ein geringeres Primärangebot zurückzuführen ist. Wer sich wie wir die Mühe macht, die Produktion der großen Kupfer-Konzerne genauer unter die Lupe zu nehme, dem dürfte aufgefallen sein, dass der Ausstoß an rotem Metall in den zurückliegenden Monaten teilweise sogar recht erheblich zurückgegangen ist. Bei vielen Gesellschaften war dies auf Wartungs- und Modernisierungsmaßnahmen in den betreffenden Lagerstätten zurückzuführen, die zum Großteil abgeschlossen sind. Und da die Kupfer-Notierungen immer noch hoch genug sind, um das Metall rentabel fördern zu können, dürfte die Minen-Produktion demnächst wieder steigen und mit ihr auch die LME-Lagerbestände. Abgesehen davon ist die Höhe der Lagerbestände für die Kurs-Entwicklung natürlich nicht völlig gleichgültig. Dennoch fällt auf, dass die Kupferpreise zwischen Sommer und Herbst völlig unter die Räder geraten sind, obwohl die Vorräte in diesem Zeitraum gesunken sind. Daher kommt man nicht umhin festzustellen, dass für die Preisentwicklung beim roten Metall vor allem die konjunkturellen Rahmenbedingungen ausschlaggebend sind. Und diesbezüglich sieht es alles andere als erfreulich aus: Halb Europa ist mittlerweile in der Rezession versunken. In den USA sieht es zwar etwas besser aus, aber die jüngsten volkswirtschaftlichen Daten zeigen, dass auch in Übersee in Sachen Wirtschaftswachstum nur mit Wasser gekocht wird. Und in China werden die Wachstumsprognosen beinahe monatlich zurückgeschraubt.
China üppig versorgt
Apropos China: Bisher war der Kupfer-Hunger im Reich der Mitte stets DAS Argument für steigende Notierungen schlechthin. Doch dieser Trumpf sticht derzeit nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Befanden sich in den Lagerhallen in Shanghai im vierten Quartals 2011 durchschnittlich lediglich rund 200.000 Tonnen des Industriemetalls, sind die Bestände mittlerweile auf 530.000 Tonnen angeschwollen. Der chinesische Markt ist somit momentan mehr als üppig versorgt und das führt zu einem Phänomen, das man vor Jahren noch für völlig ausgeschlossen gehalten hat. Peking hat nämlich beschlossen, einen Teil seiner zuvor importierten Kupferbestände angesichts der im Zusammenhang mit der Abschwächung des Wirtschaftswachstums stehenden rückläufigen Nachfrage wieder zu veräußern. Damit wird China anders als früher nicht mehr die Londoner Lagerhallen leer kaufen sondern auffüllen. Und wenn das globale Wirtschaftswachstum nicht demnächst wieder zu einem neuerlichen Höhenflug ansetzt (wonach es beim besten Willen nicht aussieht), wird die sinkende Nachfrage auf ein recht hohes Angebot treffen. Deutlich fallende Kupfer-Notierungen sind dann eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, vor allem da die Wahlen in Griechenland und in Frankreich vom vergangenen Wochenende für ein erhöhtes Maß an Unsicherheit sorgen werden, die nicht nur die Aktienmärkte sondern eben auch die Preise für das rote Metall belasten sollten. Schließlich laufen die Kurse der Dividenden-Papiere im Regelfall Hand in Hand mit den Kupfer-Notierungen.
Saisonalität bis auf weiters bärisch
Dass dem so ist, beweist auch der Blick auf den jahreszeitlichen Preisverlauf beim roten Metall. Von daher gilt für Kupfer ebenso wie für Aktien die altbekannte Börsenweisheit Sell in May an go away. Und in der Tat legen die Kupferpreise zwischen Mitte Mai und Ende Juni regelmäßig den Rückwärtsgang ein, bevor es ab Ende Oktober zur fast schon üblichen Jahresend-Rallye kommt. Unter jahreszeitlichen Aspekten muss mithin bis auf weiteres mit erkennbar nachgebenden Kupfer-Notierungen gerechnet werden.
Charttechnik tendenziell bärisch
Nicht ganz so eindeutig präsentiert sich die technische Ausgangslage, wobei auch diese als tendenziell bärisch bezeichnet werden kann. Der Aufwärtstrend seit Herbst letzten Jahres ist zwar noch knapp intakt. Aber das Gleiche gilt auch für den Abwärtstrend seit Anfang 2012. Im Zuge der jüngsten Rücksetzer wurde die 38-Tage-Linie nach unten durchbrochen, was weiteren Verkaufsdruck impliziert. Zur Stunde kämpft das rote Metall mit seiner 200-Tage-Linie, wobei die Chancen, dass diese verteidigt werden kann, alles andere als gut stehen. Immerhin haben sich sowohl das Momentum als auch der RSI in den bärischen Bereich vorgearbeitet. Erschwerend kommt hinzu, dass der MACD und die Stochastik unmittelbar davor stehen, ein Verkaufssignal zu generieren. Sollten die Bären wenigstens kurzfristig die Oberhand gewinnen, dürfte es schwer werden, den überaus wichtigen Support bei 8.000 Dollar je Tonne zu halten. Und wenn dieser Support nicht hält, kann sich der Markt schnell in Preisbereichen von 7.000 oder gar 6.000 Dollar wieder finden. Alles in allem bieten Investments, mit denen man auf fallende Kupfer-Kurse spekuliert, ein vernünftiges Chance/Risiko-Verhältnis.
Auf fallende Notierungen in beiden Depots setzen
Nicht zuletzt deshalb haben wir uns dazu entschlossen, übergeeignete Zertifikate in beiden Depot auf nachgebende Kupfer-Kurse zu setzen. Für den konservativen Bereich wählen wir das Reverse Capped Bonus Zertifikat der DZ Bank mit der WKN DZ3MCR. Die Bonus-Barriere ist mit 10.000 US-Dollar unseres Erachtens weit genug von den aktuellen Notierungen entfernt, um die Bonuszahlung am Ende der Laufzeit (31.12.2013) nicht ernsthaft zu gefährden, zumal das rote Metall in den vergangenen Jahren nur an wenigen Handelstagen über dieser Marke notierte. Bei einem Bonuslevel bei 5.569,30 Dollar ergibt sich eine Bonuszahlung von 132,90 Euro. Ausgehend vom aktuellen Kurs des Derivats bedeutet dies eine mehr als vernünftige Bonus-Rendite von 23,18 Prozent. Dass der Bonus-Level gleichzeitig als Cap fungiert, stellt nach unserem Dafürhalten kein Hindernis dar. Denn sehr viel unter die genannte Marke dürfte Kupfer in den kommenden rund eineinhalb Jahren nicht nachgeben. Der Spread ist mit 0,46 Prozent sehr moderat, vor allem wenn man berücksichtigt, dass es sich um ein gegen Währungsschwankungen abgesichertes Produkt handelt. Wir ordern daher über Scoach an der Frankfurter Börse 30 Stücke ohne Limit.
Für das spekulative Depot haben wir uns für ein Turbo-Short-Produkt auf das rote Metall der Societe Generale mit der WKN SG2EC8 entschieden. Bei einem Basispreis von derzeit 9.808,11 Dollar sowie einem integrierten Stopp-Loss bei 9.429,13 Dollar weist das Open-End-Produkt eine Hebelwirkung von 5,14 auf. Damit ist der Schein nicht zu aggressiv, verspricht aber selbst bei lediglich überschaubaren Kurs-Rücksetzern bei Kupfer immer noch eine vernünftige Rendite. Wir ordern ebenfalls über Scoach an der Frankfurter Börse 200 Stücke des entsprechenden Zertifikats ohne Limit. Vom Setzen eines Stopps sehen wir vorerst noch ab.
Dieser Artikel ist erschienen im Derivate pdf-Magazin. | 08.Mai 2012