Beim Entsorgen diverser Börsenliteratur ist mir gerade das investormagazin vom März 2000 in die Hände gefallen. Das Vorwort des Chefredakteurs Volker U. Meinel löst doch direkt Nostalgiegefühle aus (wobei sich der Bogen zu seinem letzten Satz schließt...):
"Rein in Aktien" - ein von mir seit Jahren vielerorts propagierter Spruch nimmt in den ersten Wochen des neuen Jahres groteske Züge an. Es ist ein Sturm auf Aktien entstanden, dessen Dynamik ich unterschätzt habe. Aktien sollte man nich nicht nur haben, man muss sie haben.
Doch genau das macht mir Angst. Überall wird freudestrahlend von der lang ersehnten, endlich aufgetauchten Aktienkultur in Deutschland gesprochen. Erkennen kann ich sie freilich nicht. Wer die rasant zunehmende Zahl von Daytradern, den verstärkten Run auf riskante Hightech-Werte sowie die vermehrte Gier der Anleger als ein Aufkommen von Kultur im Aktienwesen sieht, definiert oberflächlich - ja falsch.
Die Deutschen sind nur auf den ersten Blick zu einem Aktienvolk geworden. Wer tiefer blickt, erkennt, dass sie vielmehr nun endlich ihre im Verborgenen vorhandene Zockermentalität auf einer seriös anmutenden Plattform, nämlich der Börse, ausleben. In gleichem Klang nämlich, wie die Spielhöllen von schwindenden Kundenzahlen berichten, steigt die Liste der vermeintlichen "Aktionäre". Ich sehe weit und breit keine Kultur, wenn etwa Anleger über eine "Zehn-Prozent-Chance" lächelnd kontern: "Was, nur?". Ich habe viele Neuinvestoren getroffen, die angestachelt von Erfolgen der Kollegen, diese nun am liebsten rechts überholen wollen. Das geht nur mit "heißen" Papieren. In kürzerer Zeit, mehr Gewinn... Da locken Optionsscheine, auch wenn man gerade mal weiß, was eine Aktie ist. Da beleihen Anleger ihre Lebensversicherung, kaufen verstärkt auf Kredit. Aktien und überall spricht man von Aktienkultur.
Natürlich verbirgt der Aktienmarkt große Chancen gerade in dem Hightech-Bereich. Doch sind die Deutschen wirklich richtig an die Aktie herangeführt worden? Ich hoffe sehr, dass es sich nicht rächt und der schnell alt gewordene Säugling Anleger nicht plötzlich wieder seinen Schnuller verlangt und am liebsten noch einmal von vorne anfangen würden.
Na ja, trotzdem
Gruß vom
Happy End
"Rein in Aktien" - ein von mir seit Jahren vielerorts propagierter Spruch nimmt in den ersten Wochen des neuen Jahres groteske Züge an. Es ist ein Sturm auf Aktien entstanden, dessen Dynamik ich unterschätzt habe. Aktien sollte man nich nicht nur haben, man muss sie haben.
Doch genau das macht mir Angst. Überall wird freudestrahlend von der lang ersehnten, endlich aufgetauchten Aktienkultur in Deutschland gesprochen. Erkennen kann ich sie freilich nicht. Wer die rasant zunehmende Zahl von Daytradern, den verstärkten Run auf riskante Hightech-Werte sowie die vermehrte Gier der Anleger als ein Aufkommen von Kultur im Aktienwesen sieht, definiert oberflächlich - ja falsch.
Die Deutschen sind nur auf den ersten Blick zu einem Aktienvolk geworden. Wer tiefer blickt, erkennt, dass sie vielmehr nun endlich ihre im Verborgenen vorhandene Zockermentalität auf einer seriös anmutenden Plattform, nämlich der Börse, ausleben. In gleichem Klang nämlich, wie die Spielhöllen von schwindenden Kundenzahlen berichten, steigt die Liste der vermeintlichen "Aktionäre". Ich sehe weit und breit keine Kultur, wenn etwa Anleger über eine "Zehn-Prozent-Chance" lächelnd kontern: "Was, nur?". Ich habe viele Neuinvestoren getroffen, die angestachelt von Erfolgen der Kollegen, diese nun am liebsten rechts überholen wollen. Das geht nur mit "heißen" Papieren. In kürzerer Zeit, mehr Gewinn... Da locken Optionsscheine, auch wenn man gerade mal weiß, was eine Aktie ist. Da beleihen Anleger ihre Lebensversicherung, kaufen verstärkt auf Kredit. Aktien und überall spricht man von Aktienkultur.
Natürlich verbirgt der Aktienmarkt große Chancen gerade in dem Hightech-Bereich. Doch sind die Deutschen wirklich richtig an die Aktie herangeführt worden? Ich hoffe sehr, dass es sich nicht rächt und der schnell alt gewordene Säugling Anleger nicht plötzlich wieder seinen Schnuller verlangt und am liebsten noch einmal von vorne anfangen würden.
Na ja, trotzdem
Gruß vom
Happy End