KPMG will sich stärker gegen Betrug wehren

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chrismitz:

KPMG will sich stärker gegen Betrug wehren

 
11.04.02 18:52
Als Konsequenz aus den zunehmenden Firmenpleiten in Deutschland hat KPMG-Chef Harald Wiedmann die Möglichkeit unabhängiger Sonderprüfungen gefordert.
rtr FRANKFURT. Als Konsequenz aus den zunehmenden Firmenpleiten in Deutschland hat KPMG-Chef Harald Wiedmann die Möglichkeit unabhängiger Sonderprüfungen gefordert. Zugleich sprach sich der Vorstandssprecher der größten deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am Donnerstag dafür aus, dass Bilanzprüfer künftig Betrugsfälle ihrer Mandanten melden dürfen.

Wiedmann ging auf der Bilanzpressekonferenz seines Hauses in Frankfurt eingehend auf den jüngsten Skandal um den Münchener Telematik-Anbieter Comroad ein, für dessen Bilanzen die KPMG bis vor Kurzem verantwortlich war. Die am Neuen Markt gelistete Comroad hat nach neuesten Erkenntnissen offenbar nicht existierende Geschäfte verbucht und dadurch fast den kompletten Umsatz nur vorgetäuscht. Die KPMG hatte das Mandat Anfang des Jahres niedergelegt.

Das Jahr 2001 schloss KPMG selbst mit einem Umsatzsprung ab, der den Konzern nach eigener Darstellung an die Spitze der hiesigen Branche brachte. Wiedmann hält weiter an der geplanten Kooperation mit dem Konkurrenten Andersen in Deutschland fest, obgleich vergleichbare Vorhaben bereits in zahlreichen Ländern scheiterten. Im Plan liege auch die Ausgliederung der deutschsprachigen Consulting-Sparte, sagte er.

"Werden auch künftig Betrügern aufsitzen"

Die KPMG war zuletzt nicht nur im Zusammenhang mit Comroad in die Schlagzeilen geraten, sondern auch bereits als früherer Prüfer bei Philipp Holzmann oder der Bohrgeräte-Firma Flowtex, bei der ebenfalls Luftbuchungen entdeckt worden waren. Wiedmann betonte, dass die KPMG und auch andere Prüfer gegen Betrugsfälle niemals gefeit seien. "Einem Betrüger - und ich sage das offen - dem werden wir auch in Zukunft aufsitzen. Wir haben bei einem Betrug im Normalfall keine Chance."

Comroad hatte Geschäftsverbindungen in Hongkong ausgewiesen, die gar nicht existierten. Eine Sonderprüfung ergab nun, dass von dem für 2001 angegebenen Umsatz von 93,6 Mill. nur 1,drei Mill. nachgewiesen werden konnten. Die KPMG hatte einen zweifelhaften asiatischen Comroad-Partner laut Wiedmann überprüft und dabei festgestellt, dass es den angegebenen Handelsregister-Eintrag der Firma nicht gab. Daraufhin legte die Gesellschaft ihr Comroad-Mandat nieder. Ex-Comroad-Chef Bodo Schnabel sitzt bereits seit längerem in Untersuchungshaft.

Nach Darstellung Wiedmanns fungierte der Hongkonger "Geschäftspartner" als "Hersteller, Verteiler und Finanzier" zugleich. "Das ging nicht mit normalen Dingen zu." Als KPMG den asiatischen Partner habe näher untersuchen wollen, seien die Prüfer permanent abgewimmelt und mit Ausreden hingehalten worden. "Da kamen immer wieder Ausflüchte. Und dann haben wir gesagt: Jetzt reicht's."

Verschwiegenheitspflicht verbietet Strafanzeigen

Die Abgabe eines Mandats wie bei Comroad sei in Deutschland derzeit für die Wirtschaftsprüfer die einzige Möglichkeit, um auf Missstände bei Mandanten aufmerksam zu machen. "Das ist bisher einmalig in Deutschland und das hat sicherlich auch dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft so schnell aktiv wurde." Auf Grund der Verschwiegenheitspflicht dürften Wirtschaftsprüfer mit Ausnahme bei Geldwäsche keine Betrugsfälle anzeigen, was den Handlungsspielraum einschränke. "Mir wäre es lieb, wenn wir die Möglichkeit hätten, die Wertpapieraufsicht zu benachrichtigen."

Wiedmann sprach sich auch nachdrücklich dafür aus, dass in Deutschland Sonderprüfungen von unabhängiger Stelle wie etwa dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Auftrag gegeben werden können. Dies könne etwa bei Bewertungsfragen oder in besonderen Verschuldungsfällen geschehen. "Solche Dinge stärken das Vertrauen in der Öffentlichkeit und die Stellung des Prüfers." Die jüngsten Pleiten von Holzmann oder Kirch waren vor allem durch überbewertete Immobilien oder immense Verbindlichkeiten ausgelöst worden.

Weiter zweistelliges Wachstum nach Rekordjahr 2001

Nach einem Umsatzwachstum von 25 Prozent auf rund 1,5 Mrd. erwartet Wiedmann auch 2002 zweistellige Wachstumsraten bei KPMG Deutschland. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg im Vorjahr um knapp 18 Prozent auf 35,5 Mill. Im Plan liege das Vorhaben der KPMG, die deutschsprachige Beratungssparte komplett zu verselbstständigen und zu verkaufen. "Wir suchen einen Erwerber und gehen davon aus, dass wir den Vorgang bis Ende Juni abgeschlossen haben", sagte Wiedmann, ohne Details nennen zu wollen. Es wird bereits seit längerem darüber spekuliert, dass KPMG Deutschland das Consulting-Geschäft an die börsennotierte Schwester in den USA verkauft.

Zuversichtlich zeigte sich Wiedmann über das Vorhaben, die KPMG in Deutschland mit dem Konkurrenten Andersen zu verbinden. Die Gespräche seien auf sehr gutem Wege, er rechne nicht mit einem kartellrechtlichen Verbot im Falle einer Fusion, fügte Wiedmann hinzu. Andersen steckt in den USA nach der Pleite des Mandanten Enron tief in der Krise und wollte die Töchter außerhalb Amerikas mit den KPMG-Standorten verschmelzen. Dieses Vorhaben ist in vielen Ländern aber schon gescheitert.

cap blaubär:

und datt sdk dazu

 
11.04.02 19:05
Comroad AG: SdK fordert KPMG zur umfassenden Aufklärung auf
Testate von 1999 und 2000 müssen zurückgezogen werden

Die SdK hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zu einer umfassenden Aufklärung  ihrer Rolle  im Comroad-Skandal aufgerufen. Die SdK vermutet eine nicht unerhebliche  Mitverantwortung der Prüfer dafür, dass die Firma mit Scheingeschäften über Jahre Anleger täuschen konnte.
Erhärtet wird diese Vermutung, da die SdK Einblick in den internen Prüfungsbericht der KPMG zum Jahresabschluss 1999 nehmen konnte, der dem Anlegermagazin Börse Online vorliegt. Aus diesem Bericht geht hervor, dass bei Comroad kein Überwachungssystem gemäß § 91 Absatz 2 Aktiengesetz eingerichtet war, mit dem „den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden“ konnten. Ebenso werden organisatorische Verbesserungen in der Buchhaltung für notwendig gehalten. Weiter ist dem Bericht die Funktion der VT Electronics, Hongkong zu entnehmen. Sie wird schon in diesem Bericht als Hauptlieferant erwähnt, an den zum Jahresende 3,1 Millionen DM Anzahlungen geleistet worden waren. Der Bericht trägt das uneingeschränkte Testat.
Die SdK ist der Ansicht, dass bei einem Umsatz von 20 Millionen sowie 3,1 Millionen DM Anzahlungen Nachforschungen zur Bonität der VT Electonics zwingend gewesen wären.
Im Jahresabschluß 2000, in dem rund 43 Millionen Euro Umsatz ausgewiesen sind, hat die VT Electronics eine noch bedeutendere  Rolle gespielt. Trotzdem hat man bei KPMG die Existenz der Gesellschaft – die nie bestanden hat – nicht überprüft.

Obwohl bereits über das gesamte Jahr 2001 Zweifel an der Seriosität der Comroad AG bestanden hatten, hat die KPMG offensichtlich erst auf Grund der Berichte in Börse Online  im Februar 2002 Überprüfungen eingeleitet und das Mandat daraufhin niedergelegt.
Bis heute sind jedoch die uneingeschränkten Testate für die offensichtlich falschen Jahresabschlüsse der Jahre 1999 und 2000 nicht zurückgezogen worden.
Die SdK verlangt eine sofortige Aufklärung der Vorgänge. Solange diese nicht allumfassend erfolgt ist, wird die SdK einer Wahl der KPMG als Wirtschaftsprüfer bei anderen börsennotierten Gesellschaften widersprechen.

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Quellen:

Aus dem internen Prüfungsbericht der KPMG zum Jahresabschluss der Comroad AG

Seite 4
II. Unrichtigkeiten und Verstöße gegen Vorschriften zur Rechnungslegung und sonstige Vorschriften

Gemäß § 91 Abs. 2 AktG obliegt dem Vorstand die Verpflichtung, geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden. Ein solches Überwachungssystem liegt nicht in operationalisierter Form vor. Der Vorstand bestätigte uns gegenüber allerdings, dass aufgrund der Größe des Unternehmens und der damit zusammenhängenden Überschaubarkeit bestandsgefährdende Entwicklungen seitens des Vorstands unmittelbar und früh erkannt werden. Wir haben den Vorstand darauf hingewiesen, dass mit zunehmender Größe des Unternehmens die Einrichtung eines entsprechenden Früherkennungssystems unabdingbar ist, um den gesetzlichen Anforderungen zu genügen.

Seite 6
I. Buchführung und weitere geprüfte Unterlagen

Die Bücher der Gesellschaft sind grundsätzlich ordnungsgemäß geführt. Die Belegfunktion ist grundsätzlich erfüllt. Wir haben allerdings im Verlauf unserer Prüfung festgestellt, dass organisatorische Verbesserungen notwendig sind, um die Vollständigkeit und Nachvollziehbarkeit des Buchungsstoffes in angemessener Zeit und mit vertretbarem  Aufwand sicherzustellen, dies auch im Hinblick auf die angestrebte Geschäftsausweitung der Gesellschaft. Ferner sind diesbezüglich die kurzen Abgabefristen für die Quartalsabschlüsse am Neuen Markt zu beachten. Die Buchführung und die weiteren geprüften Unterlagen entsprechen nach unseren Feststellungen den gesetzlichen Vorschriften.
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chrismitz:

up o.T.

 
12.04.02 08:59
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