Konjunkturindikatoren verstehen - leicht gemacht

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das Zentrum d.:

Konjunkturindikatoren verstehen - leicht gemacht

 
27.11.01 08:18
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Wann kommt der konjunkturelle Aufschwung? Diese Frage bewegt die Gemüter und die Kurse. Aber obwohl sich eine Heerschar von Experten bemüht, weiß niemand mit Sicherheit die richtige Antwort.

Doch genau diese Unsicherheit macht das Thema so spannend. Denn wer sich mit halbwegs richtigen Prognosen einen Namen macht, rückt ins Rampenlicht. Sei es als Wirtschaftsweiser oder als Börsenguru - mit den passenden Vorhersagen zum Konjunkturverlauf lässt sich gutes Geld verdienen.

Konjunkturprognosen sind schwer, aber lohnend

Die Sache hat aber wie erwähnt den Haken, dass solche Prognosen oft mehr an Kaffeesatzleserei erinnern als an wissenschaftliches Arbeiten. Die allgegenwärtige Skepsis kommt in einem Bonmot des deutschen Satirikers Karl Garbe zum Ausdruck: "Konjunkturprognosen sind die verstoßenen Kinder der Wettervorhersage", gab er einst zum Besten und traf damit den allgemeinen Tenor auf den Punkt.

Aber ähnlich wie ihre Pendants beim Wetterdienst geben auch die Konjunkturforscher nicht auf. Aktuell setzen Volkswirte und Börsianer allgemein auf eine wirtschaftliche Erholung im Jahr 2002. Beim Versuch abzuschätzen, ob sich diese Erwartungshaltung bestätigt, kommen die Konjunkturindikatoren ins Spiel. Ihre Aufgabe wird darin gesehen, verlässliche Hinweise auf den Zustand der Konjunktur zu geben.

Vorlaufende Indikatoren besonders gefragt

Unterschieden wird zwischen vorlaufenden (leading), gleichlaufenden (coincidet) und nachlaufenden (lagging) Indikatoren (indicators). Die wertvollsten Hilfestellungen, speziell für die Akteure an den Finanzmärkten kommen dabei von den leading indicators. Der Vorzug von Größen wie Auftragseingänge, Konsumerwartungen und Geschäftsklimaindizes besteht darin, bereits frühzeitig auf konjunkturelle Entwicklungen hinzuweisen. Da an den Finanzmärkten bekanntlich die Zukunft gehandelt wird, genießen sie bei Börsianern die größte Wertschätzung. Das Problem ist natürlich, dass sie wegen ihres vorlaufenden Charakters auch häufig Fehlsignale aussenden.

Eine weitere Hürde bei der Interpretation von Konjunkturindikatoren besteht darin, dass tendenziell gleichgerichtete Zahlen eines Indikators bei unterschiedlichen Ausgangslagen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu ganz verschiedenen Kursreaktionen führen können. Ebenfalls interessant zu beobachten ist es auch, dass einzelne Konjunkturindikatoren im Zeitablauf an Gewicht gewinnen oder verlieren können. In Stein gemeißelt ist folglich niemals etwas in Sachen Konjunkturindikatoren.

Diese Behauptung trifft hoffentlich auch auf das Verhältnis zwischen den Konjunkturzahlen aus den USA und aus Euroland zu. Aktuell dominieren Konjunkturstatistiken aus den USA eindeutig diejenigen aus Europa. Und wenn die Europäer nicht umdenken, wird sich daran so schnell auch nichts ändern.

Konjunkturindikatoren helfen beim Geld verdienen

Alleine dieser kleine Abriss zeigt, dass es zu Konjunkturindikatoren viele Fragen zu beantworten gibt. Doch trotz aller noch bestehender Unzulänglichkeiten beim Versuch, den weiteren Konjunkturverlauf zu prognostizieren, ist es ein lohnendes Unterfangen. Für fundamental orientierte Börsianer handelt es sich jedenfalls um die Königsklasse der Analyse. Denn ohne fundiertes volkswirtschaftliches Rüstzeug, und dazu gehören Kenntnisse über die Konjunkturindikatoren, ist noch kein Anleger langfristig an der Börse reich geworden.

Daran kann auch Mark Twain mit seinem Spruch nicht rütteln, nach dem Prognosen vor allem dann schwierig sind, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind. Im Gegenteil: Gerade weil Prognosen so schwierig sind, helfen sie kenntnisreichen Börsianern ungemein beim Geld verdienen. Schließlich ist die breite, unwissende Masse an der Börse noch nie reich geworden. Grund genug, um uns in den kommenden Tagen mit einigen Artikeln eingehend mit dem Thema zu beschäftigen. Den Anfang macht der Link: "Wovon die Bedeutung eines Indikators abhängt".



Wovon die Bedeutung eines Indikators abhängt


Die Welt der Volkswirte ist reichlich gesegnet mit konjunkturellen Indikatoren. Richtig bedeutend sind aber nur einige wenige. Die Wichtigsten davon werden wir in den nächsten Tagen näher vorstellen.

Doch schon vorab stellt sich die Frage, wovon die Bedeutung eines volkswirtschaftlichen Indikators abhängt? Conrad Mattern, Spezialfondsmanager bei Deka Investment nennt in seinem Buch "Praktiker-Handbuch Investment Reasearch - Wirtschafts- und Finanzindikatoren als Market Movers" die nachfolgenden vier Bestimmungsgründe.

Zeitpunkt der Veröffentlichung und Info-Umfang entscheidend

Demnach hängt die Bedeutung eines Indikators erstens vom Zeitpunkt der Veröffentlichung ab. So ist laut Mattern der US-Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe nicht zuletzt deshalb wichtig, weil er am ersten Arbeitstag eines Monats veröffentlicht wird und somit als erster Informationen über den Vormonat liefert.

Zweitens wird die Bedeutung einer volkswirtschaftlichen Statistik vom Umfang der neuen Informationen bestimmt, die sie beinhaltet. Folglich ist ein Indikator um so bedeutsamer, je mehr neue Informationen mit einem Indikator veröffentlicht werden. So ist der Arbeitsmarktbericht in den USA auch deshalb so gefragt, weil sich mit ihm gleichzeitig Rückschlüsse auf das Wirtschaftswachstum, den Inflationsdruck, die Gewinnsituation und die internationale Wettbewerbsfähigkeit ziehen lassen.

Genauigkeit und Einfluss auf Entscheidungsträger nicht vergessen

Als dritte Begründung verweist Mattern auf die Genauigkeit der Statistik. Es erscheint einleuchtend, dass ein Indikator umso bedeutsamer ist, je klarer das Bild ist, dass er von der konjunkturellen Lage zeichnet und je geringer die Fehlsignale aufgrund nachträglich notwendiger Revisionen sind. Als negatives Beispiel nennt Mattern die Einzelhandelsumsätze. Diese geben normalerweise einen guten Überblick über die Konsumnachfrage. In Deutschland wird die Aussagekraft aber dadurch eingeschränkt, dass die Zahlen von Monat zu Monat stark schwanken und es häufig zu Revisionen kommt.

Nicht zu unterschätzen ist auch der vierte und letzte Punkt, nämlich die Bedeutung eines Indikators für wirtschaftspolitische Entscheidungsträger. Es ist nachvollziehbar, dass die Finanzmärkte einen Indikator umso höher schätzen, je mehr Bedeutung ihm von Entscheidungsträgern beigemessen wird. Ein sehr gutes Beispiel für diese These ist die Geldmenge. Zu Zeiten der Bundesbank zählte sie noch zur allerersten Kategorie. Doch seitdem auch die Mitglieder der Europäischen Zentralbank ihre Aussagekraft anzweifeln, verliert diese Größe mehr und mehr an Bedeutung. Einen deutlichen Sprung nach vorne hat dagegen das Konsumentenvertrauen gemacht, seitdem die US-Notenbank ihre Zinsentscheidungen immer mehr auf diesen Einflussfaktor abstellt.


das Zentrum d.:

Die USA geben den Ton an

 
28.11.01 08:16
27. Nov. 2001 Konjunkturindikatoren gibt es wie Sand am Meer. Doch nur eine Handvoll davon hält die Akteure an den Finanzmärkten regelmäßig richtig in Atem. Auffällig dabei: Alle fünf Indikatoren aus der ersten Kategorie kommen aus den USA. Konkret handelt es sich um den Arbeitsmarktbericht, das Konsumentenvertrauen, den Einkaufsmanagerindex und die Produzenten- und Verbraucherpreise.

Schon seit jeher belegt der Arbeitsmarktbericht einen der vorderen Plätze. Das hängt zum Teil damit zusammen, dass er viele Informationen beinhaltet. Mit ihm lassen sich unter anderem Rückschlüsse auf das Wirtschaftswachstum, den Inflationsdruck, die Gewinnsituation und die internationale Wettbewerbsfähigkeit ziehen.

Arbeitsmarktdaten immer mit großer Spannung erwartet

Da wundert es nicht, dass an jedem ersten Freitag in einem Monat das Hauptinteresse der Marktteilnehmer der um 14.30 Uhr anstehenden Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten gilt. Liegen die Zahlen auf dem Tisch, kommt es bei Abweichungen von der Konsensschätzung häufig zu markanten Kursreaktionen. Die Reaktion der Finanzmärkte läuft nicht nach einem einheitlichen Schema ab. Ist alles normal, müssten fallende Arbeitslosenzahlen die Aktienkurse eigentlich beflügeln und die Notierungen am Rentenmarkt drücken, signalisieren doch weniger Arbeitslose eine gut laufende Konjunktur und mithin steigende Unternehmensgewinne. Gleichzeitig erhöht das die Gefahr höherer Zinsen.

Doch es läuft nicht immer nach Schema F. Wittern die Anleger wegen stark gestiegener Arbeitskosten Inflationsdruck, können trotz Arbeitslosenrückgang sogar die Aktienkurse fallen. Bevor man also zu voreiligen Schlüssen neigt, müssen die Thesen in Einklang mit der jeweiligen Ausgangslage gebracht werden.

Ebenfalls schon seit längerer Zeit wird dem Einkaufsmanagerindex größere Aufmerksamkeit geschenkt. Dies dürfte nicht zuletzt damit zusammen hängen, dass man sich hiervon frühzeitige Hinweise auf den weiteren Konjunkturverlauf erhofft. Zudem wird er jeweils am ersten Arbeitstag eines Monats veröffentlicht, so dass er als erster neue Informationen liefert.

Aufsteiger Verbrauchervertrauen

Etwas an Bedeutung verloren haben dagegen die Angaben zu den Verbraucher- und den Produzentenpreisen. Dies hängt damit zusammen, dass die Inflation derzeit kein großes Problem darstellt und folglich vernachlässigt werden kann. Dies hat zudem dazu geführt, dass die US-Notenbank diesen beiden Größen derzeit weniger Aufmerksamkeit schenkt. Wichtig für sie ist dagegen das Verbrauchervertrauen. Nicht zuletzt deshalb hat dieser Indikator zuletzt einen gehörigen Sprung nach vorne in der Gunst der Anleger gemacht. Schließlich gelten die konsumfreudigen Bürger als wichtigste Stütze der US-Konjunktur. Bricht deren Vertrauen ein, wie zuletzt nach den Terrorattacken geschehen, dann setzt die US-Notenbank alles daran, das verloren gegangene Vertrauen wieder herzustellen.

Wie bedeutsam das Konsumentenvertrauen geworden ist, lässt sich an zwei Beispielen ablesen. So zählt es in dem im Jahr 2000 geschriebenen Praktiker „Handbuch Investment Research - Wirtschafts- und Finanzindikatoren als Market Movers“ nicht zur ersten Kategorie der Konjunkturindikatoren. Doch heute räumt auch Autor Conrad Mattern ein, dass das Verbrauchervertrauen zu den Top-Indikatoren zählt. Eine Umfrage von UBS Warburg bestätigt die Richtigkeit dieses Sinneswandels. Einer Erhebung vom Oktober 2001 zufolge, schätzen institutionelle Investoren das Verbrauchervertrauen als doppelt so wichtig ein wie jeden anderen Konjunkturindikator.

Interpretation will gelernt sein

Wie bei fast allen Indikatoren ist aber auch beim Verbrauchervertrauen die Interpretation nicht ganz einfach. Rein theoretisch müsste ein steigendes Zutrauen der Konsumenten positiven Anklang am Aktienmarkt finden. Schließlich signalisieren hohe Konsumausgaben brummende Geschäfte und Gewinne. Doch zu viel des Guten ist auch hier schlecht. Drohen bei zu gut laufenden Geschäften doch schnell aktienschädliche Zinserhöhungen. Der Blick zurück bestätigt dies: Einer Studie zufolge ist der Dow Jones Industrial Average, nachdem er den hohen Wert von 113 überschritten hat, in den nächsten zwölf Monaten um 0,3 Prozent gefallen. Bei Werten unter 66 dagegen kam es anschließend zu durchschnittlichen Kursgewinnen von 26,3 Prozent.

Zu erklären ist diese eigentlich zunächst unverständliche Reaktion dadurch, dass die Marktteilnehmer bei einem derart niedrigen Verbrauchervertrauen darauf setzen, dass es schlimmer nicht mehr kommen kann und die Wende zum Besseren bald vor der Tür steht. Wie so oft an der Börse steckt also auch hier der Teufel im Detail. Wer trotzdem mitmischen, und vor allem Geld verdienen will, sollte diese kleinen Details aber kennen.

hjw2:

interessant o.T.

 
28.11.01 08:45
das Zentrum d.:

Indikatoren aus Europa suchen nach ihrer Rolle

 
29.11.01 08:41
28. Nov. 2001 Konjunkturindikatoren aus den USA sind das Nonplusultra. Zumindest in ihrer Bedeutung für die Finanzmärkte. Die fünf wichtigsten davon haben wir im Beitrag "Die USA geben den Ton an" erläutert.

Autor Conrad Mattern geht im "Praktiker-Handbuch Investment Research - Wirtschafts- und Finanzindikatoren als Market Movers" sogar so weit, keinem Indikator aus Deutschland oder aus Euroland überragende Bedeutung beizumessen. In einer von A bis E reichenden Bewertungsskala bekommen die wichtigsten hiesigen Indikatoren von ihm maximal ein B als Note.

Dazu zählen das Bruttoinlandsprodukt, die Industrieproduktion, der ifo-Geschäftsklimaindex, die Arbeitsmarktdaten, die Geldmengenaggregate sowie die Erzeuger- und die Verbraucherpreise.

ifo-Index mit hohem Stellenwert

Als typischer Frühindikator kommt dabei dem ifo-Geschäftsklimaindex (siehe Link: Indikatoren: ifo Index) ein hoher Stellenwert zu. Seine Beliebtheit erklärt Gernot Nerb, Bereichsleiter Unternehmensbefragungen beim ifo Institut für Wirtschaftsforschung, mit dem vorlaufenden Charakter des Indikators. Denn erfahrungsgemäß zeigt der ifo-Index Wendepunkte nach einem Aufschwung mit einem zeitlichen Vorlauf von sechs Monaten an und Wendepunkte nach Schwächephasen zwei bis drei Monate zuvor.

Da die Börsianer nach frühzeitigen Hinweisen zur weiteren konjunkturellen Entwicklung lechzen, wundert es nicht, dass sie den monatlich veröffentlichten ifo-Index mit Argusaugen verfolgen. Wie Mattern erklärt, haben in seinem Sogwasser auch die ZEW Konjunkturerwartungen an Gewicht gewonnen. Das hängt damit zusammen, dass diese Erhebung in der Vergangenheit oft schon ein oder zwei Monate vor dem ifo Index gedreht hat.

Geldmenge hat an Einfluss verloren

Ebenfalls wichtige Aufschlüsse geben die Erzeuger- und die Verbraucherpreise (siehe Link: Indikatoren: Inflationsrate). Lassen sich daraus doch Rückschlüsse zur weiteren Zinspolitik der Europäischen Zentralbank ableiten. An Glanz verloren haben dagegen zuletzt die Geldmengenaggregate. Doch während sie auch das Denken der Deutschen Bundesbank bestimmten, legt die Europäische Zentralbank weniger wert darauf als ihr Vorläuferinstitut. Die Finanzmärkte kümmern sich aktuell jedenfalls kaum darum, dass die Geldmenge M3 fast schon beständig über ihren Zielkorridor hinausschießt.

Nach wie vor Beachtung finden dagegen natürlich die Arbeitsmarktdaten (siehe Link: Indikatoren: Arbeitslosenquote). Allerdings stehen sie sowohl in Deutschland als auch in Euroland deutlich in ihrer Bedeutung hinter dem US-Arbeitsmarktzahlen zurück. Zumindest gemessen an der Kraft, Kurse zu bewegen. Diese geringere Wertschätzung hat Gründe, wie Heino Ruland, Researchleiter beim Finanzdienstleister Steubing erläutert: "Der Arbeitsmarkt in den USA ist einfach viel flexibler. Folglich spiegeln die dortigen Arbeitsmarktdaten die aktuelle konjunkturelle Situation auch viel zeitnaher wider."

Eurostat als wichtige Infoquelle

Erwähnenswert in Sachen bedeutende Konjunkturindikatoren sind auch noch das Bruttoinlandsprodukt (siehe Link: Indikatoren: Bruttoinlandsprodukt) und die Industrieproduktion. Doch interessieren sich auch für sie mehr die Volkswirt als die Börsianer, denn richtige Kursschübe gehen von ihnen praktisch nie aus. Wer sich dennoch für diese Daten oder für andere Konjunkturindikatoren auf europäischer Ebene interessiert, der findet auf der Website von Eurostat, der wichtigsten volkswirtschaftlichen Informationsquelle der Europäischen Union, unter www.europa.eu.int/comm/eurostat/ wertvolle Informationen.

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