AUSBLICK: Experten erwarten 2002 steigende Aktienkurse - Aber Konjunktursorgen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem turbulenten Börsenjahr mit zweistelligen Kurseinbrüchen gehen die Aktienmarktexperten vorsichtig optimistisch ins neue Jahr. Wie hoch die Kursgewinne ausfallen werden, darüber sind sich die Börsianer allerdings uneinig.
Der Deutsche Aktienindex DAX könnte bis Jahresende auf 6.000 Punkte steigen, schätzt die HypoVereinsbank. Das wäre ein Anstieg um 20 Prozent. Andere Experten sind allerdings nach dem Platzen der Spekulationsblase am Neuen Markt und dem Konjunktureinbruch weniger optimistisch.
Kaum jemand glaubt, dass der DAX im neuen Jahr seine diesjährigen Verluste vollständig wettmachen wird. Immerhin hatte der deutsche Leitindex nach einer unerwarteten Winterhausse Ende Januar 2001 noch bei 6.795,14 Punkten gestanden. Doch dann hatten sich die "Bären" (Pessimisten) durchgesetzt. Die Terroranschläge vom 11. September hatten den DAX schließlich bis auf 3.539,18 Punkte gedrückt, bevor nach einer kleinen Herbstrallye wieder die 5.000 Punkte die Kurstabellen zierten.
PESSIMISTEN HALTEN KURSANSTIEG FÜR ÜBERZOGEN
Nun streiten die Experten, ob das erst der Anfang einer breiten Erholung war, oder ob der Kursanstieg schon überzogen ist. Eher zu den Pessimisten zählt der Chefvolkswirt der Deutschen Bank , Norbert Walter. Der Zugewinn um 20 Prozent seit der Überwindung des "Terrorschocks" vom 11. September werde "keinen Bestand" haben, meint Walter. Dagegen argumentiert die US-Investmentbank Merrill Lynch , die Konjunkturhoffnungen seien noch gar nicht voll in den Aktienkursen berücksichtigt. Vor allem Geldanlagen in zyklische Werte und Finanztitel hätten noch gute Chancen auf Gewinne.
Walter sieht die deutsche Wirtschaft auf eine Rezession zusteuern. Nur wenn es gelinge, weitere Terroranschläge zu verhindern, wenn die Ölpreise niedrig blieben und die Weltkonjunktur sich stabilisiere, könnten die Aktienmärkte "im späteren Verlauf des Jahres 2002" die Trendwende schaffen. Allerdings hält der Aktienanlagen-Experte des Privatkundenbereichs der Deutschen Bank, Bernd von Winter, in Jahresfrist einen DAX-Stand von 5.600 bis 5.900 Punkten für möglich.
BEFÜRCHTUNG: TREND KIPPT IM FRÜHJAHR
Die Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter (MSDW) befürchtet, dass die Aktienkurse nach einem Kursanstieg um 10 Prozent schon im Frühjahr ihren Höhepunkt erreichen werden. Dann werde die Tendenz aber kippen, denn die Märkte seien dem Aufschwung zu weit voraus geeilt, erklärt der MSDW-Volkswirt Joachim Fels. "Wir meinen, dass der Aufschwung später und weniger stark kommt, als die Märkte denken." Unter dem Strich würden zum Jahresende 2002 nur 5 bis 8 Prozent Kursgewinn übrig bleiben.
An einen solchen dauerhaften Sommerknick will die HypoVereinsbank nicht glauben. Bis zur Jahresmitte seien 5.600 Zähler drin. Zum Jahresende könne der DAX sogar 6.000 Punkte erreichen, sagt Gerhard Schwarz, Leiter Portfolio-Strategie bei der Münchener Großbank. Doch zuvor müsse man in Deutschland noch einmal in einen sauren Apfel beißen: Die Wirtschaft werde im ersten Halbjahr 2000 schlechter dastehen als vor Jahresfrist, sich aber von Quartal zu Quartal besser entwickeln.
BUNDESTAGSWAHL ALS BREMSFAKTOR
Auch die Bundestagswahlen im Herbst könnten den Aktienmarkt vorerst bremsen. Wichtige, aber unpopuläre Reformen seien vor dem Urnengang unwahrscheinlich, meint die WestLB Panmure. Dasselbe gelte für die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas, Frankreich, wo ebenfalls Wahlen anstehen. Wodurch sollten also die europäischen Aktienmärkte in absehbarer Zeit für ausländische Investoren attraktiver werden?
Die Kleinanleger scheinen sogar noch pessimistischer zu sein als die WestLB. Nach einer Erhebung von Merrill Lynch sind 22 Prozent der Kleinanleger der Ansicht, dass 2002 ein schlechtes oder sogar sehr schlechtes Jahr für die Aktionäre wird. Das sei die pessimistischste Einschätzung seit sieben Jahren, schreibt die Investmentbank./aka/hn/hi/
---- Von Antje Kasper, dpa-AFX ----
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem turbulenten Börsenjahr mit zweistelligen Kurseinbrüchen gehen die Aktienmarktexperten vorsichtig optimistisch ins neue Jahr. Wie hoch die Kursgewinne ausfallen werden, darüber sind sich die Börsianer allerdings uneinig.
Der Deutsche Aktienindex DAX könnte bis Jahresende auf 6.000 Punkte steigen, schätzt die HypoVereinsbank. Das wäre ein Anstieg um 20 Prozent. Andere Experten sind allerdings nach dem Platzen der Spekulationsblase am Neuen Markt und dem Konjunktureinbruch weniger optimistisch.
Kaum jemand glaubt, dass der DAX im neuen Jahr seine diesjährigen Verluste vollständig wettmachen wird. Immerhin hatte der deutsche Leitindex nach einer unerwarteten Winterhausse Ende Januar 2001 noch bei 6.795,14 Punkten gestanden. Doch dann hatten sich die "Bären" (Pessimisten) durchgesetzt. Die Terroranschläge vom 11. September hatten den DAX schließlich bis auf 3.539,18 Punkte gedrückt, bevor nach einer kleinen Herbstrallye wieder die 5.000 Punkte die Kurstabellen zierten.
PESSIMISTEN HALTEN KURSANSTIEG FÜR ÜBERZOGEN
Nun streiten die Experten, ob das erst der Anfang einer breiten Erholung war, oder ob der Kursanstieg schon überzogen ist. Eher zu den Pessimisten zählt der Chefvolkswirt der Deutschen Bank , Norbert Walter. Der Zugewinn um 20 Prozent seit der Überwindung des "Terrorschocks" vom 11. September werde "keinen Bestand" haben, meint Walter. Dagegen argumentiert die US-Investmentbank Merrill Lynch , die Konjunkturhoffnungen seien noch gar nicht voll in den Aktienkursen berücksichtigt. Vor allem Geldanlagen in zyklische Werte und Finanztitel hätten noch gute Chancen auf Gewinne.
Walter sieht die deutsche Wirtschaft auf eine Rezession zusteuern. Nur wenn es gelinge, weitere Terroranschläge zu verhindern, wenn die Ölpreise niedrig blieben und die Weltkonjunktur sich stabilisiere, könnten die Aktienmärkte "im späteren Verlauf des Jahres 2002" die Trendwende schaffen. Allerdings hält der Aktienanlagen-Experte des Privatkundenbereichs der Deutschen Bank, Bernd von Winter, in Jahresfrist einen DAX-Stand von 5.600 bis 5.900 Punkten für möglich.
BEFÜRCHTUNG: TREND KIPPT IM FRÜHJAHR
Die Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter (MSDW) befürchtet, dass die Aktienkurse nach einem Kursanstieg um 10 Prozent schon im Frühjahr ihren Höhepunkt erreichen werden. Dann werde die Tendenz aber kippen, denn die Märkte seien dem Aufschwung zu weit voraus geeilt, erklärt der MSDW-Volkswirt Joachim Fels. "Wir meinen, dass der Aufschwung später und weniger stark kommt, als die Märkte denken." Unter dem Strich würden zum Jahresende 2002 nur 5 bis 8 Prozent Kursgewinn übrig bleiben.
An einen solchen dauerhaften Sommerknick will die HypoVereinsbank nicht glauben. Bis zur Jahresmitte seien 5.600 Zähler drin. Zum Jahresende könne der DAX sogar 6.000 Punkte erreichen, sagt Gerhard Schwarz, Leiter Portfolio-Strategie bei der Münchener Großbank. Doch zuvor müsse man in Deutschland noch einmal in einen sauren Apfel beißen: Die Wirtschaft werde im ersten Halbjahr 2000 schlechter dastehen als vor Jahresfrist, sich aber von Quartal zu Quartal besser entwickeln.
BUNDESTAGSWAHL ALS BREMSFAKTOR
Auch die Bundestagswahlen im Herbst könnten den Aktienmarkt vorerst bremsen. Wichtige, aber unpopuläre Reformen seien vor dem Urnengang unwahrscheinlich, meint die WestLB Panmure. Dasselbe gelte für die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas, Frankreich, wo ebenfalls Wahlen anstehen. Wodurch sollten also die europäischen Aktienmärkte in absehbarer Zeit für ausländische Investoren attraktiver werden?
Die Kleinanleger scheinen sogar noch pessimistischer zu sein als die WestLB. Nach einer Erhebung von Merrill Lynch sind 22 Prozent der Kleinanleger der Ansicht, dass 2002 ein schlechtes oder sogar sehr schlechtes Jahr für die Aktionäre wird. Das sei die pessimistischste Einschätzung seit sieben Jahren, schreibt die Investmentbank./aka/hn/hi/
---- Von Antje Kasper, dpa-AFX ----