KONJUNKTURAUSSICHTEN 2007
"Dunkle Wolken am Horizont"
Der Aufschwung in Deutschland könnte nur ein Strohfeuer sein - das zumindest legen die schwachen Konjunkturdaten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung nahe. Für 2007 erwarten viele Volkswirte nur noch ein Mini-Wachstum. Schuld sind unter anderem die Steuerpläne der Politik.
Hamburg - Der Ausschlag an der Frankfurter Börse war schnell und heftig. Als Punkt elf Uhr vormittags der viel beachtete Konjunkturindex des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) über die Nachrichtenagenturen tickerte, gab der Dax Chart zeigen binnen weniger Minuten rund 20 Punkte ab. Danach ging es etappenweise weiter nach unten. Gegen halb eins erreichte der Börsenindex sein Tagestief bei 5755,89 Punkten - fast 40 Punkte unter dem Vortagesschluss.
In den kommenden Stunden erholte sich der Dax zwar allmählich von seinem mittäglichen Tiefschlag. Geblieben aber ist die Sorge, dass die derzeit noch dynamische deutsche Binnenkonjunktur gefährlich verwundbar für Rückschläge sein könnte. Es sei durchaus möglich, "dass Deutschlands noch nicht ausgereifter Aufschwung schon wieder vorbei ist", sagte David Brown, Volkswirt bei der Investmentbank Bear Stearns.
Mit einem Rückgang des ZEW-Indikators war zwar allenthalben gerechnet worden - denn der Index, für dessen Erstellung Monat für Monat gut 300 Banker und institutionelle Investoren befragt werden, fällt bereits seit Monaten. Von seinem zyklischen Höhepunkt im Januar hat er sich inzwischen weit entfernt (siehe Grafik).
Schrumpft die Wirtschaft Anfang 2007?
Überraschend wirkte aber die Dimension des Rückschlags: Marktbeobachter hatten erwartet, dass der Index für die Konjunkturerwartungen von seinem Juli-Stand von 15,1 Punkten nur leicht fallen würde. Tatsächlich rutschte der Indikator sogar in negatives Terrain - auf -5,6 Punkte. Unter den Finanzprofis in Deutschland haben die Pessimisten demnach wieder die Oberhand gewonnen.
ZEW-Chef Wolfgang Franz gab den Ängsten mit seiner Deutung der Zahlen noch weitere Nahrung. "Für 2007 ziehen dunkle Wolken am Horizont herauf", sagte er. Es sei mit einer "deutlichen Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten", zu rechnen.
Was das konkret bedeuten könnte, rechneten die Volkswirte der Frankfurter Banken vor. Die Konjunkturexperten der DekaBank etwa erwarten für 2007 nur noch ein Wachstum von "sichtlich unter einem Prozent". Vor allem im ersten Quartal müsse man sich "warm anziehen". Die Volkswirte von der HVB teilten mit, Anfang 2007 sei sogar ein Rückgang der Wirtschaftsleistung nicht auszuschließen.
Nervöses Warten auf den ifo-Index
Bei der Ursachenforschung sind sich die Volkswirte weitgehend einig: Neben dem weiterhin hohen Ölpreis werden vor allem die Mehrwertsteuerbeschlüsse der Regierung als größte Belastung für die Wirtschaft gesehen. Derzeit würden die privaten Haushalte schnell noch bis zum Jahresende viele der Anschaffungen tätigen, die sie in den vergangenen Jahren auf die lange Bank geschoben, hieß es von der Deka. Anfang 2007 werde der Konsumbedarf dann erst einmal gedeckt sein.
Die entscheidende Frage ist nach Ansicht von HVB-Volkswirt Andreas Rees denn auch, wie viele Monate lang der Mehrwertsteuer-Schock 2007 andauern wird - und ob ihn die Wirtschaft vielleicht schon ab dem zweiten Quartal wegstecken kann.
Während der Chor des Pessimisten heute anschwoll, warnten Einzelne davor, die ZEW-Daten überzuinterpretieren. "Der Einbruch des ZEW-Konjunktursaldos überzeichnet erheblich die Konjunkturängste der befragten Analysten und Fondsmanager", hieß es in einem Kommentar der Landesbank Baden-Württemberg. Niels-Henrik Sorenson von der Danske Bank erklärte, dass der ZEW-Index schon öfters falsche Signale gegeben habe.
Toughe Unternehmer, zittrige Banker
Verlässlichere Aussagen über den Pulsschlag der deutschen Wirtschaft sind vor diesem Hintergrund erst möglich, wenn der ifo-Index für das Geschäftsklima in Deutschland veröffentlicht wird - das wird am Donnerstag um zehn Uhr vormittags der Fall sein.
Getrübte Stimmung: Ifo- Index sinkt
Getrübte Stimmung: Ifo- Index sinkt
In den vergangenen Monaten hatte die ifo-Umfrage stets ein rosigeres Bild der Konjunkturlage gezeichnet als der ZEW-Index - die vom ifo befragten Firmen-Manager zeigten sich sogar recht optimistisch. Nur im Juli war auch der ifo-Index nach einer monatelang andauernden Aufwärtsbewegung wieder leicht gefallen (siehe Grafik rechts). "Die Diskrepanz zwischen ifo und ZEW wird anhalten", prognostiziert Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim mit Blick auf den Donnerstag.
Sollte aber auch der ifo-Index schlechter ausfallen als angenommen - dann dürfte Aktionären wieder ein unerfreulicher Tag bevorstehen.
Quelle: Reuters, dpa-AFX, AFP
Euer
Einsamer Samariter
"Dunkle Wolken am Horizont"
Der Aufschwung in Deutschland könnte nur ein Strohfeuer sein - das zumindest legen die schwachen Konjunkturdaten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung nahe. Für 2007 erwarten viele Volkswirte nur noch ein Mini-Wachstum. Schuld sind unter anderem die Steuerpläne der Politik.
Hamburg - Der Ausschlag an der Frankfurter Börse war schnell und heftig. Als Punkt elf Uhr vormittags der viel beachtete Konjunkturindex des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) über die Nachrichtenagenturen tickerte, gab der Dax Chart zeigen binnen weniger Minuten rund 20 Punkte ab. Danach ging es etappenweise weiter nach unten. Gegen halb eins erreichte der Börsenindex sein Tagestief bei 5755,89 Punkten - fast 40 Punkte unter dem Vortagesschluss.
In den kommenden Stunden erholte sich der Dax zwar allmählich von seinem mittäglichen Tiefschlag. Geblieben aber ist die Sorge, dass die derzeit noch dynamische deutsche Binnenkonjunktur gefährlich verwundbar für Rückschläge sein könnte. Es sei durchaus möglich, "dass Deutschlands noch nicht ausgereifter Aufschwung schon wieder vorbei ist", sagte David Brown, Volkswirt bei der Investmentbank Bear Stearns.
Mit einem Rückgang des ZEW-Indikators war zwar allenthalben gerechnet worden - denn der Index, für dessen Erstellung Monat für Monat gut 300 Banker und institutionelle Investoren befragt werden, fällt bereits seit Monaten. Von seinem zyklischen Höhepunkt im Januar hat er sich inzwischen weit entfernt (siehe Grafik).
Schrumpft die Wirtschaft Anfang 2007?
Überraschend wirkte aber die Dimension des Rückschlags: Marktbeobachter hatten erwartet, dass der Index für die Konjunkturerwartungen von seinem Juli-Stand von 15,1 Punkten nur leicht fallen würde. Tatsächlich rutschte der Indikator sogar in negatives Terrain - auf -5,6 Punkte. Unter den Finanzprofis in Deutschland haben die Pessimisten demnach wieder die Oberhand gewonnen.
ZEW-Chef Wolfgang Franz gab den Ängsten mit seiner Deutung der Zahlen noch weitere Nahrung. "Für 2007 ziehen dunkle Wolken am Horizont herauf", sagte er. Es sei mit einer "deutlichen Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten", zu rechnen.
Was das konkret bedeuten könnte, rechneten die Volkswirte der Frankfurter Banken vor. Die Konjunkturexperten der DekaBank etwa erwarten für 2007 nur noch ein Wachstum von "sichtlich unter einem Prozent". Vor allem im ersten Quartal müsse man sich "warm anziehen". Die Volkswirte von der HVB teilten mit, Anfang 2007 sei sogar ein Rückgang der Wirtschaftsleistung nicht auszuschließen.
Nervöses Warten auf den ifo-Index
Bei der Ursachenforschung sind sich die Volkswirte weitgehend einig: Neben dem weiterhin hohen Ölpreis werden vor allem die Mehrwertsteuerbeschlüsse der Regierung als größte Belastung für die Wirtschaft gesehen. Derzeit würden die privaten Haushalte schnell noch bis zum Jahresende viele der Anschaffungen tätigen, die sie in den vergangenen Jahren auf die lange Bank geschoben, hieß es von der Deka. Anfang 2007 werde der Konsumbedarf dann erst einmal gedeckt sein.
Die entscheidende Frage ist nach Ansicht von HVB-Volkswirt Andreas Rees denn auch, wie viele Monate lang der Mehrwertsteuer-Schock 2007 andauern wird - und ob ihn die Wirtschaft vielleicht schon ab dem zweiten Quartal wegstecken kann.
Während der Chor des Pessimisten heute anschwoll, warnten Einzelne davor, die ZEW-Daten überzuinterpretieren. "Der Einbruch des ZEW-Konjunktursaldos überzeichnet erheblich die Konjunkturängste der befragten Analysten und Fondsmanager", hieß es in einem Kommentar der Landesbank Baden-Württemberg. Niels-Henrik Sorenson von der Danske Bank erklärte, dass der ZEW-Index schon öfters falsche Signale gegeben habe.
Toughe Unternehmer, zittrige Banker
Verlässlichere Aussagen über den Pulsschlag der deutschen Wirtschaft sind vor diesem Hintergrund erst möglich, wenn der ifo-Index für das Geschäftsklima in Deutschland veröffentlicht wird - das wird am Donnerstag um zehn Uhr vormittags der Fall sein.
Getrübte Stimmung: Ifo- Index sinkt
Getrübte Stimmung: Ifo- Index sinkt
In den vergangenen Monaten hatte die ifo-Umfrage stets ein rosigeres Bild der Konjunkturlage gezeichnet als der ZEW-Index - die vom ifo befragten Firmen-Manager zeigten sich sogar recht optimistisch. Nur im Juli war auch der ifo-Index nach einer monatelang andauernden Aufwärtsbewegung wieder leicht gefallen (siehe Grafik rechts). "Die Diskrepanz zwischen ifo und ZEW wird anhalten", prognostiziert Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim mit Blick auf den Donnerstag.
Sollte aber auch der ifo-Index schlechter ausfallen als angenommen - dann dürfte Aktionären wieder ein unerfreulicher Tag bevorstehen.
Quelle: Reuters, dpa-AFX, AFP
Euer
Einsamer Samariter