Mein Kommentar vorab: dort arbeiten doch nur Triple-A-People? Wie kann das sein? Haben wohl alle ihre Uni-Scheine mit Blackjack oder Organisation einer Pyjamaparty gemacht?
Das Verhalten der amerikanischen Kreditinstitute und Investmentbanken im Fall Enron ist kein Ruhmesblatt. Wie Amerikas führende Wirtschaftsprüfer haben auch sie sich zu Gehilfen von Unternehmen gemacht, die mit fragwürdigen Strategien, Bilanzierungstricks und wackligen Finanzierungen Wachstum und hohe Profitabilität vorgaukeln wollten. Von raschen Profiten angelockt, haben sie sich, was die Risiken ihres Engagements betrifft, als erschreckend sorglos erwiesen.
Nun stehen erste Institute vor unangenehmen Problemen. Bei JP Morgan Chase häufen sich die potenziellen Verluste aus bekannten Schieflagen auf 3,8 Mrd. Dollar. Zahlreiche andere Institute sind ebenfalls betroffen - wenn auch nach jetzigem Informationsstand mit niedrigeren Summen. Die Fakten, die jetzt nach und nach bekannt werden, sprechen für sich. Selbst erste Adressen wie Citigroup sollen an den Tochtergesellschaften, in denen Enron die Schulden versteckt hat, beteiligt gewesen sein. Merrill Lynch soll aktiv Anteile an Partnerships vermarktet und sogar eigene Manager zu den Investments eingeladen haben. Da die Enron-Untersuchungsausschüsse in den nächsten Wochen die Banken und Investmentbanken ins Visier nehmen werden, könnten noch weitere interessante Tatsachen zutage treten. Unter anderem soll die Rolle der Analysten beleuchtet werden, die gelegentlich noch Enron angepriesen haben, als ihre Arbeitgeber die eigenen Engagements bereits klammheimlich liquidierten.
Bei einer Betrachtung auf Makrobasis wird deutlich, dass Amerikas Banken ein zunehmend größeres Rad gedreht haben. Die außerbilanziellen Verbindlichkeiten der US-Kreditwirtschaft werden von Analysten auf mittlerweile 5 Bill. Dollar geschätzt. Die Verhältnisse wurden dabei immer unsolider: Die Verschuldung der US-Unternehmen ist von 1998 bis 2001 nach Daten der Fed um 655 Mrd. auf 2,5 Bill. Dollar gestiegen. Gleichzeitig ist der Anteil des netto neu ausgegebenen Eigenkapitals deutlich zurückgegangen.
Die Banken sind vom Aktienmarkt zwar bereits mit teilweise deutlichen Kursverlusten abgestraft worden. Da aber bisher wohl nur die Spitze des Eisbergs zu erkennen ist, darf vermutet werden, dass die Anfälligkeit für Kursverluste im Licht neuer Enthüllungen vorerst anhält. Parallel zu der Situation bei den Wirtschaftsprüfern ist nicht damit zu rechnen, dass eine Selbstregulierung der Branche die Situation spürbar bereinigt. Gefordert ist daher eine umfassende Überprüfung der bankrechtlichen Vorschriften durch SEC, Fed und die anderen Aufsichtsbehörden. In der jetzigen Situation kann es sich Amerika nicht leisten, dass im Bankensystem weiterhin systemische Risiken bestehen.
Börsen-Zeitung, 26.2.2002
Das Verhalten der amerikanischen Kreditinstitute und Investmentbanken im Fall Enron ist kein Ruhmesblatt. Wie Amerikas führende Wirtschaftsprüfer haben auch sie sich zu Gehilfen von Unternehmen gemacht, die mit fragwürdigen Strategien, Bilanzierungstricks und wackligen Finanzierungen Wachstum und hohe Profitabilität vorgaukeln wollten. Von raschen Profiten angelockt, haben sie sich, was die Risiken ihres Engagements betrifft, als erschreckend sorglos erwiesen.
Nun stehen erste Institute vor unangenehmen Problemen. Bei JP Morgan Chase häufen sich die potenziellen Verluste aus bekannten Schieflagen auf 3,8 Mrd. Dollar. Zahlreiche andere Institute sind ebenfalls betroffen - wenn auch nach jetzigem Informationsstand mit niedrigeren Summen. Die Fakten, die jetzt nach und nach bekannt werden, sprechen für sich. Selbst erste Adressen wie Citigroup sollen an den Tochtergesellschaften, in denen Enron die Schulden versteckt hat, beteiligt gewesen sein. Merrill Lynch soll aktiv Anteile an Partnerships vermarktet und sogar eigene Manager zu den Investments eingeladen haben. Da die Enron-Untersuchungsausschüsse in den nächsten Wochen die Banken und Investmentbanken ins Visier nehmen werden, könnten noch weitere interessante Tatsachen zutage treten. Unter anderem soll die Rolle der Analysten beleuchtet werden, die gelegentlich noch Enron angepriesen haben, als ihre Arbeitgeber die eigenen Engagements bereits klammheimlich liquidierten.
Bei einer Betrachtung auf Makrobasis wird deutlich, dass Amerikas Banken ein zunehmend größeres Rad gedreht haben. Die außerbilanziellen Verbindlichkeiten der US-Kreditwirtschaft werden von Analysten auf mittlerweile 5 Bill. Dollar geschätzt. Die Verhältnisse wurden dabei immer unsolider: Die Verschuldung der US-Unternehmen ist von 1998 bis 2001 nach Daten der Fed um 655 Mrd. auf 2,5 Bill. Dollar gestiegen. Gleichzeitig ist der Anteil des netto neu ausgegebenen Eigenkapitals deutlich zurückgegangen.
Die Banken sind vom Aktienmarkt zwar bereits mit teilweise deutlichen Kursverlusten abgestraft worden. Da aber bisher wohl nur die Spitze des Eisbergs zu erkennen ist, darf vermutet werden, dass die Anfälligkeit für Kursverluste im Licht neuer Enthüllungen vorerst anhält. Parallel zu der Situation bei den Wirtschaftsprüfern ist nicht damit zu rechnen, dass eine Selbstregulierung der Branche die Situation spürbar bereinigt. Gefordert ist daher eine umfassende Überprüfung der bankrechtlichen Vorschriften durch SEC, Fed und die anderen Aufsichtsbehörden. In der jetzigen Situation kann es sich Amerika nicht leisten, dass im Bankensystem weiterhin systemische Risiken bestehen.
Börsen-Zeitung, 26.2.2002