Kommende Woche = Woche der Zinsen

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Expropriateur:

Kommende Woche = Woche der Zinsen

 
02.11.01 22:18
Die EZB in Zugzwang

Von GERHARD GREBE
Gerhard Grebe ist Mitglied des Vorstands der Julius Bär Kapitalanlage AG.


Nächste Woche stehen sowohl in den USA als auch in Europa Zinssenkungen auf der Agenda. Wahrscheinlich wird die EZB am 8. November die Zinsen nur um 25 Basispunkte auf 3,50 % zurücknehmen und damit die erwartete Zinssenkung der US-Notenbank vom 6. November lediglich nachvollziehen. Während die US-Notenbank Fed aktuell nur noch einen kleinen Spielraum für Zinssenkungen besitzt, ist der Spielraum in der Eurozone eher größer geworden. Die Konjunkturprognosen in der Eurozone sind in den letzten Wochen drastisch nach unten korrigiert worden. Frühindikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex signalisieren eine weitere Wachstumsabschwächung im vierten Quartal 2001 und im ersten Quartal 2002. Mit rund 1% liegt das Wachstum dann weit unter der Potenzialwachstumsrate von rund 2,25 %.
Inflationsgefahren sind daher nicht zu erkennen. Die Kapazitätsauslastung liegt bereits unter Durchschnitt, die Arbeitslosigkeit wird auch in Kontinentaleuropa zunehmen und keinen Lohndruck aufkommen lassen. Die Inflationsentspannung zeichnet sich in der aktuellen Entwicklung bereits ab. Die Inflationsrate in der Eurozone wird sich im Oktober weiter zurückbilden. Im nächsten Jahr wird die Inflationsrate mit 1,5 % wieder genau auf dem von der EZB gewünschten Niveau liegen.

Die EZB benötigt wohl die guten Nachrichten von der „Inflationsfront“ als Argument für eine Zinssenkung, um die schlechten Nachrichten der deutlichen Beschleunigung des Geldmengenwachstums zu neutralisieren. Allerdings sind auch in der Zunahme der Geldmenge keine Inflationsgefahren zu erkennen, da das Kreditwachstum rückläufig ist. Die Geldmenge wird momentan durch Umschichtungen aus dem Aktienmarkt in kurzfristige Anlagen aufgebläht. Diese Entwicklung ist reversibel, sobald der Aktienmarkt sich erholt hat. Es ergibt sich also die scheinbar paradoxe Situation, dass die EZB über eine Zinssenkung indirekt zur Normalisierung des Geldmengenwachstums beitragen könnte.

Ähnliches gilt übrigens auch für den Wechselkurs. Eine Zinssenkung in der Eurozone dürfte zu einer Erholung des Euros führen, was der EZB weiteren Spielraum für Zinssenkungen verschafft, da über eine starke Währung die Risiken einer importierten Inflation abnehmen.

Dieser Zinssenkungsspielraum sollte von der EZB mutiger als bisher genutzt werden. Die Eurozone benötigt eine stärkere Inlandsnachfrage, um wieder auf einen langfristigen Wachstumspfad zu gelangen. Mit dieser Politik wäre aber nicht nur der Eurozone geholfen, sondern auch der Weltwirtschaft, die sich in einem synchronen Abschwung befindet. Es ist zu wenig, sich in diesem Umfeld auf einen schwachen Euro als Konjunkturstimulanz zu verlassen.
Expropriateur:

Dax-Ausblick: Das Unbehagen wächst weltweit

 
04.11.01 20:47
Dax-Ausblick: Das Unbehagen wächst weltweit


Die vergangenen Wochen erfreuten die Investoren am Aktienmarkt mit einer Rally. Fundamentale Gründe hatte sie nicht: Eine Mischung aus technischen Faktoren und politischen Erwartungen trieb die Kurse. Analysten sind sich nicht einig, wie es weitergeht. Manche setzen weiter auf eine kräftige Erholung der Wirtschaft in den USA im zweiten Quartal des kommenden Jahres und glauben, dass sich das schon bald in den Kursen zeigen wird.


vwd/HB DÜSSELDORF. Andere erwarten, dass die Aktienmärkte ihre Tiefststände vom September noch einmal testen. Je unsicherer die Lage, um so ungeduldiger wird auf Daten gewartet, die Orientierung geben sollen.

Doch wesentlich schlauer ist nach der Veröffentlichung meist niemand, denn oft lassen sie sich gegensätzlich interpretieren. So verweisen einige Beobachter zurzeit sorgenvoll auf die Entlassungswelle in mittlerweile allen Branchen, sprechen von "Kostensenkungsmanie" und rechnen mit drastischen Auswirkungen auf den Konsum. Andere sehen den Arbeitsplatzabbau als Zeichen für einen "zielgerichteten Rationalisierungskurs", der unabhängig von der Konjunktur die Erträge wieder stabilisieren wird. Sicher ist nur: Allmählich wächst wieder das Unbehagen. Ein einziger Terroranschlag würde die Kurse auf die Tiefststände schicken.

Zudem gewinnen wieder langfristige Bedenken die Oberhand. Nicht nur die Sorge, wie die Unternehmensergebnisse der nächsten Woche aussehen, sondern vor allem, wie die Welt in einem Jahr aussehen wird, lässt die Börsianer zögern. Dass die US-Amerikaner die Afghanen mittlerweile per Flugblatt instruieren müssen, wie sie gelbe Clusterbomben von gelben Nahrungspäckchen zu unterscheiden haben, ist nur Zeichen, das allmählich Zweifel an der Weisheit der Führer der freien Welt aufkeimen lässt. Das Grundvertrauen, das in den vergangenen Jahren für die Hausse gesorgt hatte, schwindet. Mit gelegentlichen Rezessionen war schon immer zu rechnen, aber der Trend zeigte bisher doch eine unablässige Entwicklung - eben mal mehr, mal weniger dynamisch.

Appell an US-Bürger: Geld ausgeben

Eine ihrer Triebfedern war der Konsum; deshalb die Appelle an die US-Verbraucher, doch bitte weiterhin zügig Geld auszugeben. Dass viele von ihnen das gar nicht mehr haben, war bisher kein Hindernis beim Shoppen. In der gegenwärtigen Situation gibt es aber einen weiteren Grund, das alte Auto noch ein bisschen länger zu fahren: "Hoher Konsum braucht Ruhe. Man kann nicht konsumieren, wenn ringsherum Unruhe herrscht", schrieb der polnische Journalist Ryszard Kapuscinski schon lange vor dem 11. September. Und jetzt ist nicht nur ringsherum Unruhe, sondern auch mittendrin. Zu dieser Unruhe und Angst kommt, dass viele Menschen der Industrieländer jetzt mit anderen Augen über ihre Landesgrenze blicken als bisher.

Für viele war bislang der finanzielle Aspekt die einzige Grenze, die es bei der Auswahl eines Urlaubslandes zu beachten galt; viele betrachten die Entwicklungsländer vor allem als potenziellen gigantischen Absatzmarkt, in dem sich die Armen irgendwann schon in mittelständige Konsumenten wandeln würden. Jetzt scheinen hinter den Mauern der Ersten Welt plötzlich überall Gefahren und Krieg zu lauern. Die Konfliktlinien waren zwar auch schon vor dem 11. September da. Doch für die Börse zählen Stimmung, Wahrnehmung, Psychologie - und diese Faktoren haben sich noch viel deutlicher geändert als die Fakten selbst. Statt einer stetigen Aufwärtsentwicklung sehen viele plötzlich eine allgemeine Destabilisierung.

Viele Unternehmenszahlen

Eine solche Sicht der Dinge fördert eine Bunkermentalität: "Daher müssen wir unsere Grenzen immer hermetischer abriegeln, unseren ruhigen Konsum immer wachsamer schützen", schrieb Kapuscinski. "Das ist eine schrecklich defensive Haltung, (...) gekennzeichnet vom Fehlen jeglicher Ideen für die Lösung dieser Probleme." Die Haltung ist jetzt stärker als vor einigen Jahren, als Kapuscinski diese Zeilen schrieb. Doch mit dieser defensiven Haltung werden sich keine neuen Märkte erschließen lassen - und auch ein Aufschwung am Aktienmarkt wird in einem solchen Klima allenfalls auf tönernen Füßen daherkommen.

Dass schon die Termine der kommenden Woche die Stimmung heben, ist aber unwahrscheinlich, auch wenn wichtige Zinsentscheidungen anstehen. Montag kommen die Ergebnisse von Hugo Boss, von Comroad und von Cisco. Dienstag folgen BMW, adidas-Salomon, Pfeiffer Vacuum, T-Online, DePfa, Societe General, Aventis und BP; und die US-Notenbank gibt ihren Zinsbeschluss bekannt. Mittwoch stehen die US-Produktivität im dritten Quartal auf dem Kalender und der deutsche Auftragseingang im September sowie Zahlen von Schwarz Pharma, Jungheinrich, Wedeco und FAG Kugelfischer.

Am Donnerstag ist der Zinsbeschluss der Europäischen Zentralbank der wichtigste Termin. Schering veröffentlicht ebenso Zahlen wie die Deutsche Post, Lion Bioscience, Aixtron, Evotec, United Internet, Aegon und British Telecommunications. Freitag folgen Heidelberger Druckmaschinen und Heyde; und die Bundesregierung gibt die Steuerschätzung bekannt.

Laserfuzzy:

Welteke will keine Zinssenkung !

 
04.11.01 21:22
FRANKFURT, Nov 3 (Reuters) - Bundesbank President Ernst Welteke indicated in two media interviews on Saturday he might disappoint widespread expectations the European Central Bank will cut interest rates next week.

Welteke's comments came amid increasing pressure for rate reductions to give a boost to sagging euro-zone growth, with International Monetary Fund managing director Horst Koehler saying on Saturday he was convinced the ECB had scope
to act.
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