Der Mobilfunkanbieter Vodafone D2 drängt nicht mehr stürmisch ins UMTS-Zeitalter, er tastet sich zögerlich vorwärts. Offiziell will man mit dem Mobilfunk der dritten Generation zwar im Herbst starten - allerdings gibt es eine Fülle von Einschränkungen und Vorbehalten.
Düsseldorf - Er ist kein Mann, der sich leicht aus der Reserve locken lässt. Jürgen von Kuczkowski, oberster Geschäftsführer bei Vodafone D2, hält sich noch ans Drehbuch der großen UMTS-Traumfabrik. Zweifel am Happy End hat er nicht, zumindest lässt er sich keine anmerken.
Wenn Kuczkowski über UMTS spricht, sagt er zum Beispiel, dass in Düsseldorf "das größte Mobilfunk-Testcenter der Vodafone Group" aufgebaut wurde - mit 70 Experten, die neue UMTS-Dienste "zur Marktreife" bringen sollen. Superlative wie die vom "mobilen Multimedia-Zeitalter", das UMTS einleiten sollte, nimmt Kuczkowski aber nicht in den Mund.
Startschuss mit Vorbehalten
Kuczkowski ist jemand, der Vorsicht und Nuancen liebt. Und auf die Nuancen kommt es an beim Thema Mobilfunk dritter Generation (3G). Als der Manager nun vor Journalisten in Düsseldorf die UMTS-Pläne des nach Kunden zweitgrößten deutschen Mobifunkbetreibers erläuterte - da hieß es in der abgelesenen Rede, im Herbst falle der "Startschuss" für UMTS.
Bei Nachfragen aber beginnt diese Aussage zu wackeln. "Der Herbst ist durchaus noch realistisch", schränkt Kuczkowski ein. Realistisch auch nur dann, wenn man "unterstellt, dass die Infrastrukturhersteller ihre Probleme (bis dahin) gelöst haben".
Probleme haben die anderen
Kuczkowski schätzt den gedämpften Tonfall - doch seine Stimme wird ein wenig lauter, wenn er frontal auf diese Probleme angesprochen wird. Behauptet man, Handy-Hersteller und Netzwerkausrüster würden den Starttermin im Herbst nicht schaffen, antwortet er: "Da wissen Sie mehr als ich." Er "höre und lese" auch von vielen Schwierigkeiten. "Aber ja, wir werden Handys haben. Nicht von allen, aber von den meisten" Herstellern.
Auch die Definition von "kommerzieller Start" ist eine Frage, die Kuczkowski nicht gerade heraus beantwortet. Es werde im Herbst 3G-Netze von Vodafone in Ballungszentren geben. Wo genau? Ob 3G bereits ein Viertel der Bevölkerung abdecken werde? Dazu sagt er nichts.
UMTS als Marathonlauf
So sieht, eineinhalb Jahre nach Hans Eichels Milliarden-Reibach durch die versteigerten UMTS-Lizenzen, eine bis zur Unkenntlichkeit zurückgenommene Vision aus. Von einer Zukunft, in der Handy-Nutzer gegen Gebühr Videos und Musik-Dateien herunterladen, mag kaum noch jemand sprechen.
Die Sprachtelefonie werde langfristig mit deutlichem Abstand der größte Umsatzträger bleiben, räumt Kuczkowski ein. Derzeit sorgten die Datendienste bei Vodafone D2 für rund 15 Prozent des Umsatzes. Ein Großteil dieses Postens entfällt auf SMS-Mitteilungen. Das selbst gesteckte Ziel laute, in den nächsten ein, zwei Jahren möglichst die Marke von 20 Prozent zu überschreiten - nicht viel angesichts der neuen 3G-Datendienste. UMTS sei eben "ein Marathonlauf", meint der Manager. Auch SMS oder Load-a-Game hätten sich nicht nach dem Prinzip "Kam, sah und siegte" entwickelt.
Markenwechsel für Millionen
Mit der Umbenennung in Vodafone D2 GmbH hat die frühere Mannesmann Mobilfunk die letzte Phase ihres Markenwechsels eingeläutet. In den kommenden Wochen und Monaten soll der Namenswechsel von einer neuen Werbekampagne begleitet werden soll. Ihr Slogan lautet "Die Welt wächst zusammen - aus D2 wird Vodafone". Die "How are you?"-Werbekampagne, mit der der Düsseldorfer Mobilfunkanbieter seine Kunden langsam ans Markenlogo der britischen Mutter gewöhnen wollte, läuft nun aus. In den Verkaufsfilialen wird das alte D2-Logo zunächst noch in Miniaturform zu sehen sein und dann ganz verschwinden. Die "Migration" von einer Marke zur anderen werde einen "gut zweistelligen Millionenbetrag in Euro" kosten, sagte Jürgen von Kuczkowski, der Vorsitzende der Vodafone-D2-Geschäftsführung.
Hinzu kommt, dass schon die Hoffnungen, die manche mit dem UMTS-Vorläufer Wap verbanden, trügerisch waren. Zwar betont der deutsche Vodafone-Statthalter, Wap sei mittlerweile "nahezu selbstverständlich". Im vergangenen Monat hätten 75 Prozent mehr Kunden "gewappt" als im Dezember 2000, die Zahl der Wap-Minuten habe sich verdoppelt. Fast 40 Prozent aller deutschen Vodafone-Kunden besäßen ein Wap-fähiges Handy.
Wieder aber verbergen sich die interessanten Details in Fußnoten und Einschränkungen. Im letzten Dezember hätten rund eine Million Kunden Wap-Dienste abgerufen, sagt Kuczkowski auf Nachfrage. Eine Million bei einer Gesamtkundenzahl von bald 22 Millionen.
Nur Randbemerkungen zu Vizzavi
Symptomatisch für das Platzen der UMTS-Blase ist auch Vizzavi Deutschland - ein Unternehmen, das zur Hälfte Vodafone, zur anderen Hälfte dem französisch-amerikanischen Medienriesen Vivendi Universal gehört. Als Vizzavi im Mai 2000 als Nachzügler auf dem internationalen Internet-Portal-Markt startete, wurde es als gigantische Schnittstelle für die grandiose neue UMTS-Welt angekündigt.
Die Chefs der Mütter sahen Vizzavi als Konkurrenz zu AOL und Yahoo!, als "Multi-Access Portal", bei dem sich User von Computern, Handys, PDAs und interaktiven Fernsehern aus einloggen und für Downloads bezahlen würden. Vodafone sollte die Netze für UMTS liefern, Vivendi die Inhalte - und Vizzavi sollte sie verteilen. Ein Dreh- und Angelpunkt für Vodafones ganze UMTS-Strategie.
Konzerterlebnis per Handy?
Im Dezember ist Vizzavi nun auch in Deutschland online gegangen. Kuczkowski widmet dem Start in seiner offiziellen Rede gerade einmal drei Sätze. Dirk Hemmerden, als Vivazzi-Geschäftsführer Chef von fast 60 Beschäftigten in Düsseldorf, pries Vizzavi in einer Rede zwar als "Content-Marke für Vodafone in Deutschland und sieben europäischen Ländern". Er sprach auch davon, Konzerte von Universal-Stars wie Sting und aktuelle Film-Trailer per UMTS auf das Handy-Display übertragen zu wollen. Den Anwesenden jedoch war diese Vision kaum eine Nachfrage wert.
Ein paar Fragen gab es aber doch. Eine davon hieß: "Können Sie Ihr Geschäftsmodell noch mal erklären?
Düsseldorf - Er ist kein Mann, der sich leicht aus der Reserve locken lässt. Jürgen von Kuczkowski, oberster Geschäftsführer bei Vodafone D2, hält sich noch ans Drehbuch der großen UMTS-Traumfabrik. Zweifel am Happy End hat er nicht, zumindest lässt er sich keine anmerken.
Wenn Kuczkowski über UMTS spricht, sagt er zum Beispiel, dass in Düsseldorf "das größte Mobilfunk-Testcenter der Vodafone Group" aufgebaut wurde - mit 70 Experten, die neue UMTS-Dienste "zur Marktreife" bringen sollen. Superlative wie die vom "mobilen Multimedia-Zeitalter", das UMTS einleiten sollte, nimmt Kuczkowski aber nicht in den Mund.
Startschuss mit Vorbehalten
Kuczkowski ist jemand, der Vorsicht und Nuancen liebt. Und auf die Nuancen kommt es an beim Thema Mobilfunk dritter Generation (3G). Als der Manager nun vor Journalisten in Düsseldorf die UMTS-Pläne des nach Kunden zweitgrößten deutschen Mobifunkbetreibers erläuterte - da hieß es in der abgelesenen Rede, im Herbst falle der "Startschuss" für UMTS.
Bei Nachfragen aber beginnt diese Aussage zu wackeln. "Der Herbst ist durchaus noch realistisch", schränkt Kuczkowski ein. Realistisch auch nur dann, wenn man "unterstellt, dass die Infrastrukturhersteller ihre Probleme (bis dahin) gelöst haben".
Probleme haben die anderen
Kuczkowski schätzt den gedämpften Tonfall - doch seine Stimme wird ein wenig lauter, wenn er frontal auf diese Probleme angesprochen wird. Behauptet man, Handy-Hersteller und Netzwerkausrüster würden den Starttermin im Herbst nicht schaffen, antwortet er: "Da wissen Sie mehr als ich." Er "höre und lese" auch von vielen Schwierigkeiten. "Aber ja, wir werden Handys haben. Nicht von allen, aber von den meisten" Herstellern.
Auch die Definition von "kommerzieller Start" ist eine Frage, die Kuczkowski nicht gerade heraus beantwortet. Es werde im Herbst 3G-Netze von Vodafone in Ballungszentren geben. Wo genau? Ob 3G bereits ein Viertel der Bevölkerung abdecken werde? Dazu sagt er nichts.
UMTS als Marathonlauf
So sieht, eineinhalb Jahre nach Hans Eichels Milliarden-Reibach durch die versteigerten UMTS-Lizenzen, eine bis zur Unkenntlichkeit zurückgenommene Vision aus. Von einer Zukunft, in der Handy-Nutzer gegen Gebühr Videos und Musik-Dateien herunterladen, mag kaum noch jemand sprechen.
Die Sprachtelefonie werde langfristig mit deutlichem Abstand der größte Umsatzträger bleiben, räumt Kuczkowski ein. Derzeit sorgten die Datendienste bei Vodafone D2 für rund 15 Prozent des Umsatzes. Ein Großteil dieses Postens entfällt auf SMS-Mitteilungen. Das selbst gesteckte Ziel laute, in den nächsten ein, zwei Jahren möglichst die Marke von 20 Prozent zu überschreiten - nicht viel angesichts der neuen 3G-Datendienste. UMTS sei eben "ein Marathonlauf", meint der Manager. Auch SMS oder Load-a-Game hätten sich nicht nach dem Prinzip "Kam, sah und siegte" entwickelt.
Markenwechsel für Millionen
Mit der Umbenennung in Vodafone D2 GmbH hat die frühere Mannesmann Mobilfunk die letzte Phase ihres Markenwechsels eingeläutet. In den kommenden Wochen und Monaten soll der Namenswechsel von einer neuen Werbekampagne begleitet werden soll. Ihr Slogan lautet "Die Welt wächst zusammen - aus D2 wird Vodafone". Die "How are you?"-Werbekampagne, mit der der Düsseldorfer Mobilfunkanbieter seine Kunden langsam ans Markenlogo der britischen Mutter gewöhnen wollte, läuft nun aus. In den Verkaufsfilialen wird das alte D2-Logo zunächst noch in Miniaturform zu sehen sein und dann ganz verschwinden. Die "Migration" von einer Marke zur anderen werde einen "gut zweistelligen Millionenbetrag in Euro" kosten, sagte Jürgen von Kuczkowski, der Vorsitzende der Vodafone-D2-Geschäftsführung.
Hinzu kommt, dass schon die Hoffnungen, die manche mit dem UMTS-Vorläufer Wap verbanden, trügerisch waren. Zwar betont der deutsche Vodafone-Statthalter, Wap sei mittlerweile "nahezu selbstverständlich". Im vergangenen Monat hätten 75 Prozent mehr Kunden "gewappt" als im Dezember 2000, die Zahl der Wap-Minuten habe sich verdoppelt. Fast 40 Prozent aller deutschen Vodafone-Kunden besäßen ein Wap-fähiges Handy.
Wieder aber verbergen sich die interessanten Details in Fußnoten und Einschränkungen. Im letzten Dezember hätten rund eine Million Kunden Wap-Dienste abgerufen, sagt Kuczkowski auf Nachfrage. Eine Million bei einer Gesamtkundenzahl von bald 22 Millionen.
Nur Randbemerkungen zu Vizzavi
Symptomatisch für das Platzen der UMTS-Blase ist auch Vizzavi Deutschland - ein Unternehmen, das zur Hälfte Vodafone, zur anderen Hälfte dem französisch-amerikanischen Medienriesen Vivendi Universal gehört. Als Vizzavi im Mai 2000 als Nachzügler auf dem internationalen Internet-Portal-Markt startete, wurde es als gigantische Schnittstelle für die grandiose neue UMTS-Welt angekündigt.
Die Chefs der Mütter sahen Vizzavi als Konkurrenz zu AOL und Yahoo!, als "Multi-Access Portal", bei dem sich User von Computern, Handys, PDAs und interaktiven Fernsehern aus einloggen und für Downloads bezahlen würden. Vodafone sollte die Netze für UMTS liefern, Vivendi die Inhalte - und Vizzavi sollte sie verteilen. Ein Dreh- und Angelpunkt für Vodafones ganze UMTS-Strategie.
Konzerterlebnis per Handy?
Im Dezember ist Vizzavi nun auch in Deutschland online gegangen. Kuczkowski widmet dem Start in seiner offiziellen Rede gerade einmal drei Sätze. Dirk Hemmerden, als Vivazzi-Geschäftsführer Chef von fast 60 Beschäftigten in Düsseldorf, pries Vizzavi in einer Rede zwar als "Content-Marke für Vodafone in Deutschland und sieben europäischen Ländern". Er sprach auch davon, Konzerte von Universal-Stars wie Sting und aktuelle Film-Trailer per UMTS auf das Handy-Display übertragen zu wollen. Den Anwesenden jedoch war diese Vision kaum eine Nachfrage wert.
Ein paar Fragen gab es aber doch. Eine davon hieß: "Können Sie Ihr Geschäftsmodell noch mal erklären?