passieren ... ist ja nur Trick. Wißt Ihr, was ich glaube, so als Verschwörungsdenker: mit dem WTC wurde die SEC entmachtet, alle Dokumente weg. Und mit Andersen werden die Bubble-Gehilfen beseitigt, die den US-Konzernen Umsätze und Gewinne bescheinigt haben, die es nie gab. "Über die Klippen gejagt ...", schön ausgedrückt weiter unten. Hier wird aufgeräumt. Der Verlierer ist der kleine Anleger.
Neue Vorwürfe gegen Enron-Chef
Von Yvonne Esterhazy, Washington
Das Verhalten von Vorstandschef Kenneth Lay beim Zusammenbruch des US-Energiekonzerns Enron wird zunehmend fragwürdiger. Lay soll Mitgliedern der Enron-Belegschaft noch am 26. September während eines firmeninternen "Internet-Chats" zum Kauf von Enron-Aktien geraten haben.
Die Unternehmensleitung sei auf Grund der Aussagen interner und externer Prüfer überzeugt, dass die Finanzen in Ordnung seien, heißt es in einer Abschrift der Online-Unterhaltung, die verschiedenen US-Medien zugespielt wurde.
Damals muss Lay aber schon gewusst haben, dass es Zweifel an Enrons kreativen Buchhaltungsmethoden gab. Denn inzwischen ist bekannt, dass er vier Wochen vorher von Sherron Smith Watkins, einer Mitarbeiterin der Finanzabteilung, vor möglichen Bilanzmanipulationen gewarnt worden war. Im Oktober veröffentlichte Enron hohe Verluste. Anfang Dezember 2001 meldete das Unternehmen Konkurs an. Lay steht im Verdacht, Aktionären und Angestellten Enrons Probleme bewusst verschwiegen zu haben.
"Lay hat seine Angestellten über die Klippe gejagt", sagte Rechtsanwalt Eli Gottesdiener der "Washington Post". Gottesdiener hatte im Auftrag einer Gruppe von Enron-Mitarbeitern eine Klage gegen Enron eingereicht. Viele von ihnen hatten ihre Pensionsfonds mit Aktien der eigenen Firma bestückt und sitzen jetzt auf fast wertlosen Papieren. Im Gegensatz dazu besteht der Verdacht, dass Lay und andere Enron-Manager ihre Enron-Aktien rechtzeitig verkauften. Der US-Kongress will sich mit diesen Vorwürfen befassen.
US-Präsident Bush in der Schusslinie
Immer deutlicher wird, dass das Enron-Debakel dem Ansehen von Präsident George W. Bush schadet. In einer Umfrage des Fernsehsenders CBS erklärten fast zwei Drittel der Befragten, die Regierung verberge ihre wahren Beziehungen zu Enron. Entsprechend brisant war die Veröffentlichung von Dokumenten des Weißen Hauses am Freitag. Sie zeigen, dass Vizepräsident Dick Cheney sich im vergangenen Jahr bei einem Treffen mit der indischen Oppositionsführerin Sonia Gandhi bemühte, für Enron Schulden in Höhe von 64 Mio. $ aus einem gestoppten Kraftwerkprojekt in Indien einzutreiben. Offiziell heißt es dazu, der Vize habe sich lediglich um Schadensbegrenzung für die US-Steuerzahler bemüht. Denn das Projekt sei teilweise von einer US-Regierungsbehörde finanziert worden.
Enron und seine Wirtschaftsprüfergesellschaft Arthur Andersen gehörten zu den wichtigsten Wahlkampfspendern für Bush und die Republikaner. Der texanische Konzern hatte allerdings auch für die Demokraten gespendet. Ab Donnerstag werden sich verschiedene Kongressausschüsse mit dem Enron-Debakel befassen. Viele Politiker wollen sich nun aus der finanziellen Umarmung des Enron-Konzerns befreien und überweisen dessen Spenden jetzt an Wohltätigkeitsorganisationen.
Andersen ist draußen
Enron selbst trennte sich unterdessen von Andersen und begründete dies mit Berichten über die Aktenvernichtung durch die Wirtschaftsprüfer und die laufenden Disziplinarverfahren gegen Andersen-Mitarbeiter. Einige von ihnen sollen die Vorfälle am Donnerstag vor einem Unterausschuss im Repräsentantenhaus erläutern. Andersen-Chef Joseph Berardino sagte am Sonntag im US-Fernsehen, der Enron-Kollaps sei Resultat eines gescheiterten Geschäftsmodells. Kriminelle Praktiken seien aus seiner Sicht nicht verantwortlich. Ein Konkursrichter entschied nun, dass die Schweizer Bank UBS Warburg das Handelsgeschäft von Enron übernehmen darf. UBS Warburg muss dafür nichts bezahlen und keine Schulden übernehmen. Die Gläubiger erhalten ein Drittel der künftigen Vorsteuergewinne.
© 2002 Financial Times Deutschland