Klagewelle rollt auf Online-Broker zu

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zombi17:

Klagewelle rollt auf Online-Broker zu

 
14.12.01 07:11
Aus der FTD vom 14.12.2001 www.ftd.de/consors
Klagewelle rollt auf Online-Broker zu
Von Günter Heismann, Frankfurt

Die großzügigen Kredite, mit denen die deutschen Online-Broker in den vergangenen Jahren ihre Geschäfte angekurbelt haben, bringen die Banken und ihre Kunden jetzt arg in die Klemme. Tausenden von Kleinanlegern droht die Pleite. Aktionärsschützer und Anwälte kündigen eine Welle von Schadensersatzklagen an.

Auf dem Höhepunkt der Aktienhausse vor zwei Jahren schien es der einfachste Weg zu sein, um das Vermögen der Kunden zu vermehren und den eigenen Gewinn zu maximieren: Die Online-Broker vergaben bis zum vorigen Jahr en gros Kredite auf Wertpapierdepots, damit die Anleger weitere Aktien kaufen konnten.

So hatte Consors-Chef Karl Matthäus Schmidt seinen Kunden per 30. Juni 2000 genau 682 Mio. Euro Kredite gegeben. Die DAB Bank hatte im vorigen Sommer 411 Mio. Euro so genannte Lombardkredite in den Büchern stehen. Beim Marktführer Comdirect erreichten die Darlehen an die Anleger Anfang 2000 einen Rekordstand von rund 750 Mio. Euro.


Den Online-Brokern verschaffen die Effektenkredite ein beachtliches Geschäft. Rund neun bis zehn Prozent ihrer Kunden kaufen Aktien auf Pump. Allein bei Comdirect sind dies rund 60.000 Anleger.


Rund die Hälfte ihres aktuellen Depotwerts können die Kunden in der Regel beleihen, um mit dem Geld weitere Aktien zu kaufen. Selbst bei den hoch spekulativen Papieren des Neuen Marktes geben Comdirect und Consors in der Regel 40 bis zu 50 Prozent des Depotwertes als Kredit.


Da war ein Desaster unvermeidlich. Seit dem historischen Hoch im März 2000 ist der Nemax-50-Index des Neuen Marktes um rund 90 Prozent eingebrochen. Wer damals seine Nemax-Werte mit 50 Prozent beliehen hat, steht heute vor einem Scherbenhaufen. Allein Comdirect hat dieses Jahr rund 1400 bis 1500 Depots zwangsweise zum Teil liquidiert, weil die Kunden ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkamen.



Geld für Jedermann


Die Online-Broker haben das Geld praktisch an jedermann gegeben, oft ohne die Kundenbonität mit der gebotenen Sorgfalt zu prüfen. Der Gießener Rechtsanwalt Claus Schmidt kennt aus seiner Praxis einen Zivildienstleistenden, dem sein Online-Broker binnen zehn Wochen Wertpapierkredite von annähernd einer Viertelmillion Mark aufschwatzte. Sein Berliner Kollege Dietmar Kälberer vertritt einen Sozialhilfeempfänger, der Effektenkredite von einer Mio. Euro zurückzahlen soll. Ein anderer Mandant bekam Darlehen über zwei Mio. Euro, ohne über regelmäßige Einkünfte zu verfügen.


Natürlich sind Anleger, die Risikopapiere auf Pump kaufen, an ihrem Schicksal nicht ganz unschuldig. Nach Auffassung vieler Rechtsexperten haben die Online-Broker jedoch schuldhaft ihre Kunden nicht oder nicht ausreichend über die Risiken dieser Geschäfte aufgeklärt. Und die sind erheblich: "Wegen der Hebelwirkung sind Wertpapierkredite vergleichbar mit Optionsscheinen", sagt Anwalt Schmidt. "Die Direktbanken haben die Unerfahrenheit der Anleger ausgenutzt", meint Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).


Das Gesetz schreibt zwingend vor, dass die Discount Broker ihre Kunden detailliert nach Erfahrungen, Kenntnissen und finanziellen Verhältnissen befragen müssen, bevor sie ihnen Kredit gewähren. Da aber gibt es in der Praxis immer wieder Probleme, hat das Bundesaufsichtsamt für das Wertpapierwesen (BAWe) beobachtet. "Vor allem die Deckungsprüfung wird lasch gehandhabt", sagt eine Sprecherin des BAWe. Das Amt hat daher die Online-Broker verstärkt in die Prüfung einbezogen.


Auch die geschädigten Anleger machen jetzt mobil. In der kommenden Woche will Anwalt Schmidt die ersten Schadensersatzklagen wegen fehlender Beratung gegen den Online-Broker Consors einreichen. Die Kanzlei Tilp und Kälberer vertritt mehr als 20 Mandanten, die derzeit allerdings noch auf außergerichtlichem Weg versuchen, sich mit ihren Online-Brokern zu einigen. Bei der DSW haben sich seit Anfang 2000 sogar rund 500 Anleger gemeldet, die sich von ihren Direktbanken übervorteilt fühlen.


Stefan Lochow von der Rechtsabteilung des Online-Brokers Consors sieht die Klageflut gelassen: "Aktienhandel ist eben ein risikobehaftetes Geschäft."



© 2001 Financial Times Deutschland
zombi17:

Nemax-Schlussbericht: Auftakt zum großen Kehraus

 
14.12.01 07:27
ftd.de, Do, 13.12.2001, 9:49, aktualisiert: Do, 13.12.2001, 21:04  
Nemax-Schlussbericht: Auftakt zum großen Kehraus
Von Annette Entreß und Thorsten Kramer, Hamburg

Die Indizes am Neuen Markt sind am Donnerstag nach festem Auftakt deutlich in die Verlustzone gerutscht. Bei den Einzelwerten verbuchten Highlight Communications die höchsten Abschläge.

Der Auswahlindex Nemax 50 verlor 3,76 Prozent auf 1186 Punkte. Der alle Werte umfassende Nemax All Share gab 3,85 Prozent auf 1132 Zähler ab. "Die Anleger rechnen acht Tage vor dem letzten Handelstag des Jahres nicht mehr mit einer Kursrally", sagte ein Händler in München. Ein Teil von ihnen würde deshalb damit beginnen, die Depots von Papieren "zu säubern", die Verluste eingebracht haben. Andere Investoren verkaufen nun Aktien, mit denen sie während des Kursanstiegs der vergangenen Wochen Gewinne gemacht haben, ergänzte er.

Verlierer des Tages ist die Aktie der Highlight Communications (minus 17,37 Prozent auf 3,90 Euro). Das Exekutivkommitee des europäischen Fußballverbands Uefa hat seine Entscheidung über die Vermarktung der Rechte an der Fußball-Champions-League auf Januar vertagt. Highlight ist eines von zwei Unternehmen, zwischen denen sich die Uefa entscheiden will. Die Verschiebung der Entscheidung zeige, dass "die Uefa offensichtlich sehr hart verhandelt", kommentierte Analyst Florian Leinauer von Helaba Trust. Dadurch werde das Geschäft weniger lukrativ.


Carrier 1 und Constantin fielen jeweils rund zehn Prozent. Heyde verbilligten sich 9,09 Prozent auf 1,30 Euro. Nach eigenen Angaben wird das Unternehmen im vierten Quartal in der Verlustzone bleiben.



Anleger ziehen Reißleine bei Mobilcom


Der Titel des Mobilfunkunternehmens Mobilcom schlossen 4,64 Prozent leichter bei 24,47 Euro. Zuvor hatte die Aktie nach Angaben von Händlern Stoppkurse unterschritten, es folgte ein Sturz bis auf 22,80 Euro. "Bei einem Aktienkurs knapp unter 25 Euro haben sich einige Marktteilnehmer mit Verkäufen vor weiteren Kursverlusten schützen wollen", sagte ein Broker in Düsseldorf.


Das deutsch-amerikanische biopharmazeutische Unternehmen Medigene beginnt die zweite klinische Studie für das Krebsmedikament "G207". Die Mitteilung des Unternehmens konnte der Aktie aber nicht auf die Sprünge helfen. Das Papier notierte bei 21,50 Euro 4,44 Prozent unter seinem Vortagesschluss.


Pfeiffer Vacuum notierten bei 36,60 Euro und damit 3,23 Prozent unter ihrem Vortagesniveau. Der Hersteller von Vakuumpumpen und -komponenten übernimmt zu Beginn des kommenden Jahres die Aschaffenburger Multimedia Maschinery, nannte aber keinen Kaufpreis.



Teleplan an der Nemax-50-Spitze


Spekulative Anleger trieben den Kurs des Medienunternehmens EM.TV (plus 7,75 Prozent auf 1,53 Euro) im späten Handel noch an die Spitze der Nemax-50-Kursliste. Eine Empfehlung der Deutschen Bank bescherte Teleplan einen Tagesgewinn von 4,84 Prozent auf 17,10 Euro. Die Analysten stuften das Papier des IT-Dienstleisters von "Market Perform" auf "Buy" herauf.


Das Logistikunternehmen D.Logistics hat nach eigenen Angaben von der US-amerikanischen Frachtlinie Atlas Air einen Auftrag im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erhalten. In den kommenden drei Jahren wird die Logistik-Firma für die US-Frachtfluglinie die Bodenabfertigung übernehmen. Die D.-Logistics-Aktien gewannen gut ein Prozent auf 9,40 Euro.


Am breiten Markt kletterten Jobpilot fast 20 Prozent auf 4,25 Euro. Der Internet-Stellenanbieter hat den britischen Konzern Vodafone als Kunden gewonnen und erwartet für das erste Halbjahr 2002 erstmals das Erreichen der Gewinnzone auf Konzernebene

zombi17:

Strategie: Abby Cohen setzt auf Tech-Aktien

 
14.12.01 07:30
ftd.de, Fr, 14.12.2001, 7:00  
Strategie: Abby Cohen setzt auf Tech-Aktien

Die Zeichen der Weltwirtschaft stehen auf Rezession. Dennoch legten die Aktienmärkte in Erwartung eines baldigen Konjunkturaufschwungs zuletzt eine fast atemberaubende Rally hin.

 

Abby Cohen, Analystin bei Goldman Sachs


Ist damit der Kursspielraum nach oben ausgereizt? Abby Joseph Cohen, Grande Dame an der Wall Street, sagt nein. Sie rechnet mit weiteren Kurssteigerungen.

FTD Für viele Aktionäre war 2001 ein katastrophales Jahr. Wie fällt Ihr Resümee aus?


Cohen 2001 war in der Tat ein sehr schlechtes Jahr, geprägt von enttäuschenden Nachrichten aus der Wirtschaft und den schrecklichen Ereignissen des 11. September. Diese beiden Faktoren haben ein schwieriges Umfeld geschaffen. Doch wie wir bereits Ende September sagten, als der Dow Jones Industrial auf dem Jahrestiefstand bei 8200 Punkten notierte, sind in die Kurse sowohl die negativen News aus der Ökonomie als auch die direkten und indirekten Einflüsse der Terroranschläge eingeflossen. An den Finanzmärkten haben wir den Boden möglicherweise bereits gesehen. Und was die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne betrifft, so sind wir überzeugt davon, dass wir uns in der Endphase der Bodenbildung befinden.


FTD Die Analystenzunft wurde wegen ihres übertriebenen Optimismus in den vergangenen zwei Jahren scharf kritisiert. Was lief falsch?


Cohen Anfang 2000 haben wir unseren Kunden geraten, den Aktienanteil in ihren Portfolios zu senken. Und noch vor dem Hoch des S&P 500 haben wir empfohlen, etwa Tech- und Telekom-Aktien, die wir für stark überbewertet hielten, dramatisch zu reduzieren. Daraufhin zogen wir uns den Zorn zahlreicher Kunden und auch der US-Medien zu, für die wir nicht optimistisch genug waren. Dieser überschäumende Optimismus im Markt hinderte viele daran, mit Bedacht vorzugehen. Auch wir waren in diesem Jahr zu optimistisch. Unsere 2001er-Prognosen für den S&P 500, die am unteren Ende des Marktdurchschnitts lagen, waren immer noch zu hoch. Zum einen verlor die Ökonomie stärker an Fahrt, als wir uns das ausgemalt hatten. Zum anderen kam es zu den nicht vorhersehbaren Anschlägen am 11. September, was dazu führte, dass sich ein Wiedererstarken der Wirtschaft zeitlich nach hinten verschoben hat.


FTD Im Frühjahr sagten Sie, die US-Wirtschaft werde nicht in eine Rezession abgleiten - was sich als falsch erwies. Was bedeutet es für Sie, mal nicht Recht zu haben?


Cohen Erst im November konstatierte das National Bureau of Economic Research, dass die USA in einer Rezession stecken. Interessanterweise wurde in dem offiziellen Bericht angemerkt, dass die Ökonomie wohl nicht von einer Rezession betroffen wäre, hätte es nicht die Terroranschläge gegeben.


FTD Aber trifft es Sie, wenn Kritik an falschen Prognosen geübt wird?


Cohen "I call them as I see them" lautet ein Spruch in Amerika, der von den Schiedsrichtern im Sport entlehnt ist. Damit ist gemeint, dass man die Dinge beim Namen nennt, sobald man sie sieht. Genau so versuche ich vorzugehen. Auch wenn wir dieses Jahr zu optimistisch waren, so waren wir in den vielen Jahren davor mit unseren Vorhersagen doch sehr treffsicher. Wir geben stets unser Bestes, können aber nicht ausschließen, auch mal danebenzuliegen. Die Art, wie ich die Kapitalmärkte analysiere, ändere ich nicht.


FTD Nach wie vor raten Analysten nur sehr selten dazu, Aktien zu verkaufen. Hat die Expertenschaft aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht gelernt?


Cohen Der Enthusiasmus für unreife Firmen ist drastisch zurückgegangen. Man muss in diesem Zusammenhang sehen, dass der S&P 500 auf ungewöhnliche Weise sein Hoch erklomm. Denn die Gipfelstürmung war getragen von wenigen Unternehmen. 60 Prozent der Aktien im S&P 500 wurden bei Erreichen des Gipfels im März 2000 nur mit dem Zwölffachen ihres Gewinns oder günstiger gehandelt. Das heißt: Die meisten Papiere waren recht fair bewertet, wohingegen nur wenige Titel extrem überteuert waren. Analysten wie Investoren haben meines Erachtens gelernt, dass derartige Verzerrungen unhaltbar sind.


FTD Es heißt, Kapitalmarktstrategen seien nicht mehr so gefragt, weil die großen Trends wie etwa die New Economy fehlten. Vielmehr käme es jetzt auf die Stockpicker an, die auf der Suche nach aussichtsreichen Einzeltiteln sind. Sitzt Ihnen die Angst vor Bedeutungsverlust im Nacken?


Cohen Jede Zeit der Konfusion oder starker Veränderungen ist ideal für Strategen. Ich bin ausgebucht, denn unsere Kunden suchen nach Orientierung etwa in Bezug auf die Trends in der Wirtschaft und an den Kapitalmärkten. Daher dürfte die Bedeutung von Strategen nicht ab-, sondern zunehmen. Allerdings gehe ich damit konform, dass die sorgfältige Auswahl von Einzelwerten am Ende des Analyseprozesses stehen muss.


FTD Was können die Anleger tun, um zwischen nützlichen und wertlosen Infos zu unterscheiden?

 

US-Strategie von Goldman Sachs



Cohen Das ist eine wichtige Frage. Die vergangenen drei bis fünf Jahre haben gezeigt, dass es immer einfacher wird, Informationen bereitzustellen, es aber nicht so leicht ist, Investoren wirklich relevante Einblicke zu eröffnen. Am Kapitalmarkt wimmelt es von Infos, von denen aber viele unbrauchbar sind. Die Anleger müssen unterscheiden lernen und akzeptieren, dass viele Nachrichten möglicherweise oberflächlich sind.


FTD Der Crash am Aktienmarkt und besonders die Anschläge am 11. September haben dem Vertrauen der Konsumenten arg zugesetzt. Wird es hier in absehbarer Zeit zu einer Erholung kommen?


Cohen Die Arbeitslosigkeit steigt. Die Gewinne im dritten Quartal waren schlecht, die im Vierten werden noch schlechter ausfallen. Entsprechend getrübt ist das Verbrauchervertrauen. Doch zugleich rechnen die privaten Verbraucher damit, dass das Schlimmste in Kürze überstanden ist, und richten den Fokus auf eine Trendumkehr im Jahr 2002. Die durch niedrige Zinsen gestiegenen Haus- und Autokäufe stimmen zuversichtlich. Es ist weniger das Verbrauchervertrauen, das mir Sorge bereitet, als vielmehr das "CEO-Vertrauen", also das der Manager. Denn die stehen zweifach unter Druck. Zum einen verlangen die Aktionäre nach Abbau von Personal und Lagerbeständen. Zum anderen besitzen zehn Prozent der Haushalte in den USA 90 Prozent der Aktien, die von Haushalten gehalten werden. Das heißt, dass die Manager - sie dürften in diese Gruppe fallen - besonders hart vom Crash betroffen sind. Beides zusammen verringert die Risikobereitschaft der Führungskräfte.


FTD Sehen Sie nach der jüngsten Rally an den Aktienmärkten weiteres Aufwärtspotenzial?


Cohen Es ist davon auszugehen, dass sich die Gewinnsituation der S&P-500-Firmen ab dem ersten Quartal 2002 stabilisieren wird. Gewinnsteigerungen - vielleicht über zehn Prozent - wird es dann ab Beginn des zweiten Quartals 2002 geben. Hinzu kommt, dass Aktien nach wie vor unter ihren fairen Bewertungsniveaus gehandelt werden. Wir erwarten, dass der S&P 500 bis Ende 2002 auf 1300 bis 1425 Zähler zulegen wird.


FTD Was ist von der US-Notenbank Federal Reserve noch zu erwarten?


Cohen Die Fed verfügt über die Flexibilität, die Zinsen zu senken. Vor allem weil die Inflation gering ist. Da sich aber in vielen Branchen eine Stabilisierung abzeichnet, denken wir, dass die Fed die Zinsen vom aktuellen Niveau moderat senken wird.


FTD Wann ist wieder mit steigenden Zinsen zu rechnen?


Cohen Gegen Mitte des Jahres 2002, falls sich der Arbeitsmarkt stabilisiert und Zeichen von Erholung zeigt.


FTD Belastet dies die langfristigen Aussichten für die Aktienmärkte?


Cohen Seit drei Jahren - und auch jetzt - gehen wir von einem durchschnittlichen Kurszuwachs beim S&P 500, der wesentlichen Benchmark für US-Aktien, in Höhe von acht bis zehn Prozent pro Jahr aus. Wir denken weiterhin, dass das eine gute Schätzung ist.


FTD Der Aktienanteil in Ihrem Portfolio beträgt 75 Prozent und ist damit so hoch wie noch nie.


Cohen Tatsächlich haben wir den Bond-Anteil in unserem US-Portfolio von 27 auf 22 Prozent zurückgefahren, womit wir uns aber noch im Mittelfeld unserer normalen Bandbreite zwischen zehn und 45 Prozent bewegen. Die Reduzierung ist vorwiegend darauf zurückzuführen, dass wir überzeugt sind, dass der größte Teil des Renditerückgangs beziehungsweise der Kursgewinne bereits erfolgt ist. Ansonsten halten wir Papiere wie Corporate und Agency Bonds für attraktiv bewertet.


FTD Welche US-Sektoren werden im Falle einer Fortsetzung der Erholung zu den Gewinnern gehören?


Cohen Die Auswahl der Titel richtet sich zunehmend nach dem Ausmaß der Gewinnerholung in der zweiten Hälfte 2002. Tech- und Finanzwerte haben wir daher hoch gewichtet.


FTD Was macht diese Branchen so interessant?


Cohen Ende 1999 rieten wir dazu, Tech- und Telekomwerte stark unterzugewichten. Denn wir waren der Auffassung, dass sich die damaligen Gewinnprognosen als unhaltbar herausstellen werden und dass sich die Aktien auf einem Niveau bewegten, das ein perfektes Umfeld vorausgesetzt hätte. Jetzt meinen wir, dass die Nachfrage nach Technologieprodukten steigen wird und Tech-Aktien moderat bewertet sind. Für Telekom-Werte sind wir allerdings weniger enthusiastisch gestimmt. Finanzunternehmen wiederum profitieren von niedrigen Zinsen und einem guten Management. Trotz abnehmenden Wirtschaftswachstums in den vergangenen zwei Jahren erwirtschaften die Banken Gewinne.


FTD Wie schätzen Sie die Aussichten für europäische Aktien ein?


Cohen Das größte Risiko für unsere Prognose, dass sich die US-Märkte im zweiten Halbjahr 2002 substanziell erholen werden, stellen die Unwägbarkeiten in den Ländern außerhalb der USA dar. In den USA sind die Wachstumsprognosen bereits merklich und ausreichend nach unten korrigiert worden. Demgegenüber wird es im Rest der Welt in den kommenden Wochen noch zu deutlichen Anpassungen nach unten kommen. Für US-Aktien sehen meine Kollegen daher weitaus größeres Potenzial als für europäische Papiere.


FTD Mit dem Ende des Taliban-Regimes ist der Kampf gegen den Terrorismus nicht beendet. Wie wird sich der Anti-Terror-Kampf auf die Entwicklung der Märkte auswirken?


Cohen Den größten Effekt auf die Finanzmärkte dürften wir gesehen haben. Nach den Terrorakten im September ist die westliche Welt sehr viel aufmerksamer geworden, es wurden zahlreiche Anti-Terror-Maßnahmen eingeleitet. Dies macht weitere Attacken, besonders solche größeren Ausmaßes, unwahrscheinlicher, aber sie sind weiterhin möglich


FTD Was wünschen Sie sich für 2002?


Cohen Zunächst einmal Frieden. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn man sich wieder seiner Arbeit widmen könnte, ohne befürchten zu müssen, mit Ereignissen, wie wir sie zuletzt erlebt haben, konfrontiert zu werden. New York verlor am 11. September über 4000 Menschen - mehr als bei den Angriffen der Japaner auf Pearl Harbor im Jahr 1941 ums Leben kamen.


Das Interview führte Torsten Engelbrecht, Redakteur der FTD




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Goldmans Star aus den goldenen 90ern


Beachtet Abby Cohen, Leiterin der US-Strategie bei Goldman Sachs, avancierte in den 90ern zu einer der meistbeachteten Analysten. Bis 1999 belegte die 49-Jährige über Jahre hinweg im wichtigsten Analysten-Ranking an der Wall Street Rang eins. In den Jahren 2000 und 2001 rangierte sie auf Platz drei.


Bullish Das erste Mal ins Rampenlicht trat Abby Cohen, als sie einen Tag nach dem "Black Monday" im Oktober 1987 empfahl, Cashbestände in Aktien und Bonds umzuschichten - damals noch in Diensten von Drexel Burnham Lambert. Nach dem Zusammenbruch von Drexel wechselte sie 1990 zu Goldman Sachs. Von 1991 an predigte Cohen vor allem den Börsenboom, was ihr im Zuge der Hausse in den 90ern Kultstatus verschaffte.


Beharrlich Kaum jemand bewegte die Kurse so wie Abby Cohen. Das letzte Drama an den Aktienmärkten unterschätzte sie jedoch, was an ihrem Image nagt. Doch die Strategin, die einen zweistelligen Millionen-Betrag verdienen soll - in Dollar, versteht sich - und im beschaulichen New Yorker Stadtteil Queens wohnt, zeigt sich unbeirrt. Ihr Credo: "I call them as I see them."



© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustration:  FTD
Boersiator:

Haha, voll daneben

 
14.12.01 07:47
Mann ist das immer einfach, die Schuld bei Dritten zu suchen!
Wenn ich mir von der Bank geld leihe, dieses an der Börse einsetze und dann Verluste bis "get-no" mache, bin nur ich selber Schuld und kein Dritter! So ist es zumindest wenn keine Bank etc. im Bereich Beratung Mist gemacht hat.

Es ist doch komisch, solange die Börse immer gut läuft und man Gewinne realisieren kann ist alles okay! Wenn es aber einfach bergab geht, wollen die Leute sofort mit Klagewellen ihren Frust begrenzen.

Als ich mit der Börse 1998 angefangen habe, habe ich bis zum 5 Trade auch so gedacht. Doch die Realität hat mich schnell eingeholt.

Auch wenn die Lage Ernst für diejenigen ist, die ihre geliehene Kohle am NM vor 2 Jahren investiert haben, habe ich natürlich Mitgefühl. Aber genauso shcüttel ich den Kopf, da viele dieser Leute stur auf den NM geschaut haben und kein Spread betrieben haben.
ich habe schon vor längerem mal was über Renten geschrieben und keiner wollte was davon wissen. Doch wenn ich mir mein Depot absehe, haben mich gerade diese Renten vom totalen Depotcrash bewahrt. Streuen ist angesagt.

Das ich heute bei nochmaligem Minus bei Highlight einsteigen werde, ist für mich klar. Doch investiere ich nicht 70%, sondern nur 8% damit, wenn es schiefgeht, mir die Sache nicht noch bis 2007 im Magen querliegt.

Opa Berneckers Weisheiten treffen gerade in diesen zeiten immmer wieder zu - kaufen in der Baisse, Verluste begrenzen, Gewinne laufenlassen und im Hype realisieren ... so einfach ist Börse! ;-)

Schönen Tag,
Boersiator

P.s.: Meine Finger sind wieder gängig, wäre bei diesen fiesen -8° bald mit der Zunge am Laternenpfahl hängengelieben ...
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