Kirch-Konzept geht -auf Banken auf Kurs gebracht

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Jensolino:

Kirch-Konzept geht -auf Banken auf Kurs gebracht

 
25.02.02 10:13
In die Rettungsaktion für die angeschlagene KirchGruppe ist wieder Bewegung gekommen. Die Gläubigerbanken, die sich bislang nicht auf eine gemeinsame Linie einigen konnten, wollen offenbar künftig einen gemeinsamen Kurs fahren. Einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge wollen die Institute einen Moderator aus ihren Reihen ernennen. Diese Mission könnte ein Top-Banker übernehmen, hieß es unter Berufung auf Bankenkreise. Auch die KirchGruppe wolle einen Vermittler einschalten. Der Düsseldorfer Anwalt Wolfgang von Bettaray soll für Kirch ins Rennen geschickt werden. Bettaray war laut „Handelsblatt“ bereits an der Rettung des Ferienfliegers LTU und der Vulkan-Werft beteiligt.

Zuvor hatte Kirch einen versteckten Warnschuss in Richtung Banken und Politik abgegeben. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ erklärte Kirch, sich nicht mehr gegen eine Übernahme seines Konzerns durch den anglo-australischen Medienmogul Rupert Murdoch stellen zu wollen. "Wenn es notwendig sein sollte, halte ich dem 'Haifisch' alles hin", erklärte Kirch. "Dann frisst er mich eben. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Die Knochen wird auch Murdoch mir schon lassen. " Ähnlich äußerte sich Kirch auch im "Focus". Damit hat sich der 75-jährige Firmengründer Leo Kirch erstmals in der akuten Krise seines Unternehmens selbst zu Wort gemeldet. Die Politik kann kein Interesse daran haben, dass die KirchGruppe von Murdoch geschluckt wird. Ein Ausverkauf der in München ansässigen Gruppe würde Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) im Wahljahr schlecht zu Gesicht stehen.

Kirchs Vize Dieter-Hahn stellte in dem "Spiegel"-Interview nach wochenlangen Spekulationen auch den Schuldenstand der KirchGruppe klar. Es seien exakt 6,5 Mrd. Euro, sagte er. Damit stehe Kirch aber angesichts der Werte des Unternehmens nicht vor der Pleite. Zuletzt war in verschiedenen Berichten von einem Schuldenstand von sieben bis acht Mrd. Euro die Rede.

Wegen der Äußerungen von Deutsche Bank-Chef Rolf Breuer zur Kreditwürdigkeit von Kirch plant die Gruppe nach Informationen von "Focus" neben einer Schadenersatzklage über 800 Mio. Euro auch eine Beschwerde bei der Bankenaufsicht.

Hahn nannte einen Einstieg Murdochs bei dem verlustreichen Bezahlsender Premiere eine Möglichkeit. Der Kapitalbedarf bei Premiere habe eine Größenordnung erreicht, die nicht mehr von einem einzelnen Unternehmer ohne stabile Partner realisiert werden könne. Die Milliardeninvestitionen in Premiere gelten als Hauptgrund für die finanzielle Notlage des Kirch-Konzerns. Die Größenordnung von vier Mrd. Euro Investitionen ist nach Darstellung von Hahn nicht falsch. Trotzdem will Kirch das Bezahlfernsehen nicht aufgeben. "Das Ziel ist ein voll integriertes, audiovisuelles Unternehmen. Das Modell bleibt richtig, Pay-TV inklusive", sagte Hahn.

Von der Formel 1 werde sich Kirch aber nur als letzte Alternative trennen. Anders als die Anteile am Axel Springer Verlag und dem spanischen Fernsehsender Telecinco, die Kirch verkaufen wird, gehöre die Formel 1 zur Grundidee des Hauses. "Es würde uns wirklich wehtun, wenn wir die Formel 1 abgeben müssten", sagte Hahn. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" will auch der angeschlagene Medienkonzern EM.TV seine knapp 17-prozentige Formel-1-Beteiligung in Kürze an die KirchGruppe verkaufen. Im Gegenzug solle EM.TV die übrigen 50 Prozent an dem Kinderfilmrechtehandel Junior von Kirch erhalten.

Nach den Äußerungen von Deutsche Bank-Chef Breuer arbeiten die Kirch-Anwälte laut "Focus " bereits an einer Beschwerde an das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Breuer hatte die Kreditwürdigkeit Kirchs öffentlich in Frage gestellt und die Gruppe damit noch stärker unter Druck gebracht. "Um es vorsichtig auszudrücken: Wir fanden seine Äußerung in höchstem Maße ungewöhnlich", sagte Hahn im "Spiegel". HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt war Kirch aber zu Hilfe geeilt und hatte ihm durch ein Kaufangebot für das Springer-Paket wieder Luft verschafft.

Seit dieser Offerte arbeiten acht Gläubigerbanken gemeinsam an einer Lösung für Kirch. Auch für sie steht viel auf dem Spiel. Die Bankenaufsicht prüft nach dem Bericht der "Welt am Sonntag" bereits zum zweiten Mal innerhalb der vergangenen vier Monate, ob die Gläubigerbanken wegen des möglichen Verlustes ihrer Kredite ausreichend Wertberichtigungen in ihren Bilanzen vorgenommen haben.

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