D er angeschlagene Medienmogul will offenbar mit aller Macht verhindern, dass die Deutsche Bank in einer Versteigerung an sein Springer-Paket kommt. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die „Süddeutsche Zeitung“ am Mittwoch übereinstimmend berichteten, zieht Leo Kirch für diesen Fall die Insolvenz der Print Beteiligung GmbH ins Kalkül, die die Springer-Aktien hält. Kirch hatte seinen 40,3-Prozent-Anteil für einen Kredit an die Deutsche Bank verpfänden müssen.
Wie die Zeitungen schrieben, wird eine Insolvenz von Kirchs Anwälte geprüft. Sollte es dazu kommen, könnte ein vorläufiger Insolvenzverwalter die Auktion verhindern.
Die Deutsche Bank hatte am Dienstag in einer Zeitungsannonce die Versteigerung von Kirchs Springer-Aktien für den 8. Oktober in Frankfurt angekündigt. Die Versteigerung werde jedoch abgesagt, sollte vorher der Verkauf des Pakets und die Rückzahlung des Kredits in Höhe von 730 Millionen Euro gelingen, hieß es. Bei einem vorherigen Verkauf des Pakets „wäre der Termin hinfällig“.
Ein Sprecher der Deutschen Bank stellte klar, dass Gebote „grundsätzlich für das gesamte Paket“ abzugeben seien. Diese würden von einem Notar entgegengenommen. Eine Entscheidung über den Zuschlag werde noch am selben Tag fallen. Der 8. Oktober sei unter der Annahme gewählt worden, dass die Deutsche Bank zu diesem Zeitpunkt immer noch Gläubiger von Kirch sei und das Pfand besitze.
Der Axel Springer Verlag verhandelt seit längerem mit dem Schweizer Großverlag Ringier über das 40-Prozent-Paket. Mit der jetzt bekannt gegebenen Auktion erhöht sich nach Einschätzung der Branche
der Einigungsdruck. Eine Springer-Sprecherin sagte in Berlin, das Vorgehen der Deutschen Bank sei mit dem Verlag abgestimmt. Die Gespräche mit Ringier dauerten an.
Das Landgericht München hatte der Deutschen Bank vor knapp zwei Wochen gegen Kirchs Widerstand die Verwertung von dessen Springer-Anteil genehmigt. Kirch wollte das Paket selbst verkaufen, um so möglicherweise einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. An der Börse ist das Paket derzeit etwas weniger als 700 Millionen Euro wert. Die Springer-Sprecherin verwies erneut darauf, dass ein Verkauf des Anteils gegen den Willen des Verlags auf Grund der Vinkulierung der Namensaktien weiter nicht möglich sei.
02.10.02, 8:35 Uhr