Keine Rücksicht auf die Psyche

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Keine Rücksicht auf die Psyche

 
21.12.01 20:43

Studie rügt mangelndes Feingefühl der Investor-Relations-Akteure im Netz

Frankfurt/Main - Technisch immer ausgefeilter, psychologisch dafür oft mangelhaft. So lautet das Fazit einer aktuellen Studie zur Qualität deutscher Investor-Relations-Seiten im Internet, die das Kölner Marktforschungsinstituts Psychonomics jetzt vorgelegt hat. Messen lassen mussten sich die Websites dabei an den Anforderungen von über 200 Anlegern, die Psychonomics zuvor befragt hat. "Schlichtweg ignoriert haben dabei viel Unternehmen die extreme Verunsicherung vieler Anleger durch den ‚Salami-Crash' im Börsenjahr 2001", bilanziert Studienleiter Thomas Bittner. Stattdessen hätten viele Unternehmen so weiter gemacht, als sei nichts gewesen. Anders die Anleger: Die hätten im abgelaufenen Jahr vor allem nach positiven Nachrichten gesucht, die ihr Investment trotz der teils herben Kursverluste rechtfertigten, erklärt Bittner. "Kognitive Dissonanz" nenne dies die Wissenschaft.

"Weg vom reinen Zahlenwerk", lautet deshalb die Empfehlung des Psychologen. Gefragt sei stattdessen eine verbalere Darstellung, die das Unternehmen als langfristig interessantes Investment darstelle. Etwa durch eine benutzerfreundliche Darstellung der Equity Story. "Wir sind auf dem richtigen Weg", laute schließlich die Botschaft, die auch im Internet rüberkommen müsse. Doch was so selbstverständlich klingt, werde in der Realität oft nur unbefriedigend umgesetzt. So verschweige etwa nahezu jedes zweite Unternehmen im Dax die eigene Geschäftsphilosophie (46,7 Prozent). Bei den Unternehmen des MDax und des SDax sieht das Ergebnis so kläglicher aus. Gerade einmal 38,6 Prozent der Mid-Cap-Werte veröffentlicht diese im Netz, im SDax sind es sogar nur 36 Prozent. Ein Fehler, denn drei von vier Privatanlegern stufen die Unternehmensphilosophie als wichtig bis besonders wichtig für ihre Anlageentscheidung ein. "Womöglich gibt es gar kein schriftlich formuliertes Leitbild, oder man erachtet es nicht als besonders wichtig, es im Internet zu veröffentlichen", mutmaßt Bittner.
Kritisch bewertet der Psychologe zudem den Trend zu immer mehr Animationen. Diese dienten nicht der Benutzerfreundlichkeit, da Privatanleger oft nicht über die hierfür notwendigen technischen Vorraussetzungen verfügten, sie auch zu nutzen. Auf "gutem Weg" sieht Bittner hingegen den Umgang der Unternehmen bei der Beantwortung von E-Mail-Anfragen. Während noch vor einem Jahr die Hälfte der Unternehmen (51,6 Prozent) auf eine Probe-Anfrage erst gar nicht reagierten, antworteten diesmal immerhin bereits über 85 Prozent. Jetzt müsse nur noch die Qualität der Antworten besser werden, hofft Bittner.

Gruß Kostolmoney
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