ftd.de, Sa, 18.8.2001, 7:00
Geldanlage: Keine Eile bei japanischen Aktien
In einem Jahr wird es der Tokioter Börse deutlich besser gehen als heute, behauptet Jesper Koll, Chefvolkswirt von Merrill Lynch Japan.
FTD: Herr Koll, wird es Premierminister Koizumi nach dem überzeugenden Wahlsieg schaffen, seine Reformen durchzusetzen und die zweitstärkste Industrienation aus der Krise zu führen?
Koll : Ich bin davon überzeugt. Allerdings wird es ein bis zwei Jahre dauern, bis die Wirtschaft erstarkt. Die Umstrukturierung wird Opfer verlangen, sie wird alte Strukturen zerstören und die Konjunktur belasten. Ich würde mich nicht wundern, wenn Japan in diesem und und im nächsten Jahr Nullwachstum hätte.
FTD: Wird die Börse die längerfristigen Erfolgschancen Koizumis vorwegnehmen und die Talfahrt beenden?
Koll : Der Aktienmarkt wird die Abkehr von der verfehlten Politik der massiven Konjunkturprogramme, der Subventionen und der immensen Staatsverschuldung honorieren. Aber gleichzeitig muss die Börse eine Zunahme der Bankrotte und eine Talfahrt der Privatwirtschaft verdauen. In den kommenden Monaten dürfte der Nikkei deshalb um das jetzige Niveau schwanken. Mit Sicht auf zwölf Monate rechne ich aber damit, dass er auf 16.000 bis 17.000 Punkte klettern wird.
FTD: Anleger brauchen sich beim Kauf japanischer Aktien also nicht zu beeilen?
Koll : Der Aktienmarkt wird zunächst ziemlich gespalten sein. NEC, Canon, Nissan, Suzuki, Toyota oder Honda, die bereits stark umstrukturieren, weisen einen Vorsprung vor der Masse der Firmen auf, die diesen schmerzlichen Prozess noch vor sich haben. Die Aktien der fitten Unternehmen sind deshalb schon jetzt interessant.
FTD: Wie groß ist die Chance, dass Koizumi seine Reformen überhaupt durchsetzen kann?
Koll : Der Ministerpräsident ist populär wie lange kein anderer Politiker mehr. Koizumis größte Herausforderung liegt darin, ob es ihm gelingt, die Kaufkraft der Verbraucher zu stärken.
FTD: Wie will Koizumi die Kaufkraft stärken, wenn die Konjunktur am Boden liegt?
Koll : Indem er Unternehmenskartelle aufbricht und die De-facto-Monopole staatlicher Firmen beseitigt. Nach unseren Berechnungen würde eine Deregulierung die Kaufkraft um 1,2 Prozent verbessern. Durch diese indirekten Steuersenkungen hätte Koizumi Luft, um die negativen Kurzfristfolgen seiner Reform gering zu halten.
FTD: Experten sagen, solange die Bankenkrise nicht gelöst ist, kann sich Japan nicht erholen.
Koll : Kernpunkt der Koizumi-nomics besteht darin, die mächtigen öffentlichen Banken zu privatisieren. Sie können dann nicht mehr die Kreditkonditionen der privaten Institute unterbieten.
Geldanlage: Keine Eile bei japanischen Aktien
In einem Jahr wird es der Tokioter Börse deutlich besser gehen als heute, behauptet Jesper Koll, Chefvolkswirt von Merrill Lynch Japan.
FTD: Herr Koll, wird es Premierminister Koizumi nach dem überzeugenden Wahlsieg schaffen, seine Reformen durchzusetzen und die zweitstärkste Industrienation aus der Krise zu führen?
Koll : Ich bin davon überzeugt. Allerdings wird es ein bis zwei Jahre dauern, bis die Wirtschaft erstarkt. Die Umstrukturierung wird Opfer verlangen, sie wird alte Strukturen zerstören und die Konjunktur belasten. Ich würde mich nicht wundern, wenn Japan in diesem und und im nächsten Jahr Nullwachstum hätte.
FTD: Wird die Börse die längerfristigen Erfolgschancen Koizumis vorwegnehmen und die Talfahrt beenden?
Koll : Der Aktienmarkt wird die Abkehr von der verfehlten Politik der massiven Konjunkturprogramme, der Subventionen und der immensen Staatsverschuldung honorieren. Aber gleichzeitig muss die Börse eine Zunahme der Bankrotte und eine Talfahrt der Privatwirtschaft verdauen. In den kommenden Monaten dürfte der Nikkei deshalb um das jetzige Niveau schwanken. Mit Sicht auf zwölf Monate rechne ich aber damit, dass er auf 16.000 bis 17.000 Punkte klettern wird.
FTD: Anleger brauchen sich beim Kauf japanischer Aktien also nicht zu beeilen?
Koll : Der Aktienmarkt wird zunächst ziemlich gespalten sein. NEC, Canon, Nissan, Suzuki, Toyota oder Honda, die bereits stark umstrukturieren, weisen einen Vorsprung vor der Masse der Firmen auf, die diesen schmerzlichen Prozess noch vor sich haben. Die Aktien der fitten Unternehmen sind deshalb schon jetzt interessant.
FTD: Wie groß ist die Chance, dass Koizumi seine Reformen überhaupt durchsetzen kann?
Koll : Der Ministerpräsident ist populär wie lange kein anderer Politiker mehr. Koizumis größte Herausforderung liegt darin, ob es ihm gelingt, die Kaufkraft der Verbraucher zu stärken.
FTD: Wie will Koizumi die Kaufkraft stärken, wenn die Konjunktur am Boden liegt?
Koll : Indem er Unternehmenskartelle aufbricht und die De-facto-Monopole staatlicher Firmen beseitigt. Nach unseren Berechnungen würde eine Deregulierung die Kaufkraft um 1,2 Prozent verbessern. Durch diese indirekten Steuersenkungen hätte Koizumi Luft, um die negativen Kurzfristfolgen seiner Reform gering zu halten.
FTD: Experten sagen, solange die Bankenkrise nicht gelöst ist, kann sich Japan nicht erholen.
Koll : Kernpunkt der Koizumi-nomics besteht darin, die mächtigen öffentlichen Banken zu privatisieren. Sie können dann nicht mehr die Kreditkonditionen der privaten Institute unterbieten.