Universal Music entdeckt Tony Marshall und Co. und steigt bei Volksmusikspezialisten Koch ein.
Hamburg – Das Internet zeigt einmal mehr seine Auswirkungen. Völlig überraschend hat der Musikkonzern Universal Music das Europa-Geschäft des auf Volksmusik und Schlager spezialisierten Musikverlag Koch International übernommen. Koch setzt mit seinem Programm jährlich 80 bis 100 Millionen Euro um. Mit der Übernahme wechseln 200 Mitarbeiter von Koch zu Universal. Nach Einschätzung von Branchenexperten dürfte der Marktanteil von Universal damit in Deutschland deutlich über 30 Prozent steigen.
Tony Marshall
Universal Music, das Popstars wie Elton John, Rockgruppen wie U2 und Klassikkünstler wie Anne-Sophie Mutter unter Vertrag hat, erweitert sein Repertoire in Europa nun um Volks- und Schlagermusik. Künftig erklingt die Musik von Sängern wie G. G. Anderson, Tony Marshall, Stefanie Hertel, Peter Kraus und den Kastelruther Spatzen unter dem Universal-Label. Künftig will Universal seine Volksmusik unter dem neuen Label Koch Music vertreiben. Das zu Universal gehörende Polydor wird dafür seine Schlager- und Volksmusikkünstler zukünftig in die Obhut der Münchner geben, während das Klassik-Repertoire der Koch Music zu Deutsche Grammophon und Decca wechselt.
Internet macht´s nötig
Als Grund für die Transaktion macht Koch-International-Gründer Franz Koch das World Wide Web verantwortlich. "Das Internet steht vor der Tür, darauf könnten nur große Konzerne reagieren." Das europäische Geschäft von Koch gehört künftig zum Musikkonzern Universal Music International. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Stillschweigen.
Universal Music Deutschland plant nun nach seinem Einstieg in die Volks- und Schlagermusik die volkstümlichen Klänge auch fürs Internet zu öffnen. Künftig setzt der Konzern auch in diesem Bereich auf den Vertrieb über das Internet. "Je mehr sich Online-Dienste bei den über 30-Jährigen durchsetzen, desto mehr erreicht man ein Publikum, das heutzutage ein Beschaffungsproblem hat", sagte der Chef von Universal Music Deutschland, Tim Renner.
Die meisten Schallplattenläden richteten sich auf eine sehr junge Käuferschaft aus, so Renner. "Ältere Kunden - zumal noch mit Interesse an Schlagern und Volksmusik - werden dort wenig oder gar nicht bedient." Diese Musik gebe es eher in den großen Elektromärkten, wo es aber an Beratung mangele. Diese Käufergruppe habe also Schwierigkeiten, ihre Produkte zu finden.
Brave Käuferschar
Gerade in Nischenmärkten wie der Volks- und Unterhaltungsmusik sieht Renner ein großes Expansionspotenzial im Internet. Das Web sei für die Informationsvermittlung und die Beratung über Kataloge ideal, sagte Renner. Musikclubs mit Volks- und Schlagermusik seien schon jetzt sehr erfolgreich, weil die Kunden dort informiert würden und direkt bestellen könnten. "In einer Idealform hat der Kunde die Ware sofort und in einer nicht-physischen Form", fügte Renner mit Blick auf das Herunterladen digitalisierter Musikstücke hinzu.
Der Online-Vertrieb von Schlager- und Volksmusik habe zudem den großen Vorteil, dass die Zielgruppe wenig am Knacken von Urheberschutzsystemen interessiert sei. "Je mehr Geld und je weniger Zeit ein Konsument hat, desto weniger tendiert er dazu."
Die deutsche Musikindustrie führt einen Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent im Jahr 2001 vor allem auf das Herunterladen von Musikdateien aus dem Internet und das massenhafte Kopieren von CDs zurück. Universal Music sei davon zwar auch betroffen, habe aber keine Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, sagte Renner. Dennoch setzt Universal auf kopiergeschützte CDs und eigene, kostenpflichtige Online-Angebote zum Herunterladen von Musik.
Immer mehr kopiergeschützte CDs
In Deutschland sind Renner zufolge 50 bis 75 Universal-Titel kopiergeschützt am Markt, was fünf bis zehn Prozent des Repertoires entspricht. "Der Kopierschutz ist zwar immer nur eine Hürde, die einen kleinen Vorsprung schafft", sagte Renner mit Blick auf zahlreiche Programme, mit denen solche Schutzmechanismen umgangen werden können. "Diesen Vorsprung sollten wir auch im Sinn unserer Künstler aber tunlichst nutzen." Universal plane, den Anteil kopiergeschützter CDs noch zu erhöhen.
Um das Kundenpotenzial Online-erfahrener Musikfans zu nutzen, will Universal Music Deutschland zudem noch in diesem Frühjahr einen eigenen Internet-Dienst zum Herunterladen von Musik starten. Es müssten für diese Kundengruppe legale Angebote geschaffen werden, sagte Renner. Bereits angeboten werde ein Service, bei dem sich Internet-Nutzer ihre eigene CD zusammenstellen und von Universal produzieren und zuschicken lassen können. Mit dem Deutschland-Start von Pressplay, dem in den USA bereits laufenden Internet-Joint-Venture von Universal und Sony, rechnet Renner erst Ende des Jahres.
Hamburg – Das Internet zeigt einmal mehr seine Auswirkungen. Völlig überraschend hat der Musikkonzern Universal Music das Europa-Geschäft des auf Volksmusik und Schlager spezialisierten Musikverlag Koch International übernommen. Koch setzt mit seinem Programm jährlich 80 bis 100 Millionen Euro um. Mit der Übernahme wechseln 200 Mitarbeiter von Koch zu Universal. Nach Einschätzung von Branchenexperten dürfte der Marktanteil von Universal damit in Deutschland deutlich über 30 Prozent steigen.
Tony Marshall
Universal Music, das Popstars wie Elton John, Rockgruppen wie U2 und Klassikkünstler wie Anne-Sophie Mutter unter Vertrag hat, erweitert sein Repertoire in Europa nun um Volks- und Schlagermusik. Künftig erklingt die Musik von Sängern wie G. G. Anderson, Tony Marshall, Stefanie Hertel, Peter Kraus und den Kastelruther Spatzen unter dem Universal-Label. Künftig will Universal seine Volksmusik unter dem neuen Label Koch Music vertreiben. Das zu Universal gehörende Polydor wird dafür seine Schlager- und Volksmusikkünstler zukünftig in die Obhut der Münchner geben, während das Klassik-Repertoire der Koch Music zu Deutsche Grammophon und Decca wechselt.
Internet macht´s nötig
Als Grund für die Transaktion macht Koch-International-Gründer Franz Koch das World Wide Web verantwortlich. "Das Internet steht vor der Tür, darauf könnten nur große Konzerne reagieren." Das europäische Geschäft von Koch gehört künftig zum Musikkonzern Universal Music International. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Stillschweigen.
Universal Music Deutschland plant nun nach seinem Einstieg in die Volks- und Schlagermusik die volkstümlichen Klänge auch fürs Internet zu öffnen. Künftig setzt der Konzern auch in diesem Bereich auf den Vertrieb über das Internet. "Je mehr sich Online-Dienste bei den über 30-Jährigen durchsetzen, desto mehr erreicht man ein Publikum, das heutzutage ein Beschaffungsproblem hat", sagte der Chef von Universal Music Deutschland, Tim Renner.
Die meisten Schallplattenläden richteten sich auf eine sehr junge Käuferschaft aus, so Renner. "Ältere Kunden - zumal noch mit Interesse an Schlagern und Volksmusik - werden dort wenig oder gar nicht bedient." Diese Musik gebe es eher in den großen Elektromärkten, wo es aber an Beratung mangele. Diese Käufergruppe habe also Schwierigkeiten, ihre Produkte zu finden.
Brave Käuferschar
Gerade in Nischenmärkten wie der Volks- und Unterhaltungsmusik sieht Renner ein großes Expansionspotenzial im Internet. Das Web sei für die Informationsvermittlung und die Beratung über Kataloge ideal, sagte Renner. Musikclubs mit Volks- und Schlagermusik seien schon jetzt sehr erfolgreich, weil die Kunden dort informiert würden und direkt bestellen könnten. "In einer Idealform hat der Kunde die Ware sofort und in einer nicht-physischen Form", fügte Renner mit Blick auf das Herunterladen digitalisierter Musikstücke hinzu.
Der Online-Vertrieb von Schlager- und Volksmusik habe zudem den großen Vorteil, dass die Zielgruppe wenig am Knacken von Urheberschutzsystemen interessiert sei. "Je mehr Geld und je weniger Zeit ein Konsument hat, desto weniger tendiert er dazu."
Die deutsche Musikindustrie führt einen Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent im Jahr 2001 vor allem auf das Herunterladen von Musikdateien aus dem Internet und das massenhafte Kopieren von CDs zurück. Universal Music sei davon zwar auch betroffen, habe aber keine Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, sagte Renner. Dennoch setzt Universal auf kopiergeschützte CDs und eigene, kostenpflichtige Online-Angebote zum Herunterladen von Musik.
Immer mehr kopiergeschützte CDs
In Deutschland sind Renner zufolge 50 bis 75 Universal-Titel kopiergeschützt am Markt, was fünf bis zehn Prozent des Repertoires entspricht. "Der Kopierschutz ist zwar immer nur eine Hürde, die einen kleinen Vorsprung schafft", sagte Renner mit Blick auf zahlreiche Programme, mit denen solche Schutzmechanismen umgangen werden können. "Diesen Vorsprung sollten wir auch im Sinn unserer Künstler aber tunlichst nutzen." Universal plane, den Anteil kopiergeschützter CDs noch zu erhöhen.
Um das Kundenpotenzial Online-erfahrener Musikfans zu nutzen, will Universal Music Deutschland zudem noch in diesem Frühjahr einen eigenen Internet-Dienst zum Herunterladen von Musik starten. Es müssten für diese Kundengruppe legale Angebote geschaffen werden, sagte Renner. Bereits angeboten werde ein Service, bei dem sich Internet-Nutzer ihre eigene CD zusammenstellen und von Universal produzieren und zuschicken lassen können. Mit dem Deutschland-Start von Pressplay, dem in den USA bereits laufenden Internet-Joint-Venture von Universal und Sony, rechnet Renner erst Ende des Jahres.