Die Aktie des Tages: Karstadt
Der Karstadt-Aktie fehlen die Kunden. Analysten bemängeln Fixierung auf das Warenhausgeschäft. Fast zwei Prozent Umsatzrückgang erwartet
Von Gerhard Maier
Bonn - Den Deutschen ist die Kauflust vergangen. Das betrifft auch die Aktie von Karstadt-Quelle (WKN: 627 500), die derzeit selten auf der Einkaufsliste der Anleger steht. Umso genauer werden sie heute hinhören, wenn der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Urban anlässlich der Vorlage der Neunmonatszahlen seine Strategien präsentiert, mit denen er den Konzern aus der Konsumflaute manövrieren will.
Die Konsumenten drehen zurzeit jeden Cent zweimal um und kaufen häufiger bei Discountern. "Karstadt-Quelle leidet unter dieser ‚Aldisierung'", beschreibt Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe den Effekt auf den Essener Konzern. Hinzu kommen die zum Teil erheblichen Rabatte, die der Einzelhandel bietet, um überhaupt Kunden in die Läden zu locken. Karstadt-Quelle habe in dieser Situation Nachteile, weil das Unternehmen zu sehr auf das Warenhausgeschäft fixiert ist, kritisieren Analysten. "Das ist - strategisch betrachtet - eine schlechte Positionierung", sagt Volker Hergert von der Bankgesellschaft Berlin. Die anderen beiden Säulen des Konzerns bilden der Versandhandel und der Reisvermittler Thomas Cook.
In den großen Warenhäusern könne sich der Konzern nicht als Spezialist profilieren, so Hergert weiter. Dadurch ergäben sich Nachteile gegenüber anderen Einzelhändlern wie Elektronikmärkten, die sich auf einen profitablen Bereich konzentrieren. Außerdem sei die Innenstadtlage der Kaufhäuser wegen hoher Grundstückspreise und Mieten sehr teuer.
Karstadt-Quelle erwartet, dass die Umsätze im Gesamtjahr 2002 um drei Prozent schrumpfen. Volker Bosse von der Hypo-Vereinsbank hält diese Prognose allerdings für zu negativ. Die ersten neun Monate habe der Konzern mit minus 1,9 Prozent abgeschlossen. Diese Marke sollte Karstadt-Quelle auch für das Gesamtjahr halten können, so Bosse. Allerdings wird das Weihnachtsgeschäft, das bei allen Einzelhändlern traditionell den Löwenanteil zum Jahresumsatz beiträgt, von den Experten unterschiedlich eingeschätzt. Bosse erwartet, dass das es in diesem Jahr "normal" verläuft. Die Umsatzeinbußen im Gesamtjahr würden zwar nicht aufgeholt, es käme aber nicht zu einem signifikanten Einbruch. "Das Weihnachtsgeschäft fällt eher schwächer aus", erwartet dagegen Schlienkamp. Die Kauflust werde durch die politische Diskussion gedämpft. Die Konsumenten würden geringere Realeinkommen erwarten und hätten Angst um ihren Arbeitsplatz. Auch Hergert ist bezüglich des Weihnachtsgeschäfts eher skeptisch.
Hohe Erwartungen setzen die Experten auf die Strategien, die Konzernchef Urban am heutigen Montag erläutern will. Hergert gefällt, dass der Konzern einige Kaufhäuser in spezielle Sporthäuser umbaut und rechtlich verselbstständigt. Erfolgversprechend sei auch die Strategie, Flächen in den Kaufhäusern an Konzessionäre wie etwa Gerry Weber zu vermieten. Dieses "Shop-in-Shop-Konzept" sei ein "sicheres Geschäft" erklärt Hergert. Dadurch würde der Handelskonzern nicht nur beträchtliche Mieteinnahmen erzielen, sondern auch zusätzliche Konsumenten anlocken.
Hergert glaubt aber, dass die Aktionäre Geduld brauchen. Vorerst sei der Nachrichtenfluss bei Karstadt-Quelle eher negativ, weil auch das Reisegeschäft von Thomas Cook nicht so gut laufen würde. Die Aktie würde deshalb in den kommenden Wochen eher belastet und sei 24 bis 25 Euro wert. Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe stuft das Papier ebenfalls mit "Marketperformer" ein - Kursziel 23 Euro. Hypo-Vereinsbank-Analyst Bosse bewertet den Titel dagegen mit "Outperform". Karstadt-Quelle sei ein Substanzwert und die schlechten Nachrichten schon im Kurs enthalten. Bereits die Immobilien hätten einen Buchwert von 23 Euro pro Aktie. Damit sei dass Papier nach unten abgesichert.
Der Karstadt-Aktie fehlen die Kunden. Analysten bemängeln Fixierung auf das Warenhausgeschäft. Fast zwei Prozent Umsatzrückgang erwartet
Von Gerhard Maier
Bonn - Den Deutschen ist die Kauflust vergangen. Das betrifft auch die Aktie von Karstadt-Quelle (WKN: 627 500), die derzeit selten auf der Einkaufsliste der Anleger steht. Umso genauer werden sie heute hinhören, wenn der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Urban anlässlich der Vorlage der Neunmonatszahlen seine Strategien präsentiert, mit denen er den Konzern aus der Konsumflaute manövrieren will.
Die Konsumenten drehen zurzeit jeden Cent zweimal um und kaufen häufiger bei Discountern. "Karstadt-Quelle leidet unter dieser ‚Aldisierung'", beschreibt Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe den Effekt auf den Essener Konzern. Hinzu kommen die zum Teil erheblichen Rabatte, die der Einzelhandel bietet, um überhaupt Kunden in die Läden zu locken. Karstadt-Quelle habe in dieser Situation Nachteile, weil das Unternehmen zu sehr auf das Warenhausgeschäft fixiert ist, kritisieren Analysten. "Das ist - strategisch betrachtet - eine schlechte Positionierung", sagt Volker Hergert von der Bankgesellschaft Berlin. Die anderen beiden Säulen des Konzerns bilden der Versandhandel und der Reisvermittler Thomas Cook.
In den großen Warenhäusern könne sich der Konzern nicht als Spezialist profilieren, so Hergert weiter. Dadurch ergäben sich Nachteile gegenüber anderen Einzelhändlern wie Elektronikmärkten, die sich auf einen profitablen Bereich konzentrieren. Außerdem sei die Innenstadtlage der Kaufhäuser wegen hoher Grundstückspreise und Mieten sehr teuer.
Karstadt-Quelle erwartet, dass die Umsätze im Gesamtjahr 2002 um drei Prozent schrumpfen. Volker Bosse von der Hypo-Vereinsbank hält diese Prognose allerdings für zu negativ. Die ersten neun Monate habe der Konzern mit minus 1,9 Prozent abgeschlossen. Diese Marke sollte Karstadt-Quelle auch für das Gesamtjahr halten können, so Bosse. Allerdings wird das Weihnachtsgeschäft, das bei allen Einzelhändlern traditionell den Löwenanteil zum Jahresumsatz beiträgt, von den Experten unterschiedlich eingeschätzt. Bosse erwartet, dass das es in diesem Jahr "normal" verläuft. Die Umsatzeinbußen im Gesamtjahr würden zwar nicht aufgeholt, es käme aber nicht zu einem signifikanten Einbruch. "Das Weihnachtsgeschäft fällt eher schwächer aus", erwartet dagegen Schlienkamp. Die Kauflust werde durch die politische Diskussion gedämpft. Die Konsumenten würden geringere Realeinkommen erwarten und hätten Angst um ihren Arbeitsplatz. Auch Hergert ist bezüglich des Weihnachtsgeschäfts eher skeptisch.
Hohe Erwartungen setzen die Experten auf die Strategien, die Konzernchef Urban am heutigen Montag erläutern will. Hergert gefällt, dass der Konzern einige Kaufhäuser in spezielle Sporthäuser umbaut und rechtlich verselbstständigt. Erfolgversprechend sei auch die Strategie, Flächen in den Kaufhäusern an Konzessionäre wie etwa Gerry Weber zu vermieten. Dieses "Shop-in-Shop-Konzept" sei ein "sicheres Geschäft" erklärt Hergert. Dadurch würde der Handelskonzern nicht nur beträchtliche Mieteinnahmen erzielen, sondern auch zusätzliche Konsumenten anlocken.
Hergert glaubt aber, dass die Aktionäre Geduld brauchen. Vorerst sei der Nachrichtenfluss bei Karstadt-Quelle eher negativ, weil auch das Reisegeschäft von Thomas Cook nicht so gut laufen würde. Die Aktie würde deshalb in den kommenden Wochen eher belastet und sei 24 bis 25 Euro wert. Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe stuft das Papier ebenfalls mit "Marketperformer" ein - Kursziel 23 Euro. Hypo-Vereinsbank-Analyst Bosse bewertet den Titel dagegen mit "Outperform". Karstadt-Quelle sei ein Substanzwert und die schlechten Nachrichten schon im Kurs enthalten. Bereits die Immobilien hätten einen Buchwert von 23 Euro pro Aktie. Damit sei dass Papier nach unten abgesichert.