ROUNDUP: Japan erneut vor Rezession - Regierung verfehlt Wachstumsziel
TOKIO (dpa-AFX) - Japan steht erneut vor einer Rezession. Die Wirtschaft des Landes schrumpfte im Schlussquartal des Fiskaljahres 2000 angesichts gesunkener Exporte und Investitionen unerwartet um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Wie die Regierung am Montag mitteilte, ergab sich für das am 31. März beendete Gesamtjahr ein Wachstum von real 0,9 Prozent, womit sie ihr Ziel von 1,2 Prozent verfehlte.
"Japans Wirtschaft befindet sich in einer ernsten Lage und die verschlechtert sich weiter", befand der Wirtschaftsminister Heizo Takenaka. Der Yen und die japanische Aktienbörse büßten deutlich ein. Ökonomen schließen ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaft im laufenden Quartal nicht aus. "Wir fallen in eine Rezession", befand Jesper Koll, Chefvolkswirt beim US-Broker Merrill Lynch Japan.
ANLAGEINVESTITIONEN SCHRUMPFEN
Angesichts der gesunkenen Auslandsnachfrage vor allem aus den USA und dem benachbarten Asien mussten Nippons Firmen ihre Expansionspläne stoppen: Die Anlageinvestitionen, wichtigste Wachstumsquelle der beiden vergangenen Jahre, schrumpften zum Vorquartal um 1,0 Prozent. Die Exporte waren erstmals seit zwei Jahren um 3,6 Prozent zurückgegangen, während sich die Importe um 2,2 Prozent reduzierten.
Zugleich stagnierte der private Verbrauch, der rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung Japans ausmacht. Er fiel damit auch im dritten Quartal in Folge als Wachstumsbeitrag aus. Ein Anspringen des Privatkonsums gilt jedoch als entscheidende Bedingung für eine Erholung der Gesamtwirtschaft.
KEINE NEUEN KONJUNKTURPROGRAMME
Trotz der schwachen Konjunkturdaten plant die Regierung derzeit kein Stimulierungspaket. Stattdessen betonte Regierungschef Junichiro Koizumi nochmals die Notwendigkeit von Strukturreformen. Ohne sie könne die japanische Wirtschaft schwerlich gesunden. "Wir müssen die Dinge langfristig betrachten."
Wirtschaftsminister Takenaka bezeichnete es als schwierig, das Wachstumsziel von 1,7 Prozent im laufenden Fiskaljahr zu erreichen. Viele Ökonomen schließen im Gegenteil ein Schrumpfen der Wirtschaft nicht aus. Dies sei sehr gut möglich, "da die Exporte und Kapitalinvestitionen wahrscheinlich weiter schwach bleiben", sagte Mamoru Yamazaki, Chefökonom von Barclays Capital Japan, der Agentur Kyodo.
DEN VERBRAUCHERN FEHLT VERTRAUEN
Sein Kollege beim Dai-Ichi Kangyo Research Institute, Akio Makabe, erklärte, die neuen Konjunkturdaten zeigten, dass die japanische Wirtschaft jetzt in eine Rezession eintrete. Auch Koichi Haji, Chefökonom bei NLI Research Institute, rechnet mit Nullwachstum oder leichter Kontraktion. Japans Verbraucher lägen wegen der unsicheren Lage ihr Geld weiter zur Seite.
Eine erneute Rezessionsphase könnte nach Ansicht von Experten die Pläne von Regierungschef Koizumi durchkreuzen, die Staatsausgaben zu drosseln und die Banken des Landes zur Abschreibung ihrer massiven faulen Kredite zu zwingen. Mit diesen Versprechen hatte der selbst ernannte Reformer vor eineinhalb Monaten die Wahl zum Regierungschef gewonnen und die Investoren überzeugt, er könne Japan aus der nunmehr elf Jahre andauernden Wirtschaftskrise führen. Ende Juli stehen Oberhauswahlen an. Koizumi hatte der Bevölkerung prophezeit, dass der Umbau Japans vorübergehend einige Schmerzen mit sich bringen werde./ln/DP/hn/ --- Von Lars Nicolaysen, dpa ---
11.06. - 12:55 Uhr
TOKIO (dpa-AFX) - Japan steht erneut vor einer Rezession. Die Wirtschaft des Landes schrumpfte im Schlussquartal des Fiskaljahres 2000 angesichts gesunkener Exporte und Investitionen unerwartet um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Wie die Regierung am Montag mitteilte, ergab sich für das am 31. März beendete Gesamtjahr ein Wachstum von real 0,9 Prozent, womit sie ihr Ziel von 1,2 Prozent verfehlte.
"Japans Wirtschaft befindet sich in einer ernsten Lage und die verschlechtert sich weiter", befand der Wirtschaftsminister Heizo Takenaka. Der Yen und die japanische Aktienbörse büßten deutlich ein. Ökonomen schließen ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaft im laufenden Quartal nicht aus. "Wir fallen in eine Rezession", befand Jesper Koll, Chefvolkswirt beim US-Broker Merrill Lynch Japan.
ANLAGEINVESTITIONEN SCHRUMPFEN
Angesichts der gesunkenen Auslandsnachfrage vor allem aus den USA und dem benachbarten Asien mussten Nippons Firmen ihre Expansionspläne stoppen: Die Anlageinvestitionen, wichtigste Wachstumsquelle der beiden vergangenen Jahre, schrumpften zum Vorquartal um 1,0 Prozent. Die Exporte waren erstmals seit zwei Jahren um 3,6 Prozent zurückgegangen, während sich die Importe um 2,2 Prozent reduzierten.
Zugleich stagnierte der private Verbrauch, der rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung Japans ausmacht. Er fiel damit auch im dritten Quartal in Folge als Wachstumsbeitrag aus. Ein Anspringen des Privatkonsums gilt jedoch als entscheidende Bedingung für eine Erholung der Gesamtwirtschaft.
KEINE NEUEN KONJUNKTURPROGRAMME
Trotz der schwachen Konjunkturdaten plant die Regierung derzeit kein Stimulierungspaket. Stattdessen betonte Regierungschef Junichiro Koizumi nochmals die Notwendigkeit von Strukturreformen. Ohne sie könne die japanische Wirtschaft schwerlich gesunden. "Wir müssen die Dinge langfristig betrachten."
Wirtschaftsminister Takenaka bezeichnete es als schwierig, das Wachstumsziel von 1,7 Prozent im laufenden Fiskaljahr zu erreichen. Viele Ökonomen schließen im Gegenteil ein Schrumpfen der Wirtschaft nicht aus. Dies sei sehr gut möglich, "da die Exporte und Kapitalinvestitionen wahrscheinlich weiter schwach bleiben", sagte Mamoru Yamazaki, Chefökonom von Barclays Capital Japan, der Agentur Kyodo.
DEN VERBRAUCHERN FEHLT VERTRAUEN
Sein Kollege beim Dai-Ichi Kangyo Research Institute, Akio Makabe, erklärte, die neuen Konjunkturdaten zeigten, dass die japanische Wirtschaft jetzt in eine Rezession eintrete. Auch Koichi Haji, Chefökonom bei NLI Research Institute, rechnet mit Nullwachstum oder leichter Kontraktion. Japans Verbraucher lägen wegen der unsicheren Lage ihr Geld weiter zur Seite.
Eine erneute Rezessionsphase könnte nach Ansicht von Experten die Pläne von Regierungschef Koizumi durchkreuzen, die Staatsausgaben zu drosseln und die Banken des Landes zur Abschreibung ihrer massiven faulen Kredite zu zwingen. Mit diesen Versprechen hatte der selbst ernannte Reformer vor eineinhalb Monaten die Wahl zum Regierungschef gewonnen und die Investoren überzeugt, er könne Japan aus der nunmehr elf Jahre andauernden Wirtschaftskrise führen. Ende Juli stehen Oberhauswahlen an. Koizumi hatte der Bevölkerung prophezeit, dass der Umbau Japans vorübergehend einige Schmerzen mit sich bringen werde./ln/DP/hn/ --- Von Lars Nicolaysen, dpa ---
11.06. - 12:55 Uhr