Übernahmen
Investoren greifen Dax-Konzerne an
Finanzinvestoren werden in Kürze das erste Unternehmen des Deutschen Aktienindexes (Dax) übernehmen, dessen sind sich Experten sicher. Genug Geld für die multi-milliardenschweren Käufe haben die Private-Equity-Firmen. Erste Namen von Übernahmekandidaten werden schon gehandelt.
FRANKFURT. „Wir werden noch viele Versuche erleben, bei denen Private-Equity-Fonds nach einem der 30 größten deutschen Konzerne greifen“, sagte Jens Tonn, Deutschland-Chef des Finanzinvestors Candover, dem Handelsblatt. Der Vorstoß bei Continental sei erst der Anfang gewesen.
Der Reifenkonzern hatte kürzlich bekannt gegeben, dass eine Private-Equity-Firma an das Management herangetreten sei. In Finanzkreisen hieß es, dabei habe es sich um den US-Investor Bain Capital gehandelt. Allerdings sagte Conti-Chef Manfred Wennemer dem Interessenten ab. Bain Capitals Initiative zeigt aber, dass selbst eine herausragende Entwicklung der eigenen Aktien Konzerne nicht mehr vor Übernahmeversuchen schützt. Continental hatte in den vergangenen Jahren die beste Kursentwicklung aller 30 Dax-Konzerne.
Finanzinvestoren sammeln Geld etwa bei Pensionsfonds, Stiftungen oder Versicherungen ein, kaufen damit Firmen und machen sie fit. In der Regel vier bis sieben Jahre später verkaufen die Investoren die Unternehmen dann Gewinn bringend über die Börse oder direkt an andere Unternehmen.
Nach Einschätzung von Stefan Hepp, Chef der Schweizer Beratungsgesellschaft SCM, wird es „nicht mehr lange dauern“, bis die erste Übernahme eines deutschen Top-Unternehmens perfekt ist. Auch für Thomas Krenz, Deutschland-Chef des Finanzinvestors Permira, sind die Großkonzerne bereits in Reichweite. Finanzkreise handeln Unternehmen wie den Reisekonzern Tui oder den LKW- und Großmotorenbauer MAN, der bald mit VW und Scania einen neuen Lastwagenkonzern bilden könnte, als besonders geeignete Übernahmekandidaten. Beide Konzerne sind für Käufer relativ preiswert, weil sie sich in puncto Börsenkapitalisierung im unteren Drittel der 30 Dax-Konzerne befinden. Finanzkreise weisen aber darauf hin, dass Private-Equity-Investoren selbst die Übernahme von Schwergewichten wie Daimler-Chrysler und Siemens schon durchgespielt haben.
Ein Grund für die Angriffslust der Finanzinvestoren ist, dass es außerhalb der Börse derzeit nicht mehr viele große Übernahmekandidaten gibt. Entscheidend für die bevorstehenden Attacken sind aber die hohen Geldbeträge, die den Private-Equity-Firmen inzwischen zur Verfügung stehen. Die Texas Pacific Group etwa hat für ihren neuen Fonds 15 Mrd. Dollar eingesammelt. Nach Berechnungen des Londoner Marktforschers Private Equity Intelligence werden die Finanzinvestoren in diesem Jahr weltweit 300 Mrd. Dollar einsammeln. Da die Fonds ihre Transaktionen nur zu etwa 30 Prozent mit eigenen Mitteln und den Rest über Fremdkapital finanzieren, ist das Volumen der Zukäufe noch wesentlich größer.
„Angesichts von Fonds mit einem teilweise zweistelligen Milliardenvolumen wächst der Finanzzweig auch bei Akquisitionen in eine neue Größenordnung“, sagte Rudolf Woetzel von der Investmentbank Lehman Brothers: „Zukäufe im mittleren zweistelligen Milliardenbereich kann ich mir für Europa gut vorstellen.“ Die Finanzinvestoren schließen selbst feindliche Übernahmen nicht aus. Solche Übernahmen würden aber „die große Ausnahme“ bleiben, prophezeit Tonn. Während die Regularien von Candover feindliche Übernahmen verbieten, haben erste Fondsgesellschaften wie CVC ihre internen Regeln geändert, um sich auch die Möglichkeit von Übernahmen gegen den Willen des betroffenen Konzerns offen zu halten.
Allerdings räumen Finanzinvestoren ein, dass ein etwa gegen Daimler-Chrysler oder Siemens gerichteter feindlicher Übernahmeversuch derzeit „politisch nicht durchsetzbar“ sei. Außerdem müsse grundsätzlich der betroffene Vorstand dem Übernahmeinteressenten erlauben, eine genaue Unternehmensprüfung vorzunehmen, sagte Joachim Habetha, Rechtsanwalt der Sozietät Lovells: „Will man detaillierter Einblick in die Unternehmensdaten nehmen, braucht man dazu zwangsläufig den Vorstand.“ Diese Regel würde nur außer Kraft gesetzt, „wenn ein Private-Equity-Fonds der bessere Analyst ist. Das aber ist eher die Ausnahme.“
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 8. Oktober 2006, 18:21 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Investoren greifen Dax-Konzerne an
Finanzinvestoren werden in Kürze das erste Unternehmen des Deutschen Aktienindexes (Dax) übernehmen, dessen sind sich Experten sicher. Genug Geld für die multi-milliardenschweren Käufe haben die Private-Equity-Firmen. Erste Namen von Übernahmekandidaten werden schon gehandelt.
FRANKFURT. „Wir werden noch viele Versuche erleben, bei denen Private-Equity-Fonds nach einem der 30 größten deutschen Konzerne greifen“, sagte Jens Tonn, Deutschland-Chef des Finanzinvestors Candover, dem Handelsblatt. Der Vorstoß bei Continental sei erst der Anfang gewesen.
Der Reifenkonzern hatte kürzlich bekannt gegeben, dass eine Private-Equity-Firma an das Management herangetreten sei. In Finanzkreisen hieß es, dabei habe es sich um den US-Investor Bain Capital gehandelt. Allerdings sagte Conti-Chef Manfred Wennemer dem Interessenten ab. Bain Capitals Initiative zeigt aber, dass selbst eine herausragende Entwicklung der eigenen Aktien Konzerne nicht mehr vor Übernahmeversuchen schützt. Continental hatte in den vergangenen Jahren die beste Kursentwicklung aller 30 Dax-Konzerne.
Finanzinvestoren sammeln Geld etwa bei Pensionsfonds, Stiftungen oder Versicherungen ein, kaufen damit Firmen und machen sie fit. In der Regel vier bis sieben Jahre später verkaufen die Investoren die Unternehmen dann Gewinn bringend über die Börse oder direkt an andere Unternehmen.
Nach Einschätzung von Stefan Hepp, Chef der Schweizer Beratungsgesellschaft SCM, wird es „nicht mehr lange dauern“, bis die erste Übernahme eines deutschen Top-Unternehmens perfekt ist. Auch für Thomas Krenz, Deutschland-Chef des Finanzinvestors Permira, sind die Großkonzerne bereits in Reichweite. Finanzkreise handeln Unternehmen wie den Reisekonzern Tui oder den LKW- und Großmotorenbauer MAN, der bald mit VW und Scania einen neuen Lastwagenkonzern bilden könnte, als besonders geeignete Übernahmekandidaten. Beide Konzerne sind für Käufer relativ preiswert, weil sie sich in puncto Börsenkapitalisierung im unteren Drittel der 30 Dax-Konzerne befinden. Finanzkreise weisen aber darauf hin, dass Private-Equity-Investoren selbst die Übernahme von Schwergewichten wie Daimler-Chrysler und Siemens schon durchgespielt haben.
Ein Grund für die Angriffslust der Finanzinvestoren ist, dass es außerhalb der Börse derzeit nicht mehr viele große Übernahmekandidaten gibt. Entscheidend für die bevorstehenden Attacken sind aber die hohen Geldbeträge, die den Private-Equity-Firmen inzwischen zur Verfügung stehen. Die Texas Pacific Group etwa hat für ihren neuen Fonds 15 Mrd. Dollar eingesammelt. Nach Berechnungen des Londoner Marktforschers Private Equity Intelligence werden die Finanzinvestoren in diesem Jahr weltweit 300 Mrd. Dollar einsammeln. Da die Fonds ihre Transaktionen nur zu etwa 30 Prozent mit eigenen Mitteln und den Rest über Fremdkapital finanzieren, ist das Volumen der Zukäufe noch wesentlich größer.
„Angesichts von Fonds mit einem teilweise zweistelligen Milliardenvolumen wächst der Finanzzweig auch bei Akquisitionen in eine neue Größenordnung“, sagte Rudolf Woetzel von der Investmentbank Lehman Brothers: „Zukäufe im mittleren zweistelligen Milliardenbereich kann ich mir für Europa gut vorstellen.“ Die Finanzinvestoren schließen selbst feindliche Übernahmen nicht aus. Solche Übernahmen würden aber „die große Ausnahme“ bleiben, prophezeit Tonn. Während die Regularien von Candover feindliche Übernahmen verbieten, haben erste Fondsgesellschaften wie CVC ihre internen Regeln geändert, um sich auch die Möglichkeit von Übernahmen gegen den Willen des betroffenen Konzerns offen zu halten.
Allerdings räumen Finanzinvestoren ein, dass ein etwa gegen Daimler-Chrysler oder Siemens gerichteter feindlicher Übernahmeversuch derzeit „politisch nicht durchsetzbar“ sei. Außerdem müsse grundsätzlich der betroffene Vorstand dem Übernahmeinteressenten erlauben, eine genaue Unternehmensprüfung vorzunehmen, sagte Joachim Habetha, Rechtsanwalt der Sozietät Lovells: „Will man detaillierter Einblick in die Unternehmensdaten nehmen, braucht man dazu zwangsläufig den Vorstand.“ Diese Regel würde nur außer Kraft gesetzt, „wenn ein Private-Equity-Fonds der bessere Analyst ist. Das aber ist eher die Ausnahme.“
Quelle: HANDELSBLATT, Sonntag, 8. Oktober 2006, 18:21 Uhr
Euer
Einsamer Samariter