Wer sich heute unter seinen Zeitgenossen umhört, was denn bitte "bovine spongiforme encephalopathie" bedeutet, der wird mit wirklich extrem wenigen Ausnahmen ein ähnliches Schulterzucken ernten wie bei der Frage, für was denn in drei Teufels Namen das "Dabbeljuh" bei George "W." Bush steht. Probieren Sie es aus!
Schlicht Walker heißt der neue US-Präsident mit zweitem Vornamen, was keineswegs bedeutet, dass seine Präsidentschaft für uns Europäer ein Spaziergang werden wird; und kaum ein Thema beschäftigt die Öffentlichkeit heute so sehr wie BSE. Der ignorante Umgang mit den beiden Abkürzungen ist nachgerade symptomatisch für eine Gesellschaft, die gerne und gerne auch fraglos konsumiert - auch und gerade Informationen. Man ist "informiert", schließlich leben wir doch in einer Informationsgesellschaft. Glaubt man. Wissen tut man wenig. Was man wiederum nicht glaubt. Bitte betrachten Sie hierzu einmal folgenden Zusammenhang:
Massenpsychologisch betrachtet, befindet sich Deutschland derzeit in einer dermaßen ausgeprägten BSE-Hysterie, dass man fast schon vermuten könnten, dass alle schon lange das hätten, wovor sie sich fürchten. Aber nicht ein einziges Gramm Muskelfleisch von Rindern hat bislang weltweit irgendwo eine Infektion aufgewiesen. Steaks, ein zartes, gut gewürztes Carpaccio und ähnliche Delikatessen sind also -nach derzeitigen Kenntnisstand- völlig ungefährlich.
Rauchen ist das nicht. Meine Risikolebensversicherung kassiert für mein Hobby Motorradfahren 7,80 DM mehr pro Monat. Für's Rauchen wären es rund 120 DM Mehrbeitrag. Weil die Leute eine Statistik lesen können. Redet jemand drüber? Lieber raucht man eine mehr, weil man sich so viele Sorgen übers Rindfleisch machen muss. Oder man trinkt einen mehr.
Das zeigt, was wir eigentlich alle wissen, uns aber gerade auch für den Umgang mit den Finanzmärkten immer wieder klar machen müssen: Die Menschen sind weit davon entfernt, sich rational zu verhalten. Aber die meisten verhalten sich so wie die Masse. Anders wäre eine Hausse des Neuen Marktes im gesehenen Umfang gar nicht möglich gewesen. Solange die Masse auch der Börsianer nach diesem einfachen Strickmuster "funktioniert", macht es wenig Sinn, klüger sein zu wollen. Dahin, wo das Geld geht, dahin sollten auch Sie gehen. Auch wenn uns knochentrockene Experten davon zu überzeugen versuchen, dass Sie damit genau das Falsche tun.
Genau besehen, dreht die amerikanische Notenbank mit ihren beiden überraschenden Zinssenkungen "nur" an der psychologischen Stellschraube. Indem sie versucht, bei Anlegern, Konsumenten und Investoren eine Stimmung zu erzeugen, die diejenigen Verhaltensweisen auslöst, die eine Rezession verhindern. Ob ihr das gelingen kann, wird sich in den kommenden Handelstagen zeigen. Denn der heute von Intel eingeleitete Reigen neuer Geschäftsberichte wird einige derbe Überraschungen mit sich bringen. Und möglicherweise noch vor Ende Januar eine neue Zinssenkung. Das würde die Rentenmärkte ebenso entlasten wie eine mögliche, neue Umschichtung aus den Aktienmärkten) und den Euro von der Zinsseite her stärken.
Euro und Bund/Bonds bleiben damit auch weiterhin meine Anlagefavoriten. Wer seit meiner diesbezüglichen Erstempfehlung vom November sein Kapital noch nicht verdoppelt hat, sollte sich den Einstieg in entsprechende Call-OS noch überlegen!
Axel Retz