Interesse an Fonds läßt nach
gap. Frankfurt, 9. Juli. Den Aktienmärkten in Westeuropa mangelt es an Schubkraft seitens der Investmentfonds. Dies beruhe auf der mangelnden Bereitschaft privater Anleger, sich in diesen Fonds zu engagieren und diese somit hinreichend mit Kapital auszustatten, das von ihnen an den Börsen platziert werde könnte. Dies ist der Tenor von Kommentaren zu den zuletzt verzeichneten Kapitalbewegungen bei Fonds, die ausschließlich oder überwiegend in Aktien investieren. Schroder Salomon Smith Barney (SSSB) berichtet, daß Privatanleger im April europäischen Fonds im Nettowert von nur 3 Milliarden Euro erworben haben. Spanische Aleger seien in dieser Zeit wie schon zuvor Nettoverkäufer gewesen. Das dennoch positive Ergebnis beruhe auf unvermutet starken Fondskäufen deutscher Anleger. Beachtenswert erscheint SSSB ferner, daß überseeische Anleger im April nach einem kurzen Zwischenspiel wohl wegen der neuerlichen Schwäche des Euro wieder als Nettoverkäufer europäischer Fonds aufgetrente sind. Die insgesamt zu verzeichnenden Nettozuflüsse könnten noch eine Welle gering bleiben, bis die Anleger mit verstärkten Fondskäufen auf wieder anziehende Börsenkurse reagieren dürften.
(FAZ vom 9. Juli 2001, DAX-Schlußstand 5.784)
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Anlegern sollte dieser Artikel zu denken geben.
Zunächst: In Deutschland werden die monatlichen Zuflüsse in Aktienfonds, wenn überhaupt, erst mit einigen Monaten Verzögerung veröffentlicht. Auch erfolgen diese Veröffentlichungen eher beiläufig. Anders in den USA: Dort werden die Zu- oder Abflüsse tages- bzw. wochengleich ermittelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ausgehend davon, daß die Aktienmärkte im April bereits eine wieder steigende Tendenz aufgewiesen hatten, ist der Rückgang der Mittelzuflüsse in europäische Aktienfonds in diesem Zeitraum sehr bedenklich. Anleger sollten berücksichtigen, daß die letzte Umfrage der Deutschen Bank unter 117 europäischen Großanlegern (Quelle: Cognitrend, 5. Juli 2001) ergeben hatte, daß nur 3% der deutschen Fondsmanger für den DAX fallende Kurse erwarten. Da davon auszugehen ist, daß ihrer Meinung in der Regel auch eine Anlagenentscheidung folgt, dürften diese weiter zu einem hohen Prozentsatz (voll)investiert sein.
Anleger sollten beachten, daß den großen Investmenthäusern in Deutschland das Versiegen der Mittelzuflüsse nicht verborgen geblieben sein konnte. Anlegern wurde und wird dagegen immer wieder suggeriert, daß große Summen an Cash bereitstünden, in den Aktienmarkt zu fliessen.
Unter Berücksichtigung der (fehlenden) Liquidität hatte der DAX offensichtlich niemals eine Chance, über die Marke von 6.400 Punkten zu steigen. Anleger sollten bedenken, daß dies den führenden Analysten, die höhere Kurse prognostiziert haben bzw. prognostizieren, nicht verborgen geblieben sein kann. Dies alleine ergibt sich schon aus der Analyse von SSSB. Zu bedenken geben sollte hier insbesondere der Ausblick, daß dies noch einige Zeit so bleiben könnte.
Analysten, die Prognosen für die Märkte derzeit nur nach Indiktatoren und Chartechnik erstellen, sollten Anleger mit großer Vorsicht gegenübertreten. Erinnert sei hier an den 98er Crash, in dem immer wieder behauptet wurde, die Indikatoren wären "stark überverkauft" und würden das Ende der Baisse ankündigen, trotzdem fielen die Kurse in der Endphase ungebremst in immer tiefere Regionen.
Kommt es zu einem Chrash, ist es den Märkten letztendlich egal, ob die Indikatoren eine überverkauften Markt anzeigen oder nicht. Wenn die Masse der Anleger die Geduld verliert und diese zeitgleich zu ihren Verkaufsenscheidungen kommen, werden sich die Märkte weder an charttechnische Marken halten noch Rücksicht auf die Indikatoren nehmen.
Wäre dies anders, hätte alle Analysten im März 2000 aufgrund von Indikatoren und Charttechnik den Rückgang des NEMAX von 10.000 auf 1.200 Punkte voraussagen müssen.
In den Naturwissenschaft ist die Vorhersage von Entwicklungen durch die Projektion erfasster Daten auf die Zukunft ("Extrapollation") verboten. Einem Physiker oder Chemiker, der in seiner Examensarbeit nach diesen Grundsätzen argumentieren würde, stünde eine Karriere als Taxifahrer oder Kellner nichts mehr im Wege - genau wie einigen der 1987, 1990 und 1994 gefeuerten, weil erfolglosen, New Yoker Investmentbanker.
gap. Frankfurt, 9. Juli. Den Aktienmärkten in Westeuropa mangelt es an Schubkraft seitens der Investmentfonds. Dies beruhe auf der mangelnden Bereitschaft privater Anleger, sich in diesen Fonds zu engagieren und diese somit hinreichend mit Kapital auszustatten, das von ihnen an den Börsen platziert werde könnte. Dies ist der Tenor von Kommentaren zu den zuletzt verzeichneten Kapitalbewegungen bei Fonds, die ausschließlich oder überwiegend in Aktien investieren. Schroder Salomon Smith Barney (SSSB) berichtet, daß Privatanleger im April europäischen Fonds im Nettowert von nur 3 Milliarden Euro erworben haben. Spanische Aleger seien in dieser Zeit wie schon zuvor Nettoverkäufer gewesen. Das dennoch positive Ergebnis beruhe auf unvermutet starken Fondskäufen deutscher Anleger. Beachtenswert erscheint SSSB ferner, daß überseeische Anleger im April nach einem kurzen Zwischenspiel wohl wegen der neuerlichen Schwäche des Euro wieder als Nettoverkäufer europäischer Fonds aufgetrente sind. Die insgesamt zu verzeichnenden Nettozuflüsse könnten noch eine Welle gering bleiben, bis die Anleger mit verstärkten Fondskäufen auf wieder anziehende Börsenkurse reagieren dürften.
(FAZ vom 9. Juli 2001, DAX-Schlußstand 5.784)
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Anlegern sollte dieser Artikel zu denken geben.
Zunächst: In Deutschland werden die monatlichen Zuflüsse in Aktienfonds, wenn überhaupt, erst mit einigen Monaten Verzögerung veröffentlicht. Auch erfolgen diese Veröffentlichungen eher beiläufig. Anders in den USA: Dort werden die Zu- oder Abflüsse tages- bzw. wochengleich ermittelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ausgehend davon, daß die Aktienmärkte im April bereits eine wieder steigende Tendenz aufgewiesen hatten, ist der Rückgang der Mittelzuflüsse in europäische Aktienfonds in diesem Zeitraum sehr bedenklich. Anleger sollten berücksichtigen, daß die letzte Umfrage der Deutschen Bank unter 117 europäischen Großanlegern (Quelle: Cognitrend, 5. Juli 2001) ergeben hatte, daß nur 3% der deutschen Fondsmanger für den DAX fallende Kurse erwarten. Da davon auszugehen ist, daß ihrer Meinung in der Regel auch eine Anlagenentscheidung folgt, dürften diese weiter zu einem hohen Prozentsatz (voll)investiert sein.
Anleger sollten beachten, daß den großen Investmenthäusern in Deutschland das Versiegen der Mittelzuflüsse nicht verborgen geblieben sein konnte. Anlegern wurde und wird dagegen immer wieder suggeriert, daß große Summen an Cash bereitstünden, in den Aktienmarkt zu fliessen.
Unter Berücksichtigung der (fehlenden) Liquidität hatte der DAX offensichtlich niemals eine Chance, über die Marke von 6.400 Punkten zu steigen. Anleger sollten bedenken, daß dies den führenden Analysten, die höhere Kurse prognostiziert haben bzw. prognostizieren, nicht verborgen geblieben sein kann. Dies alleine ergibt sich schon aus der Analyse von SSSB. Zu bedenken geben sollte hier insbesondere der Ausblick, daß dies noch einige Zeit so bleiben könnte.
Analysten, die Prognosen für die Märkte derzeit nur nach Indiktatoren und Chartechnik erstellen, sollten Anleger mit großer Vorsicht gegenübertreten. Erinnert sei hier an den 98er Crash, in dem immer wieder behauptet wurde, die Indikatoren wären "stark überverkauft" und würden das Ende der Baisse ankündigen, trotzdem fielen die Kurse in der Endphase ungebremst in immer tiefere Regionen.
Kommt es zu einem Chrash, ist es den Märkten letztendlich egal, ob die Indikatoren eine überverkauften Markt anzeigen oder nicht. Wenn die Masse der Anleger die Geduld verliert und diese zeitgleich zu ihren Verkaufsenscheidungen kommen, werden sich die Märkte weder an charttechnische Marken halten noch Rücksicht auf die Indikatoren nehmen.
Wäre dies anders, hätte alle Analysten im März 2000 aufgrund von Indikatoren und Charttechnik den Rückgang des NEMAX von 10.000 auf 1.200 Punkte voraussagen müssen.
In den Naturwissenschaft ist die Vorhersage von Entwicklungen durch die Projektion erfasster Daten auf die Zukunft ("Extrapollation") verboten. Einem Physiker oder Chemiker, der in seiner Examensarbeit nach diesen Grundsätzen argumentieren würde, stünde eine Karriere als Taxifahrer oder Kellner nichts mehr im Wege - genau wie einigen der 1987, 1990 und 1994 gefeuerten, weil erfolglosen, New Yoker Investmentbanker.